Ob beim täglichen Einkauf, in der Mittagspause oder beim gemeinsamen Familienessen – Ernährung prägt unseren Alltag und steht für Genuss, Gemeinschaft und Gesundheit zugleich. Doch wie ernähren sich die Deutschen wirklich? Welche Trends zeichnen sich aktuell ab? Wie beeinflussen Themen wie Nachhaltigkeit, Tierwohl und Gesundheit unsere Essgewohnheiten? Antworten darauf gibt der jährlich erscheinende Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), basierend auf einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa unter 1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern ab 14 Jahren.
Geschmack, Gesundheit und Convenience – was zählt wirklich?
Wenn es ums Essen geht, haben die Menschen in Deutschland klare Prioritäten. Geschmack steht dabei unangefochten an erster Stelle, gefolgt von Gesundheitsaspekten und – besonders bei Jüngeren – dem Wunsch nach schneller und unkomplizierter Zubereitung.
Geschmack bleibt unangefochten an der Spitze
Für nahezu alle Befragten (99 %) ist es sehr wichtig oder wichtig, dass das Essen gut schmeckt – und das gilt unabhängig von Alter und Geschlecht. Dieser Wert ist seit Jahren konstant hoch und spiegelt das zentrale Bedürfnis wider, dass Essen in erster Linie Freude machen soll.
Gesundheit dicht dahinter
91 % der Befragten legen Wert auf eine gesunde Ernährung. Frauen (97 %) achten hier deutlich stärker darauf als Männer (85 %). Gesundheit spielt damit für fast alle eine zentrale Rolle beim Essen – auch bei der Auswahl von Fertigprodukten. So befürworten 85 % zuckerreduzierte Produkte, selbst wenn sie dadurch weniger süß schmecken.
Essen muss einfach und schnell sein
Zeit ist kostbar, vor allem im Alltag. Das spiegelt sich auch beim Kochen wider: Mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) möchten, dass ihre Mahlzeiten einfach und schnell zuzubereiten sind – ein Anstieg im Vergleich zu 2023 (52 %) und deutlich mehr als noch 2015 (45 %).
Besonders junge Menschen (14–29 Jahre) legen Wert auf Convenience: 65 % von ihnen schätzen einfache Zubereitung. Mit steigendem Alter sinkt dieser Wert – auf 59 % (30–44 Jahre), 57 % (45–59 Jahre) und 50 % bei den über 60-Jährigen. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich: 65 % der Frauen, aber nur 48 % der Männer wünschen sich einfache Küche. Ebenso spielt die Lebensform eine Rolle: Singles (64 %) bevorzugen zeitsparende Gerichte häufiger als Menschen in einer Partnerschaft (51 %).
Kalorienbewusstsein nimmt mit Alter zu
Insgesamt achten 34 % der Menschen darauf, dass ihre Mahlzeiten kalorienarm sind. Dieser Aspekt gewinnt mit dem Alter deutlich an Bedeutung: Nur 15 % der 14- bis 29-Jährigen achten darauf, bei den über 60-Jährigen sind es schon 47 %. Auch hier zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede: 39 % der Frauen, aber nur 29 % der Männer legen Wert auf kalorienarme Ernährung.
Kurz gesagt: Geschmack ist und bleibt das wichtigste Kriterium beim Essen. Gesundheitsaspekte folgen dicht dahinter und spiegeln ein wachsendes Bewusstsein für Ernährung wider. Gleichzeitig zeigt sich ein Trend zur zeitsparenden Küche – vor allem bei jungen Menschen, Frauen und Alleinlebenden. Kalorienbewusstes Essen wird hingegen zunehmend mit steigendem Alter wichtiger.
Freude am Kochen – ein fester Bestandteil des Alltags
Trotz wachsender Auswahl an Lieferdiensten und Fertiggerichten bleibt das Kochen mit frischen Zutaten für viele Menschen in Deutschland fester Bestandteil des Alltags. Es geht dabei längst nicht nur um die Nahrungszubereitung – für viele ist das Kochen Ausdruck von Genuss, Alltagstruktur und bewusster Ernährung.
