Die ketogene Ernährung, auch „ketogene Diät“ oder „Keto-Diät“ genannt, ist eine Ernährungsform, die auf einem extrem niedrigen Kohlenhydratanteil und einer sehr hohen Fettzufuhr basiert. Ziel ist es, den Körper in einen Zustand der Ketose zu versetzen, bei dem Fett anstelle von Kohlenhydraten als Hauptenergiequelle verbrannt wird. Die ketogene Ernährung hat in verschiedenen Kreisen Beachtung gefunden, sowohl unter Abnehmwilligen und Sportlern als auch in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, wo sie in Bezug auf ihre Wirksamkeit und langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit untersucht wird.
Die Popularität der ketogenen Diät hat in den letzten Jahren zugenommen, getrieben durch persönliche Erfahrungsberichte und die Verbreitung über soziale Medien sowie einige prominente Befürworter. Während die ketogene Diät in der Behandlung von Epilepsie bereits seit 100 Jahren etabliert ist und einige Studien Therapieerfolge bei zahlreichen anderen Krankheitsbildern berichten, weisen andere auf mögliche Nachteile und Risiken hin. Die ketogene Ernährung bleibt daher ein Thema kontinuierlicher Forschung und kontroverser Diskussionen.
In diesem Artikel nehmen wir die ketogenen Ernährung genauer unter die Lupe. Wie funktioniert die ketogene Diät genau? Darf man überhaupt noch etwas essen? Und welche Lebensmittel sollten gemieden werden? Zudem decken wir die potenziellen Vorteile und Anwendungsgebiete der ketogenen Diät auf. Auch die Schattenseite einer ketogenen Ernährung bleibt nicht ausgespart. Welche potenziellen Nachteile und Risiken bestehen? Und wie steht es um den Langzeiterfolg einer sehr kohlenhydratarmen Ernährung? Die folgenden Kapitel schaffen Klarheit.
Was ist die ketogene Ernährung?
Die ketogene Ernährung ist mehr als nur ein Diätplan, sie ist eine Umstellung des Stoffwechsels. Durch eine radikale Reduzierung der Kohlenhydratzufuhr wird eine gezielte Veränderung der Energiegewinnung des Körpers bewirkt. Diese metabolische Anpassung kann weitreichende Auswirkungen auf den Körper und die Gesundheit haben.
Geschichte und Herkunft der ketogenen Diät
Das Konzept der ketogenen Ernährung wurde erstmal 1921 von Dr. Russel Wilder für die Behandlung von pharmakoresistenten bzw. schwer behandelbaren Epilepsien bei pädiatrischen Patienten eingesetzt. Er prägte auch den Begriff „ketogene Diät“. In den 1970er Jahren erlebte die ketogene Diät eine Renaissance und wurde in der Folge umfassend im Hinblick auf ihre Wirksamkeit bei der Behandlung verschiedener Krankheiten untersucht. In jüngerer Vergangenheit hat die Diät einen Aufschwung als potenziell nützliches Werkzeug zur Gewichtsreduktion erfahren. Heute wird die Diätform in unterschiedlichen Varianten vermarktet, darunter als „Anti-Krebs-Diät„, „Anabole Diät„, „Atkins-Diät“ oder generell als „Low-Carb-Diät„.
Grundlagen der ketogenen Ernährung
Unabhängig von der spezifischen Bezeichnung liegt das Hauptmerkmal der ketogenen Ernährung in der Ketose – einem Stoffwechselzustand, der durch eine extrem niedrige Kohlenhydratzufuhr induziert wird. Gleichzeitig wird der Fettanteil in der Ernährung hochgeschraubt, während die Proteinzufuhr im niedrigen bis moderaten Bereich gehalten wird. Im Gegensatz zu den Kohlenhydraten werden die Fette in der Ernährung nicht eingeschränkt. Obwohl die ketogene Diät in die Kategorie der Low-Carb-Diäten fällt, unterscheidet sie sich wesentlich durch ihre spezifische Fettbetonung und die strikte Limitierung der Kohlenhydrate. Die Ketose, die das Kernstück der ketogenen Diät darstellt, hebt sie grundlegend von anderen kohlenhydratarmen Ernährungsformen ab.
Formen der ketogenen Diät
Die ketogene Diät hat sich in verschiedenen Formen etabliert, die von klassischen, sehr restriktiven bis hin zu weniger restriktiven Ernährungsplänen reichen. Alle Varianten basieren auf der starken Reduzierung der Kohlenhydratzufuhr mit dem Ziel, diese i. d. R. auf weniger als 50 g pro Tag zu begrenzen.
High Fat: Die ketogene Ratio
Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen den verschiedenen Formen der ketogenen Diät ist der unterschiedlich hohe Fettanteil am Energiebedarf. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der „ketogenen Ratio“. Diese definiert das Mengenverhältnis von Fett zu Kohlenhydraten plus Protein. Eine höhere ketogene Ratio führt zu einem höheren Fettanteil in der Ernährung und meist zu einem höheren Grad an Ketose. Traditionell wurde bei Kindern und Jugendlichen eine ketogene Diät mit einer Ratio von 4:1 oder 3:1 eingesetzt (3–4 g Fett zu 1 g Kohlenhydrate + Protein)1Wirrell E. C. (2008). Ketogenic ratio, calories, and fluids: do they matter?. Epilepsia, 49 Suppl 8(Suppl 8), 17–19. https://doi.org/10.1111/j.1528-1167.2008.01825.x.. Fett liefert dabei ca. 90 % der Kalorienzufuhr. Bei Erwachsenen kommen meist weniger restriktive Formen zum Einsatz, beispielsweise die modifizierte Atkins-Diät.
Typen und Makronährstoffverteilung
Heutzutage gibt es vier Haupttypen ketogener Diäten, die in der Therapie zum Einsatz kommen und anhand des prozentualen Anteils an Makronährstoffen kategorisiert werden. Dazu gehören die klassische ketogene Diät mit langkettigen Triglyceriden (LCT), die ketogene Diät mit mittelkettigen Triglyceriden (MCT), die modifizierte Atkins-Diät (MAD) und die niedrig-glykämische Index-Diät (LGIT). Die folgende Abbildung zeigt die Makronährstoffverteilung dieser Formen der ketogenen Diät im Vergleich zur regulären Ernährung gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)2Di Lorenzo, C., Ballerini, G., Barbanti, P., Bernardini, A., D'Arrigo, G., Egeo, G., Frediani, F., Garbo, R., Pierangeli, G., Prudenzano, M. P., Rebaudengo, N., Semeraro, G., Sirianni, G., Valente, M., Coppola, G., Cervenka, M. C., & Spera, G. (2021). Applications of Ketogenic Diets in Patients with Headache: Clinical Recommendations. Nutrients, 13(7), 2307. https://doi.org/10.3390/nu13072307.:
Obwohl alle Formen eine Beschränkung der Kohlenhydrate und eine ausreichende Proteinzufuhr vorsehen, kann die konkrete Zusammensetzung der Diät je nach Anwendung variieren. Diese Vielfalt ermöglicht eine individuelle Anpassung der ketogenen Diät an unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele3Pietrzak, D., Kasperek, K., Rękawek, P., & Piątkowska-Chmiel, I. (2022). The Therapeutic Role of Ketogenic Diet in Neurological Disorders. Nutrients, 14(9), 1952. https://doi.org/10.3390/nu14091952. 4Ketogenic Diets for Adult Neurological Disorders. 5Vishal, S. & Sheffali, Gulati (2023). Chapter 24 – Low glycemic index therapy: What it is and how it compares to other epilepsy diets. In: Martin, C. R., Patel, V. B., Preedy, V. R. (2023). Diet and Nutrition in Neurological Disorders. Academic Press, p. 449–470. https://doi.org/10.1016/B978-0-323-89834-8.00047-7. 6Erickson, N., Boscheri, A., Linke, B., & Huebner, J. (2017). Systematic review: isocaloric ketogenic dietary regimes for cancer patients. Medical oncology (Northwood, London, England), 34(5), 72. https://doi.org/10.1007/s12032-017-0930-5.:
- Klassische ketogene Diät: Dies ist die traditionelle Form der Keto-Diät, die sich durch einen höheren Gehalt an Fetten im Vergleich zum Kohlenhydraten (stark reduziert) und Proteinen (leicht reduziert oder normal) auszeichnet. Das ketogene Ratio liegt typischerweise bei 4:1 oder 3:1. Die primäre Fettquelle sind LCT, die überwiegend aus herkömmlichen Standard-Lebensmitteln stammen.
- Ketogene MCT-Diät: Diese Variante legt den Schwerpunkt auf MCT-Fette, wie sie in Kokosöl vorkommen. Diese Fette werden schneller verstoffwechselt und können eine stärkere ketogene Wirkung entfalten. Dies führt zu einem geringeren Bedarf an Fetten und ermöglicht somit die Aufnahme größerer Mengen an Kohlenhydraten und Proteinen, was die Diät weniger streng macht.
- Modifizierte Atkins-Diät (MAD): Die MAD ist eine proteinreichere Form der ketogenen Diät, bei der die Kohlenhydratzufuhr dauerhaft auf ca. 10–20 g/Tag limitiert wird. Sie ist damit mit der strengen Anfangsphase der Atkins-Diät zur Gewichtsreduktion vergleichbar. Die Protein- und Kalorienzufuhr wird i. d. R. nicht eingeschränkt, wodurch die Diät leichter durchzuhalten ist.
- Niedrig-glykämische Index-Diät (LGIT): Diese Diät ist eine Alternative zur strengen ketogenen Diät, da sie die extreme Kohlenhydratrestriktion aufweicht. Erlaubt sind größeren Menge an Kohlenhydraten (40–60 g/Tag), verteilt auf mehrere Mahlzeiten, die alle aus Quellen mit niedrigem glykämischen Index (GI < 50) stammen, um Schwankungen des Blutzuckerspiegels gering zu halten.
Abseits der strengen klassischen ketogenen Diät, liegt der Fettanteil einer ketogenen Ernährung typischerweise zwischen 60–80 %. Proteine machen etwa 10–35 % aus, wobei die Proteinzufuhr nicht zu hoch ausfallen sollte, um die Bildung von Glucose aus Eiweiß (Gluconeogenese) zu vermeiden. Kohlenhydrate werden auf nur 5–10 % der täglichen Kalorienzufuhr beschränkt. Bei einer täglichen Gesamtkalorienzufuhr von 2.000 kcal entspricht dies einer Kohlenhydratmenge von etwa 20–50 g/Tag.
Eine ketogene Ernährung bedeutet in erster Linie Kohlenhydratverzicht, wobei die signifikante Kohlenhydratreduktion durch eine erhöhte Fettaufnahme kompensiert wird. Dies macht die ketogene Diät zu einer „Low Carb High Fat“-Diät (LCHF), wobei der Fettanteil höher als anderen Low-Carb-Formen ist. Der Abbau von Fetten fördert den Stoffwechselzustand der Ketose, die das Kennzeichen aller ketogener Diät- und Ernährungsformen darstellt.
Ketose – Schlüsselelement der ketogenen Ernährung
Während die ketogene Diät in verschiedenen Formen auftritt – von der klassischen ketogenen Diät bis zur modifizierten Atkins-Diät – ist die Ketose das gemeinsame Ziel und entscheidende Element aller Varianten. Sie ermöglicht physiologische Veränderungen, die die ketogene Ernährung einzigartig machen.
Definition und Mechanismus der Ketose
Ketose ist ein Stoffwechselzustand, der durch einen erhöhten Serumspiegel an sog. Ketonkörpern gekennzeichnet ist. Dieser metabolische Zustand ist durch einen niedrigen Blutzuckerspiegel und eine reduzierte Verfügbarkeit von Glucose gekennzeichnet, ähnlich wie beim Fasten. Normalerweise stellen Kohlenhydrate die Hauptenergiequelle für den Körper dar. Wird die Kohlenhydratzufuhr jedoch auf weniger als 50 g/Tag beschränkt, nimmt die Insulinausschüttung deutlich ab, was den Körper in einen katabolen Zustand versetzt. Der Körper beginnt nun, seine eigenen Kohlenhydratspeicher aus Muskel- und Leberglykogen zu entleeren, wodurch eine Reihe von Stoffwechselveränderungen auslöst wird. Dabei spielen zwei wichtige Stoffwechselprozesse eine Rolle: die Gluconeogenese und die Ketogenese.
Gluconeogenese: Die Notfallreaktion des Körpers
Ein Kohlenhydratverzicht zwingt den Stoffwechsel dazu, sich umzustellen, da einige Gewebe fast ausschließlich auf Glucose als Energiequelle angewiesen sind. Dazu gehört vor allem das Gehirn, dass trotz seines geringen Anteils am Körpergewicht (nur 2 %) etwa 20 % der zugeführten Energie verbraucht. Das Gehirn benötigt etwa 120–130 g Glucose pro Tag7Shah, K., Desilva, S., & Abbruscato, T. (2012). The role of glucose transporters in brain disease: diabetes and Alzheimer’s Disease. International journal of molecular sciences, 13(10), 12629–12655. https://doi.org/10.3390/ijms131012629., wobei Ketonkörper als alternative Energiequelle dienen können. Das Nervengewebe, Nierenmark und die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) können ohne Glucose nicht lange überleben. Um das Gehirn und andere obligate Glucoseverwerter weiterhin adäquat mit Energie zu versorgen, kommt es zur Glucoseneubildung (Gluconeogenese), hauptsächlich in der Leber. Dabei werden Substrate wie Pyruvat, Lactat, Glycerin und glucogene Aminosäuren verwendet.
Ketogenese: Die Anpassung an anhaltenden Kohlenhydratmangel
Hält der Kohlenhydratverzicht an, nimmt die Leber eine zentrale Rolle ein und beginnt mit der Ketogenese, um Ketonkörper wie Acetoacetat, Beta-Hydroxybutyrat und Aceton zu produzieren, die Glucose als vorrangige Energiequelle ersetzen. Dieser Schritt wird eingeleitet, sobald die Kohlenhydratspeicher erschöpft sind oder die Konzentration der Fettsäuren im Blut ansteigt. Die meisten Organe und Gewebe können Ketonkörper als alternative Energiequelle nutzen. Das Gehirn, das auf eine kontinuierliche Energieversorgung angewiesen ist und einen Minimalbedarf an Glucose hat, adaptiert sich durch den verstärkten Gebrauch von Ketonkörpern bei knapper Glucoseversorgung. Das Herz nutzt typischerweise Fettsäuren als Energiequelle, kann aber auch Ketonkörper verwenden. Interessanterweise kann die Leber, trotz ihrer Rolle als Produzent von Ketonkörpern, diese nicht selbst verwerten, da ihr das erforderliche Enzym Beta-Ketoacyl-CoA-Transferase fehlt.8Dhillon KK, Gupta S. Biochemistry, Ketogenesis. [Updated 2023 Feb 6]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK493179/.
