Unser Körper ist eine wunderbare Maschine, die mit außergewöhnlicher Präzision arbeitet, um die Balance zahlreicher physiologischer Parameter – wie Temperatur, Blutdruck und Osmolalität – zu bewahren. Einer dieser kritischen Parameter ist das Säure-Basen-Gleichgewicht, das, ähnlich wie andere Parameter, streng reguliert wird. Im Normalzustand liegt der extrazelluläre pH-Wert zwischen 7,35 und 7,45, eine Bandbreite, die für die normale Physiologie und Zellfunktion unerlässlich ist. Aber was passiert, wenn diese Balance gestört wird und der pH-Wert außerhalb dieses optimalen Bereichs fällt?
Die Übersäuerung des Körpers, medizinisch als Azidose bezeichnet, tritt auf, wenn der pH-Wert des Blutes unter 7,35 fällt. Die Ursachen dafür sind vielfältig und können von Stoffwechsel- oder Atemproblemen bis hin zu ernährungsbedingten Faktoren reichen. Eine Azidose kann aufgrund der zugrundeliegenden Störung entweder metabolisch oder respiratorisch sein. So kann beispielsweise eine Funktionsstörung des Atmungsapparates zu einer unzureichenden CO2-Ausstoßung führen, was wiederum zu einer respiratorischen Azidose führt. In Fällen einer metabolischen Azidose dagegen kann eine Zunahme an Protonen im Körper das Blut ansäuern. Beide Arten von Azidose stellen ernsthafte gesundheitliche Zustände dar, die eine intensivmedizinische Behandlung erfordern.
Daneben existiert jedoch noch eine andere Art von Übersäuerung, die in der Alltagssprache häufig im Kontext von Ernährungsgewohnheiten erwähnt wird: die „latente Azidose“ oder „chronische Übersäuerung“. Diese wird durch eine säurelastige Ernährung verursacht und kann den pH-Wert des Blutes und das Plasma-Bicarbonat geringfügig senken, ohne jedoch den normalen physiologischen Bereich zu überschreiten. Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass eine ernährungsbedingte Azidose sich grundlegend von einer klinischen metabolischen Azidose unterscheidet, da Letztere eine ernstere Zustandsverschlechterung darstellt, bei der der Blut-pH-Wert unter 7,35 fällt.
Angesichts dieser komplexen Zusammenhänge stellt sich die Frage, wie man eine Übersäuerung des Körpers am besten diagnostizieren kann. Es gibt verschiedene Methoden, darunter Blut-, Urin- und Hauttests, deren Wirksamkeit und Genauigkeit in diesem Artikel detailliert untersucht und miteinander verglichen werden.
Die Bedeutung von Tests zur Erkennung von Übersäuerung
Tests zur Erkennung von Übersäuerung haben eine entscheidende Bedeutung in der Diagnostik und Therapie verschiedener gesundheitlicher Störungen und Erkrankungen. Sie ermöglichen eine genaue Bestimmung des pH-Wertes im Blut, geben einen Einblick in den Säure-Basen-Haushalt des Körpers und helfen zu bestimmen, wie ausgeprägt ein etwaiges Ungleichgewicht ist. Sie sind nützlich zur Diagnose der zugrunde liegenden Erkrankung oder des Zustands, der möglicherweise das Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt ausgelöst hat, wie beispielsweise eine diabetische Ketoazidose oder die Einnahme eines Toxins.
Übersäuerung kann auf eine Vielzahl medizinischer Probleme hinweisen, einschließlich Stoffwechselstörungen, Nierenerkrankungen und Atemwegserkrankungen. Typische Störungen sind die metabolische und respiratorische Azidose. Eine rechtzeitige Diagnose dieser Zustände durch Tests zur Erkennung von Übersäuerung ist wesentlich, um adäquate therapeutische Maßnahmen einzuleiten und potenzielle schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.
Die am häufigsten eingesetzten Tests zur Erkennung von Übersäuerung sind die Blutgasanalyse, der Serum-Bicarbonat-Test und Harn- oder Hauttests für den Fall einer latenten Azidose oder chronischen Übersäuerung. Es ist wichtig zu betonen, dass die Anwendung dieser Tests nicht isoliert erfolgt, sondern als Teil einer umfassenden Diagnostik, die auch Symptome, Krankengeschichte und möglicherweise zusätzliche spezifische Tests berücksichtigt.
Tests zur Erkennung von Übersäuerung sind auch entscheidend für die Überwachung von Patienten mit kritischen Krankheiten oder Zuständen, die das Säure-Basen-Gleichgewicht beeinflussen, wie chronische Lungenerkrankungen und Nierenerkrankungen. Die Aussagekraft und die Zuverlässigkeit solcher Tests sind in der Fachwelt anerkannt und bieten eine solide Basis für die Diagnose und Behandlungsentscheidungen. Sie liefern zusammen mit weiteren Informationen ein genaues Bild des Gesundheitszustandes des Patienten und unterstützen den Arzt dabei, die optimale Therapie auszuwählen.