Deutschland steht am Herd
Fast die Hälfte der Befragten (45 %) kocht nahezu jeden Tag, weitere 37 % zwei- bis dreimal pro Woche. Damit bereitet die große Mehrheit regelmäßig warme Mahlzeiten selbst zu. Nur 7 % geben an, normalerweise gar nicht zu kochen – ein erfreulicher Rückgang gegenüber dem Jahr 2015, als noch 12 % dieser Aussage zustimmten.
Die häufigsten Köchinnen und Köche finden sich in der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen sowie bei den über 60-Jährigen – in beiden Gruppen bereiten rund 50 % der Befragten täglich eine Mahlzeit zu. Gleichzeitig ist unter den über 60-Jährigen auch der höchste Anteil an Nicht-Kochenden zu finden (12 %).
Kochen in Partnerschaft oder mit Kindern
Auch die Lebensform hat Einfluss auf das Kochverhalten: Menschen, die in einer Partnerschaft leben, kochen häufiger – jede*r Zweite steht hier fast täglich am Herd. In Haushalten mit Kindern ist der Anteil ebenso hoch, während er in Haushalten ohne Kinder bei 44 % liegt. Bei Alleinlebenden kochen 39 % täglich – etwas seltener, aber noch immer regelmäßig.
Kochen macht den meisten Spaß
Drei Viertel aller Befragten (74 %) geben an, gerne zu kochen. Besonders ausgeprägt ist die Freude am Kochen bei den unter 30-Jährigen (77 %) und den 30- bis 44-Jährigen (78 %). Mit zunehmendem Alter nimmt die Begeisterung zwar leicht ab, bleibt aber dennoch hoch: 73 % der 45- bis 59-Jährigen und 70 % der über 60-Jährigen kochen gerne. Ob mit oder ohne Kinder im Haushalt macht dabei kaum einen Unterschied – in beiden Fällen liegt der Anteil der Kochbegeisterten bei über 70 %.
Zuhause schmeckt‘s am besten: Auch wenn Essen außer Haus und Lieferangebote immer präsenter werden – das Kochen in den eigenen vier Wänden hat seinen festen Platz im Alltag. Für viele bedeutet es nicht nur Selbstversorgung, sondern auch Gemeinschaft, Entschleunigung und Lebensqualität. Gerade in Zeiten, in denen Ernährung zunehmend bewusster wird, bleibt das eigene Kochen für viele unverzichtbar.
Essen außer Haus – Vielfalt, Vorlieben und Einflussfaktoren
Auch wenn viele Menschen gerne selbst kochen, spielt die Außer-Haus-Verpflegung eine wichtige Rolle im Alltag. Ob Restaurantbesuch, Kantine oder Lieferdienst – die Gründe sind vielfältig. Geschmack, Preis und Nachhaltigkeitsaspekte beeinflussen dabei die Auswahl ebenso wie Alter, Geschlecht oder Erwerbstätigkeit.
Essen außer Haus ist fester Bestandteil des Alltags
74 % der Befragten gehen mindestens einmal im Monat in ein Wirtshaus, eine Gaststätte oder ein Restaurant. Fast 40 % lassen sich regelmäßig fertige Gerichte liefern, 23 % essen monatlich in der Kantine. Diese Zahlen haben sich im Vergleich zu 2018 – also vor der Pandemie – wieder weitgehend stabilisiert.
Auffällig ist die alters- und statusbezogene Nutzung: Unter den unter 45-Jährigen nutzt jede*r Dritte Kantine oder Lieferservice mindestens einmal pro Woche. Männer (11 %) greifen häufiger auf solche Angebote zurück als Frauen (6 %), ebenso Erwerbstätige (10 %) im Vergleich zu Nichterwerbstätigen (5 %).
Vielfalt auf dem Teller – auch außer Haus
Die Geschmäcker sind auch beim Essen außer Haus vielfältig:
- Salat ist bei 73 % besonders beliebt
- Fleischgerichte folgen mit 58 %, besonders bei Männern (67 %)
- Frisches Obst (50 %), vegetarische/vegane Gerichte (37 %) und süße Speisen (23 %) runden die Auswahl ab
Frauen bevorzugen häufiger Salat (80 %) als Männer (65 %) und greifen seltener zu Fleischgerichten.