Phasen der metabolischen Anpassung
Die folgende Abbildung fasst die Schritte zusammen, die der menschliche Organismus unternimmt, um eine konstante Energieversorgung sicherzustellen, wenn die bevorzugte Quelle – Glucose – nicht verfügbar ist. Diese Anpassungsprozesse treten beim Fasten auf, sind jedoch auch bei einer ketogenen Diät von zentraler Bedeutung, da hier die Glucosezufuhr durch die Ernährungsumstellung bewusst begrenzt wird9Cahill G. F., Jr (2006). Fuel metabolism in starvation. Annual review of nutrition, 26, 1–22. https://doi.org/10.1146/annurev.nutr.26.061505.111258.:
- Exogene Glucosezufuhr (Phase 1): Direkt nach der Nahrungsaufnahme bezieht der Körper seine Energie aus der Glucose, die aus der Nahrung (Lebensmitteln und Getränken) stammt. Alle Gewebe verwenden Glucose als Brennstoff.
- Glykogenolyse (Phase 2): Einige Stunden nach der letzten Mahlzeit, wenn die exogene Glucose erschöpft ist, beginnt der Körper, Glykogen aus der Leber zu mobilisieren, um den Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten. Dieser Prozess hält für einige Stunden an und bezieht alle Gewebe ein, außer der Leber selbst.
- Gluconeogenese (Phasen 3 + 4): Bereits 4–6 Stunden nach dem Kohlenhydratentzug startet die Gluconeogenese, hauptsächlich in der Leber und in geringerem Maße auch in den Nieren, um Glucose aus Nicht-Kohlenhydratquellen wie Aminosäuren und Glycerin zu synthetisieren. Sie erreicht ihren Höhepunkt nach etwa 24 Stunden, wenn die Glykogenspeicher der Leber erschöpft sind. Diese Phase markiert eine Übergangsperiode, in der das Gehirn beginnt, sowohl Glucose als auch Ketonkörper zur Energiegewinnung zu nutzen, während Muskeln und Fettgewebe ihre Glucoseaufnahme drosseln.10Melkonian EA, Asuka E, Schury MP. Physiology, Gluconeogenesis. [Updated 2023 Nov 13]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK541119/.
- Übergang zur Ketose (Phase 4): Über Tage hinweg steigert sich die Produktion von Ketonkörpern, und das Gehirn beginnt, Ketonkörper als Hauptenergiequelle zu nutzen. Die Gluconeogenese findet weiterhin statt, jedoch in einem verminderten Maße, ggf. begleitet von Muskelabbau (z. B. beim Fasten). Allgemein hat die Ketose auch einen muskelschützenden Effekt.
- Stabilisierte Ketose (Phase 5): Langfristig passt sich der Körper weiter an den Kohlenhydratmangel an, indem er die Gluconeogenese minimiert und die Ketonkörperproduktion maximiert. Das Gehirn und andere Organe sind nun hauptsächlich auf Ketonkörper als Energiequelle angewiesen, während der Glucosebedarf signifikant reduziert ist und vorrangig durch die Gluconeogenese gedeckt wird.
Diese Phasen verdeutlichen die Fähigkeit des Körpers zur metabolischen Flexibilität, sich an verschiedene Energiequellen anzupassen, um das Überleben auch unter Bedingungen des Nahrungsmangels zu sichern. Sie bilden die Grundlage für die sog. „Keto-Adaptation“, den Prozess, bei dem der Körper durch eine ketogene Ernährung effizient auf Ketonkörper als primären Treibstoff umschaltet. Die folgende Abbildung zeigt die Umstellung des Körpers auf Ketone als alternative Energiequelle11Cahill, G. F., Jr, & Veech, R. L. (2003). Ketoacids? Good medicine?. Transactions of the American Clinical and Climatological Association, 114, 149–163.:
Im Verlauf Fastens bzw. der ketogenen Diät nimmt der Spiegel der freien Fettsäuren und der Ketonkörper Beta-Hydroxybutyrat und Acetoacetat im Blut zu, während die Glucosekonzentration auf einem niedrigen Niveau stabil bleibt. Dies unterstreicht, wie der Körper beginnt, verstärkt Fettsäuren zu mobilisieren und in Ketonkörper umzuwandeln, die dann als alternative Energiequellen dienen, besonders für das Gehirn und andere vitale Organe.
Bedeutung der Ketose in der ketogenen Ernährung
Die Ketose ist ein überlebenswichtiger Notfallmechanismus, der auch bei längeren Fastenperioden eine adäquate Energieversorgung lebenswichtiger Organe sicherstellt. Bei einer ketogenen Ernährung wird die Ketose bewusst herbeigeführt. Die im Körper synthetisierten Ketonkörper können dann von lebenswichtigen Organen wie Herz, Muskelgewebe und Nieren effektiv als Energiequelle genutzt werden. Ketonkörper können auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden und dem Gehirn eine alternative Energiequelle bieten. Der Glucosebedarf des Gehirns sinkt dabei von etwa 130 g auf 40 g pro Tag, wobei der Großteil nun durch Ketonkörper abgedeckt wird. Dieser Stoffwechselzustand, bei dem Ketonkörper als alternative Energiequelle dienen, wird auch als nahrungsinduzierte Ketose bezeichnet. Solange dem Körper Kohlenhydrate entzogen werden, bleibt die Ketose aufrechterhalten.
Die Ketose ist der zentrale Mechanismus der ketogenen Ernährung, der aus einem Mangel an Kohlenhydraten (Glucose) resultiert. Dieser Vorgang ist ein essenzieller Überlebensmechanismus, der sicherstellt, dass das Gehirn auch bei ausgedehntem Nahrungsmangel oder beim Fasten weiterhin mit ausreichend Energie versorgt wird. In der ketogenen Ernährung wird die Ketose absichtlich herbeigeführt, was besondere Anforderungen an den Speiseplan stellt.
Praktische Umsetzung der ketogenen Ernährung
Die ketogene Ernährung stellt aufgrund der nahezu kohlenhydratfreien, fettreichen Kost in den meisten Fällen eine gravierende Umstellung der regulären Essgewohnheiten dar. Die Umsetzung erfordert ein grundlegendes Verständnis ihrer Prinzipien und eine sorgfältige Planung, um den Stoffwechselzustand der Ketose zu erreichen, aufrechtzuerhalten und mögliche Risiken der Diät zu minimieren.
Die optimale Makronährstoffverteilung
Der Einstieg in die ketogene Ernährung beginnt mit dem Verständnis ihres Kernprinzips: der Reduktion von Kohlenhydraten und der Erhöhung des Fettanteils in der Ernährung. Ziel ist es, den Körper in einen Zustand der Ketose zu versetzen, bei dem Fett statt Glucose als primäre Energiequelle genutzt wird. Eine zentrale Komponente hierbei ist die korrekte Berechnung der Makronährstoffe – Fett, Proteine und Kohlenhydrate. Generell liegt der Fokus auf einer hohen Fettaufnahme (etwa 70–80 % der täglichen Kalorien), einer ausreichenden, moderaten Proteinzufuhr (15–20 %, 1–1,5 g/kg/Tag) und einem sehr geringen Kohlenhydratanteil (5–10 %, max. 20–50 g/Tag). Diese Verteilung kann individuell angepasst werden, abhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Aktivitätsniveau und gesundheitlichen Zielen.
Ergänzende Hinweise zur Proteinzufuhr
Bei ketogenen Diäten zu therapeutischen Zwecken, wie sie beispielsweise zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, wird oft ein niedrigerer Proteinanteil bevorzugt, um sicherzustellen, dass der Körper effizient in die Ketose eintritt und in diesem Zustand bleibt. Ein zu hoher Proteinanteil kann die Ketose stören, da der Körper überschüssiges Protein in Glucose umwandeln kann (Gluconeogenese). Bei Lifestyle-orientierten ketogenen Diäten, die oft auf eine Gewichtsabnahme und die metabolische Gesundheit abzielen, wird häufig ein höherer Proteinanteil angesetzt. Protein kann sättigend wirken und den Erhalt der Muskelmasse während einer kalorienreduzierten Diät unterstützen. Allerdings kann ein zu hoher Proteinanteil auch hier die Ketose beeinträchtigen.
Beispiel zur Makronährstoffverteilung
Ein typisches Beispiel für die Makronährstoffverteilung im Rahmen einer ketogenen Ernährung könnte folgendermaßen aussehen.
Beispiel für eine Person mit einem täglichen Kalorienbedarf von 2.000 kcal:
Makronährstoff | Prozentualer Anteil | Kalorien (bei 2.000 kcal) | Gramm |
---|---|---|---|
Fett (9 kcal/g) | 70–80 % | 1.400–1.600 kcal | 155–177 g |
Protein (4 kcal/g) | 15–20 % | 300–400 kcal | 75–100 g |
Kohlenhydrate (4 kcal/g) | 5–10 % | 100–200 kcal | 25–50 g |
Diese Verteilung gewährleistet eine moderate Proteinaufnahme und hält gleichzeitig die Kohlenhydratzufuhr niedrig (max. 50 g), um die Ketose zu fördern. Dabei kommt es auf die Netto-Kohlenhydrate an, d. h. die Kohlenhydrate, die direkt Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel haben. Nicht resorbierbare Ballaststoffe werden bei der Berechnung der Netto-Kohlenhydrate nicht einbezogen. In der Nährwerttabelle werden Ballaststoffe separat aufgeführt und können daher ignoriert werden. Anders sieht es bei Zuckeraustauschstoffen aus: Mit Ausnahme von Erythrit müssen alle anderen Zuckeraustauschstoffe bei der Berechnung der Kohlenhydratzufuhr berücksichtigt werden. Sollte in der Nährwerttabelle unter den Kohlenhydraten „davon mehrwertige Alkohole“ stehen, ist daher Vorsicht geboten.
Neben der Quantität der Makronährstoffe spielt auch die Qualität der Ernährung eine Rolle.
- Fett: Fette sollten auch aus hochwertigen Quellen wie Avocados, Olivenöl, Nüssen, Samen und fetthaltigem Fisch stammen.
- Protein: Proteine können aus Quellen wie Fisch, Eiern, Geflügel, Fleisch, einigen Milchprodukten und Nüssen bezogen werden.
- Kohlenhydrate: Die Kohlenhydrataufnahme sollte sich hauptsächlich auf niedrig-glykämische Gemüsesorten und eine kleine Menge an Beeren beschränken.
Die Qualität der Makronährstoffe beeinflusst nicht nur die Effektivität der Diät in Bezug auf die Erreichung der Ketose, sondern ist auch wesentlich für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden. Hochwertige Fettquellen und Proteine sowie nährstoffreiche, kohlenhydratarme Gemüsesorten versorgen den Körper mit essenziellen Nährstoffen und beugen potenziellen Nährstoffmängeln vor.
Was essen, was meiden?
Grundsätzlich ist die Lebensmittel-Auswahl bei einer ketogenen Ernährung aufgrund der strikten Kohlenhydratrestriktion sehr stark eingeschränkt. Es gibt nur wenige Lebensmittelgruppen, die für die ketogene Diät geeignet sind, während viele kohlenhydratreiche Lebensmittelgruppen vermieden werden müssen. Die folgenden Listen zeigen einige Beispiele für erlaubte und zu vermeidende Lebensmittel.
Erlaubte Lebensmittel:
- Fette und Öle: Olivenöl, Kokosöl, Butter, Schmalz, Avocadoöl
- Proteinquellen: Fleisch (vorzugsweise vom Weidevieh), Fisch (insbesondere fettreiche Sorten wie Lachs), Eier, Käse, Nüsse und Samen
- Gemüse: Blattgemüse, Zucchini, Brokkoli, Blumenkohl, Spargel, Avocado (botanisch eine Frucht, aber arm an Kohlenhydraten)
- Milchprodukte: Käse, Sahne, griechischer Joghurt (in Maßen)
- Nüsse und Samen: Mandeln, Walnüsse, Chiasamen, Leinsamen
- Getränke: Wasser, ungesüßter Kaffee und Tee, Knochenbrühe
Zu vermeidende Lebensmittel:
- Stärkehaltige Lebensmittel: Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais
- Zuckerhaltige Lebensmittel: Süßigkeiten, Kuchen, Eis, zuckerhaltige Getränke
- Hochglykämische Früchte: Bananen, Trauben, Melone, Mango, Ananas, Äpfel, Birnen
- Hülsenfrüchte: Bohnen, Linsen, Erbsen, Kichererbsen
- Getreide und Getreideprodukte: Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Dinkel, Mehle, Cornflakes
- Alkohol: Viele alkoholische Getränke wie Bier enthalten Kohlenhydrate und Zucker
Die Einhaltung dieser Listen hilft, die Kohlenhydratzufuhr gering zu halten, um den Körper effektiv in den Zustand der Ketose zu bringen. Dabei ist es ratsam, die Aufnahme von Kohlenhydraten über den Tag zu verteilen, um einen konstanten Blutzuckerspiegel zu gewährleisten. Zudem empfiehlt es sich, Lebensmittel mit einem Glykämischen Index (GI) < 50 und einer glykämischen Last (GL) < 6 zu bevorzugen12Bahr, L., Bellmann-Strobl, J. & Michalsen, A. (2018). Die ketogene Diät – was sie kann, wie sie wirkt und wie sie gelingt. Zeitschrift für Komplementärmedizin, 10(02), 22–29. https://doi.org/10.1055/a-0584-5311.. Der GI bewertet, wie schnell Kohlenhydrate aus einem Lebensmittel den Blutzuckerspiegel erhöhen. Die GL kombiniert die Menge und den GI der Kohlenhydrate und stellt somit ein genaueres Maß für die tatsächlichen Auswirkungen auf den Blutzucker dar. Ein Anstieg des Blutzuckerspiegels kann zur Ausschüttung von Insulin führen und somit die Ketose vorübergehend unterbrechen.
