Erdbeeren im Dezember und Kürbissuppe unter der Sommersonne – in unserer globalisierten Welt ist dies längst Normalität geworden. Wir sind es gewohnt, in den Supermarktregalen ein ganzjähriges Angebot an vielen Obst- und Gemüsesorten vorzufinden. Von A wie Avocado bis Z wie Zitronen ist alles dabei, unabhängig von Jahreszeit und Herkunft. Doch dieser Luxus hat seinen Preis, und er wiegt schwer auf den Schultern unserer Umwelt und des Klimas. Während Orangen und Mandarinen aus Spanien vor allem in den Wintermonaten kaum wegzudenken sind, tragen sie maßgeblich zur Wasserknappheit im Anbauland bei. Ananas, die per Flugzeug nach Deutschland transportiert wird, legt Tausende von Kilometern zurück, bevor sie unsere Teller erreicht und hinterlässt dabei einen gewaltigen CO2-Fußabdruck.
Es gab eine Zeit, in der der Kauf saisonaler Lebensmittel eine Selbstverständlichkeit war. Spargel im Frühling, Blaubeeren im Sommer, Quitten im Herbst und Steckrüben im Winter – jede Jahreszeit hatte ihre kulinarischen Höhepunkte. Heute scheint der Saisonkalender überflüssig, da moderne Technologien es uns ermöglichen, nahezu jede Sorte zu jeder Zeit zu konsumieren. Dennoch gibt es gute Gründe, warum wir uns wieder stärker an den Saisonkalendern für Obst und Gemüse orientieren sollten. Saisonale Produkte überzeugen nicht nur durch ihren Geschmack und ihre Frische, sondern sind auch oft günstiger und umweltfreundlicher. Unser Saisonkalender bietet eine wertvolle Orientierungshilfe, um zu erkennen, wann verschiedene heimische Obst- und Gemüsesorten ihre natürliche Erntezeit haben.
Saisonal einkaufen: Im Rhythmus der Natur
Das Prinzip des saisonalen Einkaufens ist einfach, aber wirkungsvoll. Es bedeutet, Obst und Gemüse genau dann zu kaufen, wenn sie in ihrer natürlichen Wachstums- und Reifezeit sind. Saisonales Einkaufen ist somit eine Rückbesinnung auf den natürlichen Rhythmus der Natur. Dabei bedeutet „saisonal“ lediglich, sich nach den klassischen Erntezeiten zu richten, unabhängig davon, wo ein Lebensmittel angebaut wird. Im besten Fall sollten Obst und Gemüse auch direkt aus der Region stammen.
Saisonal – und am besten auch regional
Saisonales Einkaufen geht häufig Hand in Hand mit dem Bevorzugen regionaler Produkte, da die Haupterntezeiten für Obst und Gemüse in der Regel mit dem heimischen Anbau in Verbindung stehen. Während der Hauptsaison für lokale Spezialitäten wie Spargel oder Kirschen, stammt ein Großteil des Angebots aus der nahen Umgebung. Der Schlüsselaspekt hierbei liegt in den kurzen Transportwege zwischen Erzeugern und Händlern, um den Energieverbrauch und Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 möglichst gering zu halten.
Auf kurze Transportwege achten
Der Transport von Lebensmitteln ist für etwa 19 % der globalen Gesamtemissionen des Lebensmittelsystems verantwortlich, wobei der Transport von Obst und Gemüse allein 36 % der Emissionen dieser Kategorie ausmacht1Li, M., Jia, N., Lenzen, M., Malik, A., Wei, L., Jin, Y., & Raubenheimer, D. (2022). Global food-miles account for nearly 20% of total food-systems emissions. Nature food, 3(6), 445–453. https://doi.org/10.1038/s43016-022-00531-w.. Hierzulande trägt der Konsum von Obst und Gemüse zu ca. 10 % der direkten Treibhausgas-Emissionen der Ernährung bei2WWF Deutschland (2012). Klimawandel auf dem Teller. WWF Deutschland (Hrsg.). https://www.wwf.de/static/content/e-learning/data/studie_klimawandel_auf_dem_teller.pdf. Stand: 01.02.2024. 3Kovacs, B., Miller, L., Heller, M. C., & Rose, D. (2021). The carbon footprint of dietary guidelines around the world: a seven country modeling study. Nutrition journal, 20(1), 15. https://doi.org/10.1186/s12937-021-00669-6.. Dabei zeigt sich, dass der Transportweg per Flugzeug das Klima am stärksten belastet, während Lkw, Bahn und vor allem Schiffe deutlich klimafreundlichere Transportmittel sind4Ritchie, H. (2020). Very little of global food is transported by air; this greatly reduces the climate benefits of eating local. Our World In Data. https://ourworldindata.org/food-transport-by-mode. Stand: 01.02.2024.. Ein markantes Beispiel: Ein Kilogramm weißer Spargel, der aus Peru eingeflogen wird, belastet das Klima mit über 12 kg CO2-Äquivalente – fast 20-mal mehr als regionaler, mit dem Lkw transportierter Spargel5Stoessel, F., Juraske, R., Pfister, S., & Hellweg, S. (2012). Life cycle inventory and carbon and water FoodPrint of fruits and vegetables: application to a Swiss retailer. Environmental science & technology, 46(6), 3253–3262. https://doi.org/10.1021/es2030577.. Dies unterstreicht die Bedeutung der Transportart und -weite für die Klimabilanz. Der Begriff „regional“ ist dabei nicht unbedingt auf das Inland begrenzt, sondern kann auch das grenznahe Nachbarland umfassen. Entscheidend sind kurze Transportwege, die den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß minimieren.
