Orthorexie (Orthorexia nervosa): Wenn „Clean Eating“ krank macht

Von Alicia
Aktualisiert am

Eine gesunde Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Lebensstils und wird mit einem geringeren Risiko für Adipositas, Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs in Verbindung gebracht. Für manche Menschen wird die Beschäftigung mit gesunder Ernährung jedoch zu einer sozialen und körperlichen Belastung. So kann das Streben nach einer extrem ‚gesunden‘ Ernährung zu einem gestörten Essverhalten führen, das als Orthorexie (Orthorexia nervosa) bezeichnet wird.

Der Begriff Orthorexia nervosa wurde erstmals Ende der 1990er Jahre geprägt. Seitdem hat die Orthorexie sowohl in den Medien als auch in der internationalen Forschung zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen1Fang, T., Cao, H., Wang, Y., Gong, Y., & Wang, Z. (2023). Global Scientific Trends on Healthy Eating from 2002 to 2021: A Bibliometric and Visualized Analysis. Nutrients15(6), 1461. https://doi.org/10.3390/nu15061461. 2Håman, L., Barker-Ruchti, N., Patriksson, G., & Lindgren, E. C. (2015). Orthorexia nervosa: An integrative literature review of a lifestyle syndrome. International journal of qualitative studies on health and well-being10, 26799. https://doi.org/10.3402/qhw.v10.26799.. In diesem Artikel soll das Krankheitsbild genauer beleuchtet werden. Was genau ist Orthorexia nervosa? Was sind typische Anzeichen und Symptome? Welche Ursachen können zu einem Zwang zu ‚gesundem‘ Essen führen? Und wie wird Orthorexie nervosa behandelt?

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Definition von Orthorexie

Der Begriff Orthorexie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern orthós für ‚richtig‘ und órexis für ‚Streben‘, ‚Verlangen‘ oder ‚Begehren‘ zusammen. Der amerikanische Arzt Steven Bratman definierte 1997 den Begriff Orthorexia nervosa in Anlehnung an die Anorexia nervosa als eine ungesunde Fixierung auf die ‚richtigen‘ Nahrungsmittel. In seinem Buch ‚Health Food Junkies‚ beschreibt er seine eigenen Erfahrungen mit Orthorexie und ähnliche Fälle bei Patienten.

Was ist Orthorexie (Orthorexia nervosa)?

Orthorexia nervosa ist ein Krankheitsbild, bei dem eine zwanghafte Fixierung auf gesunde Ernährung und selbst auferlegte Ernährungsregeln zu psychischen und physischen Beeinträchtigungen führen kann. Die Betroffenen machen sich übermäßig viele Gedanken über die Qualität der Lebensmittel, wobei das Streben nach einer als ‚perfekt‘ empfundenen Ernährung oder Diät paradoxerweise das Wohlbefinden und die Gesundheit beeinträchtigen kann. Die Einhaltung von Ernährungsregeln hat einen übermäßigen Einfluss auf die Selbsteinschätzung. Es sollte klargestellt werden, dass eine Fokussierung auf eine gesunde Ernährung an sich keine Störung darstellt. Jedoch können eine übermäßige Fixierung auf die Qualität von Lebensmitteln und deren Zubereitung sowie negative Verhaltenskonsequenzen zu Orthorexie führen.

Definition ‚gesunder‘ Ernährung bei Orthorexie

Die Vorstellung von ‚gesunder‘ oder ‚cleaner‘ bzw. ‚reiner‘ Ernährung bei Orthorexia nervosa basiert auf Ernährungstheorien oder -überzeugungen, die sich im Detail unterscheiden können. Menschen mit Orthorexie bezeichnen ‚gesunde‘ Lebensmittel oft als rein, sauber, biologisch und sicher, während ‚ungesunde‘ Lebensmittel als verarbeitet, künstlich angereichert, industriell hergestellt, behandelt oder sogar giftig und gesundheitsschädlich angesehen werden. Die Begriffe ‚gesund‘ und ‚ungesund‘ können dabei subjektiv sehr unterschiedlich definiert werden, was Raum für persönliche Interpretationen dieser Begriffe lässt. Auch persönliche Erfahrungen, kulturelle Hintergründe und kulturelle Praktiken, Wissen, Lebensumstände und aktuelle Ernährungstrends können diese Einstufungen beeinflussen.

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Abgrenzung zu ‚gesunder‘ Orthorexie

Es wurde vorgeschlagen, zwischen Orthorexia nervosa und ‚gesunder Orthorexie‘ zu unterscheiden. Erstere stellt eine potenziell pathologische Erkrankung dar, die durch eine Fixierung auf gesunde Ernährung gekennzeichnet ist, während die ‚gesunde Orthorexie‘ ein nicht-pathologisches Interesse an gesunder Ernährung als Teil der eigenen Identität definiert. Kernmerkmal der Orthorexia nervosa ist eine zwanghafte und extreme Fixierung auf eine gesunde Ernährung, die zu negativen emotionalen, kognitiven und/oder sozialen Konsequenzen führen kann, insbesondere wenn das Essverhalten davon abweicht. Die Herausforderung besteht darin, die beiden Konzepte voneinander abzugrenzen, da gängige Messinstrumente oft nicht in der Lage sind, zwischen harmlosen und pathologischen Ansätzen gesunder Ernährung zu unterscheiden. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass ‚gesunde Orthorexie‘ nicht mit gesunder Ernährung gleichgesetzt werden sollte, da subjektive Überzeugungen darüber, was als gesunde Ernährung angesehen werden sollte, nicht unbedingt mit einer objektiven Definition von gesunder Ernährung übereinstimmen.3Barrada, J. R. & Roncero, M. (2018). Bidimensional Structure of the Orthorexia: Development and Initial Validation of a New Instrument. Anales de Psicología, 34(2). https://doi.org/10.6018/analesps.34.2.299671. 4Falgares, G., Costanzo, G., Manna, G., Marchetti, D., Barrada, J. R., Roncero, M., Verrocchio, M. C., & Ingoglia, S. (2023). Healthy orthorexia vs. orthorexia nervosa: Italian validation of the Teruel Orthorexia Scale (TOS). Eating and weight disorders : EWD28(1), 42. https://doi.org/10.1007/s40519-023-01568-x. 5Lasson, C., Rousseau, A., Vicente, S., Goutaudier, N., Romo, L., Roncero, M., & Barrada, J. R. (2023). Orthorexic eating behaviors are not all pathological: a French validation of the Teruel Orthorexia Scale (TOS). Journal of eating disorders11(1), 65. https://doi.org/10.1186/s40337-023-00764-5. 6Zickgraf, H. F., & Barrada, J. R. (2022). Orthorexia nervosa vs. healthy orthorexia: relationships with disordered eating, eating behavior, and healthy lifestyle choices. Eating and weight disorders : EWD27(4), 1313–1325. https://doi.org/10.1007/s40519-021-01263-9.

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Abgrenzung zu anderen Essstörungen

Orthorexia nervosa weist Parallelen zu anderen Essstörungen auf, insbesondere in der zentralen Rolle, die die Beschäftigung mit Essen und Essgewohnheiten im Leben der Betroffenen spielt, sowie in den zwanghaften Persönlichkeitsmerkmalen wie Rigidität und Perfektionismus. Ähnlichkeiten zeigen sich auch in den sozialen und gesundheitlichen Folgen wie soziale Isolation, Gewichtsveränderungen und Mangelernährung sowie in der Art und Weise, wie das Essen zur Identifikation dient und Lebensbereiche dominiert. Der Hauptunterschied liegt in der zugrunde liegenden Motivationen für das gestörte Essverhaltens. Während bei anderen Essstörungen wie Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge Eating Disorder die Menge oder das Muster der Nahrungsaufnahme im Vordergrund steht, geht es bei Orthorexia nervosa um die Qualität und Reinheit der verzehrten Nahrung.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen Orthorexie und anderen Essstörungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Orthorexia nervosa:

  • Keine Angst vor Gewichtszunahme
  • Fokus: Qualität der Nahrung
  • Klare rationalisierte Essregeln
  • Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede7Strahler J. (2019). Sex differences in orthorexic eating behaviors: A systematic review and meta-analytical integration. Nutrition (Burbank, Los Angeles County, Calif.)67-68, 110534. https://doi.org/10.1016/j.nut.2019.06.015.

Andere Essstörungen:

  • Angst vor Gewichtszunahme
  • Fokus: Quantität der Nahrung
  • Versteckte Rituale rund ums Essen
  • Frauen häufiger betroffen als Männer

Orthorexia nervosa beschreibt die zwanghafte Fixierung (Obsession) auf den ausschließlichen Verzehr von Nahrungsmitteln, die subjektiv als ‚clean‘ oder ‚gesund‘ bewertet werden. Im Gegensatz zu anderen Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie ist für die Betroffenen nicht die Menge, sondern die Qualität der Nahrung das entscheidende Auswahlkriterium.