Ketogene Diät: Ernährungspyramide
Die folgende Infografik gibt einen Überblick darüber, welche Lebensmittel im Rahmen einer ketogenen Ernährung im Fokus stehen und welche eher gemieden werden sollten:
Die Basis: Fett- und Proteinquellen
Die ketogene Ernährungspyramide basiert auf hochwertigen Fetten und moderaten Proteinmengen, die für das Erreichen und Aufrechterhalten der Ketose entscheidend sind. An der Basis der Pyramide finden sich Fette und Öle, gefolgt von (fettreichen) Proteinquellen wie Fleisch, Fisch, Eiern, Käse und anderen fettreichen Milchprodukten. Um den erforderlichen Fettanteil von 60–90 % zu erreichen, ist der Zusatz von Öl, Butter, Sahne, Mayonnaise, Mascarpone oder Crème fraîche zu jeder Mahlzeit notwendig. Je nach Auswahl kann sich daraus ein hoher Anteil an tierischen Lebensmitteln ergeben, die überwiegend gesättigte Fettsäuren enthalten. Daher sollte darauf geachtet werden, dass als Ausgleich auch pflanzliche Fette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Raps-, Walnuss- oder Sojaöl verwendet werden.
Extras: Kohlenhydratquellen
Die geringen Kohlenhydratmengen werden in erster Linie in Form von grünem Gemüse und andere stärkearmen Gemüsesorten sowie Nüssen und Samen verzehrt, die essenzielle Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und ggf. auch Fette liefern. Beeren sind aufgrund ihres niedrigen glykämischen Indexes und ihres hohen Nährstoffgehalts die bevorzugten Früchte. Die Kohlenhydrate in sehr fettreichen
Lebensmitteln wie Wurst und Käse werden i. d. R. nicht angerechnet. Zum Süßen können Süßstoffe wie Stevia oder der Zuckeraustauschstoff Erythrit verwendet werden, wobei auf eine angemessene Dosierung zu achten ist. Andere Zuckeralkohole müssen hingegen berechnet werden, weil sie den Blutzuckerspiegel beeinflussen und somit die Aufrechterhaltung der Ketose stören können. Daher ist es wichtig, beim Konsum von Produkten mit Zuckeraustauschstoffen, verstecktem Zucker und Softdrinks besonders achtsam zu sein, um diese Stolperfallen zu vermeiden.
Getränke
Eine zu niedrige Flüssigkeitszufuhr kann bei einer ketogenen Ernährung das Risiko für Obstipation (Verstopfung) und Nierensteine erhöhen. Daher ist auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten, die ad libitum (nach Belieben) erfolgen kann. Getränke wie Wasser, Tee und Kaffee unterstützen die Hydratation, ohne die Kohlenhydratzufuhr zu erhöhen. In Maßen können auch alkoholische Getränke wie trockener Wein konsumiert werden.
Mikronährstoffe und Ballaststoffe
Bei einer ketogenen Ernährung ist eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen und Ballaststoffen oftmals nicht gegeben, da die Lebensmittelauswahl stark eingeschränkt wird. Dies gilt insbesondere für Vitamine und Mineralstoffe, die normalerweise in höheren Mengen in kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Obst und einigen Gemüsesorten enthalten sind. Besonders betroffen sind Vitamine der B-Gruppe, Vitamin C, Calcium, Magnesium und Ballaststoffe. Um Nährstoffmängel zu vermeiden kann je nach Bedarf eine gezielte Supplementierung erforderlich sein. Zusätzlich kann die Zugabe von Ballaststoffen das Volumen der Mahlzeiten und das Sättigungsgefühl steigern und ist besonders bei Obstipation zu empfehlen, um die Verdauung zu unterstützen.
Darauf verzichten
Auf kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Brot, Getreide, Kartoffeln, Reis und Nudeln sowie Zucker und Süßigkeiten wird in der ketogenen Ernährung grundsätzlich verzichtet. Diese Lebensmitteln führen schnell aus der Ketose heraus und sollten daher gemieden werden. Mais und Milch sind in Maßen zu genießen, da sie in höheren Mengen zu viele Kohlenhydrate enthalten können.
Lebensmitteln ohne Kohlenhydrate: Bei der praktischen Umsetzung der ketogenen Ernährung bietet unsere Liste „Lebensmittel ohne Kohlenhydrate“ eine wertvolle Orientierungshilfe. Sie enthält über 500 kohlenhydratarme Lebensmittel (≤ 5 %) inklusive Nährwerten. Diese umfassende Liste dient als praktische Grundlage zur Planung ketogener Mahlzeiten und kann dabei helfen, die Ernährung abwechslungsreich und ausgewogen zu gestalten.
Beispiel für einen ketogenen Tagesplan
Der folgende exemplarische Tagesplan veranschaulicht die praktische Umsetzung einer ketogenen Diät im Alltag. Dieser Plan beinhaltet Mahlzeitenvorschläge für Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie Snackoptionen, die sich an den Grundsätzen der ketogenen Ernährung orientieren.
Frühstück:
- Omelett mit Spinat und geriebenem Feta, zubereitet in etwas Butter, dazu eine halbe Avocado
- Eine Tasse schwarzen Kaffee oder grüner Tee
Snack:
- Eine Handvoll Macadamianüsse
Mittagessen:
- Lachsfilet gebraten in Kokosöl, serviert mit gedämpftem Brokkoli
- Ein gemischter Blattsalat mit Rucola, Tomaten und geriebenem Parmesan, gewürzt mit einer großzügigen Portion Olivenöl und Essig
Snack:
- Griechischer Joghurt mit einer Prise Zimt und einem Teelöffel Mandelmus
Abendessen:
- Gebratener Räuchertofu in Kokosöl auf einem Gemüse-Kokos-Curry mit Blumenkohl und Zucchini
Die folgende Tabelle zeigt die Nährwerte und Makronährstoffverteilung des Tagesplans bei einer Kalorienzufuhr von rund 2.000 kcal:
Gewicht (g) | kcal | Fett | Protein | KH | |
---|---|---|---|---|---|
Frühstück | |||||
3 Eier | 180 | 252 | 17,6 | 22,7 | 0,5 |
1/2 Avocado | 100 | 158 | 15,1 | 1,6 | 1,2 |
Butter | 5 | 37 | 4,1 | 0,0 | 0,0 |
Spinat | 20 | 5 | 0,1 | 0,5 | 0,3 |
Feta-Käse | 20 | 48 | 3,8 | 3,3 | 0,3 |
Snack | |||||
Macadamianüsse | 25 | 189 | 19,3 | 2,1 | 1,4 |
Mittagessen | |||||
Lachs | 125 | 250 | 16,8 | 24,9 | 0,0 |
Brokkoli | 200 | 78 | 1,2 | 7,2 | 6,4 |
Kokosöl | 5 | 45 | 5,0 | 0,0 | 0,0 |
Rucola | 50 | 14 | 0,4 | 1,3 | 1,1 |
Tomaten | 50 | 11 | 0,2 | 0,5 | 1,7 |
Parmesan | 10 | 40 | 3,1 | 3,1 | 0,0 |
Olivenöl | 20 | 162 | 18,0 | 0,0 | 0,0 |
Essig | 10 | 2 | 0,0 | 0,0 | 0,1 |
Snack | |||||
Griechischer Joghurt | 150 | 176 | 14,1 | 6,3 | 5,9 |
Mandelmus | 10 | 65 | 5,6 | 2,5 | 0,5 |
Zimt | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Abendessen | |||||
Räuchertofu | 100 | 164 | 9,5 | 16,4 | 2,9 |
Kokosöl | 5 | 45 | 5,0 | 0,0 | 0,0 |
Blumenkohl | 200 | 52 | 1,4 | 3,6 | 4,2 |
Zucchini | 100 | 19 | 0,2 | 1,8 | 2,0 |
Kokosmilch | 100 | 214 | 21,3 | 2,4 | 3,1 |
Currypulver | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Gesamt | 2.026 | 162 | 100 | 32 | |
Makronährstoffverteilung | 74 % | 20 % | 6 % |
Dieser Plan ist lediglich ein Vorschlag und sollte individuell angepasst werden, je nach Kalorienbedarf, Vorlieben und eventuellen Ernährungseinschränkungen. Zudem ist es wichtig, ausreichend Wasser trinken (mindestens 2 Liter über den Tag verteilt). Es kann hilfreich sein, die Ernährung mithilfe einer kostenlosen App zu dokumentieren, um die Einhaltung der Diät zu überprüfen.
Ketose messen: Ketonkörper im Urin und Blut
Die Überwachung der Ketose kann durch die Messung der Ketonkörper im Urin und Blut erfolgen, wobei unterschiedliche Ketonkörper detektiert werden. Urin-Teststreifen reagieren hauptsächlich mit Acetoacetat und zeigen dessen Konzentration durch Farbänderungen an. Werte im Bereich von 5–15 mg/dL deuten auf eine beginnende Ketose hin, während Werte über 15 mg/dL bis zu 40 mg/dL und darüber eine stärkere Ketose anzeigen. Die Blutmessung ist genauer und misst Beta-Hydroxybutyrat (BHB), den primären Ketonkörper im Blut. Normale BHB-Konzentrationen liegen unter 0,5 mmol/L. Werte zwischen 0,5–1,5 mmol/L indizieren eine leichte Ketose, und Werte von 1,5–3,0 mmol/L repräsentieren eine optimale Ketose. Werte über 3,0 mmol/L deuten auf eine tiefe Ketose hin. Extrem hohe Werte, insbesondere über 5,0 mmol/L, können auf eine Ketoazidose hinweisen, die eine medizinische Notfallsituation darstellt, vor allem bei Typ-1-Diabetikern.
Zu bevorzugende Lebensmittel im Rahmen einer ketogenen Ernährung sind hochwertige Fettquellen wie Avocados, Nüsse und Olivenöl, Proteine aus Fleisch, Fisch und Eiern sowie kohlenhydratarme Gemüsesorten. Zu vermeiden sind Zucker, Getreideprodukte, stärkehaltiges Gemüse und die meisten Früchte. Bei der Umsetzung der ketogenen Diät kann eine Ernährungs-App nützlich sein. Die Messung der Ketosewerte hilft, den Ernährungsplan entsprechend anzupassen und die Ketose effektiv zu managen.
Potenzielle Vorteile der ketogenen Diät
Eine ketogene Ernährung ermöglicht es, von den metabolischen Anpassungen des Fastens zu profitieren, ohne dabei zwingend einer Kalorienrestriktion ausgesetzt zu sein. Dieser Ansatz kann verschiedene gesundheitliche Vorteile bieten, die von einem Gewichtsverlust und einer verbesserten Blutzuckerregulation bis hin zu positiven Effekten auf neurologische Funktionen reichen können13Dowis, K., & Banga, S. (2021). The Potential Health Benefits of the Ketogenic Diet: A Narrative Review. Nutrients, 13(5), 1654. https://doi.org/10.3390/nu13051654..
Gewichtsverlust und Fettverbrennung
Eine ketogene Diät wird oft mit einem Gewichtsverlust assoziiert, da sie den Körper durch die drastische Reduzierung der Kohlenhydratzufuhr dazu anregt, Ketonkörper zu produzieren, die eine Rolle bei der Appetitregulierung spielen14Masi, D., Spoltore, M. E., Rossetti, R., Watanabe, M., Tozzi, R., Caputi, A., Risi, R., Balena, A., Gandini, O., Mariani, S., Spera, G., Gnessi, L., & Lubrano, C. (2022). The Influence of Ketone Bodies on Circadian Processes Regarding Appetite, Sleep and Hormone Release: A Systematic Review of the Literature. Nutrients, 14(7), 1410. https://doi.org/10.3390/nu14071410.. Der Hauptmechanismus der ketogenen Diät zur Gewichtsabnahme besteht in der Unterdrückung des Appetits, die oft zu einer spontanen Reduzierung der Kalorienaufnahme führt. Durch die Einleitung der Ketose greift der Körper zur Energiegewinnung verstärkt auf Fettreserven zurück. Für eine tatsächliche Reduktion der Körperfettmasse (Fettabbau) ist jedoch ein Kaloriendefizit entscheidend, welches durch die Ketose begünstigt werden kann. Eine niedrige Insulinsekretion verstärkt diesen Prozess, da Insulin die Lipolyse hemmt und die Fetteinlagerung fördert.
Der schnelle anfängliche Gewichtsverlust, der bei ketogenen Diäten zu beobachten ist, ist in erster Linie auf den Verlust von Wasser zurückzuführen, der durch den Abbau von Glykogenspeichern entsteht. Da 1 g Glykogen etwa 3 g Wasser bindet, ist bei durchschnittlichen Glykogenspeichern von 600 g, mit knapp 2 kg Wasserverlust in den ersten Tagen zu rechnen15Murray, B., & Rosenbloom, C. (2018). Fundamentals of glycogen metabolism for coaches and athletes. Nutrition reviews, 76(4), 243–259. https://doi.org/10.1093/nutrit/nuy001.. Kurz- bis mittelfristig (bis zu 2 Jahre) kann eine ketogene Diät zu einer höheren Gewichtsabnahme beitragen als fettarme Diäten16Bueno, N. B., de Melo, I. S., de Oliveira, S. L., & da Rocha Ataide, T. (2013). Very-low-carbohydrate ketogenic diet v. low-fat diet for long-term weight loss: a meta-analysis of randomised controlled trials. The British journal of nutrition, 110(7), 1178–1187. https://doi.org/10.1017/S0007114513000548. 17Amini, M. R., Aminianfar, A., Naghshi, S., Larijani, B., & Esmaillzadeh, A. (2022). The effect of ketogenic diet on body composition and anthropometric measures: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Critical reviews in food science and nutrition, 62(13), 3644–3657. https://doi.org/10.1080/10408398.2020.1867957. oder weniger strenge Low-Carb-Diäten18Zaki, H. A., Iftikhar, H., Bashir, K., Gad, H., Samir Fahmy, A., & Elmoheen, A. (2022). A Comparative Study Evaluating the Effectiveness Between Ketogenic and Low-Carbohydrate Diets on Glycemic and Weight Control in Patients With Type 2 Diabetes Mellitus: A Systematic Review and Meta-Analysis. Cureus, 14(5), e25528. https://doi.org/10.7759/cureus.25528.. Das Gewicht kann sich anschließend stabilisieren, allerdings besteht die Herausforderung darin, die restriktive Ernährung dauerhaft aufrechtzuerhalten. Langfristig scheinen kohlenhydratreduzierte Diäten anderen Diätformen nicht überlegen zu sein19Lei, L., Huang, J., Zhang, L., Hong, Y., Hui, S., & Yang, J. (2022). Effects of low-carbohydrate diets versus low-fat diets on metabolic risk factors in overweight and obese adults: A meta-analysis of randomized controlled trials. Frontiers in nutrition, 9, 935234. https://doi.org/10.3389/fnut.2022.935234. 20Apekey, T. A., Maynard, M. J., Kittana, M., & Kunutsor, S. K. (2022). Comparison of the Effectiveness of Low Carbohydrate Versus Low Fat Diets, in Type 2 Diabetes: Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Nutrients, 14(20), 4391. https://doi.org/10.3390/nu14204391. 21Kirkpatrick, C. F., Bolick, J. P., Kris-Etherton, P. M., Sikand, G., Aspry, K. E., Soffer, D. E., Willard, K. E., & Maki, K. C. (2019). Review of current evidence and clinical recommendations on the effects of low-carbohydrate and very-low-carbohydrate (including ketogenic) diets for the management of body weight and other cardiometabolic risk factors: A scientific statement from the National Lipid Association Nutrition and Lifestyle Task Force. Journal of clinical lipidology, 13(5), 689–711.e1. https://doi.org/10.1016/j.jacl.2019.08.003..
