Adipositas und Übergewicht sind gesundheitliche Zustände, die durch eine übermäßige Ansammlung von Körperfett gekennzeichnet sind. Während Übergewicht eine leicht erhöhte Fettmenge beschreibt, geht Adipositas, abgeleitet vom lateinischen Begriff „adeps“ für „Fett“, weit darüber hinaus und wird oft als Fettleibigkeit oder Fettsucht bezeichnet. Beide Zustände können die Gesundheit erheblich beeinträchtigen.
Die weltweite Entwicklung in den letzten 50 Jahren zeigt eine deutliche Zunahme von Übergewicht und Adipositas. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren im Jahr 2022 weltweit mehr als 2,5 Milliarden Erwachsene übergewichtig, davon 890 Millionen fettleibig. Das bedeutet, dass im Jahr 2022 weltweit 43 % der Erwachsenen als übergewichtig und 16 % als fettleibig galten. Hochgerechnet entspricht das etwa jedem achten Menschen, der von Adipositas betroffen ist. Auch die jüngere Generation ist zunehmend betroffen: Mehr als 390 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren waren übergewichtig – rund 160 Millionen von ihnen litten bereits an Adipositas.
Interessanterweise leben die meisten Menschen in Ländern, in denen Übergewicht und Fettleibigkeit mehr Todesfälle verursachen als Untergewicht. Dennoch sind Übergewicht und Adipositas mit den richtigen präventiven Maßnahmen vermeidbar. Doch wie steht Deutschland im Vergleich da?
Übergewicht und Adipositas in Deutschland
In Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) 47 % der Frauen und 61 % der Männer übergewichtig. Zudem sind 19 % der Bevölkerung adipös, wobei diese Zahlen mit dem Alter tendenziell ansteigen. Die Daten gehen aus der GEDA 2019/2020-EHIS-Studie hervor, welche jedoch auf Selbstangaben beruhen, was zu Verzerrungen führen kann1Schienkiewitz, A., Kuhnert, R., Blume, M., Mensink, G. B. M. (2022). Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland.
Journal of Health Monitoring, 7(3), 23–31. https://doi.org/10.25646/10292.. Bei standardisierten Messungen im DEGS1-Survey von 2008–2011 waren 53 % der Frauen und 67 % der Männer übergewichtig, wobei rund ein Viertel als adipös eingestuft wurde2Mensink, G. B. M., Schienkiewitz, A., Haftenberger, M., Lampert, T., Ziese, T., Scheidt-Nave, C.(2013). Übergewicht und Adipositas in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt, 56, 786–794. https://doi.org/10.1007/s00103-012-1656-3..
Bei den jüngeren Generationen zeigt die KiGGS Welle 2 (2014–2017) auf, dass 15 % der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig sind. Davon sind 6 % adipös. Hier zeigt sich ebenfalls ein Anstieg der Übergewichts- und Adipositas-Prävalenzen mit dem Alter der Kinder und Jugendlichen3Schienkiewitz, A., Damerow, S., Schaffrath Rosario, A. (2018). Prävalenz von Untergewicht, Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Einordnung der Ergebnisse aus KiGGS Welle 2 nach internationalen Referenzsystemen. Journal of Health Monitoring, 3(3), 60–74.
https://doi.org/10.17886/RKI-GBE-2018-080.. Es unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und gesundheitsfördernder Initiativen für alle Altersgruppen.
Definition von Übergewicht und Adipositas
Die WHO definiert Übergewicht und Adipositas als abnormale oder übermäßige Fettansammlung, die ein Gesundheitsrisiko darstellt. Adipositas geht dabei über das allgemeine Übergewicht hinaus und stellt eine deutlich erhöhte Menge an Körperfett dar. Zur Klassifizierung von Übergewicht und Adipositas wird üblicherweise der Body-Mass-Index (BMI) herangezogen, welcher aus dem Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße berechnet wird. Abhängig von diesem Wert kann bestimmt werden, ob eine Person als übergewichtig oder adipös eingestuft wird.
Klassifikation von Übergewicht und Adipositas anhand des BMI
Der BMI ist ein einfacher Index, der das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße widerspiegelt. Er ist definiert als das Gewicht einer Person in Kilogramm geteilt durch das Quadrat ihrer Körpergröße in Metern:
BMI = Körpergewicht in kg / (Körpergröße in m)2)
Für Erwachsene definiert die WHO Übergewicht und Adipositas wie folgt:
- Übergewicht ist ein BMI ≥ 25 kg/m²
- Adipositas liegt bei einem BMI von ≥ 30 kg/m² vor.
Der BMI dient als standardisiertes Maß für Übergewicht und Adipositas und ist bei Erwachsenen für alle Geschlechter und Altersgruppen gleich. Allerdings sollte er lediglich als grober Richtwert angesehen werden, da er bei verschiedenen Personen nicht unbedingt dem gleichen Grad an Fettleibigkeit entspricht. Bei Kindern und Jugendlichen muss bei der Klassifikation zusätzlich das Alter berücksichtigt werden.