Freilandanbau bevorzugen
Neben der Herkunft und Transportart spielt auch der Anbau von Obst und Gemüse eine entscheidende Rolle: Freilandanbau ist klimafreundlicher als energieintensive Anbaumethoden – selbst bei regionalen Produkten. Denn auch die Lagerung kann viel Energie kosten. So können deutsche Winter-Erdbeeren aus beheizten Gewächshäusern eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz aufweisen als Importware. „Aus der Region“ muss daher nicht zwangsläufig besser für das Klima sein als „böse“ Importware6Edwards-Jones G. (2010). Does eating local food reduce the environmental impact of food production and enhance consumer health?. The Proceedings of the Nutrition Society, 69(4), 582–591. https://doi.org/10.1017/S0029665110002004.. Die Quintessenz: Während der Haupterntezeit ist regionales Obst und Gemüse immer die beste Wahl. Wenn heimische Produkte saisonal verfügbar sind, ist es aus ökologischer Sicht generell sinnvoller, auf importierte Produkte zu verzichten. Außerhalb der Saison hat heimisches Obst und Gemüse, etwa unter Glas oder in Folientunneln, oft eine schlechtere Ökobilanz. In diesen Fällen kann es sich lohnen, bis zur Hauptsaison auf echte Freilandware zu warten und den Konsum importierter und energieintensiv produzierter heimischer Produkte kritisch abzuwägen.
Vorteile von „saisonal & regional“
Sich bewusst für saisonales und regionales Obst und Gemüse zu entscheiden, bietet eine Reihe von Vorteilen – für die Umwelt, die eigene Gesundheit und die Wirtschaft:
- Frische und Geschmack: Saisonale Produkte, die regional erzeugt werden, erreichen uns oft schneller und sind daher frischer und geschmackvoller.
- Reduzierte Umweltbelastung: Kurze Transportwege bedeuten weniger Energieverbrauch und geringere CO2-Emissionen.
- Wirtschaftliche Unterstützung: Der Kauf regionaler Produkte unterstützt die lokale Landwirtschaft und stärkt die Wirtschaft in der Region.
- Bewusster Genuss: Saisonales Essen fördert die Wertschätzung für die natürliche Verfügbarkeit und Vielfalt der Lebensmittel, die uns die Natur bietet.
- Ernährungsvielfalt: Sich an das saisonale Angebot zu halten, bedeutet eine natürliche Abwechslung im Speiseplan und die Entdeckung neuer oder vergessener Obst- und Gemüsesorten.
Kurzum, die Entscheidung für saisonales und regionales Obst und Gemüse geht weit über den eigenen Tellerrand hinaus. Sie ist ein Beitrag zum Klimaschutz, unterstützt die lokale Ökonomie und fördert eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung.
Wenn wir uns bewusst für saisonales, heimisches Obst und Gemüse entscheiden, leisten wir nicht nur einen Beitrag zu einer vielfältigeren und nährstoffreicheren Ernährung, sondern tragen auch aktiv dazu bei, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und lokale Produzenten zu unterstützen. Diese bewusste Entscheidung stärkt die regionale Landwirtschaft, schützt unsere natürlichen Ressourcen und fördert eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, die im Einklang mit den jeweiligen Jahreszeiten steht.
Saisonkalender: Wann gibt´s was in Deutschland?
Die folgenden Saisonkalender für Obst und Gemüse zeigen auf einen Blick, wann verschiedene heimische Obst- und Gemüsesorten ihre natürliche Reife- und Erntezeit erreichen7EUFIC (kein Datum). Explore Seasonal Fruit and Vegetables in Europe. EUFIC. https://www.eufic.org/en/explore-seasonal-fruit-and-vegetables-in-europe. Stand: 01.02.2024.. Sie können als nützliches Hilfsmittel für einen bewussten und umweltfreundlichen Einkauf dienen, indem sie aufzeigen, welche Produkte zu welcher Jahreszeit frisch und regional erhältlich sind.
Saisonkalender Obst
Wann heimisches Obst am besten schmeckt
Der abgebildete Saisonkalender für heimisches Obst ist ein farbenfroher Wegweiser durch das Jahr und zeigt, wann es Zeit ist, die Vielfalt an Obstsorten, die in Deutschland wachsen, auszukosten. Vom Startschuss mit den ersten Erdbeeren im Frühsommer bis zu den Äpfeln und Birnen, die uns bis tief in den Winter begleiten – doch die Hochsaison der meisten Obstsorten ist relativ kurz. Interessant ist auch, dass sogar „Exoten“ wie Wassermelonen, die viele eher mit südlichen Ländern verbinden, ihren Platz im Kalender haben, da sie mittlerweile auch in sonnigen Regionen Deutschlands wie Niedersachsen oder am Bodensee gedeihen. Dies lädt dazu ein, die saisonale und regionale Vielfalt voll auszuschöpfen und zu genießen.
Und was ist mit Exoten?
