Planetary Health Diet: Wochenplan für eine genussvolle Woche

Von Alicia Kaleta
Veröffentlicht am:

Die Begriffe „nachhaltige Ernährung“ und „Planetary Health Diet“ klingen im ersten Moment nach Theorie, strengen Regeln oder Verzicht. In Wirklichkeit steckt dahinter jedoch etwas ganz anderes: ein wissenschaftlich fundierter und alltagstauglicher Ansatz, der Gesundheit und Genuss miteinander verbindet und gleichzeitig unseren Planeten schützt.

Die von der EAT-Lancet-Kommission entwickelte Planetary Health Diet (PHD)ist kein starres Konzept, sondern ein flexibler Rahmen, der persönliche Vorlieben, kulturelle Traditionen und regionale Lebensmittel berücksichtigt.

Werbung

Letzte Aktualisierung am 6.12.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Dieser Artikel zeigt, wie sich die Grundprinzipien der PHD im Alltag umsetzen lassen. Der enthaltene exemplarische Wochenplan dient als Inspiration und verdeutlicht, wie vielfältig, ausgewogen und genussvoll eine pflanzenbetonte Ernährung sein kann, ohne dass auf Lieblingsgerichte wie z. B. Fleisch am Sonntag, Fisch oder Milchprodukte gänzlich verzichten zu müssen.

Denn: Eine Ernährung, die Mensch und Planet gut tut, kann nicht nur nachhaltig, sondern auch richtig gut schmecken.

Die Planetary Health Diet – ein Kompass für Gesundheit und Nachhaltigkeit

Um den Wochenplan sinnvoll zu gestalten und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, lohnt es sich, einen kurzen Blick auf die wissenschaftlichen Grundlagen und Ziele der Planetary Health Diet zu werfen. Sie ist die Antwort von 37 führenden Wissenschaftlern auf eine der drängendsten Fragen unserer Zeit.

Was ist das Ziel? Zwei Fliegen mit einer Klappe

Die EAT-Lancet-Kommission stand vor einer doppelten Herausforderung: Wie lässt sich eine wachsende Weltbevölkerung von voraussichtlich 9,6 Milliarden Menschen bis 2050 gesund und nachhaltig ernähren, ohne die Belastungsgrenzen unseres Planeten zu überschreiten?

Das Ergebnis ist eine globale Referenzdiät mit zwei klaren Zielen1Rockström, J., Thilsted, S. H., Willett, W. C., Gordon, L. J., Herrero, M., Hicks, C. C., Mason-D'Croz, D., Rao, N., Springmann, M., Wright, E. C., Agustina, R., Bajaj, S., Bunge, A. C., Carducci, B., Conti, C., Covic, N., Fanzo, J., Forouhi, N. G., Gibson, M. F., Gu, X., … DeClerck, F. (2025). The EAT-Lancet Commission on healthy, sustainable, and just food systems. Lancet (London, England)406(10512), 1625–1700. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(25)01201-2. 2Willett, W., Rockström, J., Loken, B., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., Garnett, T., Tilman, D., DeClerck, F., Wood, A., Jonell, M., Clark, M., Gordon, L. J., Fanzo, J., Hawkes, C., Zurayk, R., Rivera, J. A., De Vries, W., Majele Sibanda, L., Afshin, A., … Murray, C. J. L. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. Lancet (London, England)393(10170), 447–492. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31788-4.:

  • Einerseits soll sie die menschliche Gesundheit fördern, indem sie das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten senkt, und andererseits könnte sie jährlich schätzungsweise bis zu 15 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindern.
  • Gleichzeitig soll sie die ökologischen Auswirkungen der weltweiten Lebensmittelproduktion drastisch reduzieren.

Denn unser derzeitiges Ernährungssystem ist einer der größten Treiber für Umweltbelastungen. Es trägt maßgeblich zur Überschreitung von fünf der sechs bereits kritischen planetaren Grenzen bei, darunter Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Landnutzung, Süßwasserverbrauch sowie Stickstoff- und Phosphorkreisläufe.

Kurz gesagt will die PHD ein Ernährungssystem schaffen, das sowohl für den Menschen als auch für den Planeten gesund ist.