Adipositas-Grade und ihre Bedeutung
Adipositas, charakterisiert durch einen BMI von ≥ 30 kg/m², wird in verschiedene Grade eingeteilt, um das Ausmaß und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken besser zu klassifizieren. Dabei ist zu beachten, dass ein BMI von 25–29,9 kg/m² als Übergewicht oder Präadipositas bezeichnet wird und nicht direkt zu den Adipositas-Graden gehört:
- Adipositas Grad I: Ein BMI von 30–34,9 kg/m².
- Adipositas Grad II: Ein BMI von 35–39,9 kg/m².
- Adipositas Grad III (Adipositas permagna oder morbide Adipositas): Ein BMI von ≥ 40 kg/m².
Ein BMI von 35,0 kg/m² oder höher wird als schwere Adipositas bezeichnet. Wenn zusätzlich gesundheitliche Beschwerden aufgrund des Übergewichts auftreten oder der BMI 40 kg/m² erreicht oder übersteigt, spricht man von morbider Adipositas. Ein BMI von 50 kg/m² und darüber hinaus wird als extreme Adipositas („super obesity“) bezeichnet4Peterson, K., Anderson, J., Boundy, E., Ferguson, L., & Erickson, K. (2017). Rapid Evidence Review of Bariatric Surgery in Super Obesity (BMI ≥ 50 kg/m2). Journal of general internal medicine, 32(Suppl 1), 56–64. https://doi.org/10.1007/s11606-016-3950-5..
Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen
Bei Kindern und Jugendlichen hat sich, ähnlich wie bei Erwachsenen, der BMI als Maßstab zur Bestimmung des Gewichtsstatus etabliert. Jedoch werden im Kindes- und Jugendalter spezielle BMI-Referenzkurven, sog. Perzentilkurven, verwendet, da der BMI in dieser Altersgruppe je nach Alter und Geschlecht variiert. Die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V. definiert auf Grundlage dieser Kurven folgende Kategorien:
- Übergewicht: Ein BMI-Perzentil zwischen > 90 und 97.
- Adipositas: Ein BMI-Perzentil zwischen > 97 und 99,5.
- Extreme Adipositas: Ein BMI-Perzentil über 99,5.
Das BMI-Perzentil gibt an, wie der BMI-Wert eines Kindes im Vergleich zu anderen Kindern desselben Alters und Geschlechts in einer Referenzpopulation liegt. Ein BMI-Perzentil von 95 bedeutet beispielsweise, dass der BMI eines Kindes höher ist als der von 95 % der Gleichaltrigen desselben Geschlechts. Zur genaueren Bestimmung des Gewichtsstatus stellt die DAG auf ihrer Website BMI-Perzentilkurven für Jungen und Mädchen im Alter von 0 bis 18 Jahren zur Verfügung.
Übergewicht bei Erwachsenen ist definiert als ein Body-Mass-Index (BMI) von 25–29,9 kg/m², während Adipositas bei einem BMI von ≥ 30 kg/m² vorliegt. Mit steigendem Adipositas-Grad nehmen auch die gesundheitlichen Risiken zu. Für Kinder und Jugendliche gelten aufgrund ihres Wachstums und ihrer Entwicklung andere BMI-Referenzwerte als für Erwachsene. Anstatt einer festen Skala wird der BMI von Kindern und Jugendlichen im Verhältnis zu ihrem Alter betrachtet.
BMI-Rechner: Habe ich Übergewicht?
Der BMI gibt einen raschen Überblick darüber, ob das Gewicht im gesunden Bereich liegt. Du kannst den BMI entweder selbst mit der Formel „BMI (kg/m²) = Gewicht (kg) / (Größe in m)²“ oder unserem BMI-Rechner nutzen. Der berechnete Wert bietet eine Orientierungshilfe, ob du normalgewichtig, übergewichtig oder gar adipös bist. Das Wissen um den eigenen BMI kann helfen, das persönliche Gesundheitsrisiko besser einzuschätzen.
BMI-Rechner für Erwachsene
Mit dem folgenden Rechner kannst du deinen eigenen BMI berechnen und einschätzen. Das Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht bietet dir eine schnelle Orientierung, ob du im grünen Bereich liegst. Doch beachte, dass der BMI nur ein Indikator ist und individuelle Faktoren nicht berücksichtigt.
BMI-Rechner für Kinder
Für Kinder und Jugendliche sind die Berechnung und die Interpretation des BMI etwas komplexer, da sie sich noch in der Wachstumsphase befinden. Die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) bietet einen speziellen "BMI4KIDS RECHNER" an. Mit diesem Tool kannst du den BMI eines Kindes bestimmen und anhand der BMI-Perzentile einordnen. Nutze diesen Rechner, um altersgerechte Ergebnisse zu erhalten. Da Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Wachstumsphasen sind, können geringe Unterschiede im BMI eine signifikante Bedeutung haben.