Neben den heimischen Obstsorten sind auch exotischere Früchte wie Bananen, Ananas, Mango, Papaya und Avocado praktisch ganzjährig im Supermarkt erhältlich. Bananen sind mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 12,3 kg sogar die zweitbeliebteste Obstsorte der Deutschen – davor sind nur Äpfel (22,4 kg)8Ahrens, S. (2024). Pro-Kopf-Konsum von Obst in Deutschland nach Art in den Jahren 2010/11 bis 2021/22. Statista GmbH. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/247425/umfrage/die-beliebtesten-obstsorten-der-deutschen/. Stand: 01.02.2024.. Aus ernährungsphysiologischer Sicht bringen exotische Früchte Abwechslung in den Speiseplan und können die Ernährung durchaus bereichern. Obwohl sie aus anderen Ländern stammen, haben auch diese Früchte ihre Saison, in der sie in besonders guter Qualität und Geschmack verfügbar sind – zum Beispiel Zitrusfrüchte wie Orangen und Mandarinen, die im Winter ihren kulinarischen Höhepunkt erreichen.
Wer sein Lieblingsobst genießen, aber das Klima weniger belasten möchte, kann bewusst auf Früchte setzen, die vorwiegend auf dem Seeweg, per Lkw oder Bahn zu uns gelangen. Dazu zählen auch Bananen und Ananas, die zum Großteil über den Seeweg transportiert werden. Hingegen lohnt es sich auf Obst, das oft per Flugzeug importiert wird, wie Papaya, Maracuja und Sternfrucht, im Sinne des Klimas zu verzichten. Bei Obstsorten, die auch in Südeuropa wachsen, darunter Feigen, Granatäpfel, Honigmelonen und Mangos, ist es ratsam, einen Blick auf das Ursprungsland zu werfen, da Produkte aus Europa aufgrund kürzerer Transportwege in der Regel umweltfreundlicher sind als Obst aus Übersee oder per Luftfracht.9Beckhoff, J. (2020). Saisonzeiten bei Obst und Gemüse. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf/der-saisonkalender/saisonzeiten-bei-obst-und-gemuese/. Stand: 01.02.2024.
Deutschland bietet ein abwechslungsreiches Angebot an heimischen Früchten, das von Äpfeln über Beeren bis hin zu Steinobst reicht. Bei importiertem Obst lohnt es sich, auf kurze Transportwege zu achten, um das Klima zu schonen. Neben Klimaaspekten sollten auch weitere Umweltauswirkungen importierter Früchte berücksichtigt werden, darunter der Import aus Regionen, die von Wasserknappheit betroffen sind. So kann der Anbau von Zitrusfrüchten in Spanien oder Avocados in Zentral-Chile und an der peruanischen Küste das lokale Wasserknappheitsrisiko erhöhen10WWF Deutschland (2021). So schmeckt Zukunft: Der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde: Wasserverbrauch und Wasserknappheit. WWF Deutschland (Hrsg.). https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/WWF-Studie-Kulinarischer-Kompass-Wasser.pdf. Stand: 31.01.2024. 11Futch, S. & Singerman, A. (2018). Inside Spain’s Citrus Industry. Southeast AgNet Radio Network. https://citrusindustry.net/2018/07/03/inside-spains-citrus-industry/. Stand: 01.02.2024.. Saisonal + regional ist 1. Wahl.
Saisonkalender Gemüse
Saisonale Gemüsevielfalt von Januar bis Dezember
Im Vergleich zum Saisonkalender Obst bietet der Saisonkalender Gemüse eine noch breitere Palette an Sorten, die sich über das gesamte Jahr erstrecken und die kulinarische Vielfalt Deutschlands widerspiegeln. Von robustem Wurzelgemüse in den kälteren Monaten bis hin zu saftigen Tomaten und knackigen Gurken im Sommer – jede Jahreszeit bietet eine bunte Gemüsevielfalt. Im Frühling sprießen frischer Spinat und zarter Spargel, der Sommer bringt eine Fülle von Zucchini, Paprika und Bohnen hervor, im Herbst dominieren aromatische Kürbisse und vielseitige Kohlsorten, während die Wintermonate von lagerfähigem Wurzelgemüse und kräftigem Grünkohl geprägt sind. Diese Vielfalt an Gemüsesorten spiegelt nicht nur die Anpassung an saisonale Gegebenheiten wider, sondern bietet auch die Möglichkeit, sich das ganze Jahr über gesund und abwechslungsreich zu ernähren und gleichzeitig regionale Landwirte und kurze Lieferketten zu unterstützten.