Die Rolle der Blutgasanalyse in der Übersäuerungs-Diagnostik
Die Blutgasanalyse (BGA) ist ein zentrales Werkzeug zur Diagnose von Übersäuerungszuständen (Azidose). Ein fundiertes Verständnis und die richtige Anwendung dieser labortechnischen Methode ermöglichen die Interpretation von Störungen der Atemwege, des Kreislaufs und des Stoffwechsels.
Komponenten der BGA
Die BGA liefert detaillierte Informationen zur Gasverteilung im Blut und erlaubt präzise Einblicke in den Säure-Basen-Haushalt. Automatisierte Blutgasanalysatoren messen direkt und indirekt bestimmte Bestandteile der arteriellen Blutgasprobe.
Die BGA-Komponenten sind:
- pH-Wert: Misst den Säure-Basen-Gleichgewicht des Blutes und gibt Auskunft darüber, ob das Blut saurer (niedriger pH-Wert) oder alkalischer (höherer pH-Wert) ist als normal.
- PaO2 (Partialdruck von Sauerstoff): Quantifiziert die Menge an Sauerstoff im arteriellen Blut und spiegelt die Fähigkeit der Lunge wider, Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft aufzunehmen.
- PaCO2 (Partialdruck von Kohlendioxid): Gibt die Menge an Kohlendioxid im arteriellen Blut an und bietet Einblicke in den Beatmungsstatus und den Säure-Basen-Status des Körpers.
- HCO3 (Bicarbonat-Konzentration): Wird berechnet, um den Puffergehalt im Blut zu bestimmen, der zur Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts beiträgt.
- Basenüberschuss/-defizit: Eine berechnete Messung, die zeigt, wie viele zusätzliche Basen erforderlich wären, um das Blut zu neutralisieren oder den pH-Wert auf ein normales Niveau zu bringen, wodurch Hinweise auf mögliche metabolische Störungen gegeben werden.
- SaO2 (Sauerstoffsättigung): Normalerweise berechnet, es sei denn, eine Cooximetrie wird durchgeführt; misst den Prozentsatz der Sauerstoff bindenden Hämoglobinmoleküle im Blut, der mit Sauerstoff gesättigt ist. Dieser Wert bietet wichtige Informationen über den Oxygenierungsstatus des Körpers.
Die BGA misst den Partialdruck von Sauerstoff (PaO2) und Kohlendioxid (PaCO2) sowie den pH-Wert im Blut. Der PaO2 gibt Auskunft über den Oxygenierungsstatus und der PaCO2 reflektiert den Beatmungsstatus, der durch Hyperventilation (beschleunigte oder tiefe Atmung), Hypoventilation (verlangsamte oder flache Atmung) und den Säure-Basen-Status beeinflusst wird.
Obwohl die Analyse an Blutproben aus verschiedenen Teilen des Kreislaufsystems (Arterie, Vene oder Kapillare) durchgeführt werden kann, wird sie typischerweise an arteriellem Blut vorgenommen. Die BGA bietet einen direkten Einblick in den Sauerstoffgehalt, den Kohlendioxidanteil und den pH-Wert. Weiterhin liefert sie Informationen zur berechneten Konzentration von Bicarbonat (HCO3) und zur berechneten arteriellen Sauerstoffsättigung (SaO2), es sei denn, es wird eine Cooximetrie durchgeführt; in diesem Fall wird die Sättigung direkt gemessen. Die arterielle Blutprobe liefert eine genaue Abbildung der Lungen- und Atemwegsfunktion.
Im Rahmen der BGA wird auch der Basenüberschuss (BE) ermittelt. Dieser zeigt an, wie viele Basen nötig wären, um einen sauren Zustand zu neutralisieren und den pH-Wert in den Normalbereich zu bringen. Somit gibt der BE wichtige Anhaltspunkte für metabolische Störungen des Säure-Basen-Haushalts. Der Normbereich für Basenüberschuss/-defizit liegt zwischen -4 und +2.
Interpretation der Ergebnisse der BGA
Die arterielle Blutgasanalyse (BGA) erfasst mehrere wichtige Messwerte, die jeweils zur Beurteilung verschiedener Aspekte der Körperfunktion beitragen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Bereich der Normalwerte je nach Labor und unterschiedlichen Altersgruppen variieren kann. Im Allgemeinen können jedoch folgende Normbereiche angegeben werden:
- pH-Wert: Dieser Wert gibt den Säure-Base-Zustand des Blutes an. Ein normaler pH-Wert liegt im Bereich zwischen 7,35 und 7,45.