Geschmack bleibt entscheidend, Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Geschmack bleibt das mit Abstand wichtigste Kriterium – 99 % nennen ihn als ausschlaggebend. Der Preis folgt mit 64 %, wobei dieser besonders für jüngere Menschen unter 30 Jahren (80 %) entscheidend ist.
Herkunft, Regionalität und Saisonalität sind für die älteren Altersgruppen wichtiger: 66 % der 45- bis 59-Jährigen und 65 % der über 60-Jährigen achten beim Essen außer Haus besonders auf diese Aspekte.
Essen außer Haus ist für viele Alltag: Entscheidend sind vor allem Geschmack, Preis und Herkunft. Jüngere achten eher auf den Preis, Ältere stärker auf Regionalität. Beliebt sind Salate, Fleischgerichte und Obst – mit geschlechtsspezifischen Unterschieden. Auch hier wird bewusst gewählt.
Ernährung im Wandel – Wie vielfältig isst Deutschland?
Die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen befinden sich im Wandel: Weniger Fleisch, mehr pflanzliche Alternativen und ein gestiegenes Bewusstsein für Klima, Tierwohl und Gesundheit prägen den Speiseplan vieler Menschen.
Obst, Gemüse und Milchprodukte ganz vorn
71 % der Befragten essen täglich Obst und Gemüse – ein stabiler Wert im Vergleich zum Vorjahr. Auch Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62 % täglich auf dem Speiseplan (+4 % zu 2023).
Frauen greifen dabei deutlich häufiger zu frischen Lebensmitteln: 83 % essen täglich Obst und Gemüse, bei Männern sind es nur 59 %. Auch Milchprodukte werden von Frauen häufiger konsumiert (70 % vs. 54 % bei Männern).
Weniger Fleisch – pflanzlich wird alltäglich
Nur noch 23 % der Befragten essen täglich Fleisch oder Wurst – 2015 waren es noch 34 %. Die Entwicklung zeigt klar in Richtung Reduktion. Besonders Männer (30 %) greifen im Alltag noch regelmäßig zu Fleisch, bei Frauen sind es nur 16 %.
Gleichzeitig steigt der Anteil derer, die vegetarische oder vegane Alternativen täglich essen: Insgesamt 10 % greifen täglich dazu – doppelt so viele wie noch 2020. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil mit 18 % am höchsten.
Pflanzenbasierte Alternativen auf dem Vormarsch
96 % der Befragten kennen pflanzliche Alternativprodukte – besonders auf Basis von Soja (Tofu, Tempeh), Getreide oder Hülsenfrüchten. Zwei Drittel kennen auch Produkte aus Nüssen oder Algen.
Immer mehr Menschen kaufen solche Produkte auch: 39 % greifen regelmäßig („öfters“) zu, 14 % haben sie zumindest einmal ausprobiert. Im Jahr 2020 lag der Anteil der regelmäßigen Käufer noch bei 29 %. Besonders offen zeigt sich die junge Generation: 58 % der 14- bis 29-Jährigen kaufen solche Produkte häufig, bei den über 60-Jährigen sind es 24 %.
Gründe für den Kauf pflanzlicher Alternativen:
- Neugier (69 %)
- Geschmack (64 %)
- Tierschutz (63 %)
- Klimaschutz/Umwelt (60 %)
- Gesundheitliche Aspekte (52 %)
Wie isst Deutschland? Flexitarisch liegt vorn
Die Mehrheit der Befragten bezeichnet sich als Flexitarier (41 %) – sie essen nur gelegentlich Fleisch. Weitere 8 % leben vegetarisch, 2 % vegan. Frauen greifen häufiger zu pflanzlichen Produkten (13 %) als Männer (7 %).
Süßes bleibt beliebt
Täglich zu Süßigkeiten oder herzhaften Knabbereien greifen 24 % der Befragten – bei Frauen deutlich häufiger (30 %) als bei Männern (18 %). Fisch wird hingegen kaum täglich gegessen (1 %), ebenso wenig wie Fertiggerichte oder Lieferessen (< 0,5 %).