Die ketogene Diät wird als eine nützliche Therapiestrategie für Personen mit Adipositas vorgeschlagen, insbesondere für Patienten mit schwerer Adipositas und/oder Komorbiditäten, die eine sofortige und erhebliche Gewichtsabnahme benötigen22Malhotra, V., & Sawal, A. (2023). Metabolic Effects of Ketogenic Diets and Their Utilization in Obesity Management: A Systematic Review. Cureus, 15(3), e36720. https://doi.org/10.7759/cureus.36720.]/mfn] 22Muscogiuri, G., El Ghoch, M., Colao, A., Hassapidou, M., Yumuk, V., Busetto, L., & Obesity Management Task Force (OMTF) of the European Association for the Study of Obesity (EASO) (2021). European Guidelines for Obesity Management in Adults with a Very Low-Calorie Ketogenic Diet: A Systematic Review and Meta-Analysis. Obesity facts, 14(2), 222–245. https://doi.org/10.1159/000515381. 23Castellana, M., Conte, E., Cignarelli, A., Perrini, S., Giustina, A., Giovanella, L., Giorgino, F., & Trimboli, P. (2020). Efficacy and safety of very low calorie ketogenic diet (VLCKD) in patients with overweight and obesity: A systematic review and meta-analysis. Reviews in endocrine & metabolic disorders, 21(1), 5–16. https://doi.org/10.1007/s11154-019-09514-y.. Allerdings sollte sie nach sorgfältiger Abwägung möglicher Kontraindikationen und unter ärztlicher Überwachung eingesetzt werden. Zudem ist es essenziell, die Ernährung individuell auf die Präferenzen des Patienten abzustimmen, um die Adhärenz und Effektivität zu maximieren. Nach Erreichen des Zielgewichts ist die Fortführung eines gesunden Lebensstils mit Bewegung und einer Ernährungsberatung zur Vermeidung einer Gewichtszunahme unerlässlich.
Blutzucker und metabolische Gesundheit
Die ketogene Diät wird zunehmend als valide Option zur Verbesserung der metabolischen Gesundheit und zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei Personen mit Typ-2-Diabetes und Übergewicht anerkannt. Studien zeigen, dass eine ketogene Diät kurzfristig die glykämische Kontrolle verbessern kann, indem sie den HbA1c-Wert reduziert und gleichzeitig das Gewicht und den Taillenumfang signifikant verringert24Zhou, C., Wang, M., Liang, J., He, G., & Chen, N. (2022). Ketogenic Diet Benefits to Weight Loss, Glycemic Control, and Lipid Profiles in Overweight Patients with Type 2 Diabetes Mellitus: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trails. International journal of environmental research and public health, 19(16), 10429. https://doi.org/10.3390/ijerph191610429. 25Skow, S. L., & Jha, R. K. (2023). A Ketogenic Diet is Effective in Improving Insulin Sensitivity in Individuals with Type 2 Diabetes. Current diabetes reviews, 19(6), e250422203985. https://doi.org/10.2174/1573399818666220425093535. 26Luo, W., Zhang, J., Xu, D., Zhou, Y., Qu, Z., Yang, Q., & Lv, Q. (2022). Low carbohydrate ketogenic diets reduce cardiovascular risk factor levels in obese or overweight patients with T2DM: A meta-analysis of randomized controlled trials. Frontiers in nutrition, 9, 1092031. https://doi.org/10.3389/fnut.2022.1092031.. Sie kann sich auch positiv auf das Lipidprofil auswirken, indem die Triglyceridwerte gesenkt und der „gute“ HDL-Cholesterinspiegel erhöht werden27Choi, Y. J., Jeon, S. M., & Shin, S. (2020). Impact of a Ketogenic Diet on Metabolic Parameters in Patients with Obesity or Overweight and with or without Type 2 Diabetes: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Nutrients, 12(7), 2005. https://doi.org/10.3390/nu12072005.. Vereinzelt wurden auch positive Effekte auf den Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel beobachtet28Yuan, X., Wang, J., Yang, S., Gao, M., Cao, L., Li, X., Hong, D., Tian, S., & Sun, C. (2020). Effect of the ketogenic diet on glycemic control, insulin resistance, and lipid metabolism in patients with T2DM: a systematic review and meta-analysis. Nutrition & diabetes, 10(1), 38. https://doi.org/10.1038/s41387-020-00142-z.. Diese Effekte tragen dazu bei, das Risiko für diabetesbezogene Komplikationen zu mindern.
In anderen Studien wurde hingegen keine signifikante Überlegenheit der ketogenen Diät gegenüber anderen Diäten hinsichtlich der Blutzuckerkontrolle, Gewichtsabnahme oder einzelnen Blutfettwerten festgestellt, insbesondere mittel- bis langfristig29Choy, K. Y. C., & Louie, J. C. Y. (2023). The effects of the ketogenic diet for the management of type 2 diabetes mellitus: A systematic review and meta-analysis of recent studies. Diabetes & metabolic syndrome, 17(12), 102905. Advance online publication. https://doi.org/10.1016/j.dsx.2023.102905. 30Li, M., & Yuan, J. (2022). Effects of very low-carbohydrate ketogenic diet on lipid metabolism in patients with type II diabetes mellitus: a meta-analysis. Efectos de la dieta cetogénica muy baja en carbohidratos sobre el metabolismo de los lípidos en pacientes con diabetes mellitus de tipo II: un metaanálisis. Nutricion hospitalaria, 39(4), 916–923. https://doi.org/10.20960/nh.03987.. Die Ergebnisse zeigen, dass eine ketogene Diät kurzfristig durchaus ein potenzielles Instrument zur Verbesserung der metabolischen Gesundheit bei Personen mit Typ-2-Diabetes darstellt und bei der Reduzierung des Bedarfs an Antidiabetika wirksam sein kann. Allerdings reicht die Qualität der derzeit verfügbaren Evidenz nicht aus, um ketogene Diäten für diese Zielgruppe pauschal zu empfehlen31Rafiullah, M., Musambil, M., & David, S. K. (2022). Effect of a very low-carbohydrate ketogenic diet vs recommended diets in patients with type 2 diabetes: a meta-analysis. Nutrition reviews, 80(3), 488–502. https://doi.org/10.1093/nutrit/nuab040., sodass ein individualisierter Ansatz angebracht ist. Eine ketogene Diät sollte dabei nur unter strenger ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden32Tinguely, D., Gross, J., & Kosinski, C. (2021). Efficacy of Ketogenic Diets on Type 2 Diabetes: a Systematic Review. Current diabetes reports, 21(9), 32. https://doi.org/10.1007/s11892-021-01399-z..
Herzerkrankungen
Insgesamt zeigt die ketogene Diät ein Potential zur Verbesserung der Herz-Kreislauf-Funktion, beispielsweise im Kontext von Adipositas und Bluthochdruck33Pirola, L., Ciesielski, O., & Balcerczyk, A. (2022). Fat not so bad? The role of ketone bodies and ketogenic diet in the treatment of endothelial dysfunction and hypertension. Biochemical pharmacology, 206, 115346. https://doi.org/10.1016/j.bcp.2022.115346., während ihre Effektivität bei Diabetes und Dyslipidämie umstritten bleibt. Verschiedene Faktoren, wie genetische Prädispositionen, Therapiedauer sowie die Zusammensetzung und Qualität der Diät, tragen zu diesen Kontroversen bei. Einige Studien weisen zudem darauf hin, dass die ketogene Diät die kardiale ATP-Produktion auf bioenergetisch effiziente Weise steigern kann. Sie könnte dazu beitragen, die Nutzung von Ketonkörpern im Herzen zu erhöhen und somit positive Effekte auf Herzinsuffizienz und ischämische Herzerkrankungen zu erzielen. Es gibt jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, insbesondere im Zusammenhang mit Hyperlipidämie und erhöhten BHB-Spiegeln, die mit schädlichen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System in Verbindung gebracht wurden34Zhu, H., Bi, D., Zhang, Y., Kong, C., Du, J., Wu, X., Wei, Q., & Qin, H. (2022). Ketogenic diet for human diseases: the underlying mechanisms and potential for clinical implementations. Signal transduction and targeted therapy, 7(1), 11. https://doi.org/10.1038/s41392-021-00831-w.. Es ist weitere Forschung erforderlich, um die langfristigen Effekte und Sicherheit der ketogenen Diät im Zusammenhang mit Herzerkrankungen besser zu verstehen.35Zhang, W., Guo, X., Chen, L., Chen, T., Yu, J., Wu, C., & Zheng, J. (2021). Ketogenic Diets and Cardio-Metabolic Diseases. Frontiers in endocrinology, 12, 753039. https://doi.org/10.3389/fendo.2021.753039. 36Luong, T. V., Abild, C. B., Bangshaab, M., Gormsen, L. C., & Søndergaard, E. (2022). Ketogenic Diet and Cardiac Substrate Metabolism. Nutrients, 14(7), 1322. https://doi.org/10.3390/nu14071322.
Neurologische Erkrankungen
Die ketogene Diät zeigt in der unterstützenden Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Epilepsie und auch bei spezifischen Stoffwechselerkrankungen wie dem Glukosetransporter Typ 1 (Glut1)-Defekt sowie dem Pyruvatdehydrogenase-(PDH)-Mangel therapeutisches Potenzial37Chinna-Meyyappan, A., Gomes, F. A., Koning, E., Fabe, J., Breda, V., & Brietzke, E. (2023). Effects of the ketogenic diet on cognition: a systematic review. Nutritional neuroscience, 26(12), 1258–1278. https://doi.org/10.1080/1028415X.2022.2143609. 38Christensen, M. G., Damsgaard, J., & Fink-Jensen, A. (2021). Use of ketogenic diets in the treatment of central nervous system diseases: a systematic review. Nordic journal of psychiatry, 75(1), 1–8. https://doi.org/10.1080/08039488.2020.1795924. 39Dyńka, D., Kowalcze, K., & Paziewska, A. (2022). The Role of Ketogenic Diet in the Treatment of Neurological Diseases. Nutrients, 14(23), 5003. https://doi.org/10.3390/nu14235003.. Diese Krankheiten und Störungen weisen gemeinsame Merkmale wie mitochondriale Dysfunktion, Schwierigkeiten bei der Glukoseverwertung, oxidativen Stress und Neuroinflammation auf40Pavón, S., Lázaro, E., Martínez, O., Amayra, I., López-Paz, J. F., Caballero, P., Al-Rashaida, M., Luna, P. M., García, M., Pérez, M., Berrocoso, S., Rodríguez, A. A., & Pérez-Núñez, P. (2021). Ketogenic diet and cognition in neurological diseases: a systematic review. Nutrition reviews, 79(7), 802–813. https://doi.org/10.1093/nutrit/nuaa113.. Durch die Erhöhung der Ketonkörper-Konzentration im Blut und die Verringerung der Abhängigkeit von Glucose als Hauptenergiequelle des Gehirns kann die ketogene Diät neuroprotektive Effekte ausüben41Dilliraj, L. N., Schiuma, G., Lara, D., Strazzabosco, G., Clement, J., Giovannini, P., Trapella, C., Narducci, M., & Rizzo, R. (2022). The Evolution of Ketosis: Potential Impact on Clinical Conditions. Nutrients, 14(17), 3613. https://doi.org/10.3390/nu14173613.:
- Alzheimer-Krankheit: Die verminderte Fähigkeit zur Glucoseverarbeitung im Gehirn bei Alzheimer-Patienten kann durch Ketonkörper möglicherweise umgangen werden, die als alternative Energiequelle dienen und kognitive Funktionen unterstützen, besonders in frühen Krankheitsstadien.42Lilamand, M., Porte, B., Cognat, E., Hugon, J., Mouton-Liger, F., & Paquet, C. (2020). Are ketogenic diets promising for Alzheimer's disease? A translational review. Alzheimer's research & therapy, 12(1), 42. https://doi.org/10.1186/s13195-020-00615-4.
- Parkinson-Krankheit: Der Verlust von Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn charakterisiert Parkinson. Die ketogene Diät könnte neuroinflammatorische Prozesse reduzieren und mitochondriale Funktionen stärken, wodurch sie potenziell den Krankheitsverlauf verlangsamt.43Grammatikopoulou, M. G., Tousinas, G., Balodimou, C., Anastasilakis, D. A., Gkiouras, K., Dardiotis, E., Evangeliou, A. E., Bogdanos, D. P., & Goulis, D. G. (2022). Ketogenic therapy for Parkinson's disease: A systematic review and synthesis without meta-analysis of animal and human trials. Maturitas, 163, 46–61. https://doi.org/10.1016/j.maturitas.2022.06.001.