BMI-Tabellen zur Bestimmung von Übergewicht
Zusätzlich zur Berechnung des BMI mithilfe der BMI-Formel und des BMI-Rechners ermöglichen die folgenden Tabellen schnell abzulesen, ob jemand im Bereich des Übergewichts oder der Adipositas liegt. Diese Tabellen stützen sich auf die Definition von Übergewicht gemäß dem BMI. Bei Kindern und Jugendlichen werden aufgrund der altersabhängigen Veränderungen der Körperproportionen altersbezogene BMI-Perzentiltabellen genutzt.
Übergewicht Tabelle gemäß BMI-Klassifikation
Die nachfolgende Tabelle zeigt in Abhängigkeit von der Körpergröße das Körpergewicht, ab dem gemäß BMI-Klassifikation Übergewicht oder Adipositas vorliegen. Um das Gewicht für einen bestimmten BMI und eine bestimmte Körpergröße zu berechnen, kann die folgende Formel verwendet werden: Gewicht (kg) = BMI (kg/m²) * (Größe in m)²:
Größe (m) | Übergewicht (kg) | Adipositas Grad 1 (kg) | Adipositas Grad 2 (kg) | Adipositas Grad 3 (kg) |
---|---|---|---|---|
1,50 | > 56,3 | > 67,5 | > 78,8 | > 90,0 |
1,55 | > 59,8 | > 71,9 | > 84,0 | > 96,1 |
1,60 | > 64,0 | > 76,8 | > 89,6 | > 102,4 |
1,65 | > 68,4 | > 82,1 | > 95,7 | > 109,2 |
1,70 | > 72,3 | > 86,9 | > 101,5 | > 115,6 |
1,75 | > 76,6 | > 92,0 | > 107,3 | > 122,5 |
1,80 | > 81,0 | > 97,2 | > 113,4 | > 129,6 |
1,85 | > 85,8 | > 103,0 | > 120,1 | > 137,2 |
1,90 | > 90,8 | > 109,0 | > 127,2 | > 145,2 |
1,95 | > 95,9 | > 115,2 | > 134,4 | > 153,6 |
2,00 | > 100,0 | > 120,0 | > 140,0 | > 160,0 |
2,05 | > 105,3 | > 126,2 | > 147,1 | > 168,2 |
Die folgende Abbildung veranschaulicht die Gewichtsbereiche gemäß dem BMI farblich, wobei gelb den Bereich des Übergewichts und die rötlichen Töne die unterschiedlichen Schweregrade der Adipositas kennzeichnen:
Hinweise zur Interpretation der Tabelle
Der BMI gibt eine grobe Orientierung über das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße, berücksichtigt jedoch nicht individuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht oder Körperzusammensetzung. Männer mit viel Muskelmasse können einen höheren BMI haben, ohne tatsächlich einen hohen Fettanteil zu besitzen. Frauen haben tendenziell einen höheren Körperfettanteil als Männer bei gleichem BMI, aber ein hoher BMI ist bei beiden Geschlechtern mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Trotz dieser Einschränkungen ist der BMI ein Standard-Instrument zur Adipositas-Erfassung auf Bevölkerungsebene. Zusätzlich zur BMI-Messung kann die Beurteilung der Fettverteilung, insbesondere des Bauchfetts, relevant sein, da es mit kardiovaskulären Risiken verbunden ist. Eine Möglichkeit zur Einschätzung ist die Messung des Taillenumfangs, wobei Werte von ≥ 88 cm bei Frauen und ≥ 102 cm bei Männern auf abdominale Adipositas hindeuten.
Übergewicht Tabellen für Kinder und Jugendliche
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen von 0 bis 18 Jahren wird anhand eines Werts über der 90. BMI-Perzentile klassifiziert. Für Eltern, Betreuer und medizinisches Fachpersonal wurden spezielle Tabellen erstellt. Die folgenden Tabellen für Mädchen und Jungen zeigen, ab welchem BMI je nach Alter Übergewicht vorliegt.
Übergewicht: BMI-Perzentilen für Mädchen (0–18 Jahre)
Alter (Jahre) | Übergewicht BMI (kg/m²) | Adipositas BMI (kg/m²) | Extreme Adipositas BMI (kg/m²) |
---|---|---|---|
0 | > 14,1 | > 14,8 | > 15,6 |
1 | > 18,3 | > 19,2 | > 20,4 |
2 | > 17,9 | > 19,0 | > 20,5 |
3 | > 17,6 | > 18,8 | > 20,5 |
4 | > 17,5 | > 18,9 | > 20,7 |
5 | > 17,7 | > 19,2 | > 21,3 |
6 | > 18,0 | > 19,7 | > 22,2 |
7 | > 18,5 | > 20,4 | > 23,5 |
8 | > 19,3 | > 21,5 | > 25,1 |
9 | > 20,0 | > 22,5 | > 26,7 |
10 | > 20,8 | > 23,5 | > 28,2 |
11 | > 21,6 | > 24,5 | > 29,4 |
12 | > 22,5 | > 25,5 | > 30,4 |
13 | > 23,3 | > 26,3 | > 31,2 |
14 | > 24,1 | > 27,0 | > 31,7 |
15 | > 24,6 | > 27,5 | > 31,9 |
16 | > 25,1 | > 28,0 | > 32,5 |
17 | > 25,8 | > 28,8 | > 33,6 |
18 | > 26,4 | > 29,6 | > 35,0 |
Beispiel 1: Mädchen, 10 Jahre, 1,50 m Größe: Angenommen, wir haben ein 10-jähriges Mädchen namens Mia und möchten herausfinden, ob ihr BMI im Bereich des Normalgewichts, Übergewichts oder der Adipositas liegt. Zunächst berechnen wir Mias BMI anhand ihrer Körpergröße und ihres Gewichts. Nehmen wir an, Mia wiegt 49 kg und ist 1,50 m groß. Der BMI berechnet sich wie folgt: 49 kg / (1,50 m)² = 49 kg / 2,25 m² = 21,8 kg/m².