- PaO2 (Sauerstoffpartialdruck): Ein normaler PaO2-Wert, der die Menge an Sauerstoff im Blut reflektiert, liegt im Bereich zwischen 75 und 100 mmHg.
- PaCO2 (Kohlendioxidpartialdruck): Dieser Wert zeigt die Menge an Kohlendioxid im Blut und sollte im Normalfall zwischen 35 und 45 mmHg liegen.
- HCO3 (Bicarbonat): Bicarbonat wirkt als Puffer in unserem Körper und hilft, das Säure-Base-Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Ein normaler Bicarbonatwert im Blut liegt im Bereich zwischen 22 und 26 Milliäquivalent pro Liter (mEq/L).
- Basenüberschuss/-defizit: Dieser berechnete Wert gibt an, wie viele zusätzliche Basen erforderlich wären, um das Blut zu neutralisieren oder den pH-Wert auf ein normales Niveau zu bringen. Ein normaler Bereich liegt zwischen -4 und +2.
- SaO2 (Sauerstoffsättigung): Dieser Wert zeigt den Prozentsatz des Hämoglobins im Blut, das mit Sauerstoff gesättigt ist. Ein normaler SaO2-Wert liegt im Bereich von 95 bis 100 Prozent.
Die Interpretation der BGA ist ein systematischer Prozess, der die gesamte klinische Situation, den Gesundheitszustand und die medizinische Vorgeschichte des Patienten berücksichtigt1Castro D, Patil SM, Keenaghan M. Arterial Blood Gas. [Updated 2022 Sep 12]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK536919/. 2Burns G. P. (2014). Arterial blood gases made easy. Clinical medicine (London, England), 14(1), 66–68. https://doi.org/10.7861/clinmedicine.14-1-66. 3Sood, P., Paul, G., & Puri, S. (2010). Interpretation of arterial blood gas. Indian journal of critical care medicine : peer-reviewed, official publication of Indian Society of Critical Care Medicine, 14(2), 57–64. https://doi.org/10.4103/0972-5229.68215.. Der erste Schritt ist die Bewertung des pH-Werts, um eine Azidose (pH < 7,35) oder eine Alkalose (pH > 7,45) zu identifizieren. Der Normbereich für den pH-Wert liegt zwischen 7,35 und 7,45.
Im nächsten Schritt liefern die Werte des arterielle Kohlendioxidpartialdrucka (PaCO2) und der Bicarbonat-Konzentration (HCO3) Aufschluss über die Art der Störung. Der Normbereich für PaCO2 liegt zwischen 35 und 45 mmHg. Eine Abweichung von pH-Wert und PaCO2-Wert lässt Rückschlüsse auf eine respiratorische oder metabolische Azidose bzw. Alkalose zu. Ein PaCO2 > 40 mmHg bei einem pH < 7,4 deutet auf eine respiratorische Azidose hin, während ein PaCO2 < 40 mmHg und ein pH > 7,4 auf eine respiratorische Alkalose hindeuten. Letztere kann auch durch Hyperventilation infolge von Angstzuständen oder durch Kompensation einer metabolischen Azidose bedingt sein.
Es wird zudem überprüft, ob Anzeichen einer Kompensation der primären Azidose oder Alkalose vorhanden sind, indem der Wert (PaCO2 oder HCO3) ermittelt wird, der nicht mit dem pH-Wert übereinstimmt. Zusätzlich werden der Sauerstoffsättigungswert (SaO2), der idealerweise zwischen 95–100% liegen sollte, sowie potenzielle Basenüberschüsse oder -defizite in die Interpretation der BGA miteinbezogen. Zuletzt wird der Sauerstoffpartialdruck (PaO2), der zwischen 75 und 100 mmHg liegen sollte, auf eventuelle Abweichungen in der Sauerstoffversorgung untersucht.
Darüber hinaus ist es bei der Beurteilung des Säure-Basen-Status eines Patienten wesentlich, auch ein mögliches Elektrolytungleichgewicht und eine Anionenlücke zu berücksichtigen. Diese Aspekte tragen maßgeblich zur genauen Diagnose und Behandlung von Stoffwechselstörungen bei. Ein Beispiel dafür ist die diabetische Ketoazidose, bei der trotz Ausscheidung von Ketonen und Schließung der Anionenlücke eine anhaltende metabolische Azidose durch Hyperchlorämie vorliegen kann. Dieses Phänomen beruht auf komplexen ionischen Effekten, die eine tiefergehende Untersuchung erfordern. Es unterstreicht, wie entscheidend eine ganzheitliche Betrachtung der verschiedenen Aspekte des Säure-Basen-Status ist, um die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten.