Die Kernprinzipien auf einen Blick

Die Planetary Health Diet basiert auf wenigen, aber wirkungsvollen Grundsätzen, die den Speiseplan langfristig verändern können.

Pflanzliche Lebensmittel im Rampenlicht

Eine pflanzenbetonte Ernährung bildet das Fundament. Die Kommission empfiehlt, den weltweiten Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen zu verdoppeln. Etwa die Hälfte des Tellers sollte aus buntem, vielfältigem und saisonalem Obst und Gemüse bestehen. Ergänzt wird diese durch Vollkorngetreide, pflanzliche Proteinquellen und gesunde Fette.

Qualität vor Quantität bei tierischen Produkten

Die PHD ist weder streng vegetarisch noch vegan, sondern ein „plant-forward“-Ansatz, bei dem überwiegend pflanzliche Lebensmittel verzehrt werden, aber auch tierische Lebensmittel in moderatem Umfang erlaubt sind. Tierische Produkte werden vom Hauptdarsteller zur bewussten Ergänzung: Sie liefern wertvolle Nährstoffe und Geschmack, sollen aber seltener und in kleineren Mengen auf dem Teller landen. Entscheidend ist nicht der völlige Verzicht, sondern das richtige Verhältnis.

Die Zahlen verstehen

Die EAT-Lancet-Kommission gibt Orientierungswerte für die tägliche Aufnahme verschiedener Lebensmittelgruppen an. Diese beruhen auf einem durchschnittlichen Energiebedarf von rund 2.400 kcal pro Tag. Dieser Richtwert sollte jedoch je nach Aktivitätsniveau, Körpergröße und Alter individuell angepasst werden.

Noch wichtiger als die exakte Grammzahl ist das Verständnis der Proportionen. So liegt die Empfehlung beispielsweise bei:

  • Rotem Fleisch: ca. 15 g pro Tag
  • Geflügel: ca. 30 g pro Tag
  • Fisch: ca. 30 g pro Tag.

Diese Werte wirken zunächst abstrakt, ergeben in der Praxis aber Sinn: Die angegebenen Mengen sind durchschnittliche Richtwerte und keine starren Tagesvorgaben. So ist für rotes Fleisch eine Spanne von 0 bis 30 g pro Tag vorgesehen, wobei der Durchschnitt etwa 105 g pro Woche entspricht.

Dieser Ansatz bietet Flexibilität: Anstatt täglich kleine Mengen Fleisch zu essen, kann das „Wochenbudget“ für Fleisch für eine genussvolle Mahlzeit verwendet werden, z. B. für ein bewusst zubereitetes Sonntagsgericht. Genau das macht die PHD so alltagstauglich und sozial kompatibel: Sie erlaubt traditionelle Essgewohnheiten und gemeinsames Essen, solange die Balance über die Woche hinweg gewahrt bleibt.

Von Abendbrot bis Sonntagsbraten: So lässt sich die PHD umsetzen

Belegte Brote
Das klassische Abendbrot – neu gedacht: pflanzlich, vielseitig, alltagstauglich. (© Fasci / Envato)

Die Umsetzung einer globalen Ernährungsstrategie gelingt am besten, wenn sie an regionale Gegebenheiten, Esskulturen und vertraute Lebensmittel angepasst wird. Auch die deutsche Küche bietet viele Anknüpfungspunkte, birgt aber auch einige typische Herausforderungen.

Stärken der deutschen Küche nutzen

Entgegen gängigen Klischees ist die traditionelle deutsche Küche nicht nur deftig und fleischlastig, sondern enthält zahlreiche Elemente, die perfekt zu den Prinzipien der Planetary Health Diet passen.

  • Brotkultur: Die in Deutschland tief verwurzelte Tradition des Brotverzehrs – insbesondere von Roggen-, Dinkel- und Vollkornbroten – bildet z. B. eine hervorragende Grundlage, um den empfohlenen Anteil an Vollkorngetreide zu erreichen.
  • Milchprodukte: Quark, Joghurt und Buttermilch sind feste Bestandteile vieler deutscher Speisepläne und fügen sich gut in die moderaten Empfehlungen der Planetary Health Diet ein.
  • Eintopf-Tradition: Der klassische Eintopf ist ein Paradebeispiel für ein anpassungsfähiges Gericht. Ursprünglich oft mit Fleisch zubereitet, lässt er sich problemlos in eine moderne, pflanzenbasierte Mahlzeit verwandeln, z. B. mit Linsen, Bohnen oder Kichererbsen als Hauptproteinquelle.