Jetzt schauen wir in der Tabelle für Mädchen nach. Bei einem Alter von 10 Jahren liegt die Grenze für Übergewicht bei einem BMI von > 20,8 kg/m² und die Grenze für Adipositas bei > 23,5 kg/m². Da Mias BMI von 21,8 kg/m² über der Grenze für Übergewicht liegt, aber noch unter der Grenze für Adipositas, hat sie Übergewicht für ihr Alter und ihre Größe.
Um das Gewicht für die Grenze zwischen Normalgewicht und Übergewicht sowie die Grenze zwischen Übergewicht und Adipositas in Kilogramm basierend auf dem BMI zu bestimmen, können wir die folgende Formel verwenden: Gewicht in kg = BMI * (Größe in m)².
- Für die Grenze zwischen Normalgewicht und Übergewicht (BMI von 20,8 kg/m²): Gewicht = 20,8 kg/m² * (1,50 m)² = 20,8 kg/m² * 2,25 m² = 46,8 kg.
- Für die Grenze zwischen Übergewicht und Adipositas (BMI von 23,5 kg/m²): Gewicht = 23,5 kg/m² * (1,50 m)² = 23,5 kg/m² * 2,25 m² = 52,9 kg.
Für Mia, die 1,50 m groß ist, liegt die Grenze zwischen Normalgewicht und Übergewicht bei 46,8 kg und zwischen Übergewicht und Adipositas bei 52,9 kg. Um wieder ein Normalgewicht zu haben, sollte Mia auf unter 46,8 kg, also mindestens 2,2 kg, abnehmen. Eine Zunahme könnte sie in den Bereich der Adipositas führen, was erhebliche gesundheitliche Risiken und langfristige negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit bedeuten würde.
Übergewicht: BMI-Perzentilen für Jungen (0–18 Jahre)
Alter (Jahre) | Übergewicht BMI (kg/m²) | Adipositas BMI (kg/m²) | Extreme Adipositas BMI (kg/m²) |
---|---|---|---|
0 | > 14,3 | > 15,0 | > 15,8 |
1 | > 18,7 | > 19,8 | > 21,2 |
2 | > 18,0 | > 19,1 | > 20,7 |
3 | > 17,6 | > 18,8 | > 20,5 |
4 | > 17,5 | > 18,8 | > 20,7 |
5 | > 17,6 | > 19,0 | > 21,1 |
6 | > 17,9 | > 19,4 | > 21,9 |
7 | > 18,3 | > 20,2 | > 23,1 |
8 | > 19,0 | > 21,1 | > 24,7 |
9 | > 19,8 | > 22,2 | > 26,5 |
10 | > 20,6 | > 23,4 | > 28,4 |
11 | > 21,4 | > 24,5 | > 30,0 |
12 | > 22,3 | > 25,4 | > 31,3 |
13 | > 23,0 | > 26,3 | > 32,2 |
14 | > 23,7 | > 27,0 | > 32,7 |
15 | > 24,4 | > 27,5 | > 32,9 |
16 | > 24,9 | > 28,0 | > 33,1 |
17 | > 25,4 | > 28,4 | > 33,2 |
18 | > 26,1 | > 29,1 | > 33,9 |
Beispiel 3: Junge, 17 Jahre, 1,70 m Größe: Als Beispiel nehmen wir den 17-jährigen Jungen Paul. Um festzustellen, ob Pauls BMI im gesunden Bereich liegt, müssen wir zuerst seinen BMI berechnen. Angenommen, Paul wiegt 82 kg und ist 1,70 m groß. Die BMI-Berechnung ergibt: 82 kg / (1,70 m)² = 82 kg / 2,89 m² = 28,4 kg/m².
Nun schauen wir in der Tabelle für Jungen. Bei einem Alter von 17 Jahren liegt die Grenze des BMI für Übergewicht bei 25,4 kg/m², die Grenze für Adipositas bei 28,4 kg/m² und die Grenze für extreme Adipositas bei 33,2 kg/m². Pauls BMI von 28,4 kg/m² liegt genau an der Grenze für Adipositas, was bedeutet, dass er Adipositas hat.