Die arterielle Blutgasanalyse stellt somit ein unverzichtbares Instrument zur Diagnose von Azidose und zur Planung einer individuellen Therapie dar. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass eine Azidose, obwohl sie auf ernsthafte Gesundheitsprobleme hinweisen kann, selten auftritt und oft unbegründete Ängste auslöst. Selbsttests zur Bestimmung des Säure-Basen-Verhältnisses können ein hilfreiches Tool sein, sollten jedoch stets durch professionelle medizinische Beratung und Betreuung ergänzt werden, um genaue und aussagekräftige Diagnosen zu gewährleisten.
Atemtests zur Beurteilung der respiratorischen Azidose
Die respiratorische Azidose ist ein Zustand, der auftritt, wenn die Lunge nicht genug Kohlendioxid (CO2) aus dem Blutkreislauf entfernen kann. Dies führt zu einem Überschuss an CO2 und resultiert in einem sinkenden pH-Wert im Blut, was eine saure Umgebung erzeugt. Atemtests können verwendet werden, um das Ausmaß und die Ursache der respiratorischen Azidose zu beurteilen.
Eine Art von Atemtest, der häufig zur Beurteilung der respiratorischen Azidose verwendet wird, ist die o. g. Blutgasanalyse (BGA). Während dieses Tests wird eine Blutprobe aus einer Arterie entnommen, meistens aus dem Handgelenk, und analysiert, um die Menge an Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut sowie den pH-Wert zu bestimmen. Ein hoher Kohlendioxidspiegel und ein niedriger pH-Wert sind Anzeichen einer respiratorischen Azidose.
Ein weiterer Atemtest ist der Spirometrie-Test, der das Volumen und die Geschwindigkeit der Atemzüge misst. Bei diesem Test atmet der Patient in ein Mundstück, das mit einem Spirometer verbunden ist. Der Test kann helfen festzustellen, ob die respiratorische Azidose durch eine eingeschränkte Lungenfunktion verursacht wird.4Lamb K, Theodore D, Bhutta BS. Spirometry. [Updated 2023 Feb 9]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK560526/.
Ein dritter Test ist die Kapnographie, die den Kohlendioxidgehalt in den Atemwegen und in ausgeatmeter Luft misst. Dieser Test kann auch helfen, die Ursache der respiratorischen Azidose zu bestimmen, da er aufzeigt, ob das Problem im Atemweg oder in der Lunge liegt.5Pandya NK, Sharma S. Capnography and Pulse Oximetry. [Updated 2022 Aug 29]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK539754/.
Es ist wichtig zu beachten, dass während diese Tests nützlich sind, um eine Diagnose der respiratorischen Azidose zu stellen, sie nicht die zugrunde liegende Ursache behandeln. Für eine genaue Diagnose und Behandlung sollte immer ein medizinischer Fachmann konsultiert werden. Eine respiratorische Azidose kann durch verschiedene Bedingungen verursacht werden, einschließlich Lungenkrankheiten, Medikamente und bestimmte Erkrankungen des Nervensystems. Die geeignete Behandlung hängt von der genauen Ursache des Zustandes ab.
Serum-Bicarbonat-Test: Interpretation und Bedeutung
Der Serum-Bicarbonat-Test ist eine Routineuntersuchung, die in der klinischen Praxis zur Überwachung des Säure-Basen-Haushalts im Körper eingesetzt wird. Er liefert wichtige Informationen über die Menge an Bicarbonat im Blut und hilft Medizinern, die Ursachen von Gesundheitsproblemen wie metabolischer Azidose oder Alkalose, Elektrolytstörungen und Nierenfunktion zu identifizieren und zu verstehen.
Bicarbonat (chemische Formel HCO3-) ist ein alkalischer Stoff, der eine zentrale Rolle bei der Regulierung des pH-Wertes in unserem Körper spielt. Es fungiert als Puffer und hilft, den pH-Wert des Blutes konstant zu halten, indem es überschüssige Protonen (H+) bindet oder freisetzt, um eine übermäßige Ansäuerung (Azidose) oder Alkalisierung (Alkalose) zu verhindern.
Die normalen Bicarbonatwerte im Serum liegen im Allgemeinen zwischen 22 und 28 Milliäquivalenten pro Liter (mEq/L). Werte außerhalb dieses Bereichs können auf eine Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts hinweisen6Paudel, R., Bissell, B., Dogra, P., Morris, P. E., & Chaaban, S. (2022). Serum Bicarbonate: Reconsidering the Importance of a Neglected Biomarker in Predicting Clinical Outcomes in Sepsis. Cureus, 14(4), e24012. https://doi.org/10.7759/cureus.24012..