Ernährung wird vielfältiger und bewusster: Die Zahlen zeigen, dass immer mehr Menschen auf eine pflanzenbasierte Ernährung setzen, frisch kochen und bewusste Kaufentscheidungen treffen – sei es aus gesundheitlichen, ethischen oder ökologischen Gründen. Besonders jüngere Menschen treiben diesen Wandel mit Offenheit, Neugier und Nachhaltigkeitsbewusstsein voran.
Bewusst einkaufen – Regional, saisonal und nachhaltig
Beim Einkauf achten Verbraucherinnen und Verbraucher längst nicht mehr nur auf den Preis. Geschmack, Regionalität, Saisonalität, Nachhaltigkeit und ethische Aspekte spielen eine zunehmend wichtige Rolle.
Geschmack und Saisonalität zählen
Für 94 % der Befragten ist entscheidend, dass ihnen die Lebensmittel schmecken. Gleichzeitig legen 80 % Wert auf saisonales Obst und Gemüse – ein Hinweis auf das wachsende Bewusstsein für natürliche Erntezyklen und Frische.
Regionalität als zentrales Kriterium
77 % bevorzugen Lebensmittel aus der eigenen Region. Besonders hoch ist der Wunsch nach regionaler Herkunft bei Eiern sowie frischem Obst und Gemüse (je 84 %), bei Brot und Backwaren (80 %) sowie bei Fleisch- und Wurstwaren (73 %). Auch bei Milchprodukten (66 %) ist die Herkunft für viele relevant. Pflanzliche Alternativen spielen dagegen bislang eine untergeordnete Rolle – nur 19 % achten hier auf regionale Herkunft.
Nachhaltigkeit und Ethik sind gefragt
Viele Konsumierende wählen gezielt Produkte, die umwelt- und ressourcenschonend produziert (68 %), ökologisch erzeugt (70 %) oder fair gehandelt wurden (70 %). Für 79 % ist auch die Tierhaltung ein wichtiges Kriterium.
Altersunterschiede beim Einkaufsverhalten
Zwischen den Altersgruppen zeigen sich deutliche Unterschiede: Während 85 % der über 60-Jährigen Wert auf regionale Produkte legen, sind es bei den 14- bis 29-Jährigen nur 60 %. Auch Saisonalität (89 % vs. 64 %), fairer Handel (76 % vs. 66 %) und umweltfreundliche Produktion (77 % vs. 55 %) werden von älteren Menschen stärker berücksichtigt. Die jüngeren hingegen sind preisbewusster: 71 % achten auf Angebote, bei den Älteren sind es 51 %.
Werteorientiertes Konsumverhalten auf dem Vormarsch: Die Kaufentscheidung wird heute stärker denn je von nachhaltigen, ethischen und regionalen Kriterien beeinflusst. Geschmack bleibt zwar das wichtigste Kriterium – doch Konsumierende handeln zunehmend bewusst und verantwortungsvoll.
Transparenz auf Verpackungen – Wissen, was drin ist
Beim Einkauf möchten Verbraucher heute genau wissen, was in Lebensmitteln steckt, woher sie kommen und wie sie produziert wurden. Klare Kennzeichnungen und verlässliche Siegel helfen dabei, informierte Entscheidungen zu treffen.
Pflichtangaben im Fokus
Besonders wichtig sind Angaben zur Tierhaltung (84 %), den Zutaten (82 %), dem Mindesthaltbarkeitsdatum (81 %) und der Herkunft (80 %). Aber auch faire Produktionsbedingungen (72 %), umweltverträgliche Methoden (66 %) und der Hinweis auf gentechnikfreie Herstellung (64 %) spielen eine zentrale Rolle.
Ebenfalls beachtet werden Nährwertangaben (61 %), Hinweise auf Allergene und Unverträglichkeiten (60 %) sowie spezielle Hinweise wie z. B. erhöhter Koffeingehalt (54 %). Ob ein Produkt vegetarisch oder vegan ist, ist für 44 % wichtig – der Nutri-Score für 40 %.
Nutri-Score immer bekannter – und ein Entscheidungshelfer
Inzwischen haben 88 % der Befragten den Nutri-Score schon einmal auf einer Verpackung gesehen – im Jahr 2021 waren es noch 44 %. Besonders junge Menschen (98 %) nehmen die farbige Nährwertkennzeichnung wahr, bei den über 60-Jährigen sind es 77 %.