- Epilepsie: Seit den 1920er Jahren wird die ketogene Diät zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt, mit nachgewiesener Wirksamkeit bei Patienten, die auf traditionelle Medikamente nicht ansprechen, indem sie die Häufigkeit und Schwere von Anfällen reduziert.44Díez-Arroyo, C., García-García, M., Soto-Méndez, M. J., Molina-Montes, E., Gil-Campos, M., Gil, Á., Gutiérrez-Jimeno, M., & Hernández-Ruiz, Á. (2023). Effect of the ketogenic diet as a treatment for refractory epilepsy in children and adolescents: a systematic review of reviews. Nutrition reviews, nuad071. Advance online publication. https://doi.org/10.1093/nutrit/nuad071. 45Desli, E., Spilioti, M., Evangeliou, A., Styllas, F., Magkos, F., & Dalamaga, M. (2022). The Efficacy and Safety of Ketogenic Diets in Drug-Resistant Epilepsy in Children and Adolescents: a Systematic Review of Randomized Controlled Trials. Current nutrition reports, 11(2), 102–116. https://doi.org/10.1007/s13668-022-00405-4. 46Ruan, Y., Chen, L., She, D., Chung, Y., Ge, L., & Han, L. (2022). Ketogenic diet for epilepsy: an overview of systematic review and meta-analysis. European journal of clinical nutrition, 76(9), 1234–1244. https://doi.org/10.1038/s41430-021-01060-8. 47Martin-McGill, K. J., Bresnahan, R., Levy, R. G., & Cooper, P. N. (2020). Ketogenic diets for drug-resistant epilepsy. The Cochrane database of systematic reviews, 6(6), CD001903. https://doi.org/10.1002/14651858.CD001903.pub5.
- GLUT1-Defekt: Der GLUT1-Defekt führt zu einer unzureichenden Glucoseversorgung des Gehirns und ist durch eine ketogene Diät behandelbar, da sie die notwendige Energie über Ketonkörper bereitstellt und somit neurologische Symptome lindern kann.
- PDH-Mangel: Ein PDH-Mangel beeinträchtigt den zentralen Stoffwechselweg, der Pyruvat in Energie umwandelt. Die ketogene Diät umgeht dieses Problem, indem sie eine alternative Energiequelle anbietet und somit auch hier neuroprotektiv wirken kann.48Scholl-Bürgi, S., Höller, A., Pichler, K., Michel, M., Haberlandt, E., & Karall, D. (2015). Ketogenic diets in patients with inherited metabolic disorders. Journal of inherited metabolic disease, 38(4), 765–773. https://doi.org/10.1007/s10545-015-9872-2.
- Multiple Sklerose: Die ketogene Diät könnte bei Multipler Sklerose (MS) durch die Minderung oxidativer Schäden, die Stärkung der mitochondrialen Funktion und die Reduzierung von Neuroinflammation potenziell positive Wirkungen entfalten, obwohl ihre Wirksamkeit noch weiterer wissenschaftlicher Bestätigung bedarf.49Storoni, M., & Plant, G. T. (2015). The Therapeutic Potential of the Ketogenic Diet in Treating Progressive Multiple Sclerosis. Multiple sclerosis international, 2015, 681289. https://doi.org/10.1155/2015/681289. 50Ortí, J. E. R., Cuerda-Ballester, M., Sanchis-Sanchis, C. E., Lajara Romance, J. M., Navarro-Illana, E., & García Pardo, M. P. (2023). Exploring the impact of ketogenic diet on multiple sclerosis: obesity, anxiety, depression, and the glutamate system. Frontiers in nutrition, 10, 1227431. https://doi.org/10.3389/fnut.2023.1227431. 51Brockhoff, J. D., Bereswill, S., & Heimesaat, M. M. (2023). The impact of ketogenic diet on the onset and progression of multiple sclerosis. European journal of microbiology & immunology, 13(2), 29–36. https://doi.org/10.1556/1886.2023.00020.
Obwohl die ketogene Diät vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung dieser neurologischen und neurodegenerativen Erkrankungen zeigt, ist sie keine „Wunderdiät“ und weiterhin Gegenstand intensiver Forschung52Włodarek D. (2019). Role of Ketogenic Diets in Neurodegenerative Diseases (Alzheimer's Disease and Parkinson's Disease). Nutrients, 11(1), 169. https://doi.org/10.3390/nu11010169.. Sie sollte als Teil eines umfassenden Therapieplans angewandt werden und stets in Absprache mit medizinischem Fachpersonal erfolgen. Dennoch könnte die weitere Erforschung ihrer kognitiven Vorteile zur Verbesserung der Lebensqualität Betroffener beitragen.
Psychische Erkrankungen
Auch bei psychiatrischen Erkrankungen wie schweren depressiven Störungen, wo etwa 30 % der Patienten auf konventionelle Therapien nicht ansprechen, zeigt die ketogene Diät vielversprechende Ergebnisse53Włodarczyk, A., Cubała, W. J., & Stawicki, M. (2021). Ketogenic diet for depression: A potential dietary regimen to maintain euthymia?. Progress in neuro-psychopharmacology & biological psychiatry, 109, 110257. https://doi.org/10.1016/j.pnpbp.2021.110257.. Ihre neuroprotektiven Effekte umfassen die Hemmung von Neuroinflammation, die Reduktion von reaktiven Sauerstoffspezies und die Modulation des GABA/Glutamat-Gleichgewichts, was auf eine potenzielle Wirksamkeit bei Stimmungs- und Angststörungen hinweist54Mentzelou, M., Dakanalis, A., Vasios, G. K., Gialeli, M., Papadopoulou, S. K., & Giaginis, C. (2023). The Relationship of Ketogenic Diet with Neurodegenerative and Psychiatric Diseases: A Scoping Review from Basic Research to Clinical Practice. Nutrients, 15(10), 2270. https://doi.org/10.3390/nu15102270. 55El Karkafi, R., Gebara, T., Salem, M., Kamel, J., El Khoury, G., Zalal, M., & Fakhoury, M. (2023). Ketogenic Diet and Inflammation: Implications for Mood and Anxiety Disorders. Advances in experimental medicine and biology, 1411, 537–554. https://doi.org/10.1007/978-981-19-7376-5_23.. Die ketogene Diät beeinflusst zudem die Darm-Hirn-Achse und das Mikrobiom56Rawat, K., Singh, N., Kumari, P., & Saha, L. (2020). A review on preventive role of ketogenic diet (KD) in CNS disorders from the gut microbiota perspective. Reviews in the neurosciences, 32(2), 143–157. https://doi.org/10.1515/revneuro-2020-0078. 57Ricci, A., Idzikowski, M. A., Soares, C. N., & Brietzke, E. (2020). Exploring the mechanisms of action of the antidepressant effect of the ketogenic diet. Reviews in the neurosciences, 31(6), 637–648. https://doi.org/10.1515/revneuro-2019-0073., was sich günstig auf psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie, bipolare Störung und Binge Eating auswirken kann58Norwitz, N. G., Sethi, S., & Palmer, C. M. (2020). Ketogenic diet as a metabolic treatment for mental illness. Current opinion in endocrinology, diabetes, and obesity, 27(5), 269–274. https://doi.org/10.1097/MED.0000000000000564.. Dennoch bestehen Bedenken hinsichtlich der langfristigen Einhaltung und psychologischen Herausforderungen wie Schuldgefühlen nach Rückfällen sowie der Verschlimmerung von Essstörungen durch das notwendige Zählen von Kohlenhydraten59Dietch, D. M., Kerr-Gaffney, J., Hockey, M., Marx, W., Ruusunen, A., Young, A. H., Berk, M., & Mondelli, V. (2023). Efficacy of low carbohydrate and ketogenic diets in treating mood and anxiety disorders: systematic review and implications for clinical practice. BJPsych open, 9(3), e70. https://doi.org/10.1192/bjo.2023.36.. Daher sind umfangreiche und qualitativ hochwertige Studien erforderlich, um die Wirksamkeit der ketogenen Diät in der psychiatrischen Behandlung umfassend zu bewerten.
Krebs
In der Krebstherapie wurden ketogene Diäten als adjuvante Behandlungsansätze für verschiedene Tumorerkrankungen, einschließlich Neuroblastom, akute myeloische Leukämie und Glioblastom, untersucht. Zu den potenziellen Wirkmechanismen gehören die Einschränkung der Glucoseverfügbarkeit und die Verringerung entzündlicher Prozesse. Die ketogene Diät könnte durch die Reduktion der GPR109A-Expression, die Hemmung der mTORC1-Aktivierung und die Verminderung der Glucoseaufnahme am Tumorstandort zu einem reduzierten Tumorwachstum und einer erhöhten Effektivität von Chemotherapien beitragen60You, M., Xie, Z., Zhang, N., Zhang, Y., Xiao, D., Liu, S., Zhuang, W., Li, L., & Tao, Y. (2023). Signaling pathways in cancer metabolism: mechanisms and therapeutic targets. Signal transduction and targeted therapy, 8(1), 196. https://doi.org/10.1038/s41392-023-01442-3.. Allerdings hängt die Wirksamkeit stark von der Krebsart, seinem Subtyp, genetischen Merkmalen oder tumorassoziierten Syndromen ab61Li, J., Zhang, H., & Dai, Z. (2021). Cancer Treatment With the Ketogenic Diet: A Systematic Review and Meta-analysis of Animal Studies. Frontiers in nutrition, 8, 594408. https://doi.org/10.3389/fnut.2021.594408.. Es ist wichtig zu betonen, dass die ketogene Diät keinen Ersatz für konventionelle Krebstherapien darstellt, sondern als eine mögliche ergänzende Maßnahme betrachtet werden sollte.
In klinischen Studien wurde beobachtet, dass ketogene Diäten bei Krebspatienten zu einem Gewichtsverlust, einer Reduktion der Fettmasse und einem verbesserten emotionalen Wohlbefinden führen können62Taftian, M., Beigrezaei, S., Arabi, V., & Salehi-Abargouei, A. (2022). The Effect of Ketogenic Diet on Weight Loss in Adult Patients with Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis of Controlled Clinical Trials. Nutrition and cancer, 74(4), 1222–1234. https://doi.org/10.1080/01635581.2021.1942081. 63Amanollahi, A., Khazdouz, M., Malekahmadi, M., Klement, R. J., Lee, D., & Khodabakhshi, A. (2023). Effect of Ketogenic Diets on Cardio-Metabolic Outcomes in Cancer Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis of Controlled Clinical Trials. Nutrition and cancer, 75(1), 95–111. https://doi.org/10.1080/01635581.2022.2117388.. Diese Diäten könnten somit zur Steigerung der Lebensqualität von Krebspatienten beitragen, allerdings ist eine sorgfältige Überwachung des Körpergewichts notwendig. Trotz dieser positiven Aspekte ist die klinische Evidenz für die Wirksamkeit der ketogenen Diät in der Krebstherapie aufgrund uneinheitlicher Ergebnisse und methodischer Einschränkungen noch begrenzt64Yang, Y. F., Mattamel, P. B., Joseph, T., Huang, J., Chen, Q., Akinwunmi, B. O., Zhang, C. J. P., & Ming, W. K. (2021). Efficacy of Low-Carbohydrate Ketogenic Diet as an Adjuvant Cancer Therapy: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Nutrients, 13(5), 1388. https://doi.org/10.3390/nu13051388. 65Römer, M., Dörfler, J., & Huebner, J. (2021). The use of ketogenic diets in cancer patients: a systematic review. Clinical and experimental medicine, 21(4), 501–536. https://doi.org/10.1007/s10238-021-00710-2. 66Klement, R. J., Brehm, N., & Sweeney, R. A. (2020). Ketogenic diets in medical oncology: a systematic review with focus on clinical outcomes. Medical oncology (Northwood, London, England), 37(2), 14. https://doi.org/10.1007/s12032-020-1337-2.. Während die ketogene Diät als adjuvante Therapieoption bei Krebs nützlich sein könnte, ist weitere Forschung nötig, um ihre Effektivität und Sicherheit in der Krebsbehandlung zu belegen67Zhao, H., Jin, H., Xian, J., Zhang, Z., Shi, J., & Bai, X. (2022). Effect of Ketogenic Diets on Body Composition and Metabolic Parameters of Cancer Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients, 14(19), 4192. https://doi.org/10.3390/nu14194192..
Nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD)
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist eine weit verbreitete Erkrankung, die durch eine Fettleber gekennzeichnet ist und zu Leberschäden, Fibrose und Entzündungen führen kann. Bei übergewichtigen bzw. adipösen Patienten wird gemäß S3-Leitlinie eine Gewichtsreduktion angestrebt. Ketogene Diäten zeigen in der Behandlung der NAFLD positive Effekte, indem sie die mitochondriale Dysfunktion verbessern sowie Veränderungen der Darmmikrobiota bewirken, die die Folatproduktion anregt und den Fettstoffwechsel verbessert, sowie oxidativen Stress und Entzündungen einschränkt68Paoli, A., & Cerullo, G. (2023). Investigating the Link between Ketogenic Diet, NAFLD, Mitochondria, and Oxidative Stress: A Narrative Review. Antioxidants (Basel, Switzerland), 12(5), 1065. https://doi.org/10.3390/antiox12051065.. Durch die Begrenzung der Kohlenhydratmenge wird die De-novo-Lipogenese in der Leber gedrosselt, was zu einer Reduktion des Leberfetts führen kann, obwohl die Ergebnisse hinsichtlich der Leberfibrose nicht eindeutig sind69Sripongpun, P., Churuangsuk, C., & Bunchorntavakul, C. (2022). Current Evidence Concerning Effects of Ketogenic Diet and Intermittent Fasting in Patients with Nonalcoholic Fatty Liver. Journal of clinical and translational hepatology, 10(4), 730–739. https://doi.org/10.14218/JCTH.2021.00494.. Obwohl Ketonkörper als Modulatoren von Entzündungen und Fibrose vorgeschlagen werden, ist noch unklar, ob die positiven Effekte auf die NAFLD hauptsächlich auf den Gewichtsverlust, die Makronährstoffverteilung oder die Ketose zurückzuführen sind70Watanabe, M., Tozzi, R., Risi, R., Tuccinardi, D., Mariani, S., Basciani, S., Spera, G., Lubrano, C., & Gnessi, L. (2020). Beneficial effects of the ketogenic diet on nonalcoholic fatty liver disease: A comprehensive review of the literature. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 21(8), e13024. https://doi.org/10.1111/obr.13024.. Obwohl ketogene Diäten bei Patienten mit NAFLD als alternative Therapieoption in Betracht gezogen werden können, sollten sie nicht routinemäßig empfohlen werden.
Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist die häufigste hormonelle Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter und zeichnet sich durch Hyperandrogenismus, Hyperinsulinämie und Insulinresistenz, die die vielfältigen klinischen, metabolischen und reproduktiven Symptome von PCOS prägen. Vorläufige Studien deuten darauf hin, dass eine (kalorienreduzierte) ketogene Diät positive Auswirkungen auf Körpergewicht, Körperzusammensetzung, Stoffwechselparameter (Glucose, Seruminsulin, Triglyceride, Gesamt- und LDL-Cholesterin) sowie Insulinresistenz und Hormonwerte haben könnte71Barrea, L., Verde, L., Camajani, E., Cernea, S., Frias-Toral, E., Lamabadusuriya, D., Ceriani, F., Savastano, S., Colao, A., & Muscogiuri, G. (2023). Ketogenic Diet as Medical Prescription in Women with Polycystic Ovary Syndrome (PCOS). Current nutrition reports, 12(1), 56–64. https://doi.org/10.1007/s13668-023-00456-1. 72Calcaterra, V., Cena, H., Sottotetti, F., Hruby, C., Madini, N., Zelaschi, N., & Zuccotti, G. (2023). Low-Calorie Ketogenic Diet: Potential Application in the Treatment of Polycystic Ovary Syndrome in Adolescents. Nutrients, 15(16), 3582. https://doi.org/10.3390/nu15163582. 73Khalid, K., Apparow, S., Mushaddik, I. L., Anuar, A., Rizvi, S. A. A., & Habib, A. (2023). Effects of Ketogenic Diet on Reproductive Hormones in Women With Polycystic Ovary Syndrome. Journal of the Endocrine Society, 7(10), bvad112. https://doi.org/10.1210/jendso/bvad112.. Jedoch ist die Evidenz zu diesen Effekten noch begrenzt und bedarf weiterer Forschung. Insbesondere ist unklar, ob die beobachteten Verbesserungen hauptsächlich auf den Gewichtsverlust oder spezifische Aspekte der ketogenen Diät zurückzuführen sind. Obwohl die ketogene Diät potenzielle kurzfristige Vorteile bei der Behandlung des PCOS bieten kann, sollte sie nicht als alleinige Therapiemethode angesehen werden, sondern stets unter fachkundiger Anleitung und Verschreibung als Teil eines umfassenden Behandlungsplans erfolgen.
Sportbezogene Aspekte
In der Sportwelt wird die ketogene Diät zunehmend für das Gewichtsmanagement und die Optimierung des Energiestoffwechsels diskutiert. Studien zeigen, dass sie das Körpergewicht und die Fettmasse reduzieren kann74Koerich, A. C. C., Borszcz, F. K., Thives Mello, A., de Lucas, R. D., & Hansen, F. (2023). Effects of the ketogenic diet on performance and body composition in athletes and trained adults: a systematic review and Bayesian multivariate multilevel meta-analysis and meta-regression. Critical reviews in food science and nutrition, 63(32), 11399–11424. https://doi.org/10.1080/10408398.2022.2090894., indem sie Appetit und Hunger kontrolliert und zu einer spontanen Reduzierung der Kalorienaufnahme führt, ohne eine explizite Kalorienrestriktion zu erfordern. Dies erleichtert den Diätplanungsprozess. Besonders in Sportarten, in denen das Verhältnis von Gewicht zur Kraft (Power-to-weight ratio) entscheidend ist, kann dies von Vorteil sein75Kaspar, M. B., Austin, K., Huecker, M., & Sarav, M. (2019). Ketogenic Diet: from the Historical Records to Use in Elite Athletes. Current nutrition reports, 8(4), 340–346. https://doi.org/10.1007/s13668-019-00294-0. 76Paoli, A., Bianco, A., & Grimaldi, K. A. (2015). The Ketogenic Diet and Sport: A Possible Marriage?. Exercise and sport sciences reviews, 43(3), 153–162. https://doi.org/10.1249/JES.0000000000000050.. Die ketogene Diät erhöht zudem die Fettverbrennung,77Lee, H. S., & Lee, J. (2021). Influences of Ketogenic Diet on Body Fat Percentage, Respiratory Exchange Rate, and Total Cholesterol in Athletes: A Systematic Review and Meta-Analysis. International journal of environmental research and public health, 18(6), 2912. https://doi.org/10.3390/ijerph18062912., was in Ausdauersportarten zu effizienterer Energiebereitstellung bei längeren submaximalen Belastungen führen kann. Nach einer Anpassungsphase von etwa zwei Wochen kann sie auch das psychologische Wohlbefinden von Athleten verbessern und so zur Steigerung der allgemeinen Leistungsfähigkeit beitragen78Bowler, A. L., & Polman, R. (2020). Role of a Ketogenic Diet on Body Composition, Physical Health, Psychosocial Well-Being and Sports Performance in Athletes: A Scoping Review. Sports (Basel, Switzerland), 8(10), 131. https://doi.org/10.3390/sports8100131.. Allerdings ist die Forschungslage in diesem Bereich noch heterogen und teilweise widersprüchlich79Bailey, C. P., & Hennessy, E. (2020). A review of the ketogenic diet for endurance athletes: performance enhancer or placebo effect?. Journal of the International Society of Sports Nutrition, 17(1), 33. https://doi.org/10.1186/s12970-020-00362-9.. Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Auswirkungen der ketogenen Diät im Sport umfassend zu verstehen und präzise Empfehlungen abzuleiten.
Ketogene Diäten können bei einer Reihe von Erkrankungen, darunter metabolische, neurologische und endokrine Störungen, Herzkrankheiten sowie Krebs, therapeutische Vorteile bieten. Dennoch sind ihr genauer Wirkmechanismus und die langfristigen Auswirkungen noch nicht vollständig verstanden80Chen, S., Su, X., Feng, Y., Li, R., Liao, M., Fan, L., Liu, J., Chen, S., Zhang, S., Cai, J., Zhu, S., Niu, J., Ye, Y., Lo, K., & Zeng, F. (2023). Ketogenic Diet and Multiple Health Outcomes: An Umbrella Review of Meta-Analysis. Nutrients, 15(19), 4161. https://doi.org/10.3390/nu15194161.. Ihr Einsatz im Sport ist kontrovers. Vor Beginn einer ketogenen Diät ist es entscheidend, die potenziellen Vorteile sorgfältig gegen mögliche Risiken abzuwägen und eine umfassende medizinische Beratung einzuholen.
Ketogene Ernährung: Nachteile und Risiken
Eine ketogene Ernährung kann signifikante Veränderungen im menschlichen Stoffwechsel bewirken, was nicht nur potenzielle Vorteile, sondern auch Nachteile und Risiken mit sich bringt, die gegeneinander abgewogen werden müssen81Nuwaylati, D., Eldakhakhny, B., Bima, A., Sakr, H., & Elsamanoudy, A. (2022). Low-Carbohydrate High-Fat Diet: A SWOC Analysis. Metabolites, 12(11), 1126. https://doi.org/10.3390/metabo12111126. 82Crosby, L., Davis, B., Joshi, S., Jardine, M., Paul, J., Neola, M., & Barnard, N. D. (2021). Ketogenic Diets and Chronic Disease: Weighing the Benefits Against the Risks. Frontiers in nutrition, 8, 702802. https://doi.org/10.3389/fnut.2021.702802. 83Batch, J. T., Lamsal, S. P., Adkins, M., Sultan, S., & Ramirez, M. N. (2020). Advantages and Disadvantages of the Ketogenic Diet: A Review Article. Cureus, 12(8), e9639. https://doi.org/10.7759/cureus.9639.. Vor der Durchführung einer ketogenen Diät ist es entscheidend, sich dieser Aspekte bewusst zu sein, um eine informierte Entscheidung über die Eignung dieser Ernährungsform für die eigenen Gesundheitsziele treffen zu können.
Kurzfristige Nebenwirkungen der ketogenen Diät
Eine häufige Begleiterscheinung bei der Umstellung auf eine ketogene Diät ist die sog. „Keto-Grippe“, die etwa 30% der Personen in den ersten Wochen nach Beginn der Diät erleben84Bostock, E. C. S., Kirkby, K. C., Taylor, B. V., & Hawrelak, J. A. (2020). Consumer Reports of „Keto Flu“ Associated With the Ketogenic Diet. Frontiers in nutrition, 7, 20. https://doi.org/10.3389/fnut.2020.00020.. Diese Symptome treten auf, da sich der Körper an die veränderte Energieversorgung – weg von Kohlenhydraten hin zu Fetten – anpasst. Typischerweise sind diese Anpassungssymptome vorübergehend und verschwinden innerhalb weniger Tage bis Wochen, wobei die Intensität und Dauer der Symptome individuell variieren können.
Zu den möglichen Symptomen zählen u. a.85Masood W, Annamaraju P, Khan Suheb MZ, et al. Ketogenic Diet. [Updated 2023 Jun 16]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK499830/.:
- Hypoglykämie (Unterzuckerung)
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Müdigkeit
- Erschöpfung
- Verminderte Belastbarkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- „Brain Fog“
- Reizbarkeit
- Muskelschwäche
- Beinkrämpfe
- Verstopfung
- Durchfall
- Übelkeit
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Schlafprobleme
- Palpitationen (Herzklopfen)
- Mundtrockenheit
- Schlechter Geschmack
- Mundgeruch
- Leichtes Frieren
- Hitzewallungen
- Haarausfall
Viele dieser Symptome stehen in direktem Zusammenhang mit der Ketose und können durch Dehydrierung, eine mangelnde Ballaststoffzufuhr, erhöhte Harnsäure oder den Verlust von Mineralstoffen, insbesondere Magnesium, weiter verschlimmert werden. Eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr kann einigen dieser Symptome entgegenwirken. Ebenso kann eine moderate körperliche Aktivität helfen, das Energielevel zu steigern und die Stimmung zu verbessern, während ausreichender und regelmäßiger Schlaf den Anpassungsprozess unterstützt.
Sollten die Symptome über längere Zeit anhalten oder sich verschlimmern, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Patienten mit Diabetes, die Insulin spritzen und/oder Bluthochdruck, die orale blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, müssen ihren Blutzucker und Blutdruck sorgfältig überwachen, um ihre Medikamente anzupassen. Sie laufen sonst Gefahr, eine lebensbedrohliche Hypotonie oder Hypoglykämie zu entwickeln, wenn die Medikamente vor Diätbeginn nicht richtig dosiert werden, da eine ketogene Diät tendenziell den Blutdruck und Insulinbedarf senkt.
Gastrointestinale Beschwerden
Die Umstellung auf eine ketogene Diät kann bei einigen Personen zu gastrointestinalen Beschwerden führen, die sich in Symptomen wie Verstopfung, Durchfall oder Blähungen äußern. Diese Beschwerden entstehen oft durch die hohe Fettaufnahme und die geringe Zufuhr an Ballaststoffen, da ballaststoffreiche Kohlenhydratquellen wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und einige Obstsorten begrenzt werden. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, ist es wichtig, auf eine ausreichende Aufnahme von ballaststoffreichen, ketogenen Lebensmitteln wie Blattgemüse, Avocados, Beeren und Nüssen zu achten. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft dabei, die Verdauung zu fördern und Verstopfungen zu vermeiden. Probiotische Nahrungsmittel wie Sauerkraut oder griechischer Joghurt (in moderaten Mengen) können ebenfalls hilfreich sein, um das Gleichgewicht der Darmflora zu unterstützen und Verdauungsbeschwerden zu lindern.
Elektrolytungleichgewicht
Bei der Anpassung an eine ketogene Ernährung kann ein Elektrolytungleichgewicht auftreten, da durch die verringerte Kohlenhydratzufuhr und den damit verbundenen Wasserverlust wichtige Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Magnesium vermehrt ausgeschieden werden. Ein solches Ungleichgewicht kann Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe (v. a. in den Beinen) oder Herzrhythmusstörungen nach sich ziehen. Um diesem Elektrolytverlust entgegenzuwirken, sollten bevorzugt elektrolytreiche Lebensmittel wie Avocados, Nüssen, Samen und Blattgemüse konsumiert werden. Eine zusätzliche Natriumzufuhr, beispielsweise durch die Zugabe von Salz zu den Mahlzeiten, kann den Elektrolythaushalt zusätzlich unterstützen. Außerdem ist es ratsam, die Flüssigkeitszufuhr zu erhöhen, um die Elektrolytverluste durch vermehrtes Wasserlassen auszugleichen und so das Elektrolytgleichgewicht im Körper aufrechtzuerhalten.
Risiko einer metabolischen Azidose
Manchmal können schwerwiegendere Komplikationen wie eine lebensbedrohliche metabolische Azidose auftreten. Diese beschreibt eine Übersäuerung des Blutes, die durch die Akkumulation von Ketonkörpern während der Ketogenese entsteht, wenn der Antrieb zur Energiegewinnung erhöht wird. Bei schwangeren oder stillenden Frauen, die eine ketogene Diät verfolgen, kann das Risiko einer Ketoazidose steigen, insbesondere wenn zusätzliche Stressfaktoren wie Infektionen oder Erbrechen hinzukommen. Diese Situationen können die hormonelle Stimulation zur Ketonproduktion verstärken, was über eine einfache Ketose hinausgeht und zu einer Ketoazidose führt86Borhan, M. K., Vethakkan, S. R., Sarvanandan, T., & Paramasivam, S. S. (2023). A Case of Severe Lactation Ketoacidosis in a Nondiabetic Mother on a Ketogenic Diet. JCEM case reports, 1(6), luad134. https://doi.org/10.1210/jcemcr/luad134. 87Liu, M. C., & Bertsch, R. A. (2021). Case Report: Lactation Ketoacidosis Can Complicate the Ketogenic Diet. The Permanente journal, 25, 1. https://doi.org/10.7812/TPP/20.162.. In diesen Fällen ist eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Ernährung, einschließlich einer angemessenen Kohlenhydratzufuhr, unerlässlich. Generell sollten Personen mit einem erhöhten Risiko für Ketoazidose, wie Diabetiker oder Personen mit chronischem Alkoholismus, eine ketogene Diät meiden oder nur unter strenger ärztlicher Aufsicht durchführen88Slade, S., & Ashurst, J. (2020). Diet-induced Ketoacidosis in a Non-diabetic: A Case Report. Clinical practice and cases in emergency medicine, 4(2), 259–262. https://doi.org/10.5811/cpcem.2020.2.44736. 89Alkhayat, A., Arao, K., Minami, T., & Manzoor, K. (2020). Ketoacidosis associated with ketogenic diet in a non-diabetic lactating woman. BMJ case reports, 13(6), e234046. https://doi.org/10.1136/bcr-2019-234046..