Eine hohe Konzentration von Bicarbonat im Serum (metabolische Alkalose) kann durch übermäßiges Erbrechen, eine Nebennierenüberfunktion, eine zu geringe Kaliumkonzentration im Blut (Hypokaliämie) oder die übermäßige Einnahme von Antazida verursacht werden7Brinkman JE, Sharma S. Physiology, Metabolic Alkalosis. [Updated 2022 Jul 18]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK482291/.Andererseits kann ein niedriger Bicarbonatspiegel im Serum (metabolische Azidose) auf Nierenversagen, diabetische Ketoazidose, Hungern, Alkoholmissbrauch oder verschiedene Arten von Vergiftungen hinweisen.8Burger MK, Schaller DJ. Metabolic Acidosis. [Updated 2022 Jul 19]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK482146/..
Es ist zu beachten, dass Änderungen des Serum-Bicarbonatspiegels häufig mit Änderungen des pH-Wertes und des Kohlendioxidpartialdrucks (PaCO2) einhergehen. Daher ist eine genaue Interpretation der Serum-Bicarbonatkonzentration nur im Kontext einer vollständigen Blutgasanalyse (BGA) oder einer Elektrolytuntersuchung möglich.
Im klinischen Alltag ist der Serum-Bicarbonat-Test ein wertvolles Instrument zur Diagnose und Überwachung von Patienten mit einer Reihe von Zuständen, einschließlich Nieren- und Lungenkrankheiten, metabolischen Störungen und Vergiftungen. Es ist jedoch wichtig, die Ergebnisse immer im Kontext der Gesamtheit der verfügbaren klinischen und laborchemischen Informationen zu interpretieren.
Beurteilung des Anionenlücke-Tests zur Bestimmung metabolischer Störungen
Der Anionenlückentest, auch Anionenlücke (AG) genannt, ist ein wichtiges Diagnoseinstrument, das Ärzte nutzen, um die zugrundeliegende Ursache metabolischer Azidosen (ein Zustand, bei dem das Blut zu sauer ist) zu identifizieren. Metabolische Störungen können aus vielen Gründen auftreten, einschließlich Nierenerkrankungen, Diabetes und Vergiftungen, und können gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit eines Patienten haben.9Brubaker RH, Vashisht R, Meseeha M. High Anion Gap Metabolic Acidosis. [Updated 2023 Feb 7]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK448090/.
Der Anionenlückentest misst die Differenz zwischen den gemessenen Kationen (positiv geladenen Ionen) und Anionen (negativ geladenen Ionen) im Serum. Diese Lücke, die in Milliäquivalenten pro Liter (mEq/L) gemessen wird, hilft, die zugrunde liegende Ursache einer metabolischen Azidose zu bestimmen.
Typischerweise werden die Kationen Natrium (Na+) und Kalium (K+) und die Anionen Chlorid (Cl-) und Bicarbonat (HCO3-) im Serum gemessen. Die Anionenlücke wird dann berechnet, indem die Summe von Chlorid und Bicarbonat von der Summe von Natrium und Kalium abgezogen wird. Eine normale Anionenlücke liegt i. d. R. zwischen 8 und 12 mEq/L, obwohl dieser Wert je nach Labor variieren kann10Brubaker RH, Vashisht R, Meseeha M. High Anion Gap Metabolic Acidosis. [Updated 2023 Feb 7]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK448090/..
Eine erhöhte Anionenlücke weist auf das Vorhandensein von nicht gemessenen Anionen hin, die in bestimmten Störungen, einschließlich Laktatazidose (Überschuss an Laktat im Blut), Ketoazidose (Überschuss an Ketonkörpern im Blut, oft bei unbehandeltem Diabetes) und Vergiftungen (wie Ethylenglykol oder Methanol) auftreten können.
Eine niedrige oder normale Anionenlücke kann auf andere Arten von metabolischen Azidosen hinweisen, wie z. B. Diarrhoe, bei der große Mengen an Bicarbonat verloren gehen können, oder eine Nierenfunktionsstörung, bei der die Säureausscheidung gestört ist.
Die Beurteilung des Anionenlückentests ist ein wichtiger Teil der Diagnostik metabolischer Störungen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Ergebnisse in Zusammenhang mit anderen Labortests und klinischen Beurteilungen gesehen werden müssen, um eine genaue Diagnose und Behandlungsplan zu gewährleisten.
Bewertung der Urinmessung mittels pH-Teststreifen
Die Urinmessung mit pH-Teststreifen ist eine einfach anzuwendende und weit verbreitete Methode zur Überprüfung des Säure-Basen-Haushalts des Körpers. Sie kann helfen, gesundheitliche Störungen zu erkennen, die sich in abnormalen pH-Werten manifestieren könnten.