Die Herausforderungen meistern

Trotz vieler Stärken erfordert die Umstellung auf die Planetary Health Diet an einigen Stellen ein Umdenken, insbesondere was den Konsum von Fleisch und Wurstwaren betrifft.

Die Wurst- und Fleischfrage

Deutschland ist für seine große Vielfalt an Wurstwaren und Fleischgerichten bekannt. Rund 55 % des verzehrten Fleisches stammen vom Schwein und sind ein fester Bestandteil vieler traditioneller Mahlzeiten. Doch der Wandel hat längst begonnen: Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) sank der Pro-Kopf-Verzehr im Jahr 2023 auf 51,6 kg – so wenig wie seit Jahrzehnten nicht mehr3Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch sinkt auf unter 52 Kilogramm. https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/240404_Fleischbilanz.html.. Davon entfielen 27,5 kg auf Schweinefleisch, 8,9 kg auf Rind- und Kalbfleisch sowie 13,1 kg auf Geflügel.

Verglichen mit den Empfehlungen der Planetary Health Diet zeigt sich jedoch, wie groß das Einsparpotenzial noch ist: Der Konsum von rotem Fleisch müsste in Deutschland um etwa 85 bis 90 % sinken – von derzeit rund 36 kg pro Person und Jahr auf etwa 5 kg. Das ist zweifellos eine große, aber keine unlösbare Herausforderung. Bewusstes Reduzieren, neue Geschmackserlebnisse und kreative Alternativen können dabei helfen, Fleisch schrittweise durch pflanzliche Proteinquellen zu ersetzen.

Das Abendbrot neu denken

Das klassische deutsche Abendbrot, bei dem es sich meist um eine kalte Mahlzeit mit Brot, Wurstaufschnitt und Käse handelt, ist kulturell tief verankert. Allerdings ist es oft reich an verarbeitetem Fleisch, Salz und gesättigten Fetten. Genau hier liegt eine der größten und gleichzeitig einfachsten Chancen für Veränderung.

Die Transformation des Abendessens kann als niederschwelliger Einstieg in eine nachhaltigere Ernährung dienen. Im Gegensatz zu warmen Hauptmahlzeiten, für die oft neue Rezepte und Kochschritte erforderlich sind, ist das Abendbrot eine reine „Zusammenstell-Mahlzeit“ – ideal, um Gewohnheiten ohne großen Aufwand zu modernisieren.

Anstelle von Wurst und Käse können pflanzliche Alternativen wie Linsenaufstrich, Hummus oder Avocadocreme den Teller bereichern. Frisches Gemüse wie Tomaten, Gurken, Radieschen oder Salat bringt Farbe, Frische und wertvolle Mikronährstoffe ins Spiel. So wird aus einer alten Tradition ein moderner Beitrag zu Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das Abendbrot wird also nicht abgeschafft, sondern weiterentwickelt, wodurch eine bewusste Ernährungsumstellung greifbar und alltagstauglich gemacht wird – ganz ohne Verzichtsgefühl.

Die deutsche Mahlzeitenstruktur anpassen: Der Wochenplan orientiert sich an der hierzulande vertrauten Struktur mit drei Hauptmahlzeiten. Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Auch die beliebte Tradition von „Kaffee und Kuchen“, besonders am Wochenende, bleibt erhalten. Ein Stück Kuchen passt problemlos ins wöchentliche Budget für zugesetzten Zucker – idealerweise als bewusster Genussmoment und nicht als tägliche Routine.

Wochenplan: 7 Tage voller Geschmack und Nachhaltigkeit

Dieser Wochenplan dient als praktisches Beispiel und zur Inspiration. Er ist so konzipiert, dass er die wöchentlichen Zielmengen der Planetary Health Diet weitgehend abbildet, wobei natürlich Spielraum für persönliche Vorlieben, Portionsgrößen und saisonale Anpassungen besteht.