Ursachen und Risikofaktoren der Orthorexie

Orthorexie Ursachen
Das Streben nach der ‚perfekten‘ Ernährung kann eine Orthorexie begünstigen (© Chalabala / Envato)

Orthorexia nervosa, die zwanghafte Besessenheit von gesundem Essen, wird durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren verursacht. Während die genauen Ursachen noch erforscht werden, haben bisherige Studien mehrere psychologische, soziale und möglicherweise genetische sowie Umweltfaktoren identifiziert, die zur Entwicklung dieser Krankheit beitragen können.

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Psychologische Faktoren

Psychologische Faktoren spielen bei der Entstehung der Orthorexia nervosa eine zentrale Rolle. Insbesondere Perfektionismus und ein starkes Kontrollbedürfnis können wesentlich zur Entwicklung dieser Störung beitragen. Menschen mit einem Hang zum Perfektionismus streben oft nach idealen Standards in allen Lebensbereichen, einschließlich ihrer Ernährung. Dadurch kann eine obsessiv-akribische Fokussierung auf die Qualität der Ernährung entstehen, wobei ausschließlich Lebensmittel konsumiert werden, die als absolut gesund angesehen werden. Das Bedürfnis nach Kontrolle, vor allem in unsicheren oder stressigen Lebensphasen, kann sich in der strikten Regulierung der Nahrungsaufnahme manifestieren. Für die Betroffenen werden die Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln nach strengen gesundheitlichen Kriterien zu einem Mittel, um ein Gefühl von Sicherheit und Ordnung in ihrem Leben aufrechtzuerhalten.

Die folgende Liste gibt einen Überblick über spezifische intraindividuelle Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die als psychologische Faktoren bei der Entwicklung von Orthorexia nervosa eine Rolle spielen können8McComb, S. E., & Mills, J. S. (2019). Orthorexia nervosa: A review of psychosocial risk factors. Appetite140, 50–75. https://doi.org/10.1016/j.appet.2019.05.005.:

  • Perfektionismus
  • Diäten/restriktives Essverhalten
  • Streben nach Schlankheit/ Internalisierung des Schlankheitsideals
  • Negatives Körperbild
  • Psychopathologie
  • Neurotizismus (Ängstlichkeit, negative Affektivität)
  • Zwanghafte Tendenzen
  • Aktuelle oder frühere Essstörung
  • Angst vor Kontrollverlust
  • Empfundene Anfälligkeit für Krankheiten

Soziale Einflüsse

Gesellschaftliche Einflüsse tragen ebenfalls zur Verbreitung der Orthorexie bei. Die Omnipräsenz sozialer Medien und die dort vermittelten idealisierten Vorstellungen von Gesundheit und Fitness können den Druck erhöhen, gesundheitlichen Idealen zu entsprechen. In sozialen Netzwerken und Blogs wird häufig ein perfektioniertes Bild von gesunder Ernährung und Lebensweise gezeichnet, das nicht immer realistisch oder nachhaltig ist. Die ständige Konfrontation mit diesen Idealen kann bei anfälligen Personen zu einer obsessiven Beschäftigung mit der eigenen Ernährung führen. Darüber hinaus begünstigt die heutige Fitness- und Gesundheitskultur, in der körperliche Perfektion und optimale Gesundheit oft als erstrebenswerte Ziele dargestellt werden, die Entwicklung orthorektischer Verhaltensweisen.

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Im Folgenden werden gesellschaftliche Faktoren aufgeführt, die äußere Einflüsse auf das Essverhalten darstellen und die Entwicklung einer Orthorexia nervosa begünstigen können:

  • Unrealistische Gesundheits- und Ernährungsstandards
  • Darstellung idealisierter Körperbilder und ‚Clean-Eating‘-Trends in den Medien
  • Verbreitung von Fehlinformationen über Ernährung und Gesundheit
  • Gewichtsbezogene Vorurteile und Stigmatisierung von Übergewicht
  • Sozialer Druck und Vergleich
  • Normen, die die Reinheit der Ernährung betonen
  • Verfügbarkeit von Bio- oder ‚cleanen‘ Lebensmitteln
  • Zugang zu Ernährungsforschung und -wissen
  • Höheres Einkommen
  • Positives Feedback von anderen
  • Zeit für die Planung und Zubereitung von Mahlzeiten

Mögliche genetische und Umweltfaktoren

Obwohl die Forschung zu genetischen und Umweltfaktoren bei Orthorexie noch in den Kinderschuhen steckt, deuten einige Studien darauf hin, dass genetische Prädispositionen und Umwelteinflüsse eine Rolle spielen könnten9Greville-Harris, M., Talbot, C. V., Moseley, R. L., & Vuillier, L. (2022). Conceptualisations of health in orthorexia nervosa: a mixed-methods study. Eating and weight disorders : EWD27(8), 3135–3143. https://doi.org/10.1007/s40519-022-01443-1. 10Strahler, J. (2018). Orthorexia nervosa: Ein Trend im Ernährungsverhalten oder ein psychisches Krankheitsbild? Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Psychotherapeutenjournal, 1.. Wie bei anderen Essstörungen, könnte es genetische Faktoren geben, die eine Person anfälliger für die Entwicklung von Orthorexie machen. Umwelteinflüsse, wie familiäre Essgewohnheiten oder die Exposition gegenüber bestimmten Ernährungsphilosophien in der Kindheit, könnten das Risiko ebenfalls erhöhen11Mazzeo, S. E., & Bulik, C. M. (2009). Environmental and genetic risk factors for eating disorders: what the clinician needs to know. Child and adolescent psychiatric clinics of North America18(1), 67–82. https://doi.org/10.1016/j.chc.2008.07.003.. Es ist weitere Forschung erforderlich, um diese Zusammenhänge vollständig zu verstehen und zu ermitteln, wie genetische Veranlagung und Umwelteinflüsse zusammenwirken, um das Risiko einer Erkrankung an Orthorexie zu erhöhen.

Risikofaktoren

Obwohl die Evidenz nicht immer konsistent und weitere Forschung nötig ist, könnten einige Risikogruppen eher eine Tendenz zu orthorexischem Essverhalten aufzeigen. Orthorexia nervosa scheint mit folgenden Risikofaktoren verbunden zu sein12Donini, L. M., Barrada, J. R., Barthels, F., Dunn, T. M., Babeau, C., Brytek-Matera, A., Cena, H., Cerolini, S., Cho, H. H., Coimbra, M., Cuzzolaro, M., Ferreira, C., Galfano, V., Grammatikopoulou, M. G., Hallit, S., Håman, L., Hay, P., Jimbo, M., Lasson, C., Lindgren, E. C., … Lombardo, C. (2022). A consensus document on definition and diagnostic criteria for orthorexia nervosa. Eating and weight disorders : EWD27(8), 3695–3711. https://doi.org/10.1007/s40519-022-01512-5. 13López-Gil, J. F., Tárraga-López, P. J., Soledad Hershey, M., López-Bueno, R., Gutiérrez-Espinoza, H., Soler-Marín, A., Fernández-Montero, A., & Victoria-Montesinos, D. (2023). Overall proportion of orthorexia nervosa symptoms: A systematic review and meta-analysis including 30 476 individuals from 18 countries. Journal of global health13, 04087. https://doi.org/10.7189/jogh.13.04087.:

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  • Psychische Störungen in der Vorgeschichte: Einschließlich Essstörungen14Skella, P., Chelmi, M. E., Panagouli, E., Garoufi, A., Psaltopoulou, T., Mastorakos, G., Sergentanis, T. N., & Tsitsika, A. (2022). Orthorexia and Eating Disorders in Adolescents and Young Adults: A Systematic Review. Children (Basel, Switzerland), 9(4), 514. https://doi.org/10.3390/children9040514. 15Atchison, A. E., & Zickgraf, H. F. (2022). Orthorexia nervosa and eating disorder behaviors: A systematic review of the literature. Appetite177, 106134. https://doi.org/10.1016/j.appet.2022.106134., Zwangsstörungen16Huynh, P. A., Miles, S., de Boer, K., Meyer, D., & Nedeljkovic, M. (2024). A systematic review and meta-analysis of the relationship between obsessive-compulsive symptoms and symptoms of proposed orthorexia nervosa: The contribution of assessments. European eating disorders review : the journal of the Eating Disorders Association32(2), 257–280. https://doi.org/10.1002/erv.3041. 17Pruneti, C., Coscioni, G., & Guidotti, S. (2023). A Systematic Review of Clinical Psychophysiology of Obsessive-Compulsive Disorders: Does the Obsession with Diet Also Alter the Autonomic Imbalance of Orthorexic Patients?. Nutrients15(3), 755. https://doi.org/10.3390/nu15030755. 18Pontillo, M., Zanna, V., Demaria, F., Averna, R., Di Vincenzo, C., De Biase, M., Di Luzio, M., Foti, B., Tata, M. C., & Vicari, S. (2022). Orthorexia Nervosa, Eating Disorders, and Obsessive-Compulsive Disorder: A Selective Review of the Last Seven Years. Journal of clinical medicine11(20), 6134. https://doi.org/10.3390/jcm11206134. 19Zagaria, A., Vacca, M., Cerolini, S., Ballesio, A., & Lombardo, C. (2022). Associations between orthorexia, disordered eating, and obsessive-compulsive symptoms: A systematic review and meta-analysis. The International journal of eating disorders55(3), 295–312. https://doi.org/10.1002/eat.23654., Depressionen, generalisierte oder spezifische Angststörungen.
  • (Psycho)-somatische Probleme: Hypochondrie und emotionale Dysregulation.
  • Persönlichkeitsmerkmale: Perfektionismus, Kontrollbedürfnis, geringes Selbstwertgefühl, Selbstkritik, Narzissmus, und hohe Ansprüche an sich selbst.
  • Einfluss von Medien und sozialen Netzwerken: Starker Einfluss von Medien, sozialen Netzwerken und Online-Plattformen auf das Essverhalten und das körperliche Erscheinungsbild20Scheiber, R., Diehl, S., & Karmasin, M. (2023). Socio-cultural power of social media on orthorexia nervosa: An empirical investigation on the mediating role of thin-ideal and muscular internalization, appearance comparison, and body dissatisfaction. Appetite185, 106522. https://doi.org/10.1016/j.appet.2023.106522..
  • Ernährungsgewohnheiten: Präferenz für vegane und vegetarische Ernährung21Mathieu, S., Hanras, E., & Dorard, G. (2023). Associations between vegetarianism, body mass index, and eating disorders/disordered eating behaviours: a systematic review of literature. International journal of food sciences and nutrition, 74(4), 424–462. https://doi.org/10.1080/09637486.2023.2232953. 22McLean, C. P., Kulkarni, J., & Sharp, G. (2022). Disordered eating and the meat-avoidance spectrum: a systematic review and clinical implications. Eating and weight disorders : EWD, 27(7), 2347–2375. https://doi.org/10.1007/s40519-022-01428-0. 23Brytek-Matera A. (2021). Vegetarian diet and orthorexia nervosa: a review of the literature. Eating and weight disorders : EWD, 26(1), 1–11. https://doi.org/10.1007/s40519-019-00816-3..
  • Sport und körperliche Aktivität: Engagement in Yoga24Domingues, R. B., & Carmo, C. (2019). Disordered eating behaviours and correlates in yoga practitioners: a systematic review. Eating and weight disorders : EWD, 24(6), 1015–1024. https://doi.org/10.1007/s40519-019-00692-x., Leistungssport, sportliche Leistungsbedenken und intensive körperliche Aktivität25Hafstad, S. M., Bauer, J., Harris, A., & Pallesen, S. (2023). The prevalence of orthorexia in exercising populations: a systematic review and meta-analysis. Journal of eating disorders, 11(1), 15. https://doi.org/10.1186/s40337-023-00739-6. 26Paludo, A. C., Magatão, M., Martins, H. R. F., Martins, M. V. S., & Kumstát, M. (2022). Prevalence of Risk for Orthorexia in Athletes Using the ORTO-15 Questionnaire: A Systematic Mini-Review. Frontiers in psychology, 13, 856185. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.856185. 27Strahler, J., Wachten, H., & Mueller-Alcazar, A. (2021). Obsessive healthy eating and orthorexic eating tendencies in sport and exercise contexts: A systematic review and meta-analysis. Journal of behavioral addictions, 10(3), 456–470. Advance online publication. https://doi.org/10.1556/2006.2021.00004..
  • Berufliche und akademische Orientierung: Berufe oder Studiengänge im Gesundheitswesen, wie Medizin, Diätetik und Ernährungsberatung28Budhiwianto, S., Bennett, C. J., Bristow, C. A., & Dart, J. (2023). Global Prevalence of Eating Disorders in Nutrition and Dietetic University Students: A Systematic Scoping Review. Nutrients, 15(10), 2317. https://doi.org/10.3390/nu15102317..
  • Bestimmte Krankheiten/Störungen: Vorliegen von Diabetes29Grammatikopoulou, M. G., Gkiouras, K., Polychronidou, G., Kaparounaki, C., Gkouskou, K. K., Magkos, F., Donini, L. M., Eliopoulos, A. G., & Goulis, D. G. (2021). Obsessed with Healthy Eating: A Systematic Review of Observational Studies Assessing Orthorexia Nervosa in Patients with Diabetes Mellitus. Nutrients13(11), 3823. https://doi.org/10.3390/nu13113823., Verdauungsstörungen30McGowan, A., & Harer, K. N. (2021). Irritable Bowel Syndrome and Eating Disorders: A Burgeoning Concern in Gastrointestinal Clinics. Gastroenterology clinics of North America50(3), 595–610. https://doi.org/10.1016/j.gtc.2021.03.007. 31Halmos, E. P., & Gibson, P. R. (2019). Controversies and reality of the FODMAP diet for patients with irritable bowel syndrome. Journal of gastroenterology and hepatology34(7), 1134–1142. https://doi.org/10.1111/jgh.14650. oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Die Entstehung der Orthorexia nervosa ist das Ergebnis eines Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Psychologische und soziokulturelle Einflüsse auf die Orthorexie sind eng miteinander verknüpft und bilden ein komplexes Geflecht von Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Störung beitragen. Ein umfassendes Verständnis dieser Dynamiken ist entscheidend für die Entwicklung wirksamer Präventions- und Behandlungsstrategien.

Orthorexie Symptome

Orthorexia nervosa Symptome
Typisch für Orthorexie: Zwanghafter Fokus auf ‚gesundes‘ Essen und starre Ernährungsregeln (© karandaev / Envato)

Die Symptome und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Orthorexie können als Kontinuum verstanden werden, das von einem Interesse an gesunder Ernährung ohne pathologische Züge bis hin zu einer zwanghaften Fokussierung auf gesunde Ernährung reicht. Im Folgenden werden die Kernsymptome beschrieben und Beispiele angeführt, die auf orthorektisches Essverhalten hinweisen können.

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Kernsymptome

Die Kernsymptome der Orthorexia nervosa manifestieren sich vorrangig in einer pathologische Fixierung auf eine gesunde bzw. gesundheitsbewusste Ernährung. Menschen mit Orthorexie investieren unverhältnismäßig viel Zeit und Energie in die Planung, Beschaffung, Zubereitung und/oder den Verzehr von Mahlzeiten, die ihren hohen Gesundheitsstandards entsprechen. Bei der Auswahl konzentrieren sich die Betroffenen auf Lebensmitteln, die für sie als ‚clean‘, ‚rein‘ oder ‚gesund‘ gelten. Gleichzeitig führt eine übertriebene Angst vor subjektiv als ‚ungesund‘ empfundenen Lebensmitteln häufig dazu, dass viele Lebensmittelgruppen gemieden werden.

Entscheidend ist nicht – wie bei anderen Essstörungen – die Menge der verzehrten Lebensmittel, sondern die überbewertete Qualität der Nahrung. Bei der Orthorexia nervosa werden die Qualität, Reinheit und der Gesundheitswert der Nahrung extrem interpretiert und rigoros in Form von starren Ernährungsregeln umgesetzt. Die zwanghafte Fokussierung auf diese Regeln und deren akribische Einhaltung nimmt einen Großteil der Zeit und der mentalen Ressourcen der Betroffenen in Anspruch. Die Orthorexie erhält einen Störungscharakter, wenn die übermäßige Fokussierung auf eine gesunde Ernährung zu einer deutlichen Belastung und Dysfunktion führt.

Verhaltensmuster bei Orthorexie

Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf ein orthorektisches Essverhalten hindeuten können32Gkiouleka, M., Stavraki, C., Sergentanis, T. N., & Vassilakou, T. (2022). Orthorexia Nervosa in Adolescents and Young Adults: A Literature Review. Children (Basel, Switzerland)9(3), 365. https://doi.org/10.3390/children9030365. 33Decyk, A., & Księżopolska, M. (2022). Orthorexia nervosa – the border between healthy eating and eating disorders. Roczniki Panstwowego Zakladu Higieny73(4), 381–385. https://doi.org/10.32394/rpzh.2022.0231.. Oft ist es schwierig, zwischen einem normalen Interesse an gesunder Ernährung und einer pathologischen Form zu unterscheiden, die zu einer Belastung und Beeinträchtigung führen kann. Orthorexia nervosa äußert sich vor allem in einer exzessiven Beschäftigung mit dem eigenen Essverhalten und in selbst auferlegten, rigiden und unflexiblen Regeln, die streng kontrolliert werden.