Um zu bestimmen, in welchem Gewichtsbereich Pauls Gewicht liegen sollte, um als Adipositas klassifiziert zu werden:
- Für die Grenze des Übergewichts (BMI von 25,4 kg/m²): Gewicht = 25,4 kg/m² * (1,70 m)² = 25,4 kg/m² * 2,89 m² = 73,4 kg
- Für die Grenze des extremen Adipositas (BMI von 33,2 kg/m²): Gewicht = 33,2 kg/m² * (1,70 m)² = 33,2 kg/m² * 2,89 m² = 95,9 kg
Für Paul, der 1,70 m groß ist, bedeutet das: Er liegt mit einem Gewicht von 82 kg im Bereich der Adipositas zwischen 73,4 kg und 95,9 kg. Um wieder in den Bereich des Normalgewichts zu gelangen, sollte er sein Gewicht auf unter 73,4 kg reduzieren. Das bedeutet, er müsste mindestens 8,6 kg abnehmen. Ein weiterer Anstieg des Gewichts würde ihn näher an den Bereich der extremen Adipositas bringen, was mit erhöhten gesundheitlichen Risiken verbunden ist.
Diagnose von Adipositas
Die genaue Diagnose von Adipositas ist entscheidend, um adäquate therapeutische Maßnahmen festzulegen. Der BMI dient oft als erste Messgröße zur Gewichtseinschätzung. Allerdings sind laut der S3-Leitlinie "Adipositas - Prävention und Therapie" auch der Taillenumfang und diverse Laborwerte relevante Indikatoren. Zusätzlich bieten spezifischere Klassifikationen, wie die ICD-10, detailliertere Einblicke in die Art und Ursache der Adipositas.
Bedeutung des Taillenumfangs bei Adipositas
Die Diagnose von Adipositas stützt sich nicht allein auf den BMI. Obwohl der BMI eine Indikation für das Verhältnis von Gewicht zu Körperoberfläche gibt, reflektiert er nicht die Verteilung von Fett im Körper, die ebenfalls wichtig für das Risiko von Krankheiten wie Herz-, Gefäß- oder Stoffwechselerkrankungen ist. Besonders das Bauchfett stellt ein signifikantes Risiko für Herz, Leber und das Gefäßsystem dar. Um das Risiko durch Bauchfett einzuschätzen, wird der Taillenumfang gemessen. Bei einem Taillenumfang von ≥ 88 cm bei Frauen bzw. ≥ 102 cm bei Männern liegt medizinisch eine abdominale oder rumpfbetonte Adipositas vor. Bei einem BMI von 25 kg/m² und höher sollte der Taillenumfang berücksichtigt werden, wobei die individuelle Betrachtung von Risikofaktoren und Begleiterkrankungen sowie die generelle Körperform und -gewichtung entscheidend sind.
Laborwerte und klinische Untersuchungen bei Adipositas
Zur umfassenden Diagnose von Adipositas und möglichen Begleiterkrankungen gehören nicht nur die Bestimmung des BMI und des Taillenumfangs, sondern auch eine Reihe klinischer Untersuchungen. Dazu zählen Laboruntersuchungen von Blut und Urin, die Hinweise auf Stoffwechselerkrankungen oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen liefern können. Weitere diagnostische Verfahren wie die Elektrokardiographie, Ergometrie und das Herzecho ermöglichen die Erkennung von Herz- und Gefäßerkrankungen. Das Schlafapnoe-Screening und die Oberbauchsonographie dienen dazu, spezifische Folgeerkrankungen der Adipositas, wie Atemstörungen im Schlaf oder Leberverfettung, frühzeitig zu identifizieren. Die regelmäßige Durchführung dieser Untersuchungen ist entscheidend, um potenzielle Risiken rechtzeitig zu erkennen und geeignete therapeutische Maßnahmen einzuleiten.
ICD-10 Klassifikation von Adipositas
Die International Classification of Diseases, 10th Revision (ICD-10), bietet ein anerkanntes Klassifikationssystem für Krankheiten, darunter auch Adipositas (Code "E66.-"). Die ICD-10-Klassifikation differenziert Adipositas dabei anhand der zugrunde liegenden Ursachen und spezifischen Merkmale:
- E66.0: Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr: Diese Form resultiert direkt aus einer übermäßigen Zufuhr von Kalorien im Vergleich zum Kalorienverbrauch des Körpers.
- E66.1: Arzneimittelinduzierte Adipositas: Einige Medikamente können Gewichtszunahme als Nebenwirkung haben und damit zur Entwicklung von Adipositas beitragen.
- E66.2: Übermäßige Adipositas mit alveolärer Hypoventilation: Bei dieser Form leiden die Betroffenen unter Atembeschwerden aufgrund der starken Fettansammlung.
- E66.8: Sonstige Adipositas: Diese Kategorie deckt Formen von Adipositas ab, die nicht in die anderen Kategorien fallen.
- E66.9: Adipositas, nicht näher bezeichnet: Wenn die genaue Art der Adipositas nicht festgestellt werden kann, wird diese Klassifikation verwendet.
Die ICD-10-Klassifikation der Adipositas kann die Wahl der Behandlungsstrategie beeinflussen. Beispielsweise könnte bei einer arzneimittelinduzierten Adipositas eine Anpassung der Medikation in Erwägung gezogen werden, während bei Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr Ernährungs- und Bewegungstherapien im Vordergrund stehen könnten.