Die folgende Übersicht zeigt, wie sich die zentralen Lebensmittelgruppen der PHD auf eine Woche übertragen lassen. So wird nachvollziehbar, wie sich die Mengen über verschiedene Mahlzeiten verteilen und welche Lebensmittel dabei eine Rolle spielen.

LebensmittelgruppeEmpfohlene Wochenmenge (Durchschnittswerte)Im Plan umgesetzt durch (Beispiele)
Rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm)105 gEin kleines Rindergulasch am Sonntag
Geflügel210 gEine Portion Hähnchenbrust am Mittwoch
Fisch210 gEin Lachsfilet am Freitag
Eier105 g (ca. 1–2 Stück)Ein gekochtes Ei und ein Rührei
Hülsenfrüchte (Trockengewicht)525 gLinseneintopf, Kichererbsen im Salat, Linsenaufstrich
Nüsse350 gAls Topping für Porridge, im Müsli oder im Salat
Milchprodukte1.750 gJoghurt, Quark, Milch, kleine Menge Käse oder Feta
Vollkorngetreide (Trockengewicht)1.470 gVollkornbrot, Haferflocken, Quinoa, Vollkornnudeln
Gemüse2.100 gAls Hauptbestandteil vieler Mahlzeiten, z. B. Salate, Suppen, Pfannengerichte
Obst1.400 gIm Müsli, als Snack oder im Joghurt
Zugesetzter Zucker210 gSparsam eingesetzt, z. B. etwas Honig im Joghurt
Wöchentliche Zielmengen der Planetary Health Diet (Beispielrechnung). Hinweis: Die Mengen sind auf Basis der täglichen Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission für einen Energiebedarf von ca. 2.400 kcal hochgerechnet.

Die Mengenangaben und Beispielportionen orientieren sich an einem durchschnittlichen Energiebedarf und dienen der Veranschaulichung. Sie können je nach Alter, Geschlecht, Aktivitätsniveau und Energiebedarf individuell angepasst werden.

Exemplarischer 7-Tage-Plan nach den Prinzipien der PHD

Dieser Wochenplan zeigt, wie sich die Grundprinzipien der Planetary Health Diet einfach und genussvoll in den Alltag integrieren lassen. Er dient als Orientierung und kann individuell angepasst werden. Ein rein pflanzlicher Tag pro Woche ist ein einfacher und effektiver Einstieg in eine nachhaltigere Ernährung – ohne dass Genuss oder Nährstoffversorgung zu kurz kommen.

Montag

  • Frühstück: Haferflocken-Porridge mit saisonalen Beeren und einer Handvoll Walnüssen
  • Mittagessen: Großer gemischter Salat mit Kichererbsen, Paprika, Gurke und Joghurt-Kräuter-Dressing
  • Abendessen: Zwei Scheiben Roggenvollkornbrot mit Linsenaufstrich, garniert mit Radieschen und Kresse

Dienstag

  • Frühstück: Naturjoghurt mit Apfelstücken, Leinsamen und einem Teelöffel Honig
  • Mittagessen: Gemüse-Linsen-Eintopf mit Karotten, Sellerie und Kartoffeln, dazu Vollkornbrot
  • Abendessen: Ofengemüse mit Feta und frischen Kräutern

Mittwoch

  • Frühstück: Vollkorntoast mit Avocado und Chiliflocken
  • Mittagessen: Gebratene Hähnchenbrust (ca. 150 g) mit Quinoa und Brokkoli
  • Abendessen: Pellkartoffeln mit Kräuterquark und einem Schuss Leinöl

Donnerstag

  • Frühstück: Müsli (ohne Zuckerzusatz) mit Nüssen, Obst und Hafermilch
  • Mittagessen: Vollkornnudeln mit Tomaten-Gemüse-Soße
  • Abendessen: Gemüsesuppe mit gerösteten Kernen

Freitag

  • Frühstück: Vollkornbrot mit Frischkäse und Gurkenscheiben
  • Mittagessen: Gebratenes Lachsfilet (ca. 150 g) mit Spinat und Salzkartoffeln
  • Abendessen: Bunter Blattsalat mit Sonnenblumenkernen und Essig-Öl-Dressing