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Motivation

  • Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden.
  • Vorbeugung von Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs.
  • Wunsch nach Optimierung der Ernährung.
  • Eventuell Gewichtsreduktion aus gesundheitlichen Gründen.

Bevorzugte Nahrungsquellen

  • Konsum nur von Lebensmitteln, die als ‚clean‘ und ‚gesund‘ gelten.
  • Präferenz für reine, natürliche, unverarbeitete Lebensmittel.
  • Vorliebe für rohe Lebensmittel oder Obst- und Gemüsesäfte.
  • Bevorzugung von pflanzlichen oder tierischen Lebensmitteln aus ökologischem Landbau.
  • Bevorzugung saisonaler und regionaler Lebensmitteln.
  • Kategorisierung von Lebensmitteln in ‚gut‘ und 'schlecht‘.
  • Individuelle Listen erlaubter Lebensmittel.
  • Übermäßiger Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln.

Ausschluss von Lebensmitteln

  • Vermeidung industriell verarbeiteter Lebensmitteln.
  • Ausschluss von Lebensmitteln mit Zusatzstoffen (z. B. Konservierungsstoffe, künstliche Aromen und Süßungsmittel, Farbstoffe).
  • Vermeidung von Pestiziden und gentechnisch veränderten Organismen (GVO).
  • Verzicht auf Lebensmittel mit hohem Kalorien-, Fett-, Zucker– oder Salzgehalt.
  • Verzicht auf Lebensmittel, die Gluten, Milch/Lactose, Fructose oder Histamin enthalten.
  • Verzicht auf Alkohol und Lebensmittel, die Krankheiten auslösen können.
  • Verzicht auf ganze Lebensmittelgruppen.

Information und Kontrolle

  • Intensive Auseinandersetzung mit dem Nährstoffgehalt von Lebensmitteln.
  • Überwachung der Energie- und Nährstoffzufuhr (z.B. mit Tracking-Apps).
  • Gezielte Suche nach den reinsten und nährstoffreichsten Lebensmitteln.
  • Sorgfältige Prüfung von Herkunft, Anbau, Verarbeitung, Kennzeichnung und Verpackungsmaterial.
  • Bedenken hinsichtlich Pestiziden, Hormonen, Antibiotika und Nährstoffverlusten.
  • Bevorzugter Einkauf in Bioläden und Reformhäusern.

Prinzipien der Zubereitung

  • Strenger Zeitplan für regelmäßige Mahlzeiten und feste Essenszeiten.
  • Strikte Einhaltung von Mahlzeitenplänen und Essensfenstern.
  • Komplexe Regeln für die Kombination von Lebensmitteln und den Zeitpunkt des Verzehrs, einschließlich optimaler Verdauungszeiten.
  • Sorgfältige Zubereitung, um den Nährstoffgehalt zu maximieren.
  • Vermeidung extern zubereiteter Mahlzeiten.
  • Vermeidung von Situationen, in denen ‚ungesunde‘ Nahrungsmittel verzehrt werden müssten.

Zeitaufwändige Planung der Mahlzeiten

  • Hoher Zeitaufwand für Planung, Einkauf, Zubereitung und Verzehr der Mahlzeiten (oft mehrere Stunden pro Tag).
  • Aufwändiges Suchen, Katalogisieren, Wiegen und Abmessen von Lebensmitteln.

Zunehmende Einschränkungen und Komplexität

  • Allmähliche Verschärfung der Ernährungseinschränkungen.
  • Entwicklung immer strengerer Ernährungsregeln bis hin zum Fasten.
  • Zunehmende Besessenheit von Auswahl und Menge der Lebensmittel im Alltag.
  • Übermäßige Beschäftigung mit Techniken und Materialien für eine gesunde Nahrungszubereitung.

Emotionale Dynamik

  • Aufdringliche Gedanken rund ums Essen.
  • Ständige Sorge um Nährstoffmangel und Gesundheitsrisiken.
  • Ständiges Bemühen, Versuchungen zu widerstehen.
  • Angst, Schuld und Scham bei Regelverstößen.
  • Selbstkritik und Bestrafung für Abweichungen.
  • Selbstbelohnung bei Erfolg der Diät und Einhaltung der Regeln.
  • Befriedigung durch das Gefühl von Kontrolle und Selbstbeherrschung.

Moralische Überlegenheit

  • Abwertung und Unverständnis gegenüber ‚ungesunder‘ Ernährung.
  • Überlegenheitsgefühl gegenüber Personen mit weniger gesundem Essverhalten.
  • Zufriedenheit und Stolz über die eigene Ernährungsdisziplin.
  • Innere Überzeugung, dass das der eigene Ernährungsansatz überlegen ist.
  • Belehrung/Missionierung des Umfelds über ‚ungesunde‘ Lebensmittel.

Die Auswahl und/oder der Ausschluss von Nahrungsmitteln aus der Ernährung wird bei Orthorexia nervosa in erster Linie durch den Wunsch motiviert, die eigene körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden zu maximieren. Die Regeln sind nicht auf wirtschaftliche Faktoren, kulturelle und religiöse Überzeugungen, Wertevorstellungen (z. B. Nachhaltigkeit, Umweltschutz oder Tierschutz) oder Wahnvorstellungen zurückzuführen.34Koven, N. S., & Abry, A. W. (2015). The clinical basis of orthorexia nervosa: emerging perspectives. Neuropsychiatric disease and treatment11, 385–394. https://doi.org/10.2147/NDT.S61665.

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Ambivalenz und mangelnde Einsicht

Ein typisches Merkmal der Orthorexia nervosa ist die geringe Krankheitseinsicht, insbesondere zu Beginn und im Frühstadium der Störung. Betroffene haben häufig eine ambivalente Einstellung zu ihrer Erkrankung. Sie sind teilweise in der Lage, das mit ihrem Verhalten verbundene Leiden zu erkennen, sind sich aber gleichzeitig nicht der vollen Konsequenzen ihres Handelns bewusst. Häufig klagen sie nicht über die direkten Krankheitssymptome, sondern über die negativen Folgen, die sich aus der Nichteinhaltung der strikten Ernährungsregeln und -routinen ergeben. Das Vorhandensein und der Grad der emotionalen Belastung können dabei variieren.

Fallbeispiele und Erfahrungen

Orthorexie Symptome
Orthorektiker fühlen sich oft denen überlegen, die sich ‚ungesund‘ ernähren (© alinabuphoto / Envato)

Orthorexia nervosa hat viele Gesichter. Fallstudien vermitteln ein besseres Verständnis dafür, was orthorektische Menschen denken, fühlen, tun und erleben, wenn sie diese restriktive und abweichende Beziehung zum Essen haben35Barthels, F., Fischer, M., Keskini, R., Schöl, A. M., & Pietrowsky, R. (2024). The various facets of orthorexic eating behavior: five case reports of individuals with supposed orthorexia nervosa. Journal of eating disorders12(1), 31. https://doi.org/10.1186/s40337-024-00988-z. 36Dajon, M., & Bouchard, J. P. (2021). Orthorexie : trajectoires de vie et profils psychopathologiques [Orthorexis: Psychopathological profiles and life trajectories]. Revue de l'infirmiere70(270), 37–39. https://doi.org/10.1016/j.revinf.2021.02.013. 37Scarff J. R. (2017). Orthorexia Nervosa: An Obsession With Healthy Eating. Federal practitioner : for the health care professionals of the VA, DoD, and PHS34(6), 36–39.. Die folgenden Zitate sind Beispiele aus Online-Blogs, in denen persönliche Erfahrungen mit Orthorexia nervosa im Erwachsenenalter beschrieben werden38Greville-Harris, M., Smithson, J., & Karl, A. (2020). What are people's experiences of orthorexia nervosa? A qualitative study of online blogs. Eating and weight disorders : EWD25(6), 1693–1702. https://doi.org/10.1007/s40519-019-00809-2.:

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„Ich war auf einer endlosen Suche nach Möglichkeiten, verschiedene körperliche Beschwerden durch Nahrungsausschlüsse und Diäten zu heilen … Während dieser Zeit litt ich weiterhin an Magen-Darm-Problemen … Meiner Meinung nach stimmte also immer noch etwas nicht. Es gab immer noch etwas zu beheben … Die Suche zehrte an mir.“

(Ashley Bailey)

„Als ich als Studienanfänger etwas an Gewicht zunahm, fing ich an, Kalorien zu zählen und passte meine Ernährung an. Ich bin von vegetarisch auf vegan umgestiegen. Danach habe ich auf Gluten verzichtet, um meine Ernährung noch weiter zu ‚perfektionieren‘. Dann beschloss ich, nur noch Rohkost zu essen und verzichtete auch auf Kohlenhydrate und Zucker. Irgendwann blieb nur noch rohes Gemüse übrig …“