Klimafreundliches Gemüse: Darauf ist zu achten
Die Klimabilanz von Gemüse wird stark von Faktoren wie Herkunftsort, Jahreszeit und Produktionsart beeinflusst. So kann die bewusste Entscheidung für und gegen bestimmte Gemüsearten erheblich zur Reduzierung von Treibhausgasen beitragen. Beispielsweise weisen Karotten, Kohl, Zucchini und Zwiebeln, besonders wenn sie lokal und saisonal produziert werden, einen geringeren CO2-Fußabdruck auf als etwa Bohnen und Spargel, die überwiegend per Flugzeug importiert werden. Um das Klima zu schützen, ist saisonalem Gemüse, das im Freiland oder in ungeheizten Gewächshäusern angebaut wird, der Vorzug zu geben. Außerhalb der Saison ist es meistens klimafreundlicher, importiertes Gemüse zu konsumieren (solange es keine Flugimporte sind), anstatt Gemüse zu essen, dass in beheizten Gewächshäusern mit fossilen Brennstoffen produziert wurde12Zhiyenbek, A., Beretta, C., Stoessel, F., Hellweg, S. (2016). Ökobilanzierung Früchte- und Gemüseproduktion – eine Entscheidungsunterstützung für ökologisches Einkaufen. ETH Zürich. https://www.wwf.ch/sites/default/files/doc-2018-02/2017-02-Studie-Fruechte-und-Gemuese-Oekobilanz_0.pdf. Stand: 01.02.2024.. Anstatt also eine heimische Tomate aus einem beheizten Gewächshaus zu kaufen, wäre unter Umständen eine importierte Tomate aus dem Freilandanbau Südeuropas die klimafreundlichere Option13Reinhardt, G., Gärtner, S., Wagner, T. (2020). Environmental footprints of food products and dishes in Germany. ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH. https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Reinhardt-Gaertner-Wagner-2020-Oekologische-Fu%C3%9Fabdruecke-von-Lebensmitteln-und-Gerichten-in-Deutschland-ifeu-2020.pdf. Stand: 31.01.2024..
Viele der in Deutschland beliebtesten Gemüsesorten wie Tomaten, Karotten, Zwiebeln, Kohl und Bohnen wachsen direkt vor unserer Haustür14Ahrens, S. (2024). Pro-Kopf-Konsum von Gemüse in Deutschland nach Art in den Jahren 2020/21 und 2021/22. Statista GmbH. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/318586/umfrage/pro-kopf-konsum-von-gemuese-in-deutschland-nach-art/. Stand: 01.02.2024.. Dies bietet eine hervorragende Gelegenheit, durch saisonalen Konsum den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Im Sommer kann man zum Beispiel frische, lokale Tomaten, Gurken und Kopfsalat genießen, anstatt auf beheizte Gewächshäuser oder Importware zurückzugreifen. Im Winter sind Lagergemüse wie Kohl, Wurzeln, Knollen und Zwiebeln eine nachhaltigere Wahl, da sie ohne energieintensive Beheizung oder lange Transportwege auskommen.
PDF-Download: Saisonkalender Obst und Gemüse
Der Saisonkalender für Obst und Gemüse steht als kostenloser PDF-Download zur Verfügung. Ein Blick verrät, welche Obst- und Gemüsesorten zu welcher Zeit frisch und lokal verfügbar ist. Sich nach dem Saisonkalender zu richten, erleichtert einen umweltfreundlichen Einkauf, unterstützt die heimische Landwirtschaft und trägt gleichzeitig dazu bei, sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren – im Einklang mit den Jahreszeiten und den Farben des Regenbogens. Einfach herunterladen, ausdrucken und als Orientierungshilfe für den nächsten Einkauf nutzen!
Saisonkalender Download (618 KB)Obst und Gemüse: Eckpfeiler einer gesunden und nachhaltigen Ernährung
Obst und Gemüse bilden das Herzstück einer gesunden und nachhaltigen Ernährung. Dabei sind sowohl die Qualität als auch die Qualität dieser Lebensmittel entscheidend. Bei der Menge darf es gerne großzügig ausfallen. Saisonale, regionale und ökologisch erzeugte Produkte können dazu beitragen, eine ausgewogene Ernährung zu fördern und gleichzeitig die Umweltauswirkungen zu minimieren.
Obst und Gemüse: Es darf auch gerne mehr sein
Obst und Gemüse sind ein wichtiger Bestandteil einer gesunden und nachhaltigen Ernährung. Sie sind nicht nur reich an essenziellen Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen, sondern haben im Vergleich zu tierischen Produkten oft auch einen niedrigeren ökologischen Fußabdruck15Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food's environmental impacts through producers and consumers. Science (New York, N.Y.), 360(6392), 987–992. https://doi.org/10.1126/science.aaq0216.. Eine pflanzenbasierte Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse kann die Klima- und Umweltfolgen der Ernährung deutlich senken16WWF Deutschland (2021). So schmeckt Zukunft: Der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde: Klimaschutz, landwirtschaftliche Fläche und natürliche Lebensräume. WWF Deutschland (Hrsg.). https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/kulinarische-kompass-klima.pdf. Stand: 02.02.2024. 17Searchinger, T. D., Wirsenius, S., Beringer, T., & Dumas, P. (2018). Assessing the efficiency of changes in land use for mitigating climate change. Nature, 564(7735), 249–253. https://doi.org/10.1038/s41586-018-0757-z.. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt täglich mindestens zwei Portionen Obst (250 g) und drei Portionen Gemüse (400 g) idealerweise frisch oder nur kurz gegart18Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2017). Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/dge-ernaehrungsempfehlungen/10-regeln/. Stand: 02.02.2024.. Doch es darf auch gerne mehr sein. Der Konsum von 600–800 g Obst und Gemüse pro Tag ist mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, allgemeine Sterblichkeit und Krebs verbunden. Insbesondere der Verzehr von Äpfeln, Birnen, Zitrusfrüchten, grünem Blattgemüse und Kreuzblütlern trägt zur Risikoreduktion bei19Aune, D., Giovannucci, E., Boffetta, P., Fadnes, L. T., Keum, N., Norat, T., Greenwood, D. C., Riboli, E., Vatten, L. J., & Tonstad, S. (2017). Fruit and vegetable intake and the risk of cardiovascular disease, total cancer and all-cause mortality-a systematic review and dose-response meta-analysis of prospective studies. International journal of epidemiology, 46(3), 1029–1056. https://doi.org/10.1093/ije/dyw319..