Samstag

  • Frühstück: Gekochtes Ei mit Vollkornbrötchen
  • Mittagessen: Kartoffel-Lauch-Auflauf mit leichter Käsekruste
  • Abendessen: Brotzeit mit Hummus, Gemüsesticks und Oliven

Sonntag

  • Frühstück: Rührei (1 Ei) mit Pilzen und Tomaten, dazu Vollkornbrot
  • Mittagessen: Kleines Rindergulasch (ca. 100 g Fleisch) mit Paprika, Zwiebeln und Vollkornreis
  • Abendessen: Joghurt mit Obst oder kleiner grüner Salat

Saisontipp: Die Planetary Health Diet lebt von ihrer Vielfalt. So passt im Winter statt Tomatensuppe auch eine cremige Kürbissuppe, im Sommer hingegen eine kalte Gazpacho oder Zucchinisuppe.

Wochenplan als PDF herunterladen (145 KB)

Flexibilität ist der Schlüssel: So personalisierst du deinen Plan

Der Wochenplan ist nur ein Vorschlag, kein Gesetz. Die wahre Stärke der Planetary Health Diet liegt in ihrer Anpassungsfähigkeit – sie bietet Orientierung, ohne einzuengen. Wenn du ihre Prinzipien verstehst, kannst du sie mühelos an deinen Alltag, deinen Geschmack und deinen Energiebedarf anpassen.

Der Wochen-Budget-Ansatz

Wie der Plan zeigt, wird z. B. das Wochenbudget für rotes Fleisch vollständig durch das Sonntagsgulasch ausgeschöpft. An den übrigen sechs Tagen steht kein rotes Fleisch auf dem Speiseplan – und genau das macht das Konzept so praktikabel. Ähnlich verhält es sich mit Geflügel und Fisch, die jeweils einmal pro Woche als Hauptmahlzeit eingeplant sind. Dieses Prinzip – Genuss in sinnvoller Dosierung statt ständiger Verzicht oder Übermaß – bildet den Kern des flexitarischen Ansatzes. So kannst du dich nachhaltig ernähren, ohne auf soziale oder kulturelle Gewohnheiten verzichten zu müssen.

Mahlzeiten tauschen und Reste nutzen

Die Planetary Health Diet ist kein starrer Wochenplan, sondern ein flexibles Baukastensystem. Du kannst Mahlzeiten und Tage ganz nach Lust, Zeit und Vorrat tauschen. Wenn der Freitag z. B. stressig wird, kannst du das Fischgericht einfach auf Samstag oder Sonntag verschieben. Auch Reste sind Teil des Konzepts: Ein übrig gebliebener Eintopf, kalte Ofengemüsereste oder Quinoa vom Vortag lassen sich leicht in neue Gerichte verwandeln. Das spart Zeit, schont den Geldbeutel und reduziert Lebensmittelverschwendung – ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Anpassung an deinen individuellen Bedarf

Die im Plan angegebenen Portionsgrößen sind Durchschnittswerte, die auf einem Energiebedarf von rund 2.400 kcal pro Tag basieren. Dieser Wert entspricht einer moderat aktiven erwachsenen Person und dient nur zur Orientierung. Dein tatsächlicher Bedarf kann je nach Alter, Geschlecht, Körperzusammensetzung und Aktivitätsniveau deutlich davon abweichen. Viele Menschen – insbesondere bei sitzender Tätigkeit – benötigen weniger. Höre auf dein Hunger- und Sättigungsgefühl. Wenn du regelmäßig Sport treibst, dürfen die Portionen etwas größer ausfallen, v. a. bei Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und pflanzlichen Proteinquellen. Entscheidend ist die Balance, nicht die exakte Grammzahl auf dem Teller.

Umgang mit besonderen Anlässen

Einladungen, Geburtstage oder Restaurantbesuche sind kein Rückschritt, sondern Teil des Lebens. Die Planetary Health Diet lässt genau diesen Freiraum zu. Wenn du an einem Abend bewusst Fleisch, Käse oder Dessert genießt, kannst du das am nächsten Tag mit leichteren, pflanzenbasierten Mahlzeiten ausgleichen. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern eine langfristige Veränderung. Eine Ernährung, die Freude macht, ist auf Dauer immer nachhaltiger als eine, die sich nach Verzicht anfühlt.