(Experience Life)

„Ich begann, mich auf bestimmte Lebensmittel zu beschränken, nicht weil ich gesünder sein wollte, sondern weil ich wirklich glaubte, dass diese Lebensmittel mir körperlichen und geistigen Schaden zufügen würden. Ich versuchte, auf Käse, Butter und Milch zu verzichten, und je mehr ich diese Lebensmittel mied, desto mehr begann mein Körper, sie abzulehnen.“

(Geekie Chic)

„Ich entwickelte Vorstellungen von ‚guten‘ und 'schlechten‘ Lebensmitteln auf der Grundlage von Menschen, die ich bewunderte. Dabei ging es nicht nur um eine Person oder ein Konto, sondern um eine Kombination. Ich glaubte, wenn ich das esse, was sie essen, würde ich am Ende so aussehen wie sie …“

(Anon)

„Ich wurde sehr voreingenommen gegenüber allen, die sich nicht nach Paleo ernährten. Ich habe sogar diejenigen verurteilt, die sich nach Paleo ernährten. … Wo sind eure Innereien und fermentierten Lebensmittel? Warum kochst du keine Knochenbrühe und trinkst keinen Kombucha? Ich war nicht perfekt in allem, was ich tat, aber es war einfach, darauf hinzuweisen, dass alle anderen es falsch machten.“

(Wine to Weightlifting)

„Ich wusste nicht, dass ich das Kalorienzählen durch eine Besessenheit von fettarmen Lebensmitteln ersetzen würde, die ich später durch eine Vielzahl von Lebensmittelaversionen ersetzte, die das Gefühl der Kontrolle von einer Sache auf eine andere übertrugen.“

(Real Talk)

„Ich glaube, für Außenstehende sah ich wirklich gesund und fit aus und achtete auf meine Ernährung … aber innerlich machte ich mir ständig Gedanken darüber, was ich aß.“

(Anon)

„Lange Zeit hielt ich es für eine leichte Essstörung – nur ein bisschen zu ‚gesund‘, mit guten Absichten – und nicht für etwas, das es wert war, darüber zu sprechen. Ich dachte, da ich nicht magersüchtig oder bulimisch war, sei es nichts Ernstes.“

(Real Talk)

„Ich wusste nicht mehr, wie mein 'natürlicher‘ Körper aussah, weil ich meinen Körper so lange manipuliert hatte. Ich hatte ihn missbraucht. Hässlich mit ihm geredet. Ihn über seine Grenzen hinaus ausgebeutet. Ihn ausgehungert. Ihn bestraft.“

(Autumn Brianne)

„… Ich habe eine Theorie … dass, wenn wir ständig negative und ängstliche Gedanken über das Essen haben, unser Körper beginnt, es als eine Bedrohung zu sehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Unser Immunsystem kodiert es, unser Verdauungstrakt stößt es ab und unser Gehirn sieht es als Quelle von Angst. Was einst notwendig war, ist nun der Feind – physisch und psychisch.“

(Emily Fonnesbeck)

Orthorexia nervosa äußert sich in einem zwanghaften Streben nach vermeintlich gesunder Ernährung, wobei die Betroffenen eine übertriebene Fixierung auf die Qualität und Reinheit ihrer Nahrung entwickeln. Dies äußert sich häufig in rigiden Ernährungsregeln, einem starken Wunsch nach Kontrolle über die Nahrungsaufnahme und ausgeprägten Schuldgefühlen oder Ängsten bei Verstößen gegen diese Regeln.

Diagnose von Orthorexia nervosa

Orthorexie Diagnose
Gesundes Ernährungsbewusstsein oder zwanghafte Fixierung? (© Timolina / Envato)

Die Grenze zwischen einem gesundheitsbewussten Essverhalten und Orthorexie kann fließend sein, und oft ist es schwierig, diese Krankheit zu diagnostizieren. In der Forschung herrscht Uneinigkeit darüber, ob es sich bei Orthorexia nervosa um eine eigenständige Störung, eine Variante bekannter Störungen oder einfach um ungesunde Essgewohnheiten handelt39Bhattacharya, A., Cooper, M., McAdams, C., Peebles, R., & Timko, C. A. (2022). Cultural shifts in the symptoms of Anorexia Nervosa: The case of Orthorexia Nervosa. Appetite170, 105869. https://doi.org/10.1016/j.appet.2021.105869.. Selbst wenn Orthorexie als eigenständige Störung angesehen wird, gibt es kein anerkanntes Diagnosesystem.

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Herausforderung der Diagnosestellung

Orthorexia nervosa ist bisher nicht als eigenständige Diagnose in den gängigen Diagnosemanualen wie der ICD-11 (International Classification of Diseases) und dem DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) aufgeführt, was die Forschung und Behandlung erschwert. Insbesondere die Überschneidungen mit Essstörungen, Zwangsstörungen und Angststörungen erschweren die Abgrenzung des Phänomens40Cena, H., Barthels, F., Cuzzolaro, M., Bratman, S., Brytek-Matera, A., Dunn, T., Varga, M., Missbach, B., & Donini, L. M. (2019). Definition and diagnostic criteria for orthorexia nervosa: a narrative review of the literature. Eating and weight disorders : EWD24(2), 209–246. https://doi.org/10.1007/s40519-018-0606-y. 41Costa, C. B., Hardan-Khalil, K., & Gibbs, K. (2017). Orthorexia Nervosa: A Review of the Literature. Issues in mental health nursing38(12), 980–988. https://doi.org/10.1080/01612840.2017.1371816. 42Koven, N. S., & Abry, A. W. (2015). The clinical basis of orthorexia nervosa: emerging perspectives. Neuropsychiatric disease and treatment11, 385–394. https://doi.org/10.2147/NDT.S61665. 43Dell'Osso, L., Abelli, M., Carpita, B., Pini, S., Castellini, G., Carmassi, C., & Ricca, V. (2016). Historical evolution of the concept of anorexia nervosa and relationships with orthorexia nervosa, autism, and obsessive-compulsive spectrum. Neuropsychiatric disease and treatment12, 1651–1660. https://doi.org/10.2147/NDT.S108912.. Orthorexie scheint enger mit Fütterungs- und Essstörungen als mit Zwangsstörungen verbunden zu sein, obwohl zwanghafte Merkmale vorhanden sind. Fachleute erkennen zunehmend die Notwendigkeit, Menschen zu unterstützen, die unter den negativen Auswirkungen einer solchen pathologischen Fokussierung auf eine gesunde Ernährung leiden.

Diagnosekriterien und Diagnoseinstrumente

Da Orthorexia nervosa nicht in den wichtigsten Klassifikationssystemen psychischer Erkrankungen enthalten ist, gibt es keine standardisierten Diagnosekriterien für orthorektisches Essverhalten. Dennoch haben mehrere Forscher und Kliniker diagnostische Kriterien vorgeschlagen, die auf den beobachteten Merkmalen von Personen mit dieser Erkrankung basieren. Die ersten offiziellen Vorschläge für Diagnosekriterien stammen aus einer Fallstudie von Moroze et al. (2015)44Moroze, R. M., Dunn, T. M., Craig Holland, J., Yager, J., & Weintraub, P. (2015). Microthinking about micronutrients: a case of transition from obsessions about healthy eating to near-fatal „orthorexia nervosa“ and proposed diagnostic criteria. Psychosomatics56(4), 397–403. https://doi.org/10.1016/j.psym.2014.03.003. und einer im selben Jahr veröffentlichten Studie der Düsseldorfer Arbeitsgruppe um Barthels45Barthels, F., Meyer, F. & Pietrowsky, R. (2015). Orthorexic Eating Behaviour A new Type of disordered Eating. Ernährungs Umschau, 62(10). 156–162. https://doi.org/10.4455/eu.2015.029.. Ein Jahr später griffen Dunn und Bratman diese Kriterien auf, um sie zu verbessern und schlugen neue Diagnosekriterien für Orthorexia nervosa vor46Dunn, T. M., & Bratman, S. (2016). On orthorexia nervosa: A review of the literature and proposed diagnostic criteria. Eating behaviors21, 11–17. https://doi.org/10.1016/j.eatbeh.2015.12.006..

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Diagnosekriterien nach Dunn & Bratman (2016)

Kriterium A
Zwanghafte Fokussierung auf eine ‚gesunde‘ Ernährung im Sinne einer Ernährungstheorie oder einer Reihe von Überzeugungen, deren spezifische Details variieren können. Diese ist gekennzeichnet durch eine übermäßige emotionale Belastung im Zusammenhang mit einer als ungesund empfundenen Lebensmittelauswahl. Eine Gewichtsabnahme kann eine Folge der Ernährungsentscheidungen sein, ist aber nicht das primäre Ziel.