37 % geben an, dass der Nutri-Score ihre Kaufentscheidung beeinflusst – bei den über 60-Jährigen sind es sogar 44 %. Zudem nutzen 34 % den Score aktiv zum Vergleich verschiedener Produkte innerhalb einer Kategorie.
Siegel bieten Orientierung – vor allem Tierwohl ist wichtig
Gütesiegel sind für viele Konsumierende eine wichtige Hilfe beim Einkauf:
- 65 % achten immer oder meistens auf das Tierwohllabel
- 62 % auf das Regionalfenster, das die Herkunftsregion angibt
- 59 % auf das Biosiegel
- 53 % auf das Fairtrade-Siegel und das für nachhaltige Fischerei
Im Vergleich zu früher hat die Aufmerksamkeit gegenüber Siegeln zugenommen: So stieg der Anteil beim Tierwohllabel seit 2015 um 29 Prozentpunkte. Frauen achten tendenziell häufiger auf Siegel als Männer (z. B. beim Biosiegel: 67 % vs. 52 %).
Mindesthaltbarkeit: Weniger Wegwerfen, mehr prüfen
Lebensmittel werden nicht mehr automatisch entsorgt, nur weil das MHD überschritten ist. 91 % prüfen erst, ob ein Produkt noch genießbar ist – 2016 lag dieser Wert bei nur 76 %. Nur 3 % werfen Lebensmittel direkt weg, 6 % entscheiden je nach Produkt. Das zeigt: Die Mehrheit handelt heute bewusster und nachhaltiger.
Zucker, Fett & Salz: Der kritische Blick auf Inhaltsstoffe
Immer mehr Menschen achten beim Einkauf auf Zuckergehalt (66 %), Fettgehalt (49 %) und Salzgehalt (32 %). Während sich das Interesse an Zucker und Salz seit 2019 deutlich erhöht hat, blieb der Fokus auf Fett nahezu konstant.
Zudem wünschen sich 85 % weniger zugesetzten Zucker in Fertigprodukten – selbst wenn diese dadurch weniger süß schmecken. Nur 7 % befürworten den Ersatz durch Süßstoffe, 6 % möchten unveränderte Rezepturen. Mehr als die Hälfte hat bereits zucker- oder fettreduzierte Produkte gekauft, 21 % auch salzreduzierte.
Jodsalz: Geringes Wissen, aber hohe Akzeptanz
76 % nutzen Jodsalz im Haushalt. Dennoch gibt es Unsicherheiten, besonders bei den Jüngeren: 36 % der 14- bis 29-Jährigen wissen nicht, warum Jod wichtig ist – bei den 45- bis 59-Jährigen sind es nur 20 %. Immerhin fänden es 36 % gut, wenn mehr verarbeitete Produkte mit Jodsalz hergestellt würden – bei den 45- bis 59-Jährigen sogar 42 %.
Der informierte Einkauf wird zur Norm: Die Verbraucher in Deutschland informieren sich zunehmend aktiv beim Lebensmitteleinkauf. Sie achten auf transparente Kennzeichnungen, prüfen Lebensmittel sorgfältiger und bevorzugen Produkte mit nachvollziehbarer Herkunft, fairer Herstellung und klarer Nährwertkennzeichnung. Der Wunsch nach Orientierung, Nachhaltigkeit und Gesundheit prägt das Konsumverhalten – und das über alle Altersgruppen hinweg.
Nachhaltige Ernährungspolitik – Erwartungen an Politik und Wirtschaft
Das Thema nachhaltige Ernährung beschäftigt viele Menschen – nicht nur im eigenen Konsum, sondern auch in Bezug auf die politischen Rahmenbedingungen. Die Befragten fordern von Politik und Wirtschaft klare Maßnahmen für mehr Tierwohl, weniger Verschwendung und eine umweltfreundlichere Landwirtschaft.
Tierwohl, Bio-Anbau und weniger Verschwendung: Klare Prioritäten
92 % der Befragten halten bessere Haltungsbedingungen mit weniger Tieren in Ställen für besonders wichtig. Ebenso viele (91 %) wünschen sich eine Reduktion von Lebensmittelabfällen in Haushalten und Betrieben.