Tipp: Die Planetary Health Diet funktioniert am besten, wenn du sie als Orientierung verstehst – nicht als Diät. Kleine, konsequente Veränderungen im Alltag summieren sich über Wochen und Monate zu spürbaren Effekten für Gesundheit, Wohlbefinden und Umwelt.

Der saisonale und regionale Einkaufshelfer

Eine Ernährung, die gut für den Planeten ist, berücksichtigt nicht nur, was wir essen, sondern auch, woher unsere Lebensmittel stammen und wann sie Saison haben. Der Einkauf von saisonalen und regionalen Produkten ist dabei ein logischer und äußerst wirkungsvoller nächster Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Ernährung.

Warum saisonal und regional einkaufen?

Lebensmittel, die zur Haupterntezeit in der eigenen Region wachsen, haben gleich mehrere Vorteile. In der Regel dürfen sie vollständig ausreifen, was ihren Geschmack verbessert und ihren Gehalt an bestimmten Nährstoffen wie Vitamin C oder sekundären Pflanzenstoffen erhöhen kann. Durch die kurze Zeit zwischen Ernte und Verzehr bleiben empfindliche Vitamine besser erhalten. Zudem müssen die Produkte weder weit transportiert noch lange gelagert oder künstlich gereift werden.

Dadurch wird Energieverbrauch reduziert, es entstehen weniger Treibhausgasemissionen und es fällt weniger Verpackungsmüll an – alles Faktoren, die zur Klimabilanz eines Lebensmittels beitragen. Auch ökologisch und sozial punktet der regionale Einkauf: Er stärkt lokale Betriebe, unterstützt saisonale Landwirtschaft und trägt dazu bei, regionale Sortenvielfalt und Biodiversität zu erhalten.

Ein zusätzlicher Pluspunkt: Saisonale Produkte sind häufig günstiger, da sie in größeren Mengen verfügbar sind und keine aufwendigen Import- oder Lagerkosten verursachen. Nachhaltig einkaufen schont also nicht nur das Klima, sondern auch den Geldbeutel.

Dein Kompass durch die Jahreszeiten

Sich saisonal zu ernähren ist einfacher als gedacht und bringt gleichzeitig mehr Abwechslung und Genuss in den Alltag. Jede Jahreszeit bietet ihre eigenen kulinarischen Schätze, die den Speiseplan ganz natürlich verändern.
So kann im Frühling der Brokkoli im Wochenplan beispielsweise durch grünen Spargel ersetzt werden, im Sommer verleihen frische Tomaten und Zucchini den Gerichten Leichtigkeit und im Herbst sorgt ein cremiger Kürbis für Wärme und Farbe auf dem Teller.

Diese Vielfalt beugt nicht nur kulinarischer Routine vor, sondern fördert auch eine abwechslungsreiche Nährstoffzufuhr. Wer regelmäßig saisonal einkauft, nimmt automatisch unterschiedliche Pflanzenstoffe, Vitamine und Mineralstoffe zu sich, je nachdem, was die Natur gerade bietet. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für natürliche Kreisläufe und die Wertschätzung für Lebensmittel.

Die Umstellung auf eine saisonal-regionale Ernährung kann somit zu einer echten Entdeckungsreise werden, bei der vielleicht sogar vergessene Gemüsesorten wie Pastinaken, Topinambur oder Schwarzwurzeln wiederentdeckt werden.

Saisonkalender als Orientierungshilfe

Wenn du wissen möchtest, welches Obst und Gemüse gerade Saison hat, hilft ein kurzer Blick in unseren Saisonkalender. So kannst du deinen Einkauf und deine Mahlzeiten ganz einfach an das anpassen, was die Natur gerade bietet.

Auch zahlreiche Organisationen, darunter das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) und die Verbraucherzentralen, stellen kostenlose Saisonkalender als PDF oder App zur Verfügung. Sie zeigen auf einen Blick, welche Sorten aktuell geerntet werden, und machen eine nachhaltige Einkaufsplanung im Alltag deutlich einfacher.