Dies wird durch die folgenden Punkte belegt:

  1. Zwanghaftes Verhalten und/oder mentale Beschäftigung mit als positiv empfundenen und restriktiven Ernährungspraktiken, von denen der Betroffene annimmt, dass sie eine optimale Gesundheit fördern.
  2. Verstöße gegen selbst auferlegte Ernährungsregeln führen zu übertriebener Angst vor Krankheiten, einem Gefühl persönlicher Unreinheit und/oder negativen körperlichen Empfindungen, begleitet von Angst und Scham.
  3. Ernährungseinschränkungen verschärfen sich im Laufe der Zeit und können bis zur Eliminierung ganzer Lebensmittelgruppen und zu zunehmend häufigeren und/oder strengeren „Reinigungsprozessen“ (z. B. Teilfasten) führen, die als entschlackend oder entgiftend angesehen werden. Diese Eskalation führt häufig zu einer Gewichtsabnahme, wobei der Wunsch, Gewicht zu verlieren, nicht vorhanden, versteckt oder der Vorstellung einer gesunden Ernährung untergeordnet ist.

Kriterium B
Das zwanghafte Verhalten und die mentale Beschäftigung werden durch eines der folgenden Merkmale klinisch beeinträchtigend:

  1. Mangelernährung, starker Gewichtsverlust oder andere medizinische Komplikationen aufgrund einer eingeschränkten Ernährung.
  2. Intrapersoneller Distress oder Beeinträchtigung der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionen infolge von Überzeugungen oder Verhaltensweisen in Bezug auf gesunde Ernährung.
  3. Positives Körperbild, Selbstwertgefühl, Identität und/oder Zufriedenheit, die übermäßig von der Einhaltung des selbst definierten ‚gesunden‘ Essverhaltens abhängen.

Weitere Kriterien
Zu den Merkmalen, die die Diagnose Orthorexia nervosa bestätigen können, zählen:

  • Obsessiver Fokus auf die Auswahl, Planung, den Kauf, die Zubereitung und den Verzehr von Lebensmitteln.
  • Betrachtung von Nahrung vorrangig als Quelle der Gesundheit statt als Quelle des Genusses.
  • Unbehagen oder Ekel in der Nähe von verbotenen Lebensmitteln.
  • Überzeugung, dass die Inklusion oder Eliminierung bestimmter Nahrungsmittel Krankheiten verhindern oder heilen kann oder das tägliche Wohlbefinden beeinflusst.
  • Periodische Änderungen der Ernährungsüberzeugungen, während andere Verhaltensweisen unverändert bleiben.
  • Moralische Bewertung anderer Personen aufgrund ihrer Ernährungsentscheidungen.
  • Verzerrte Körperwahrnehmung, die sich auf ein Gefühl der körperlichen „Unreinheit“ statt auf das Gewicht konzentriert.
  • Anhaltende Überzeugung, dass die eigene Ernährungsweise gesundheitsfördernd ist, trotz offensichtlicher Anzeichen von Mangelernährung.

Die vorgeschlagenen Kriterien für Orthorexie bieten wichtige Einblicke in das klinische Erscheinungsbild. Allerdings sind weitere Forschung und Konsensbildung notwendig, um einheitliche diagnostische Standards zu entwickeln. Dies würde die Behandlung und das Verständnis dieser Störung verbessern. Donini et al. (2022) haben kürzlich versucht, einen Konsens über die nächsten Schritte zu erzielen.

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Diagnoseinstrumente

Die Bemühungen zur Beurteilung der Orthorexia nervosa haben zur Entwicklung spezifischer Fragebögen und klinischer Instrumente geführt, die bei der Identifizierung und Bewertung orthorektischen Verhaltens helfen sollen. Dazu gehören u. a. der Bratman Orthorexia Test (BOT), der ORTO-15, der Eating Habits Questionnaire (EHQ) und die Düsseldorfer Orthorexie-Skala (DOS)47Atzeni, E., Converso, D., & Loera, B. (2020). L’ortoressia nervosa tra attenzione per la qualità dell’alimentazione e disturbi alimentari: criteri diagnostici e strumenti di valutazione [Orthorexia Nervosa between growing attention to food quality and eating disorders: diagnostic criteria and evaluation tools]. Rivista di psichiatria55(4), 201–212. https://doi.org/10.1708/3417.33996.. Alle verfügbaren diagnostischen Instrumente weisen Einschränkungen in Bezug auf Reliabilität und Validität auf48Valente, M., Syurina, E. V., & Donini, L. M. (2019). Shedding light upon various tools to assess orthorexia nervosa: a critical literature review with a systematic search. Eating and weight disorders : EWD24(4), 671–682. https://doi.org/10.1007/s40519-019-00735-3., wobei die ORTO-15-Skala heute nicht mehr empfohlen wird, da angenommen wird, dass sie eher einen gesundheitsbewussten als einen pathologischen Ernährungsstil erfasst49Ng, Q. X., Lee, D. Y. X., Yau, C. E., Han, M. X., Liew, J. J. L., Teoh, S. E., Ong, C., Yaow, C. Y. L., & Chee, K. T. (2024). On Orthorexia Nervosa: A Systematic Review of Reviews. Psychopathology, 1–14. Advance online publication. https://doi.org/10.1159/000536379. 50Missbach, B., Hinterbuchinger, B., Dreiseitl, V., Zellhofer, S., Kurz, C., & König, J. (2015). When Eating Right, Is Measured Wrong! A Validation and Critical Examination of the ORTO-15 Questionnaire in German. PloS one10(8), e0135772. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0135772.. Im deutschsprachigen Raum wird vor allem die Düsseldorfer Orthorexie-Skala (DOS) verwendet. Bislang existiert jedoch noch kein anerkannter „Goldstandard“51Opitz, M. C., Newman, E., Alvarado Vázquez Mellado, A. S., Robertson, M. D. A., & Sharpe, H. (2020). The psychometric properties of Orthorexia Nervosa assessment scales: A systematic review and reliability generalization. Appetite155, 104797. https://doi.org/10.1016/j.appet.2020.104797..

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Orthorexie-Test (Düsseldorfer Orthorexie-Skala)

Der folgende Selbsttest basiert auf der Düsseldorfer Orthorexie-Skala (DOS) und besteht aus zehn Fragen, die orthorektisches Ernährungsverhaltens untersuchen. Hierfür wird jede Aussage auf einer Skala von 1 („trifft nicht auf mich zu“) bis 4 („trifft auf mich zu“). Am Ende des Tests wird aus den Antworten ein Gesamtwert ermittelt, der zwischen 10 und 40 liegen kann. Ein höherer Wert deutet auf eine stärkere Tendenz zu einer orthorektischen Ernährungsweise hin. Ein Wert von 30 oder mehr weist darauf hin, dass eine Orthorexia nervosa vorliegen könnte (Cut-Off-Wert).52Rudolph, S., Göring, A., Jetzke, M., Großarth, D. & Rudolph, H. (2017). Zur Prävalenz von orthorektischem Ernährungsverhalten bei sportlich aktiven Studierenden. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 68: 10–13. https://doi.org/10.5960/dzsm.2016.262.

1. Dass ich gesunde Nahrungsmittel zu mir nehme, ist mir wichtiger als Genuss.
2. Ich habe Ernährungsregeln aufgestellt.
3. Ich kann Essen/Nahrungsmittel nur genießen, wenn ich sicher bin, dass sie gesund sind.
4. Eine Einladung zum Essen bei Freunden versuche ich zu vermeiden, wenn sie nicht auf gesunde Ernährung achten.
5. Ich finde es positiv, mehr als andere Menschen auf eine gesunde Ernährung zu achten.
6. Wenn ich etwas Ungesundes gegessen habe, mache ich mir große Vorwürfe.
7. Ich habe das Gefühl, dass ich wegen meiner strengen Ernährungsmaßstäbe von Freunden und Kollegen ausgegrenzt werde.
8. Meine Gedanken kreisen ständig um gesunde Ernährung und ich richte meinen Tagesablauf danach aus.
9. Es fällt mir schwer, gegen meine Ernährungsregeln zu verstoßen.
10. Wenn ich etwas Ungesundes gegessen habe, fühle ich mich niedergeschlagen.

Wichtig: Dieser Selbsttest stellt keine medizinische Diagnose dar. Er dient lediglich als Hinweis auf mögliche Tendenzen zu orthorektischem Verhalten. Bei Bedenken oder für eine genaue Diagnose ist es wichtig, sich an Fachpersonal zu wenden.

Eine persönliche Unterstützung und anonyme Beratung zu Essstörungen bietet das Infotelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Telefon 0221 892031.