Saisonal ist gut, regional nicht immer besser
Lohnt es sich auf saisonales Obst und Gemüse zu achten? Kurz gesagt, ja! Der Kauf von saisonalen und regionalen Produkten ist oft klimafreundlicher, da diese weniger Energie für Anbau, Lagerung und Transport benötigen. Innerhalb der Saison sind saisonales Obst und Gemüse aus der Region, die im Freiland oder in ungeheizten Gewächshäusern angebaut werden, die beste Wahl. Sobald diese frischen Produkte jedoch auf irgendeine Weise gelagert und außerhalb der Saison verzehrt werden, kann es wiederum anders aussehen20Edwards-Jones G. (2010). Does eating local food reduce the environmental impact of food production and enhance consumer health?. The Proceedings of the Nutrition Society, 69(4), 582–591. https://doi.org/10.1017/S0029665110002004. 21Foster, C., Green, K., Bleda, M., Dewick, P., Evans, B., Flynn A., Mylan, J. (2006). Environmental
Impacts of Food Production and Consumption: A report to the Department for Environment, Food and Rural Affairs. Manchester Business School. Defra, London. https://leanenterprise.org.uk/wp-content/uploads/2018/12/DEFRA-SCP007-ENVIRONMENTAL-IMPACTS-OF-FOOD-CONSUMPTION-AND-PRODUCTION.pdf. Stand: 02.02.2024.. Zwar ist es außerhalb der Saison meist besser, lokale Lagerfrüchte den Übersee-Importen vorzuziehen, allerdings kann importiertes Gemüse (abgesehen von Flugware) besser als eine beheizte Produktion im Inland ausfallen. Darüber hinaus ist die Wahl von saisonalen und regionalen Erzeugnissen nur ein Aspekt einer nachhaltigeren Ernährung. Noch wichtiger sind der vermehrte Anteil pflanzlicher Lebensmittel wie Obst und Gemüse in der Ernährung, die Reduzierung tierischer Lebensmittel wie Rindfleisch und Milchprodukte sowie die Minimierung der Lebensmittelverschwendung22Willett, W., Rockström, J., Loken, B., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., Garnett, T., Tilman, D., DeClerck, F., Wood, A., Jonell, M., Clark, M., Gordon, L. J., Fanzo, J., Hawkes, C., Zurayk, R., Rivera, J. A., De Vries, W., Majele Sibanda, L., Afshin, A., … Murray, C. J. L. (2019). Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. Lancet (London, England), 393(10170), 447–492. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31788-4. 23Macdiarmid J. I. (2014). Seasonality and dietary requirements: will eating seasonal food contribute to health and environmental sustainability?. The Proceedings of the Nutrition Society, 73(3), 368–375. https://doi.org/10.1017/S0029665113003753..
Und was ist mit Bio?
Bio-Produkte verzichten auf synthetische Pestizide und Kunstdünger und schützen gleichzeitig Tiere, Insekten, Boden, Wasser und Luft24Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2022). Auf einen Blick: Informationen zum Bio-Siegel. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.). https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/bio-siegel-verbraucher.html. Stand: 02.02.2024.. Öko-Landwirte können zum Beispiel Freiland-Gemüse mit 10–35 % weniger CO2-Äuqivalente produzieren, was hauptsächlich auf den geringeren Einsatz von mineralischem Stickstoffdünger zurückzuführen ist25Lindendthal, T., Markut, T., Hörtenhuber, S., Rudolph, G. (2010). Warum Bio dem Klima gut tut. BIO Austria, 2, 18–19. https://www.fibl.org/fileadmin/documents/de/oesterreich/arbeitsschwerpunkte/Klima/klima_bioaustria_1005_01.pdf. Stand: 02.02.2024 26Smith, L. G., Kirk, G. J. D., Jones, P. J., & Williams, A. G. (2019). The greenhouse gas impacts of converting food production in England and Wales to organic methods. Nature communications, 10(1), 4641. https://doi.org/10.1038/s41467-019-12622-7.. Dies macht Bio-Produkte zu einer guten Wahl für die Gesundheit und eine lebenswerte Umwelt. Allerdings gibt das Bio-Siegel allein keine Auskunft darüber, ob das Produkt saisonal ist oder nicht. Bio-Erdbeeren können ebenso gut von weit her, etwa aus Ägypten kommen. Ebenso kann der Bio-Spargel im heimischen Gemüseregal ursprünglich in Peru angebaut worden sein. Das Siegel bescheinigt lediglich die ökologische Produktionsweise, ohne die gesamte Ökobilanz, einschließlich Transport, Lagerung und Verpackung, zu berücksichtigen.