Langfristige Gesundheitsrisiken der ketogenen Diät
Obwohl sich die ketogene Diät in verschiedenen Kontexten als wirksam erwiesen hat und viele anfängliche Nebenwirkungen vorübergehend sind, birgt eine langfristige Umstellung auf eine sehr fettreiche und restriktive Ernährungsweise auch potenzielle mittel- und langfristige Gesundheitsrisiken. Diese Risiken sollten sorgfältig gegen die potenziellen Vorteile abgewogen werden, bevor man sich für eine dauerhafte ketogene Ernährung entscheidet.
Risiko für Nährstoffmängel
Ketogene Diäten sind äußerst restriktiv. Die eingeschränkte Auswahl an erlaubten Lebensmitteln, insbesondere nährstoffreichen Kohlenhydratquellen wie Obst, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide, aber auch einigen Gemüsesorten, kann einen Mangel an wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen verursachen90Churuangsuk, C., Griffiths, D., Lean, M. E. J., & Combet, E. (2019). Impacts of carbohydrate-restricted diets on micronutrient intakes and status: A systematic review. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 20(8), 1132–1147. https://doi.org/10.1111/obr.12857. 91Kenig, S., Petelin, A., Poklar Vatovec, T., Mohorko, N., & Jenko-Pražnikar, Z. (2019). Assessment of micronutrients in a 12-wk ketogenic diet in obese adults. Nutrition (Burbank, Los Angeles County, Calif.), 67-68, 110522. https://doi.org/10.1016/j.nut.2019.06.003.. Insbesondere bei geriatrischen und pädiatrischen Patienten kann die ketogene Diät zu Nährstoffmängeln und damit verbundenen Komplikationen wie Kardiomyopathie, Osteopenie, Anämie und Mangelernährung führen. Präventiv sollten ketogene Lebensmittel gewählt werden, die reich an Mikronährstoffen sind, darunter auch pflanzliche Quellen wie Gemüse, Nüsse und Samen. Unter Umständen kann eine gezielte Nahrungsergänzung notwendig sein, um Nährstoffmängel zu vermeiden.
Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Aus der verfügbaren Literatur geht hervor, dass die ketogene Diät mit einer gewissen Verbesserung einiger kardiovaskulärer Risikofaktoren, wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und HDL-Cholesterinspiegel, einhergehen kann. Allerdings sind diese Auswirkungen in der Regel zeitlich begrenzt92Kosinski, C., & Jornayvaz, F. R. (2017). Effects of Ketogenic Diets on Cardiovascular Risk Factors: Evidence from Animal and Human Studies. Nutrients, 9(5), 517. https://doi.org/10.3390/nu9050517.. Langfristig kann eine ketogene Ernährung durch den hohen Anteil an gesättigten Fetten und des Mangels an Ballaststoffen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, insbesondere wenn sie nicht ausgewogen ist. So sind ketogene Diäten mit einem klinisch bedeutsamen Anstieg des „schlechten“ LDL-Cholesterinspiegels verbunden93Patikorn, C., Saidoung, P., Pham, T., Phisalprapa, P., Lee, Y. Y., Varady, K. A., Veettil, S. K., & Chaiyakunapruk, N. (2023). Effects of ketogenic diet on health outcomes: an umbrella review of meta-analyses of randomized clinical trials. BMC medicine, 21(1), 196. https://doi.org/10.1186/s12916-023-02874-y. 94Joo, M., Moon, S., Lee, Y. S., & Kim, M. G. (2023). Effects of very low-carbohydrate ketogenic diets on lipid profiles in normal-weight (body mass index < 25 kg/m2) adults: a meta-analysis. Nutrition reviews, 81(11), 1393–1401. https://doi.org/10.1093/nutrit/nuad017. 95Becker, A., Gaballa, D., Roslin, M., Gianos, E., & Kane, J. (2021). Novel Nutritional and Dietary Approaches to Weight Loss for the Prevention of Cardiovascular Disease: Ketogenic Diet, Intermittent Fasting, and Bariatric Surgery. Current cardiology reports, 23(7), 85. https://doi.org/10.1007/s11886-021-01515-1.. Eine sorgfältige Auswahl von Fetten, wie die bevorzugte Verwendung von ungesättigten Fetten (z.B. aus Olivenöl oder Fisch), kann dieses Risiko minimieren.
Erhöhtes Mortalitätsrisiko
Sowohl hohe als auch niedrige Kohlenhydratanteile in der Ernährung werden mit einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung gebracht, wobei das Risiko bei einer Kohlenhydratzufuhr von 50–55 % minimal ist. Low-Carb-Formen, die tierische Protein- und Fettquellen wie Lamm, Rind, Schwein und Geflügel bevorzugen sind dabei mit einer höheren Sterblichkeit verbunden, während solche, die auf pflanzlichen Eiweiß- und Fettquellen wie Gemüse, Nüssen, Erdnussbutter und Vollkornbrot basieren, mit einer niedrigeren Sterblichkeit einhergehen. Dies deutet darauf hin, dass die Nahrungsquelle den Zusammenhang zwischen der Kohlenhydrataufnahme und Sterblichkeit deutlich verändert. Bei einer ketogenen Diät könnte daher der Ersatz von Kohlenhydraten durch überwiegend pflanzliche Fette und Proteine als langfristiger Ansatz zur Förderung eines gesunden Alterns in Betracht gezogen werden.96Seidelmann, S. B., Claggett, B., Cheng, S., Henglin, M., Shah, A., Steffen, L. M., Folsom, A. R., Rimm, E. B., Willett, W. C., & Solomon, S. D. (2018). Dietary carbohydrate intake and mortality: a prospective cohort study and meta-analysis. The Lancet. Public health, 3(9), e419–e428. https://doi.org/10.1016/S2468-2667(18)30135-X.
Risiko für Nierensteine und Nierenschäden
Die ketogene Diät kann das Risiko für Nierensteine (Nephrolithiasis) und Gicht erhöhen, insbesondere bei Menschen mit zugrunde liegenden Nierenfunktionsstörungen, die das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) begünstigen können. Eine hohe Proteinaufnahme im Rahmen dieser Diät kann zu intraglomerulärer Hypertonie führen, die eine Hyperfiltration und potenzielle Nierenschäden verursachen kann97Ko, G. J., Rhee, C. M., Kalantar-Zadeh, K., & Joshi, S. (2020). The Effects of High-Protein Diets on Kidney Health and Longevity. Journal of the American Society of Nephrology : JASN, 31(8), 1667–1679. https://doi.org/10.1681/ASN.2020010028.. Zusätzliche Faktoren, die das Risiko erhöhen, sind Hypocitraturie (reduzierte Citratausscheidung im Urin), Hyperkalziurie (erhöhte Calciumausscheidung im Urin) und Hyperurikämie (hohe Harnsäurespiegel im Blut). Die durch die Diät verursachte chronische metabolische Azidose, verstärkt durch tierische Produkte, kann ebenfalls die Steinbildung begünstigen, indem sie den Urin-pH und Citratspiegel senkt und gleichzeitig den Calciumgehalt im Urin erhöht. Purinreiche Lebensmittel, wie rotes Fleisch, Fisch und Geflügel, erhöhen die Harnsäurebelastung und das Risiko für Harnsäuresteine, die häufigste Art von Nierensteinen bei ketogener Ernährung98Dehlin, M., Jacobsson, L., & Roddy, E. (2020). Global epidemiology of gout: prevalence, incidence, treatment patterns and risk factors. Nature reviews. Rheumatology, 16(7), 380–390. https://doi.org/10.1038/s41584-020-0441-1. 99Acharya, P., Acharya, C., Thongprayoon, C., Hansrivijit, P., Kanduri, S. R., Kovvuru, K., Medaura, J., Vaitla, P., Garcia Anton, D. F., Mekraksakit, P., Pattharanitima, P., Bathini, T., & Cheungpasitporn, W. (2021). Incidence and Characteristics of Kidney Stones in Patients on Ketogenic Diet: A Systematic Review and Meta-Analysis. Diseases (Basel, Switzerland), 9(2), 39. https://doi.org/10.3390/diseases9020039.. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion sind entscheidend, um diese Risiken zu minimieren.
Knochengesundheit und Muskelabbau
Eine ketogene Ernährung könnte sowohl die Knochengesundheit100Heikura, I. A., Burke, L. M., Hawley, J. A., Ross, M. L., Garvican-Lewis, L., Sharma, A. P., McKay, A. K. A., Leckey, J. J., Welvaert, M., McCall, L., & Ackerman, K. E. (2020). A Short-Term Ketogenic Diet Impairs Markers of Bone Health in Response to Exercise. Frontiers in endocrinology, 10, 880. https://doi.org/10.3389/fendo.2019.00880. als auch die Muskelmasse beeinträchtigen101Yakupova, E. I., Bocharnikov, A. D., & Plotnikov, E. Y. (2022). Effects of Ketogenic Diet on Muscle Metabolism in Health and Disease. Nutrients, 14(18), 3842. https://doi.org/10.3390/nu14183842.. Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen wie Calcium und Vitamin D, die durch die Einschränkung bestimmter Lebensmittelgruppen entstehen können, trägt zum Abbau der Knochenmineraldichte bei. Eine unzureichende Proteinzufuhr kann ebenfalls Muskelabbau verursachen, insbesondere bei einem schnellen Gewichtsverlust, was sich negativ auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirken kann. Eine chronische metabolische Azidose, die durch die ketogene Diät hervorgerufen werden kann, beeinträchtigt ebenfalls die Knochengesundheit, indem sie die Osteoklastenaktivität erhöht und die Osteoblastenaktivität hemmt, was zu einer erhöhten Calciumausscheidung führt102Best, C. M., & Hsu, S. (2023). Effects of very low carbohydrate ketogenic diets on skeletal health. Current opinion in endocrinology, diabetes, and obesity, 30(4), 184–191. https://doi.org/10.1097/MED.0000000000000811.. Langfristige Auswirkungen auf die Knochengesundheit, insbesondere bei Personen mit reduzierter Nierenfunktion oder bei speziellen Populationen wie Athleten, sind noch nicht ausreichend erforscht und bedürfen weiterer Untersuchungen103Garofalo, V., Barbagallo, F., Cannarella, R., Calogero, A. E., La Vignera, S., & Condorelli, R. A. (2023). Effects of the ketogenic diet on bone health: A systematic review. Frontiers in endocrinology, 14, 1042744. https://doi.org/10.3389/fendo.2023.1042744. 104Merlotti, D., Cosso, R., Eller-Vainicher, C., Vescini, F., Chiodini, I., Gennari, L., & Falchetti, A. (2021). Energy Metabolism and Ketogenic Diets: What about the Skeletal Health? A Narrative Review and a Prospective Vision for Planning Clinical Trials on this Issue. International journal of molecular sciences, 22(1), 435. https://doi.org/10.3390/ijms22010435.. Um das Risiko einer verringerten Knochenmineraldichte und eines Muskelabbaus zu minimieren, sind eine adäquate Zufuhr von Protein, Calcium und Vitamin D sowie regelmäßige Überprüfungen der Knochen- und Muskelgesundheit entscheidend.
Auswirkungen auf das Darmmikrobiom
Die ketogene Diät kann zwar bei der Verbesserung neurologischer und ernährungsbedingter Erkrankungen helfen, indem sie die Darmmikrobiota verändert105Mazandarani, M., Lashkarbolouk, N., Ejtahed, H. S., & Qorbani, M. (2023). Does the ketogenic diet improve neurological disorders by influencing gut microbiota? A systematic review. Nutrition journal, 22(1), 61. https://doi.org/10.1186/s12937-023-00893-2. 106Kaviyarasan, S., Chung Sia, E. L., Retinasamy, T., Arulsamy, A., & Shaikh, M. F. (2022). Regulation of gut microbiome by ketogenic diet in neurodegenerative diseases: A molecular crosstalk. Frontiers in aging neuroscience, 14, 1015837. https://doi.org/10.3389/fnagi.2022.1015837. 107Lim, J. M., Letchumanan, V., Tan, L. T., Hong, K. W., Wong, S. H., Ab Mutalib, N. S., Lee, L. H., & Law, J. W. (2022). Ketogenic Diet: A Dietary Intervention via Gut Microbiome Modulation for the Treatment of Neurological and Nutritional Disorders (a Narrative Review). Nutrients, 14(17), 3566. https://doi.org/10.3390/nu14173566., jedoch sind auch nachteilige Effekte auf das Mikrobiom möglich. So kann eine langfristige ketogene Ernährung zu einer Abnahme von Bifidobacterium und fäkalen kurzkettigen Fettsäuren sowie einer kurzfristigen Reduktion der Firmicutes-Butyrat-produzierenden Bakterien führen, was potenziell die Dickdarmgesundheit beeinträchtigen kann. Die anhaltende Verringerung der Bifidobacterium-Menge kann zusätzliche schädliche Auswirkungen haben, wobei Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Depressionen die Hauptrisiken darstellen108Rew, L., Harris, M. D., & Goldie, J. (2022). The ketogenic diet: its impact on human gut microbiota and potential consequent health outcomes: a systematic literature review. Gastroenterology and hepatology from bed to bench, 15(4), 326–342. https://doi.org/10.22037/ghfbb.v15i4.2600. 109Zambrano, A. K., Cadena-Ullauri, S., Guevara-Ramírez, P., Frias-Toral, E., Ruiz-Pozo, V. A., Paz-Cruz, E., Tamayo-Trujillo, R., Chapela, S., Montalván, M., Sarno, G., Guerra, C. V., & Simancas-Racines, D. (2023). The Impact of a Very-Low-Calorie Ketogenic Diet in the Gut Microbiota Composition in Obesity. Nutrients, 15(12), 2728. https://doi.org/10.3390/nu15122728.. Insgesamt bestehen weiterhin Unsicherheiten hinsichtlich der langfristigen Wirksamkeit ketogener Diät und des Potenzials einer Dysbiose110Santangelo, A., Corsello, A., Spolidoro, G. C. I., Trovato, C. M., Agostoni, C., Orsini, A., Milani, G. P., & Peroni, D. G. (2023). The Influence of Ketogenic Diet on Gut Microbiota: Potential Benefits, Risks and Indications. Nutrients, 15(17), 3680. https://doi.org/10.3390/nu15173680. 111Attaye, I., van Oppenraaij, S., Warmbrunn, M. V., & Nieuwdorp, M. (2021). The Role of the Gut Microbiota on the Beneficial Effects of Ketogenic Diets. Nutrients, 14(1), 191. https://doi.org/10.3390/nu14010191.. Um das Darmmikrobiom während einer ketogenen Diät zu unterstützen, empfiehlt sich die Nutzung von Molke- und Pflanzenproteinen, fermentierten Lebensmitteln, sowie spezifischen Prä- und Probiotika, bei gleichzeitiger Reduktion tierischer Proteine und Optimierung der Fettsäurezufuhr112Paoli, A., Mancin, L., Bianco, A., Thomas, E., Mota, J. F., & Piccini, F. (2019). Ketogenic Diet and Microbiota: Friends or Enemies?. Genes, 10(7), 534. https://doi.org/10.3390/genes10070534..