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Prävalenz von Orthorexia nervosa

Eine genaue Schätzung der Prävalenz von Orthorexia nervosa gestaltet sich aufgrund fehlender standardisierter Diagnosekriterien als schwierig. Prävalenzschätzungen variieren stark, zum Teil aufgrund unterschiedlicher Populationen und verwendeter Diagnoseinstrumente53Hyrnik, J., Zasada, I., Wilczyński, K. M., Jelonek, I., & Janas-Kozik, M. (2021). Orthorexia – current approach. A review. Ortoreksja – aktualne ujęcie problemu. Przegląd badań. Psychiatria polska55(2), 405–420. https://doi.org/10.12740/PP/115149.. Während der ORTO-15 hohe Prävalenzraten von 7 % bis zu 75 % in der Allgemeinbevölkerung und sogar bis zu 91 % in bestimmten Risikogruppen nahelegt, zeigen andere Instrumente wie die DOS eine deutlich niedrigere Prävalenz, die 8 % nicht übersteigt54Niedzielski, A., & Kaźmierczak-Wojtaś, N. (2021). Prevalence of Orthorexia Nervosa and Its Diagnostic Tools-A Literature Review. International journal of environmental research and public health18(10), 5488. https://doi.org/10.3390/ijerph18105488. 55Barthels F (2023). New developments in orthorexia research: use of social
media, Healthy Orthorexia and testimonials from affected individuals. Ernährungs Umschau 2023, 70(3): 36–40. https://doi.org/10.4455/eu.2023.007.
. Diese Daten sind jedoch mit großer Vorsicht zu interpretieren, da ein fehlender Konsens über Diagnosekriterien und Erhebungsinstrumente sowie Unterschiede in der Qualität der Studien, den verwendeten Methoden und der untersuchten Zielgruppe zur Variabilität der Prävalenzraten beitragen können. Obwohl die Daten teilweise widersprüchlich sind, deuten die Prävalenzraten insgesamt darauf hin, dass es sich bei den potenziellen Hochrisikogruppen um gesundheitsbewusste Personen, Personen mit Essstörungen oder Personen, die bestimmte Diäten einhalten, handelt56Tuck, C. J., Sultan, N., Tonkovic, M., & Biesiekierski, J. R. (2022). Orthorexia nervosa is a concern in gastroenterology: A scoping review. Neurogastroenterology and motility34(8), e14427. https://doi.org/10.1111/nmo.14427. 57Gortat, M., Samardakiewicz, M., & Perzyński, A. (2021). Orthorexia nervosa – a distorted approach to healthy eating. Ortoreksja – wypaczone podejście do zdrowego odżywiania się. Psychiatria polska55(2), 421–433. https://doi.org/10.12740/PP/125387.. Es bedarf weiterer Forschung unter Verwendung standardisierter Diagnosekriterien und Methoden, um genauere und umfassendere Prävalenzdaten für Orthorexia nervosa zu erhalten58Valente, M., Syurina, E. V., & Donini, L. M. (2019). Shedding light upon various tools to assess orthorexia nervosa: a critical literature review with a systematic search. Eating and weight disorders : EWD24(4), 671–682. https://doi.org/10.1007/s40519-019-00735-3..

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Differentialdiagnose

Orthorexia nervosa kann ähnliche Symptome oder Verhaltensweisen aufweisen wie andere psychiatrische Störungen, einschließlich Essstörungen, Zwangsstörungen, somatoforme Störungen und wahnhafte Störungen. Diese Überschneidungen können die Diagnosestellung erschweren. Eine sorgfältige Differentialdiagnose ist daher von entscheidender Bedeutung, um Orthorexia nervosa korrekt zu identifizieren und eine Unter- oder Fehldiagnose zu vermeiden. Die Differentialdiagnose bezieht sich auf den Prozess der Unterscheidung einer Erkrankung von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, um die genaue Ursache der Symptome einer Person zu bestimmen und eine angemessene Behandlung sicherzustellen.

Orthorexia nervosa wird derzeit nicht einheitlich als eigenständige psychische Störung oder Essstörung anerkannt. Es ist wichtig zu beachten, dass der fehlende Konsens über Diagnosekriterien und Bewertungsinstrumente zur Variabilität der Prävalenzraten in verschiedenen Studien beitragen kann.

Folgen der Orthorexie

Orthorexie Folgen
Die exzessive Beschäftigung mit Essen kann mehrere Stunden am Tag beanspruchen (© Okrasyuk / Envato)

Das zwanghafte Verhalten, ausschließlich gesundheitsfördernde Lebensmittel zu essen, kann weitreichende Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit und damit auch die Lebensqualität der Betroffenen haben59Strahler, J., & Stark, R. (2020). Perspective: Classifying Orthorexia Nervosa as a New Mental Illness-Much Discussion, Little Evidence. Advances in nutrition (Bethesda, Md.)11(4), 784–789. https://doi.org/10.1093/advances/nmaa012.. Die Konsequenzen orthorektischen Essverhaltens verdeutlichen, dass diese unflexible und extreme Fixierung weit über bewusste Ernährungsentscheidungen hinausgeht.

Physische Folgen

Eine übermäßig restriktive Ernährung, wie sie bei Orthorektikern häufig vorkommt, kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Der Verzicht auf viele Lebensmittelgruppen in dem Bemühen, nur noch ‚cleane‘ Nahrung zu sich zu nehmen, kann zu einer Mangelernährung führen, da essenzielle Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe fehlen. Diese Nährstoffdefizite können eine Reihe gesundheitlicher Beschwerden nach sich ziehen, darunter Anämie (Blutarmut), einen extremen Gewichtsverlust bzw. ein niedriges Körpergewicht und Unterernährung. Chronische Müdigkeit, Haarausfall, hormonelle Störungen, Knochenabbau, ein geschwächtes Immunsystem und schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weitere mögliche Folgen. Eine unausgewogene Ernährung und die damit verbundenen strengen Diätvorschriften beeinträchtigen somit nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit und die allgemeine Lebensqualität.

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Psychosoziale Folgen

Orthorexie hat weitreichende psychosoziale Folgen, die das soziale und emotionale Wohlbefinden der Betroffenen stark beeinträchtigen. Die zwanghafte Sorge um die ‚richtige‘ Ernährung führt häufig zu sozialer Isolation, da die Betroffenen soziale Ereignisse wie Besuche im Restaurant oder bei Freunden meiden, um ihre strengen Essregeln einzuhalten. Diese Isolation wird durch die Angst vor Lebensmitteln, die als ‚ungesund‘ gelten, verstärkt und kann zu Depressionen führen, insbesondere wenn sich Betroffene isoliert fühlen oder ihren eigenen Ernährungsnormen nicht gerecht werden. Hinzu kommen Schuldgefühle nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, die sich auf Ausbildung, Arbeit und soziales Leben auswirken. Auch der übermäßige Zeitaufwand für die Beschaffung und Zubereitung bestimmter Lebensmittel wirkt sich zunehmend negativ auf andere wichtige Lebensbereiche aus. Besonders problematisch wird es, wenn Erwachsene ihre starren Ernährungsvorstellungen auch auf die ihnen anvertrauten Kinder übertragen, was zu unangemessenen Ernährungsgewohnheiten und möglicherweise schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen kann60Hunter, J. D., & Crudo, D. F. (2018). Unintended Consequences of Restrictive Diets: Two Case Reports and a Review of Orthorexia. Clinical pediatrics57(14), 1693–1695. https://doi.org/10.1177/0009922818795905..

Langfristige Komplikationen

Die langfristigen Folgen von Orthorexia nervosa können sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit betreffen. Eine chronische Unterernährung kann irreversible körperliche Schäden verursachen, einschließlich langfristiger kognitiver Beeinträchtigungen und anhaltender kardiovaskulärer Probleme. Auf psychischer Ebene können chronische Angstzustände und Depressionen zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Auch die berufliche Leistungsfähigkeit und zwischenmenschliche Beziehungen können langfristig beeinträchtigt werden.

Orthorexia nervosa kann eine Vielzahl von körperlichen, psychosozialen und langfristigen Folgen haben. Das strikte Festhalten an einer idealisierten, 'sauberen‘ Ernährung kann zu starken Ängsten, Leiden und funktionellen Beeinträchtigungen führen. Diese weitreichenden Auswirkungen unterstreichen die Bedeutung einer ganzheitlichen Behandlung und Unterstützung von Menschen mit Orthorexie.