Die sorgfältige und umfassende Diagnose von Adipositas bildet den Grundstein für eine effektive Therapie und Prävention von Begleiterkrankungen. Neben dem häufig verwendeten BMI sind der Taillenumfang, spezifische Laborwerte und zusätzliche klinische Untersuchungen von zentraler Bedeutung, um das individuelle Risikoprofil zu bestimmen. Die Einordnung in das ICD-10-Klassifikationssystem ermöglicht weiterhin eine differenzierte Betrachtung der Adipositas-Ursache und leitet die geeignete therapeutische Maßnahme ein.
Ursachen von Übergewicht und Adipositas
Bei Übergewicht bzw. Adipositas handelt es sich um eine komplexe, multifaktorielle Erkrankung. Fettleibigkeit entsteht als Folge eines Ungleichgewichts zwischen täglicher Energieaufnahme und Energieverbrauch, was zu einer übermäßigen Vermehrung von Depotfett führt. Dieses Energieungleichgewicht ist auf eine komplexe Wechselwirkung einer Vielzahl genetischer, kultureller und gesellschaftlicher Faktoren zurückzuführen5Lee A, Cardel M, Donahoo WT. Soziale und Umweltfaktoren, die Fettleibigkeit beeinflussen. [Aktualisiert am 12. Oktober 2019]. In: Feingold KR, Anawalt B, Blackman MR, et al., Herausgeber. Endotext [Internet]. South Dartmouth (MA): MDText.com, Inc.; 2000-. Verfügbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK278977/. 6Yadav HM, Jawahar A. Environmental Factors and Obesity. [Updated 2023 May 1]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK580543/..
Die folgende Grafik zeigt individuelle, sozioökonomische und Umweltfaktoren, die nachweislich das Risiko für Übergewicht und Adipositas beeinflussen7Hruby, A., Hu, F.B. (2015). The Epidemiology of Obesity: A Big Picture. PharmacoEconomics 33, 673–689. https://doi.org/10.1007/s40273-014-0243-x.:
Im Folgenden werden die Hauptursachen von Adipositas näher betrachtet.
Familiäre Disposition und genetische Ursachen
Eine familiäre Veranlagung und genetische Faktoren spielen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas. Menschen mit übergewichtigen oder adipösen Eltern haben ein höheres Risiko, selbst adipös zu werden. Studien haben gezeigt, dass bestimmte Gene mit einem erhöhten Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit in Verbindung gebracht werden können8Loos, R. J. F., & Yeo, G. S. H. (2022). The genetics of obesity: from discovery to biology. Nature reviews. Genetics, 23(2), 120–133. https://doi.org/10.1038/s41576-021-00414-z.. Diese Gene können den Stoffwechsel, den Appetit und die Fettverteilung im Körper beeinflussen9Thaker V. V. (2017). GENETIC AND EPIGENETIC CAUSES OF OBESITY. Adolescent medicine: state of the art reviews, 28(2), 379–405.. 10Pulit, S. L., Stoneman, C., Morris, A. P., Wood, A. R., Glastonbury, C. A., Tyrrell, J., Yengo, L., Ferreira, T., Marouli, E., Ji, Y., Yang, J., Jones, S., Beaumont, R., Croteau-Chonka, D. C., Winkler, T. W., GIANT Consortium, Hattersley, A. T., Loos, R. J. F., Hirschhorn, J. N., Visscher, P. M., … Lindgren, C. M. (2019). Meta-analysis of genome-wide association studies for body fat distribution in 694 649 individuals of European ancestry. Human molecular genetics, 28(1), 166–174. https://doi.org/10.1093/hmg/ddy327.. Zwillingsstudien haben auch die starke genetische Komponente von Adipositas unterstrichen, wobei eineiige, d. h. genetisch identische, Zwillinge ähnlichere Gewichtsprofile aufweisen als zweieiige bzw. nicht-identische Zwillinge11Sørensen, T. I., & Echwald, S. M. (2001). Obesity genes. BMJ (Clinical research ed.), 322(7287), 630–631. https://doi.org/10.1136/bmj.322.7287.630.. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass genetische Veranlagung allein nicht ausreicht, um Adipositas zu erklären. Umwelt- und Verhaltensfaktoren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle.