Der pH-Wert ist ein Maß für die Säure oder Alkalität (Base- bzw. Säurekapazität) einer Substanz. Bei Urin liegt der normale pH-Wert i. d. R. zwischen 4,5 und 8,011Anton, S. D., Lu, X., Bank, G., Heekin, K., Saha, D., Dubyak, P. J., & Hausenblas, H. A. (2013). Effect of a novel dietary supplement on pH levels of healthy volunteers: a pilot study. Journal of integrative medicine, 11(6), 384–388. https://doi.org/10.3736/jintegrmed2013049.. Dieses breite Spektrum ist darauf zurückzuführen, dass die Menge und Art der Stoffe im Urin, die den pH-Wert beeinflussen können, durch verschiedene Faktoren wie Ernährung, Flüssigkeitsaufnahme, Medikationen und Krankheiten beeinflusst wird und daher stark variieren kann.
Zur Messung des pH-Werts im Urin werden Urin-pH-Teststreifen verwendet, auch als pH-Indikatorstreifen bekannt. Dabei handelt es sich um ein kleines Stück spezieller Papierart, das mit einer Chemikalie behandelt wurde, die ihre Farbe ändert, wenn sie mit einer Säure oder Base in Kontakt kommt. Die Farbänderungen auf dem Teststreifen werden dann mit einer Referenztabelle verglichen, um den pH-Wert zu bestimmen.
Die Durchführung eines pH-Urintests mit einem Teststreifen ist relativ einfach:
- Der Teststreifen wird kurz in den Urin getaucht und dann entfernt.
- Danach muss der Teststreifen einige Sekunden trocknen.
- Anschließend wird die Farbe des Teststreifens mit der beigefügten Farbkarte verglichen. Jede Farbe auf der Karte entspricht einem bestimmten pH-Wert.
Der durchschnittliche pH-Wert des menschlichen Urins über einen Zeitraum von 24 Stunden liegt etwa bei 6. Dieser spezifische pH-Wert optimiert die Löslichkeit sowohl von Harnsäure als auch von Phosphatsalzen, wodurch die Bildung von Steinen im Harntrakt vorgebeugt wird.
Sinkt der pH-Wert unter diesen Durchschnittswert, nimmt die Löslichkeit der Harnsäure ab und erhöht das Risiko für die Entstehung von Harnsäuresteinen. Umgekehrt führt ein Anstieg des pH-Werts über 6 dazu, dass die Löslichkeit von Calciumphosphat abnimmt, was wiederum das Risiko für die Bildung von Nierensteinen (Brushit und Apatit) erhöht.12Worcester, E. M., Bergsland, K. J., Gillen, D. L., & Coe, F. L. (2018). Mechanism for higher urine pH in normal women compared with men. American journal of physiology. Renal physiology, 314(4), F623–F629. https://doi.org/10.1152/ajprenal.00494.2017. 13Grases, F., Rodriguez, A., Berga, F., Costa-Bauza, A., Prieto, R. M., Burdallo, I., Cadarso, A., Jimenez-Jorquera, C., Baldi, A., & Garganta, R. (2014). A new device for simple and accurate urinary pH testing by the Stone-former patient. SpringerPlus, 3, 209. https://doi.org/10.1186/2193-1801-3-209.
Ein abnormer pH-Wert im Urin kann auf verschiedene gesundheitliche Probleme hinweisen. Ein hoher pH-Wert (alkalischer Urin) kann beispielsweise auf eine Nierenkrankheit, eine Harnwegsinfektion oder eine übermäßige Menge an Alkalinen im Körper hinweisen. Ein niedriger pH-Wert (saurer Urin) kann hingegen auf Diabetes, Dehydration oder Lungenkrankheiten hinweisen. Allerdings lässt der pH-Wert des Urins nicht zwangsläufig auf den gesamten Körperzustand schließen. Unsere Nieren regulieren das Säure-Base-Gleichgewicht, indem sie überschüssige Säure ausscheiden und Bicarbonat resorbieren. Ein saurer Urin weist daher i. d. R. lediglich darauf hin, dass die Nieren ihrer Aufgabe nachkommen und überschüssige Säure eliminieren.
Die Ernährung hat einen signifikanten Einfluss auf den pH-Wert des Urins, da Lebensmittel, Getränke und Nahrungsergänzungsmittel den Säure-Base-Haushalt beeinflussen14Welch, A. A., Mulligan, A., Bingham, S. A., & Khaw, K. T. (2008). Urine pH is an indicator of dietary acid-base load, fruit and vegetables and meat intakes: results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Norfolk population study. The British journal of nutrition, 99(6), 1335–1343. https://doi.org/10.1017/S0007114507862350.. Überschüssige Säure wird hauptsächlich über den Urin ausgeschieden, um das innere Gleichgewicht zu wahren. Dabei kann der normale pH-Wert des Urins im Tagesverlauf variieren. Der normale Urin-pH-Wert ist leicht sauer, mit üblichen Werten von 5,5 bis 7,5, wobei der normale Bereich von 4,5 bis 8,0 reicht15Bono MJ, Leslie SW, Reygaert WC. Urinary Tract Infection. [Updated 2022 Nov 28]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK470195/..