Mögliche Belastung der Leber
Obwohl ketogene Diäten eine potenzielle therapeutischen Rolle bei der NAFLD spielen könnte, bestehen Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Lebergesundheit. Tierstudien deuten darauf hin, dass eine ketogene Diät zur Entwicklung einer nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) beitragen kann, die durch eine erhöhte Cholesterinansammlung in der Leber sowie eine erhöhte Entzündung und Fibrose gekennzeichnet ist113Long, F., Bhatti, M. R., Kellenberger, A., Sun, W., Modica, S., Höring, M., Liebisch, G., Krieger, J. P., Wolfrum, C., & Challa, T. D. (2023). A low-carbohydrate diet induces hepatic insulin resistance and metabolic associated fatty liver disease in mice. Molecular metabolism, 69, 101675. https://doi.org/10.1016/j.molmet.2023.101675. 114Liao, Y. J., Wang, Y. H., Wu, C. Y., Hsu, F. Y., Chien, C. Y., & Lee, Y. C. (2021). Ketogenic Diet Enhances the Cholesterol Accumulation in Liver and Augments the Severity of CCl4 and TAA-Induced Liver Fibrosis in Mice. International journal of molecular sciences, 22(6), 2934. https://doi.org/10.3390/ijms22062934.. Dabei könnte die Zusammensetzung der Ernährung eine Rolle spielen115Hu, C., Huang, R., Li, R., Ning, N., He, Y., Zhang, J., Wang, Y., Ma, Y., & Jin, L. (2023). Low-Carbohydrate and Low-Fat Diet with Metabolic-Dysfunction-Associated Fatty Liver Disease. Nutrients, 15(22), 4763. https://doi.org/10.3390/nu15224763.. Es ist noch weitere Forschung nötig, um die langfristigen Auswirkungen auf die NAFLD und NASH zu verstehen und sicherzustellen, dass die ketogene Diät für Betroffene eine sichere und effektive Behandlungsoption darstellt. Besonders bei Personen mit Lebervorerkrankungen oder Einnahme leberbelastender Medikamente ist eine regelmäßige Überwachung der Leberfunktion wichtig. Eine ausgewogene Fettaufnahme kann helfen, das Risiko einer Fettleber zu kontrollieren.
Leistungseinbußen im Sport
Obwohl eine ketogene Diät bei Sportlern zur Gewichtsabnahme und Verbesserung der Körperzusammensetzung beitragen kann, schwindet dieser Vorteil im Vergleich zu nicht-ketogenen Ernährungsformen, wenn die Kalorien- und Proteinzufuhr aufeinander abgestimmt sind116Aragon, A. A., Schoenfeld, B. J., Wildman, R., Kleiner, S., VanDusseldorp, T., Taylor, L., Earnest, C. P., Arciero, P. J., Wilborn, C., Kalman, D. S., Stout, J. R., Willoughby, D. S., Campbell, B., Arent, S. M., Bannock, L., Smith-Ryan, A. E., & Antonio, J. (2017). International society of sports nutrition position stand: diets and body composition. Journal of the International Society of Sports Nutrition, 14, 16. https://doi.org/10.1186/s12970-017-0174-y.. Darüber hinaus kann eine ketogene Diät die Fähigkeit der Muskeln beeinträchtigen, Glykogen für oxidative Zwecke zu nutzen, was die Leistung bei hochintensiven Aktivitäten einschränken kann117Burke L. M. (2021). Ketogenic low-CHO, high-fat diet: the future of elite endurance sport?. The Journal of physiology, 599(3), 819–843. https://doi.org/10.1113/JP278928.. Weiterhin ist die Wirksamkeit einer ketogenen Diät in Bezug auf die aerobe Kapazität und die Trainingsleistung von Ausdauersportlern fraglich, da signifikante Verbesserungen der VO2max, maximalen Herzfrequenz und Ausdauerleistung oft ausbleiben118Cao, J., Lei, S., Wang, X., & Cheng, S. (2021). The Effect of a Ketogenic Low-Carbohydrate, High-Fat Diet on Aerobic Capacity and Exercise Performance in Endurance Athletes: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients, 13(8), 2896. https://doi.org/10.3390/nu13082896.. Trotz einer erhöhten Fettoxidation kann die Anpassung an eine ketogene Ernährung zu einer verminderten Effizienz im Energiestoffwechsel führen, was sich in einer erhöhten Sauerstoffaufnahme bei Intensitäten > 70 % VO2max äußern kann119McSwiney, F. T., Doyle, L., Plews, D. J., & Zinn, C. (2019). Impact Of Ketogenic Diet On Athletes: Current Insights. Open access journal of sports medicine, 10, 171–183. https://doi.org/10.2147/OAJSM.S180409.. Allerdings ist die Reaktion auf eine ketogene Diät individuell unterschiedlich, wobei Extreme an beiden Enden des Leistungsspektrums möglich sind. Die langfristige Einhaltung der Diät und die Einschränkung kohlenhydratreicher, nährstoffdichter und krankheitsvorbeugender Lebensmittel sind weitere potenzielle Nachteile.
Geringe Nachhaltigkeit
Wie bei jeder Änderung des Lebensstils kann die langfristige Einhaltung einer ketogenen Diät eine Herausforderung darstellen. Aufgrund der eingeschränkte Lebensmittelauswahl kann es schwierig sein, die Diät über längere Zeiträume aufrechtzuerhalten. Diese Einschränkungen können psychisch belastend sein und soziale Situationen komplizierter gestalten, was langfristig auf die Stimmung schlagen kann120Brinkworth, G. D., Buckley, J. D., Noakes, M., Clifton, P. M., & Wilson, C. J. (2009). Long-term effects of a very low-carbohydrate diet and a low-fat diet on mood and cognitive function. Archives of internal medicine, 169(20), 1873–1880. https://doi.org/10.1001/archinternmed.2009.329.. Auch die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Symptome kann die Einhaltung einer streng ketogenen Ernährung erschweren121Malhotra, V., & Sawal, A. (2023). Metabolic Effects of Ketogenic Diets and Their Utilization in Obesity Management: A Systematic Review. Cureus, 15(3), e36720. https://doi.org/10.7759/cureus.36720.. Ketogene Diäten weisen im Allgemeinen eine geringe langfristige Verträglichkeit auf und sind für viele Menschen nicht nachhaltig. Während eine ketogene Diät beispielsweise bei Personen mit Adipositas zu einem schnellen und anhaltenden Gewichtsverlusts über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren beitragen kann, fehlen Studien zu Langzeiterfolgen122Schutz, Y., Montani, J. P., & Dulloo, A. G. (2021). Low-carbohydrate ketogenic diets in body weight control: A recurrent plaguing issue of fad diets?. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 22 Suppl 2, e13195. https://doi.org/10.1111/obr.13195.. Es ist daher ratsam, dass jeder, der mit einer ketogenen Diät beginnen möchte, mit seinem Arzt und einem Ernährungsberater spricht. Auch der Übergang von einer ketogenen Diät zu einer Standarddiät sollte schrittweise und gut kontrolliert erfolgen.
Vorsichtsmaßnahmen und Kontraindikationen
Während eine ketogene Ernährung für einige medizinische Zustände vorteilhaft sein kann, ist sie nicht für jeden geeignet. Es gibt spezifische medizinische Bedingungen und Umstände, bei denen eine ketogene Ernährung kontraindiziert ist oder besondere Vorsicht erfordert123Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. (2021). S1-Leitlinie Ketogene Ernährungstherapien (KET). Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V. https://register.awmf.org/assets/guidelines/022-021l_S1_Ketogene_Diaeten_2022-02.pdf. Stand: 09.12.2023. 124Gupta, L., Khandelwal, D., Kalra, S., Gupta, P., Dutta, D., & Aggarwal, S. (2017). Ketogenic diet in endocrine disorders: Current perspectives. Journal of postgraduate medicine, 63(4), 242–251. https://doi.org/10.4103/jpgm.JPGM_16_17.:
Absolute Kontraindikationen
Grundsätzlich stellen Störungen des mitochondrialen Fettsäurentransportes, der
Fettsäureoxidation, der Gluconeogenese, der Ketonkörperbildung und des Ketonkörperabbaus absolute Kontraindikationen für eine ketogene Diät dar.
- Störungen des Fettstoffwechsels: SCAD-, MCAD-, LCHAS-, VLCAD-Mangel, Beta-Oxidations-Defekte, Carnitinmangel, Carnitin-Palmitoyltransferase (CPT I/II)-Defekt, Carnitin-Acylcarnitin-Translokase (CACT)-Mangel.
- Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels: Pyruvatcarboxylase-Mangel, Gluconeogenesedefekte, Glykogenosen (z. B. Typ I), Monocarboxylattransporter-Mangel.
- Weitere genetische Stoffwechselstörungen: Ketoneogenesedefekte, Ketolysedefekte, Hyperinsulinismus, Porphyrie, Pyruvatkinase-Mangel.
Relative Kontraindikationen
Bei bestimmten Diagnosen sollten ketogene Diäten nicht oder nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden.
- Weitere medizinische Zustände: Mitochondriale Atmungskettendefekte (außer Komplex-I-Defekt), Nierensteine (Nephrolithiasis), renale tubuläre Azidose, Erkrankungen der Leber, Nieren oder des Pankreas (Bauchspeicheldrüse), Kardiomyopathie, kardiale Arrhythmien (inkl. Long-QT-Syndrom), Osteoporose/Osteopenie, Störungen des Lipidstoffwechsels (z. B. familiäre Hypercholesterinämie), schwere gastroösophageale Refluxkrankheit, chronische metabolische Azidose, Selenmangel, Gedeihstörungen.
- Medikamente: Therapie mit Carboanhydrase-Hemmern, SGLT-2-Inhibitoren, Propofol.
- Spezielle Populationen: Schwangere, Personen mit Essstörungen (Anorexie).
- Ernährungsbedingte und psychologische Faktoren: Schlechte Compliance, sprachliche Barrieren, mangelnde Akzeptanz und Mitarbeit von Patient und Umfeld, signifikante Ernährungseinschränkungen.
Besondere Vorsicht
- Diabetiker: Risiko schwerer Hypoglykämie bei nicht angepasster Medikation.
- Hypertoniker: Risiko lebensbedrohlicher Hypotonie bei unkontrollierter Blutdrucksenkung.
Sonstiges
- Diagnostische Interferenzen: Falsch-positive Ergebnisse bei Atemalkoholtests möglich, durch Umwandlung von Aceton in Isopropanol.
Vor Beginn einer ketogenen Diät ist eine umfassende medizinische Evaluation erforderlich. Patienten sollten diese Diät nur unter strenger ärztlicher Überwachung und in Zusammenarbeit mit einem qualifizierten Ernährungsberater beginnen und fortführen.
Kurzfristige Nebenwirkungen der ketogenen Diät umfassen die „Keto-Grippe“ mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Magen-Darm-Probleme. Langfristig können schwerwiegendere Komplikationen wie Herzerkrankungen, Nierensteine und anhaltende Nährstoffmängel auftreten, welche die Gesundheit signifikant beeinträchtigen können. Zudem besteht bei unzureichender Überwachung das Risiko für eine lebensbedrohliche Hypotonie oder Hypoglykämie, insbesondere bei Diabetikern und Hypertonikern.
Zusammenfassung und Fazit
Die ketogene Diät ist eine fettreiche Ernährungsform mit stark begrenzter Kohlenhydratzufuhr, die ursprünglich in den 1920er Jahren zur Behandlung von Epilepsie entwickelt wurde. Ihre Wirkmechanismen auf zellulärer, molekularer, biochemischer und immunologischer Ebene zeigen vielversprechende therapeutische Potenziale für eine breite Palette von metabolischen und neurologischen Erkrankungen. Trotzdem bleibt die klinische Umsetzung der ketogenen Diät noch nicht umfassend etabliert. Die Umsetzung einer ketogenen Ernährung geht mit vielerlei Nachteilen und Herausforderungen einher, die sorgfältig gegeneinander abgewogenen werden müssen.
Während kurzfristige Nebenwirkungen wie die „Keto-Grippe“ meist tolerierbar sind, können langfristig auch schwerwiegendere Komplikationen wie Kardiomyopathie, Nierensteine und anhaltende Nährstoffmängel auftreten, die die Gesundheit erheblich beeinträchtigen können. Zusätzlich können unzureichend überwachte ketogene Diäten mit Risiken wie lebensbedrohlicher Hypotonie, Hypoglykämie und metabolischer Azidose verbunden sein. Um die langfristige Sicherheit zu gewährleisten, ist eine sorgfältige Überwachung der klinischen Auswirkungen sowie eine individuelle Anpassung an persönliche Bedürfnisse und gesundheitliche Umstände unerlässlich.
Eine ketogene Diät ist nicht für jeden geeignet und sollte, wenn überhaupt, mit Vorsicht eingeleitet werden. Bevor man sich für eine ketogene Ernährung entscheidet, sollte man dringend eine umfassende ärztliche Beratung einholen, insbesondere wenn Vorerkrankungen vorliegen oder bestimmte Medikamente eingenommen werden. Ein Ernährungsberater kann dabei helfen, einen personalisierten Diätplan zu erstellen, der den individuellen Nährstoffbedarf deckt und das Risiko potenzieller Komplikationen minimiert. Regelmäßige medizinische Untersuchungen sind ebenfalls notwendig, um die Auswirkungen auf die Gesundheit zu überwachen und die Diät ggf. anzupassen.
Die Entscheidung für eine ketogene Ernährung sollte nie leichtfertig erfolgen. Herausforderungen wie die Veränderung der Lebensqualität, die Gewährleistung einer ausgewogenen Nährstoffzufuhr und die ordnungsgemäße Überwachung der Ketose sind zusammen mit weiteren möglichen Nachteilen zu berücksichtigen. Bevor man sich für eine ketogene Ernährung entscheidet, muss individuell sorgfältig abgewogen werden, ob die potenziellen Vorteile die Risiken überwiegen.