Behandlungsansätze bei Orthorexie

Die Behandlung der Orthorexia nervosa folgt keinem spezifischen therapeutischen Ansatz, da es keine offiziell anerkannte Definition der Störung gibt. Vielmehr kann die Behandlung auf einem multidisziplinären Ansatz beruhen, der ein Team aus Ärzten, Psychotherapeuten und Ernährungsberatern einschließt und eine Kombination aus Psychotherapie und ausgewogener Ernährung ermöglicht61Horovitz, O., & Argyrides, M. (2023). Orthorexia and Orthorexia Nervosa: A Comprehensive Examination of Prevalence, Risk Factors, Diagnosis, and Treatment. Nutrients15(17), 3851. https://doi.org/10.3390/nu15173851..

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Psychoedukation und kognitive Verhaltenstherapie

Psychoedukation spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Orthorexia nervosa, indem sie den Betroffenen wichtige Informationen über die Art der Störung, ihre möglichen Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit und die zugrunde liegenden psychologischen Faktoren vermittelt. Dieses Wissen ermöglicht es den Betroffenen, verzerrte Überzeugungen und kognitive Muster in Bezug auf Essen und Gesundheit zu erkennen und zu hinterfragen, was zu einem tieferen Verständnis ihrer Essstörung führt. Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) zielt darauf ab, unangemessene Denkprozesse und Verhaltensweisen anzugehen. Sie unterstützt Betroffene dabei, rigide und ungesunde Gedanken über Lebensmittel, Ernährung und Körperbild zu identifizieren und umzustrukturieren. Im Rahmen der Behandlung werden Strategien entwickelt, um mit den Ängsten und dem Stress umzugehen, die mit der Abweichung von den eigenen Regeln verbunden sind.

Ernährungsberatung und intuitives Essen

Ernährungsberatung und intuitive Ernährungsansätze sind wesentliche Bestandteile einer umfassenden Behandlung der Orthorexia nervosa. Die Ernährungsberatung umfasst die Zusammenarbeit mit auf Essstörungen spezialisierten Diätassistenten oder Ernährungsberatern, um eine individuelle Anleitung und Unterstützung bei der Wiederherstellung eines gesunden und ausgewogenen Verhältnisses zum Essen zu bieten. Dabei wird ein strukturierter Ernährungsplan entwickelt, der individuelle Ernährungsbedürfnisse, persönliche Ernährungsvorlieben sowie -einschränkungen berücksichtigt und Abwechslung und Mäßigung fördert. Intuitives Essen wiederum fördert ein bewusstes Essverhalten auf der Grundlage innerer Signale wie Hunger und Sättigung sowie der Akzeptanz des eigenen Körpers. Diese ganzheitliche Herangehensweise unterstützt Betroffene dabei, starre Ernährungsregeln zu überwinden und ein positives Verhältnis zum Essen zu entwickeln.

Achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Behandlung

Achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Behandlungsansätze erhöhen das Bewusstsein für Gedanken und Emotionen und helfen, mit Impulsivität umzugehen. Sie fördern Selbstmitgefühl und verringern das Bedürfnis nach diätischem Perfektionismus, indem sie die Menschen ermutigen, ihre Schwächen und Unzulänglichkeiten ohne Selbstkritik oder Be- und Verurteilung zu akzeptieren. Diese Ansätze unterstützen die Entwicklung einer ausgewogeneren und flexibleren Beziehung zum Essen und fördern die psychische Widerstandsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden.

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Familiäre und soziale Unterstützung

Die Einbeziehung der Familie und des sozialen Umfelds ist entscheidend für die Genesung von Orthorexia nervosa. Familientherapie und Peer-Support-Gruppen bieten eine Plattform für offene Kommunikation, fördern Verständnis und Unterstützung und schaffen ein tragfähiges Unterstützungsnetzwerk, das die Widerstandsfähigkeit und das Engagement des Einzelnen für die Genesung stärkt. Diese Unterstützung kann Gefühle der Isolation verringern und ein sicheres Umfeld für den Austausch von Erfahrungen und Herausforderungen bieten.

Medikamentöse Therapie

Zusätzlich zur Psychotherapie kann eine Pharmakotherapie mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) und Antipsychotika in Betracht gezogen werden, um die zwanghaften Gedankenmuster in Bezug auf das Essen zu lindern62Michalska, A., Szejko, N., Jakubczyk, A., & Wojnar, M. (2016). Nonspecific eating disorders – a subjective review. Niespecyficzne zaburzenia odżywiania się – subiektywny przegląd. Psychiatria polska50(3), 497–507. https://doi.org/10.12740/PP/59217.. Allerdings ist die Akzeptanz dieser Medikamente bei Menschen mit Orthorexia nervosa oft schwierig, da sie als ‚unnatürlich‘ empfunden werden könnten.

Orthorexia nervosa erfordert maßgeschneiderte Behandlungsansätze, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen und eine multidisziplinäre Betreuung umfassen. Diese sollten die psychopathologische Dimension berücksichtigen und sowohl körperliche als auch psychische Aspekte der Störung ansprechen.

Fazit: Die dunkle Seite des „Clean Eating“

Orthorexie (Orthorexia nervosa) beschreibt ein gestörtes Essverhalten, das durch eine zwanghafte Obsession mit dem Verzehr von Nahrungsmitteln gekennzeichnet ist, die subjektiv als ‚gesund‘, ‚rein‘ oder ‚clean‘ empfunden werden. Während eine bewusste Ernährung zweifellos gesundheitliche Vorteile haben kann, weist die extreme Fixierung auf die Qualität der Nahrung und die strikte Vermeidung von als 'schädlich‘ angesehenen Nahrungsmitteln auf ein tiefer liegendes Problem hin, das sowohl das psychische als auch das physische Wohlbefinden beeinträchtigen kann.

Essen mit Bedacht oder Besessenheit?

Essstörungen sind schwerwiegende Erkrankungen mit einer komplexen und multifaktoriellen Ätiologie, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Obwohl die sorgfältige Auswahl von Nahrungsmitteln an sich noch kein pathologisches Essverhalten darstellt, sollten extreme, rigide und unflexible Ernährungseinschränkungen, die zu Problemen bei der Bewältigung des Alltags führen, die Alarmglocken für eine mögliche Orthorexia nervosa läuten lassen.

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Die Grenze zwischen gesunden Ernährungsbewusstsein und Orthorexie ist fließend. Daher stellt die Abgrenzung zwischen einem normalen bzw. harmlosen und einem pathologischen Verhalten eine besondere Herausforderung dar. Charakteristisch für die Orthorexie sind Überzeugungen, die dazu führen, dass dem wahrgenommenen Gesundheitswert und den ernährungsphysiologischen Eigenschaften eine größere Bedeutung beigemessen wird als dem Geschmack und Genuss von Lebensmitteln.

Wenn gesundes Essen krank macht

Eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährungsweise und die Fähigkeit, gesundheitsbewusste Entscheidungen zu treffen, ohne dass diese zur Last oder zur Besessenheit werden, sind von entscheidender Bedeutung. Orthorektisches Verhalten kann zu einem Problem werden, wenn die Essgewohnheiten die funktionale Teilhabe an den täglichen und sozialen Aktivitäten beeinträchtigen. Die folgenden Merkmale kennzeichnen die Orthorexia nervosa und ihre negativen Auswirkungen:

  • Zwanghafte Beschäftigung mit ‚gesunden‘, ‚reinen‘ oder ‚cleanen‘ Lebensmitteln,
  • Strikte Vermeidung von Lebensmitteln, die als ‚ungesund‘ oder ‚unrein‘ gelten,
  • Stress Nichteinhaltung der selbst auferlegten strengen Ernährungsregeln und
  • Beeinträchtigung des sozialen, physischen und/oder psychischen Wohlbefindens aufgrund dieser Überzeugungen und Verhaltensweisen.

Das Diagnose-Dilemma

Die Diagnose der Orthorexia nervosa stellt eine Herausforderung dar, da es keine offiziell anerkannten Diagnosekriterien gibt und die Störung derzeit nicht in den ICD-11- und DSM-V-Klassifikationen psychischer Störungen enthalten ist. Das Fehlen einer offiziell anerkannten Definition des Krankheitsbildes und eines Goldstandards unter den Messinstrumenten erschwert eine einheitliche Diagnosestellung.

Es ist wichtig, klar zwischen den Kriterien eines gesunden Lebensstils und den Merkmalen der Orthorexie zu unterscheiden. Menschen, die informierte und gesunde Entscheidungen bezüglich ihrer Ernährung und ihres Lebensstils treffen, sollten nicht als Orthorektiker betrachtet werden, solange diese Entscheidungen keine negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit oder ihr soziales Leben haben oder in eine Obsession umschlagen.

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Bei Fragen oder Sorgen zum Thema Essstörungen steht die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung. Die BZgA bietet Betroffenen und Angehörigen umfassende Informationen, Unterstützung und Beratung. Unter der BZgA-Telefonnummer 0221 892023 gibt es Hilfe bei der Suche nach Beratungsstellen und weiterführenden Hilfsangeboten.

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