Dabei sollte bedacht werden, dass die Fähigkeit des Körpers, den pH-Wert im Blut konstant zu halten, mit dem Alter abnimmt, hauptsächlich aufgrund einer verminderten Nierenfunktion. Bei Menschen mit Nierenerkrankungen, wie beispielsweise chronischer Niereninsuffizienz, kann eine säurehaltige Ernährung problematisch sein, da der Körper weniger effizient überschüssige Säuren eliminieren kann. Das langfristige Auftreten eines niedrigeren als des normalen pH-Werts im Urin könnte daher ein Indikator für eine ernährungsbedingte metabolische Azidose sein und somit einen Zustand beeinträchtigter Gesundheit darstellen.16Frassetto, L., Banerjee, T., Powe, N., & Sebastian, A. (2018). Acid Balance, Dietary Acid Load, and Bone Effects-A Controversial Subject. Nutrients, 10(4), 517. https://doi.org/10.3390/nu10040517. 17Naude MTech Hom D. F. (2022). Chronic Sub-Clinical Systemic Metabolic Acidosis – A Review with Implications for Clinical Practice. Journal of evidence-based integrative medicine, 27, 2515690X221142352. https://doi.org/10.1177/2515690X221142352.
Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass punktuelle, „saure“ Urin-Messwerte bei gesunden Personen, die sich ausgewogen ernähren, keinen Grund zur Sorge darstellen und keine zuverlässigen Indikatoren für eine Übersäuerung des Körpers sind. Ebenso bieten einmalige Urintests keine verlässlichen Informationen über die Säurebelastung durch die Nahrung. Das liegt daran, dass der pH-Wert des Morgenurins nicht mit etablierten Messgrößen wie der Netto-endogenen Säureproduktion korreliert und pH-Indikatorpapiere eine geringe Reproduzierbarkeit aufweisen.18Parmenter, B. H., Slater, G. J., & Frassetto, L. A. (2017). Spot-testing urine pH, a novel dietary biomarker? A randomised cross-over trial. Nutrition & dietetics: the journal of the Dietitians Association of Australia, 74(3), 313–319. https://doi.org/10.1111/1747-0080.12325.
Ein einzelner pH-Test kann nur eine Momentaufnahme bieten und liefert nicht unbedingt ein genaues Bild der allgemeinen Gesundheit. Änderungen in der Ernährung oder Flüssigkeitszufuhr können den pH-Wert des Urins schnell ändern. Für eine genauere Diagnose sind möglicherweise weitere Tests erforderlich.
Obwohl die Urinmessung mittels pH-Teststreifen eine einfache und zugängliche Methode zur Überwachung des pH-Werts des Urins darstellt, liefert sie nur eine Momentaufnahme und erlaubt keine umfassenden Schlussfolgerungen über den allgemeinen Gesundheitszustand oder die Säure-Basen-Balance des Körpers. Es ist zu bedenken, dass der Urin-pH-Wert durch verschiedene Faktoren, wie die Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, beeinflusst wird und natürlichen Schwankungen unterliegt. Daher sind für eine genauere Beurteilung des Säure-Basen-Haushalts weitere Tests und eine ärztliche Konsultation empfehlenswert, insbesondere wenn über längere Zeit abweichende pH-Werte festgestellt werden. Nur ein medizinischer Fachmann kann eine genaue Diagnose stellen und ggf. eine angemessene Behandlung einleiten.
Hauttest mit dem Toxikator-Stift: Funktion und Genauigkeit
Der Toxikator-Stift ist ein Diagnosewerkzeug, das auf der Prinzipien der Elektroakupunktur basiert und die elektrische Leitfähigkeit der Haut an verschiedenen Akupunkturpunkten misst. Er soll das Vorhandensein bestimmter Toxine im Körper feststellen. Dafür erzeugt der Stift bei Kontakt mit der Haut eine geringe elektrische Spannung, deren Reaktion gemessen und anhand festgelegter Standards interpretiert wird. Eine erhöhte elektrische Leitfähigkeit an bestimmten Punkten könnte auf eine Ansammlung von Toxinen im Körper hinweisen.
Allerdings gibt es auch eine andere Methode, den Toxikator-Stift zu nutzen, bei der ein blauer Streifen in der Armbeuge aufgemalt wird. Ein Farbumschlag von Blau nach Rot soll dabei einen Säureüberschuss anzeigen. Die Schnelligkeit der Verfärbung soll Aufschluss über eine mögliche Übersäuerung und/oder einen Vitamin- und Mineralstoffmangel geben.