Daher ist es auch bei Bio-Obst und Bio-Gemüse wichtig, zusätzlich auf Saisonalität und Herkunft zu achten, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten. Der CO2-Fußabdruck, der die gesamte Wertschöpfungskette eines Produktes umfasst, dient hier als nützlicher Indikator für umweltbewusste Entscheidungen. Allerdings zeigen Bio-Lebensmittel nicht immer einen klaren Vorteil beim CO2-Fußabdruck, weil sie wegen geringerer Erträge in der Regel mehr Anbaufläche brauchen27Chiriacò, M., Castaldi, S. & Valentini, R. (2022). Determining organic versus conventional food emissions to foster the transition to sustainable food systems and diets: Insights from a systematic review. Journal of Cleaner Production, 380(2). https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2022.134937 28Treu, H., Nordborg, M., Cederberg, C., Heuer, T., Claupein, E., Hoffmann, H. & Berndes, Göran. (2017). Carbon footprints and land use of conventional and organic diets in Germany. Journal of Cleaner Production, 161. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2017.05.041.. Dennoch wird dieser potenzielle Nachteil durch den reduzierten Einsatz von Pestiziden, eine nachhaltigere Bodenbewirtschaftung und eine erhöhte Artenvielfalt relativiert. Der alleinige Blick auf die CO2-Emissionen sagt somit nicht die ganze ökologische Wahrheit. Bio schont vielleicht nicht direkt das Klima, aber wesentlich Wasser, Boden und Ressourcen29Voss, J. (2022). Ist Bio immer besser? National Geographic. https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/05/ist-bio-immer-besser. Stand: 02.02.2024.
Frisch vs. Tiefkühlware
Tiefkühlware bietet den Vorteil, dass sie ggf. nährstoffreicher als frisches Obst und Gemüse ist, da der schnelle Gefrierprozess, insbesondere das Schockfrosten, die meisten Vitamine und Mineralstoffe effektiv konserviert. Studien belegen, dass Tiefkühlprodukte in vielen Fällen den frischen Alternativen ernährungsphysiologisch ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist, insbesondere wenn frisches Gemüse erst nach Tagen verzehrt wird30Zhan, X., Zhu, Z., & Sun, D. W. (2019). Effects of pretreatments on quality attributes of long-term deep frozen storage of vegetables: a review. Critical reviews in food science and nutrition, 59(5), 743–757. https://doi.org/10.1080/10408398.2018.1496900. 31Bouzari, A., Holstege, D., & Barrett, D. M. (2015). Vitamin retention in eight fruits and vegetables: a comparison of refrigerated and frozen storage. Journal of agricultural and food chemistry, 63(3), 957–962. https://doi.org/10.1021/jf5058793. 32Bouzari, A., Holstege, D., & Barrett, D. M. (2015). Mineral, fiber, and total phenolic retention in eight fruits and vegetables: a comparison of refrigerated and frozen storage. Journal of agricultural and food chemistry, 63(3), 951–956. https://doi.org/10.1021/jf504890k. 33Li, L., Pegg, R., Eitenmiller, R., Chun, J., Kerrihard, A. (2017). Selected nutrient analyses of fresh, fresh-stored, and frozen fruits and vegetables. Journal of Food Composition and Analysis, 59(1). 59. https://doi.org/10.1016/j.jfca.2017.02.002.. Allerdings steht dem gegenüber, dass der CO2-Fußabdruck von Tiefkühlware in der Regel höher ist als bei frischen Produkten, hauptsächlich bedingt durch den Energieaufwand für das Einfrieren und die Kühlung während der Lagerung34Wróbel-Jędrzejewska, M. & Polak, E. (2022). Determination of carbon footprint in the processing of frozen vegetables using an online energy measurement system. Journal of Food Engineering, 322(10). https://doi.org/110974. 10.1016/j.jfoodeng.2022.110974.. Zum Beispiel verursachen gefrorene Erdbeeren, Erbsen, Spinat, Brokkoli, und Rosenkohl zwei- bis dreimal mehr CO2-Emissionen als frische Ware35Reinhardt, G., Gärtner, S., Wagner, T. (2020). Environmental footprints of food products and dishes in Germany. ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH. https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Reinhardt-Gaertner-Wagner-2020-Oekologische-Fu%C3%9Fabdruecke-von-Lebensmitteln-und-Gerichten-in-Deutschland-ifeu-2020.pdf. Stand: 31.01.2024.. Daraus folgt die Empfehlung, möglichst „frisch vom Feld“ zu konsumieren, wenn Umweltaspekte im Vordergrund stehen. Dennoch bleibt Tiefkühlkost eine nährstoffreiche Alternative, vor allem wenn der Zugang zu frischen saisonalen Produkten eingeschränkt ist.
Obst und Gemüse bilden eine gesunde Ernährungsbasis und punkten mit einem geringeren CO2-Fußabdruck als tierische Produkte. Frische saisonale Produkte aus der Region sparen Ressourcen und schonen die Umwelt. Abseits der Saison ist regionales Obst und Gemüse aus beheizten Gewächshäusern nicht immer die klimafreundlichste Option. Bio-Produkte reduzieren den Einsatz von Chemikalien und fördern eine nachhaltige Landwirtschaft, aber das Bio-Siegel allein sagt nichts über Saisonalität oder Klimaverträglichkeit. Daher sollten auch die Saison und Herkunft der Produkte berücksichtigt werden.