Ernährungsgewohnheiten und Essverhalten
Die Ernährungsgewohnheiten und das Essverhalten haben einen signifikanten Einfluss auf das Körpergewicht. Alimentäre Adipositas bezieht sich auf Übergewicht, das primär durch falsche Ernährungsgewohnheiten entsteht. Der Konsum von energiereichen, fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln sowie von stark verarbeiteten Nahrungsmitteln ist mit einem erhöhten Risiko für Adipositas verbunden12Mambrini, S. P., Menichetti, F., Ravella, S., Pellizzari, M., De Amicis, R., Foppiani, A., Battezzati, A., Bertoli, S., & Leone, A. (2023). Ultra-Processed Food Consumption and Incidence of Obesity and Cardiometabolic Risk Factors in Adults: A Systematic Review of Prospective Studies. Nutrients, 15(11), 2583. https://doi.org/10.3390/nu15112583. 13Abiri, B., Valizadeh, M., Nasreddine, L., & Hosseinpanah, F. (2022). Dietary determinants of healthy/unhealthy metabolic phenotype in individuals with normal weight or overweight/obesity: a systematic review. Critical reviews in food science and nutrition, 1–18. Advance online publication. https://doi.org/10.1080/10408398.2021.2025036.. Der übermäßige Verzehr von kalorienreichen Getränken wie Softdrinks trägt ebenfalls zur Gewichtszunahme bei14Santos, L. P., Gigante, D. P., Delpino, F. M., Maciel, A. P., & Bielemann, R. M. (2022). Sugar sweetened beverages intake and risk of obesity and cardiometabolic diseases in longitudinal studies: A systematic review and meta-analysis with 1.5 million individuals. Clinical nutrition ESPEN, 51, 128–142. https://doi.org/10.1016/j.clnesp.2022.08.021.. Die ständige Verfügbarkeit von verarbeiteten Lebensmitteln und Snacks begünstigt den übermäßigen Konsum von energiereichen Nahrungsmitteln. Zudem spielen Essgewohnheiten wie das unkontrollierte Essen, emotionales Essen und das Auslassen von Mahlzeiten (z. B. des Frühstücks) eine Rolle bei der Entwicklung von Adipositas15Dakin, C., Beaulieu, K., Hopkins, M., Gibbons, C., Finlayson, G., & Stubbs, R. J. (2023). Do eating behavior traits predict energy intake and body mass index? A systematic review and meta-analysis. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 24(1), e13515. https://doi.org/10.1111/obr.13515. 16Ma, X., Chen, Q., Pu, Y., Guo, M., Jiang, Z., Huang, W., Long, Y., & Xu, Y. (2020). Skipping breakfast is associated with overweight and obesity: A systematic review and meta-analysis. Obesity research & clinical practice, 14(1), 1–8. https://doi.org/10.1016/j.orcp.2019.12.002..
Bewegungsmangel und sitzende Lebensweise
Der moderne Lebensstil, der von Bewegungsmangel (z. B. viel Zeit vor dem Fernseher) geprägt ist, trägt zur Entstehung von Übergewicht und Adipositas bei17Silveira, E. A., Mendonça, C. R., Delpino, F. M., Elias Souza, G. V., Pereira de Souza Rosa, L., de Oliveira, C., & Noll, M. (2022). Sedentary behavior, physical inactivity, abdominal obesity and obesity in adults and older adults: A systematic review and meta-analysis. Clinical nutrition ESPEN, 50, 63–73. https://doi.org/10.1016/j.clnesp.2022.06.001. 18Guo, C., Zhou, Q., Zhang, D., Qin, P., Li, Q., Tian, G., Liu, D., Chen, X., Liu, L., Liu, F., Cheng, C., Qie, R., Han, M., Huang, S., Wu, X., Zhao, Y., Ren, Y., Zhang, M., Liu, Y., & Hu, D. (2020). Association of total sedentary behaviour and television viewing with risk of overweight/obesity, type 2 diabetes and hypertension: A dose-response meta-analysis. Diabetes, obesity & metabolism, 22(1), 79–90. https://doi.org/10.1111/dom.13867.. Eine inaktive Lebensweise, dominiert von sitzenden Tätigkeiten und einem Mangel an körperlicher Aktivität, führt zu einem Ungleichgewicht zwischen Kalorienzufuhr und -verbrauch. Besonders in Bürojobs oder beim Home-Office fehlt oft der nötige Ausgleich durch Bewegung. Ein verlangsamter Stoffwechsel, umgangssprachlich oft als "schlechter" Stoffwechsel bezeichnet, kann ebenfalls zur Gewichtszunahme beitragen. Bei einem solchen Stoffwechsel verbrennt der Körper weniger Kalorien, während der Konsum von Nahrungsmitteln hoch bleibt. Dieses Ungleichgewicht führt langfristig zu einer Gewichtszunahme und zur Entwicklung von Übergewicht und Adipositas.
Psychologische und emotionale Faktoren
Psychologische und emotionale Faktoren können ebenfalls zu Übergewicht und Adipositas beitragen. Essstörungen wie Binge Eating Disorder (Esssucht) oder emotionales Essen tragen häufig zu einer übermäßigen Nahrungsaufnahme bei19Nicholls, W., Devonport, T. J., & Blake, M. (2016). The association between emotions and eating behaviour in an obese population with binge eating disorder. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 17(1), 30–42. https://doi.org/10.1111/obr.12329.. Stress, Langeweile, Depressionen und geringes Selbstwertgefühl können darin resultieren, dass Menschen Essen als Bewältigungsmechanismus verwenden und dadurch ihr Gewicht erhöhen20Dakanalis, A., Mentzelou, M., Papadopoulou, S. K., Papandreou, D., Spanoudaki, M., Vasios, G. K., Pavlidou, E., Mantzorou, M., & Giaginis, C. (2023). The Association of Emotional Eating with Overweight/Obesity, Depression, Anxiety/Stress, and Dietary Patterns: A Review of the Current Clinical Evidence. Nutrients, 15(5), 1173. https://doi.org/10.3390/nu15051173.. Traumatische Erfahrungen in der Kindheit oder im späteren Leben können ebenfalls das Essverhalten beeinflussen und zu Übergewicht führen. Darüber hinaus können kulturelle und gesellschaftliche Normen, die einen schlanken Körper idealisieren, den Druck erhöhen, was wiederum zu gestörtem Essverhalten führen kann. Auch der soziale Druck und negative Körperbilder sind potenzielle Einflussfaktoren auf das Essverhalten und das Gewicht.