Saisonaler Kompass für Deutschland (Beispielhafter Auszug)

JahreszeitTypisches GemüseTypisches ObstAnwendung im Plan (Beispiele)
FrühlingSpargel, Rhabarber, Radieschen, Spinat, KohlrabiErdbeeren, erste KirschenErsetze den Brokkoli am Mittwoch durch grünen Spargel.
SommerTomaten, Gurken, Zucchini, Auberginen, Bohnen, SalateBeeren (alle Sorten), Kirschen, Pflaumen, AprikosenVerwende frische Tomaten für die Nudelsoße am Donnerstag.
HerbstKürbis, Rotkohl, Pastinaken, Rote Bete, Pilze, WirsingÄpfel, Birnen, Quitten, WeintraubenKoche am Donnerstag eine Kürbissuppe statt einer Tomatensuppe.
WinterGrünkohl, Rosenkohl, Feldsalat, Lauch, SchwarzwurzelnLageräpfel, LagerbirnenNutze Grünkohl oder Rosenkohl als Gemüsebeilage.
Daten basieren auf typischen Erntezeiten in Deutschland.

Fazit: Nachhaltigkeit, die schmeckt

Die Planetary Health Diet ist weit mehr als eine Liste von Geboten und Verboten. Sie ist ein flexibler und genussvoller Wegweiser für eine Ernährung, die dir und dem Planeten guttut. Der exemplarische Wochenplan zeigt, wie einfach sich ihre Prinzipien im Alltag umsetzen lassen: mit pflanzlicher Vielfalt, bewusstem Genuss und kleinen, aber wirkungsvollen Veränderungen.

Wer saisonal und regional einkauft, den Fleischkonsum maßvoll reduziert und seinen Speiseplan als etwas Dynamisches begreift, trägt aktiv zu einer gesünderen Zukunft bei – für sich selbst, für andere und für die Umwelt.

Nachhaltige Ernährung bedeutet also nicht Verzicht, sondern bewusste Wahl. Sie verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit kulinarischem Alltag, Respekt vor der Natur mit Freude am Essen.

Tipp: Schau beim Einkauf regelmäßig in einen Saisonkalender oder lass dich vom Marktangebot inspirieren. Wenn du dich beim Kochen von den Jahreszeiten leiten lässt, wirst du schnell merken: Nachhaltigkeit schmeckt nicht nur besser, sie fühlt sich auch besser an.

Foto des Autors

Alicia Kaleta

Alicia Kaleta, B.Sc. Ökotrophologie & B.Sc. Wirtschaftspsychologie, ist Masterstudentin im Studiengang Health Sciences an der HAW Hamburg und arbeitet dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin im BISp-geförderten Forschungsprojekt Nutr-e-Screen (2024–2025). Neben der Wissenschaft teilt sie auf figurbetont.de ihre Leidenschaft für gesunde Ernährung, Krafttraining und mentale Balance.

Mehr zum Thema Ernährung

Die Planetary Health Diet: Echte Lösung für Gesundheit und Klima?

Vitamin C: Was der Klassiker unter den Vitaminen wirklich kann

Vitamin-B-Komplex: Der Guide für Energie, Nerven & Wohlbefinden

Apfelessig trinken: Wirkung auf Stoffwechsel, Gewicht & Blutzucker

Was ist Matcha? Alles, was du zum Grüntee-Trend wissen solltest

Abnehmen ohne Sport: 7 bewährte Strategien zum Gewichtsverlust

Neueste Artikel

Nicht alle Antidepressiva sind gleich: Nebenwirkungen im Vergleich

10.000 Schritte am Tag? Wie viele Schritte du wirklich brauchst

Fitnesstracker: Smarte Motivationshilfe oder digitaler Stressfaktor?

Vom Café nach Hause: Matcha Latte Rezept für heiße & kalte Tage

Muskelaufbau im Alter: Mehr Kraft, Lebensqualität, Unabhängigkeit

Obesitas-Hypoventilationssyndrom: Harmlos oder gefährlich?