Augen auf beim Obst- und Gemüsekauf
Beim Obst- und Gemüsekauf ist Vorsicht geboten: Nicht alles, was lokal bei uns wachsen könnte, stammt auch aus der Region oder dem eigenen Land. Labels wie „Aus der Region“ bieten zwar Orientierung, allerdings ist der Begriff „Region“ gesetzlich nicht geschützt. Ein genauer Blick auf den Herkunftsort bzw. das Herkunftsland lohnt sich daher immer. Für unverarbeitetes Obst und Gemüse ist die Angabe des Herkunftslandes zudem eine gesetzlich verpflichtende Information.
Selbstversorgung bei Obst und Gemüse in Deutschland
In Deutschland sind wir bei Obst und Gemüse weit davon entfernt, uns selbst zu versorgen. Die folgende Grafik zeigt den Selbstversorgungsgrad für Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Kartoffeln im Jahr 2022/2336Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kein Datum). Versorgungsbilanzen. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen. Stand: 03.02.2024.. Der Selbstversorgungsgrad gibt an, wie gut die heimische Landwirtschaft den nationalen Bedarf an Lebensmitteln deckt. Bei Obst liegt der Selbstversorgungsgrad lediglich bei 23 % und bei Gemüse bei 36 %, was verdeutlicht, dass ein Großteil dieser Lebensmittel importiert werden muss. Bei Hülsenfrüchte erreichen wir einen Selbstversorgungsgrad von 53 % und bei Kartoffeln produziert Deutschland mit 147 % sogar mehr als genug, um den Eigenbedarf zu decken und darüber hinaus zu exportieren.
Woher kommt unser Obst und Gemüse?
Der geringe Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse zeigt, dass Deutschland in hohem Maße auf Importe angewiesen ist, um den heimischen Bedarf zu decken. Im Jahr 2022 importierten wir deutlich mehr Obst und Gemüse als hierzulande geerntet wurde. Hautimportland ist Spanien, das 26 % aller Obst- und Gemüseimporte beisteuerte, gefolgt von den Niederlanden (16 %) und Italien (9 %). Drei Viertel aller importierten Orangen und Zitronen kamen aus Spanien, ebenso wie zwei Drittel aller Pfirsiche, Nektarinen und Zucchini. Auch für importierte Melonen, Paprika, Auberginen, Salate, Zwiebeln und Gurken ist Spanien das bedeutendste Herkunftsland. Italien ist der wichtigste Lieferant für importierte Speiseäpfel, Trauben und Kiwis. Auch bei Fenchel, Brokkoli, frischem Gartenspinat und Aprikosen fällt der Anteil der deutschen Importe aus Italien vergleichsweise groß aus. Trotz der starken Abhängigkeit von Importen sind Äpfel, Karotten, Speisezwiebeln und Weißkohl wichtige Säulen der heimischen landwirtschaftlichen Produktion.37Statistisches Bundesamt (2024). 26 % aller Obst- und Gemüseimporte kamen 2022 aus Spanien. Statistisches Bundesamt (Destatis). https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/07/PD23_N044_51.html. Stand: 03.02.2024.
Achtung, Flugware!
Beim Einkauf von Obst und Gemüse lohnt sich ein genauer Blick auf das Herkunftsland, insbesondere um Flugware zu vermeiden. Flugtransporte verursachen deutlich mehr Treibhausgase als Transporte per Schiff oder Lkw, was sie zu einer der klimaschädlichsten Transportmethoden für Lebensmittel macht. Obwohl das Herkunftsland angegeben wird, ist es für uns Verbraucher oft nicht ersichtlich, ob Produkte per Flugzeug transportiert wurden38Emberger-Klein, A. & Menrad, K. (2016). Climate-friendly food choices regarding fruit and vegetables: How German consumers perceive their competency and what supporting measures they would prefer. Acta Horticulturae, 1132, 183–190. https://doi.org/10.17660/ActaHortic.2016.1132.25.. Da jedoch frische und leicht verderbliche Lebensmittel häufig per Luftfracht befördert werden, kann das Wissen um die Herkunft helfen, umweltbelastende Flugimporte zu reduzieren.
Infografik: Flugimporte von Obst und Gemüse nach Deutschland
Grundsätzlich werden fast alle Lebensmittel, die von außerhalb Europas nach Deutschland kommen, sowohl per Schiff als auch per Flugzeug transportiert. Obst und Gemüse gehören dabei zu den am häufigsten per Luftfracht importierten Lebensmitteln. Dabei variieren die Anteile der verschiedenen Transportarten jedoch erheblich, wie die folgende Infografik zeigt. Zum Beispiel werden nur 0,01 % der importierten Bananen mit dem Flugzeug befördert, während bei frischen Papayas etwa 92 % per Flugzeug und 8 % per Schiff transportiert werden39Keller, M. (2010). Flugimporte von Lebensmitteln und Blumen nach Deutschland. Verbraucherzentralen (Hrsg.). https://www.ichbindannmalimgarten.de/wp-content/uploads/2017/02/Flugimporte-von-Lebensmitteln-und-Blumen-nach-Deutschland_2010.pdf. Stand: 01.02.2024..