Es ist jedoch zu beachten, dass die Genauigkeit und Interpretation der Ergebnisse des Toxikator-Stiftes von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann. Die elektrische Leitfähigkeit der Haut kann durch Feuchtigkeit, Temperatur und Hautbeschaffenheit variieren. Die Positionierung des Stiftes und die Druckstärke auf der Haut können ebenfalls die Messungen beeinflussen.
Ebenso ist es wichtig zu bedenken, dass die Hautoberfläche normalerweise leicht sauer ist, mit einem durchschnittlichen pH-Wert von 5,5, aufgrund des Säureschutzmantels der Haut. Dieser schützt die Haut vor bakteriellen Infektionen, hält sie elastisch und verhindert Austrocknung. Da sich der Säure-Basen-Status einer gesunden Haut weitgehend unabhängig von anderen Stoffwechselprozessen des Körpers reguliert und täglich äußeren Einflüssen durch Kosmetikprodukte ausgesetzt ist, kann ein Säuretest der Haut mit dem Toxikator-Stift von begrenzter Bedeutung sein.
Trotz des interessanten Ansatzes des Toxikator-Stifts, gibt es bisher keine wissenschaftlichen Studien, die seine Wirksamkeit und Genauigkeit bestätigen. Die Anwendung ersetzt nicht die Diagnose oder Behandlung durch einen medizinischen Fachmann und sollte immer im Kontext einer umfassenden gesundheitlichen Beurteilung verwendet werden. Tatsächlich liefern Toxikator-Stifte keinerlei verlässliche Erkenntnisse über Krankheiten oder eine Übersäuerung des Körpers.
Zusammenfassung: Welcher Test liefert die zuverlässigsten Ergebnisse?
Die Zuverlässigkeit und Genauigkeit von Tests zur Beurteilung der Säure-Basen-Balance können stark variieren, abhängig von der Art des Tests und ob dieser von medizinischem Fachpersonal oder als Heimtest durchgeführt wird. Zudem spielt es eine entscheidende Rolle, ob es sich um eine echte Azidose (pH-Wert < 7,35) oder eine latente Azidose handelt.
Krankenhaustests, wie die arterielle Blutgasanalyse, die von ausgebildetem medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden, bieten die genauesten und zuverlässigsten Daten zur Beurteilung des Säure-Basen-Gleichgewichts. Sie sind besonders nützlich bei der Diagnose einer echten Azidose, da sie direkt den pH-Wert, sowie den Kohlendioxid- und Sauerstoffgehalt im Blut messen. Der Serum-Bicarbonat-Test und die Berechnung der Anionenlücke liefern zusätzliche Informationen über das Vorhandensein nicht gemessener Anionen und helfen dabei, die zugrunde liegende Ursache einer Azidose genauer zu bestimmen.
Atemtests wie die Spirometrie und die Kapnographie können genaue Informationen zur Beurteilung der Lungenfunktion und möglicher Atemwegserkrankungen liefern, die eine respiratorische Azidose verursachen könnten.
Heim-Selbsttests wie die Urin-pH-Teststreifen können hilfreich sein, um generelle Veränderungen im pH-Wert zu verfolgen, allerdings spiegeln sie nicht unbedingt den genauen pH-Wert des Blutes wider. Sie können als zusätzliche Informationsquelle herangezogen werden, sollten jedoch nicht als primäres Diagnoseinstrument für eine echte oder latente Azidose verwendet werden.
Hauttests wie der Toxikator-Stift, der auf die Messung der elektrischen Leitfähigkeit an Akupunkturpunkten oder den pH-Wert der Haut abzielt, weisen erhebliche Einschränkungen auf. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit solcher Tests ist nicht wissenschaftlich belegt und sie können durch viele Faktoren wie Hautfeuchtigkeit, -temperatur und -beschaffenheit beeinflusst werden. Zudem können solche Tests keine verlässlichen Rückschlüsse auf eine Übersäuerung des Körpers liefern.
Aus medizinischer Perspektive ist es nicht sinnvoll, den pH-Wert von Haut oder Urin zu messen, um eine vermeintliche „Übersäuerung“ des Körpers zu diagnostizieren. Es ist völlig normal, dass sowohl Haut als auch Urin einen sauren pH-Wert aufweisen. Solche Messungen erlauben keine direkten und eindeutigen Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand einer Person.
Insgesamt ist die genaueste und zuverlässigste Methode zur Diagnose einer echten Azidose die arterielle Blutgasanalyse und verwandte Tests wie Serum-Bicarbonat und Anionenlücke durch medizinisches Fachpersonal durch medizinisches Fachpersonal. Heimtests können zur allgemeinen Gesundheitsüberwachung dienen, sollten jedoch nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische Bewertung und Diagnose angesehen werden. Ihre Anwendung in Bezug auf eine latente Azidose ist höchst umstritten und wissenschaftlich nicht fundiert. Daher sollte immer medizinischer Rat eingeholt werden, wenn eine Azidose vermutet wird.