Auch der Ausbau des Ökolandbaus (88 %) und eine verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsbedingungen bei Fleisch- und Milchprodukten (85 %) finden große Zustimmung. 94 % sprechen sich zudem dafür aus, dass Supermärkte verpflichtet werden, abgelaufene Lebensmittel zu spenden.
Diese Forderungen spiegeln sich auch in konkreten politischen Erwartungen wider:
- 88 % erwarten mehr Einsatz für artgerechte Tierhaltung
- 75 % wünschen sich weniger Fleischkonsum zum Schutz des Klimas
- 50 % kritisieren das geringe Angebot an Bio-Gerichten in Gastronomie und Kantinen
Regionalität, faire Bedingungen und Transparenz in der Landwirtschaft
Die Menschen wünschen sich nicht nur tierfreundlichere Landwirtschaft, sondern auch sozial gerechte und transparente Produktionsbedingungen:
- 63 % fordern eine faire Entlohnung der Mitarbeitenden
- 62 % legen Wert auf die Qualität der Produkte
- 47 % erwarten den Einsatz umweltschonender Produktionsmethoden
- 45 % wünschen sich eine regionale Vermarktung
- 42 % halten Transparenz der Betriebe und Insektenschutz für wichtig
Auch regionale Liefermodelle gewinnen an Bedeutung: 18 % der Befragten haben sich bereits Obst und Gemüse direkt von regionalen Erzeugern liefern lassen – besonders oft in Haushalten mit Kindern oder bei Personen im Alter von 30 bis 44 Jahren.
Globale Ernährung sichern – regional, pflanzlich und weniger Fleisch
Im globalen Kontext sehen die Befragten die Reduktion von Lebensmittelabfällen (93 %) als wichtigste Maßnahme für eine sichere und nachhaltige Ernährung der Weltbevölkerung.
Weitere relevante Maßnahmen sind:
- 81 % sprechen sich für einen verstärkten Konsum regional erzeugter Produkte aus
- 78 % befürworten eine Verringerung des Fleischkonsums
- 70 % sehen Potenzial in der städtischen Landwirtschaft, etwa durch Anbau in Gebäuden
- 64 % nennen die Steigerung der globalen landwirtschaftlichen Produktivität
- 58 % wünschen sich mehr pflanzliche Ersatzprodukte
- 28 % stehen dem Konsum von In-vitro-Fleisch offen gegenüber
Auch hier zeigen sich Unterschiede nach Geschlecht und Alter: Frauen befürworten regionale und fleischärmere Ernährung stärker als Männer. Jüngere Menschen setzen sich häufiger für pflanzliche Alternativen ein, während ältere besonders auf Regionalität achten.
Gesellschaftlicher Wandel braucht politische Rahmenbedingungen: Die Erwartungen an eine nachhaltige Ernährungspolitik sind klar: Verbraucher wollen eine Landwirtschaft, die umweltfreundlich, sozial gerecht und tiergerecht ist – und politisch gestützt wird. Ob durch bessere Tierhaltung, Lebensmittelspenden, mehr Bio in Kantinen, regionale Lieferketten oder eine verantwortungsvolle Fleischproduktion – die Bereitschaft für Veränderung ist groß. Jetzt liegt es an Politik und Wirtschaft, diese Impulse aufzugreifen.
Fazit – Deutschlands Teller werden vielfältiger und bewusster
Der BMEL-Ernährungsreport 2024 zeigt deutlich: Deutschlands Ernährung verändert sich – in Richtung Vielfalt, Gesundheit und Nachhaltigkeit. Immer mehr Menschen essen weniger Fleisch und greifen häufiger zu pflanzlichen Alternativen. Regionalität, Tierwohl, transparente Kennzeichnungen und umweltfreundliche Produktionsweisen gewinnen an Bedeutung. Auch außer Haus wird bewusster gegessen – Geschmack bleibt wichtig, aber Herkunft und Qualität zählen zunehmend mit. Gleichzeitig steigen die Erwartungen an Politik und Wirtschaft: Verbraucher fordern klare Regeln, faire Bedingungen und mehr Unterstützung für nachhaltige Strukturen. Der Trend ist klar – Deutschlands Essverhalten wird reflektierter, anspruchsvoller und zukunftsorientierter.