Tropische Früchte wie Litschis, Passionsfrucht, Sternfrucht und Drachenfrucht, weitere Exoten wie Papaya und Mango sowie leicht verderbliches und außerhalb der Saison liegendes Beerenobst (Beeren, Kirschen) werden aus Nicht-EU-Ländern oft mit dem Flugzeug transportiert, da sie schneller verderben. Gleiches gilt für Gemüse außerhalb der Saison, wie Bohnen, Erbsen und Spargel. Dies führt zu deutlich höheren Treibhausgas-Emissionen.
Hier sind Flugimporte wahrscheinlich
Obwohl das Herkunftsland allein noch nichts über den Transportweg sagt und pauschale Aussagen über die Transportart nicht möglich, stammen folgende Produkte mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Flugimporten:
- Frische Papayas
- Frische Guaven, Mangos und Mangostans aus Pakistan, Brasilien und Thailand
- Frische Ananas aus afrikanischen Ländern
- Frisches Obst aus Uganda, Ghana und Togo
- Erdbeeren aus Ägypten, Israel und Südafrika
- Frische Bohnen aus Ägypten, Kenia und Thailand
- Frischer Spargel aus Peru
- Frisches Gemüse aus Ost- und Westafrika, insbesondere aus Kenia und Ghana, sowie aus Thailand und der Dominikanischen Republik
Die saisonalen Schwankungen bei den Flugimporten variieren je nach Art des Lebensmittels. Tropische Obst- und Gemüsesorten werden das ganze Jahr über in etwa gleicher Menge per Flugzeug importiert. Auf der anderen Seite werden Gemüse und Obst aus gemäßigten Klimazonen, wie Bohnen, Zwiebeln und Erdbeeren, vor allem dann per Flugzeug transportiert, wenn europäische Erzeugnisse nicht verfügbar sind, beispielsweise außerhalb ihrer Saison.
Obwohl nur ein geringer Anteil der Lebensmittel (Gemüse 5 %, Obst < 1 %) per Flug nach Deutschland gelangt, ist der klimatische Einfluss dieser Transporte erheblich. Flugtransporte emittieren rund 50-mal mehr Treibhausgase als der Seetransport40Ritchie, H. (2020). You want to reduce the carbon footprint of your food? Focus on what you eat, not whether your food is local. Our World In Data. https://ourworldindata.org/food-choice-vs-eating-local. Stand: 03.02.2024.. Um die Klimabilanz unserer Ernährung zu verbessern, sollten wir daher möglichst auf Produkte zurückgreifen, die nicht per Flugzeug transportiert wurden und stattdessen saisonale und regionale Alternativen bevorzugen.
Fazit
Der saisonale Einkauf von Obst und Gemüse bietet zahlreiche Vorteile für unsere Gesundheit und die Umwelt. Durch die bewusste Wahl von saisonalen Lebensmitteln unterstützen wir nicht nur lokale Landwirtschaft, sondern reduzieren auch den ökologischen Fußabdruck unserer Ernährung. Die Entscheidung für Bio-Produkte kann ebenfalls positive Auswirkungen haben, da sie den Einsatz von Chemikalien minimieren und eine nachhaltigere Landwirtschaft fördern.
7 Tipps für nachhaltiges Einkaufen:
- Saisonal einkaufen: Nutze den Saisonkalender, um Obst und Gemüse zu kaufen, wenn es bei uns Saison hat. Koste vor allem die kurze Obstsaison aus!
- Regionale Produkte bevorzugen: Präferiere Obst und Gemüse aus deinem näheren Umfeld. Achte auf „Regionalfenster“ und Siegel von Regionalinitiativen.
- Direkt vom Erzeuger kaufen: Besuche Hofläden und Wochenmärkte, um lokale Produkte zu erwerben. Oder hole dir eine regionale Gemüsekiste im Abo!
- Das Etikett checken: Wirf bei unverarbeitetem Obst und Gemüse einen Blick auf das Ursprungsland. Wähle Produkte mit möglichst kurzen Transportwegen.
- Flugware vermeiden: Sei besonders achtsam bei Obst und Gemüse aus Nicht-EU-Ländern. Meide Ware, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eingeflogen wurde.
- Energiebewusst wählen: Reduziere saisonfremde mediterrane Produkte wie Tomaten, Zucchini und Paprika, die oft in Gewächshäusern gezogen werden.
- Frisch statt verarbeitet: Wähle frische statt z. B. vorgeschnittene und verpackte Produkte, um den Energieaufwand für Verarbeitung und Verpackung zu sparen.
Die bewusste Auswahl von saisonalen und regionalen Produkten leistet einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlichen Ernährung. Doch eine nachhaltige Lebensweise umfasst weit mehr, etwa die Verringerung des Fleischkonsums und das Vermeiden von Lebensmittelabfällen. Jeder Schritt in diese Richtung fördert nicht nur unsere Gesundheit, sondern schützt auch unser Klima und die Umwelt.
Der Weg zu einer nachhaltigeren Ernährung beginnt mit kleinen, machbaren Schritten. Ein guter Startpunkt ist die Wahl von Produkten, die der Saison und der Region entsprechen. Von dort aus kannst du weitere Maßnahmen ergreifen, wie die Reduktion tierischer Erzeugnisse in deinem Speiseplan und das bewusste Einkaufen, um unnötigen Abfall zu vermeiden. Selbst geringfügige Änderungen in unseren Essgewohnheiten können bedeutsam zum Schutz unseres Planeten beitragen. Es lohnt sich!