Soziale und ökonomische Bedingungen
Soziale Bedingungen wie niedriger Sozialstatus und mangelnde Bildung können den Zugang zu gesunden Lebensmitteln und Ressourcen zur Gewichtskontrolle einschränken, da Menschen in benachteiligten sozialen Situationen möglicherweise weniger Möglichkeiten haben, eine gesunde Ernährung umzusetzen und körperliche Aktivität auszuüben. Darüber hinaus können ökonomische Barrieren, etwa hohe Preise für gesunde Lebensmittel oder fehlende Sporteinrichtungen in ärmeren Stadtvierteln, die gesunde Lebensweise zusätzlich erschweren. In einigen Gemeinschaften können kulturelle Normen und Praktiken auch eine präferierte Vollschlankheit fördern, was die Motivation verringert, Gewicht zu verlieren. Diese Ungleichheiten tragen dazu bei, dass sie ein höheres Risiko für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas haben, da gesunde Verhaltensweisen und Optionen möglicherweise begrenzt sind.21Anekwe, C. V., Jarrell, A. R., Townsend, M. J., Gaudier, G. I., Hiserodt, J. M., & Stanford, F. C. (2020). Socioeconomics of Obesity. Current obesity reports, 9(3), 272–279. https://doi.org/10.1007/s13679-020-00398-7.
Hormonelle Störungen und Medikamente
Einige endokrine Erkrankungen wie die Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) und das Cushing-Syndrom (übermäßige Produktion von Cortisol) können zu einer Gewichtszunahme und der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas beitragen22Park, HK., Ahima, R.S. (2016). Endocrine Disorders Associated with Obesity. In: Ahima, R.S. (eds) Metabolic Syndrome. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-11251-0_42.. Diese Störungen beeinflussen den Stoffwechsel und können zu einer verminderten Energieverbrennung und erhöhtem Hungergefühl führen23Ylli D, Sidhu S, Parikh T, et al. Endocrine Changes in Obesity. [Updated 2022 Sep 6]. In: Feingold KR, Anawalt B, Blackman MR, et al., editors. Endotext [Internet]. South Dartmouth (MA): MDText.com, Inc.; 2000-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK279053/.. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder mit diesen Erkrankungen an Gewicht zulegt, aber sie erhöhen das Risiko signifikant. Zudem kann die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antidepressiva, Neuroleptika und Glukokortikoide das Gewicht erhöhen, da sie möglicherweise den Appetit steigern oder den Stoffwechsel verändern24Verhaegen, A. A., & Van Gaal, L. F. (2017). Drug-induced obesity and its metabolic consequences: a review with a focus on mechanisms and possible therapeutic options. Journal of endocrinological investigation, 40(11), 1165–1174. https://doi.org/10.1007/s40618-017-0719-6.. Diabetes kann auch ein Faktor bei der Gewichtszunahme sein, da Stoffwechselstörungen mit erhöhten Blutzuckerwerten und einer ineffizienten Nutzung von Insulin einhergehen können25Al-Goblan, A. S., Al-Alfi, M. A., & Khan, M. Z. (2014). Mechanism linking diabetes mellitus and obesity. Diabetes, metabolic syndrome and obesity : targets and therapy, 7, 587–591. https://doi.org/10.2147/DMSO.S67400..
Andere Faktoren
Neben den bereits genannten Ursachen spielen auch andere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas. Körperliche Einschränkungen, wie zum Beispiel eine Immobilisierung aufgrund von Verletzungen oder Krankheiten, können zu einem reduzierten Energieverbrauch führen und somit das Risiko einer Gewichtszunahme erhöhen. Schlafmangel und Schlafstörungen können ebenfalls das Hungergefühl beeinflussen und das Risiko für Übergewicht erhöhen26Cooper, C. B., Neufeld, E. V., Dolezal, B. A., & Martin, J. L. (2018). Sleep deprivation and obesity in adults: a brief narrative review. BMJ open sport & exercise medicine, 4(1), e000392. https://doi.org/10.1136/bmjsem-2018-000392.. Während der Schwangerschaft kann eine übermäßige Gewichtszunahme auftreten, die zu Adipositas führen kann. Darüber hinaus kann der Verzicht auf Nikotin bei ehemaligen Rauchern zu einer Gewichtszunahme führen, da das Rauchen den Stoffwechsel beeinflusst und den Appetit unterdrückt27Bush, T., Lovejoy, J. C., Deprey, M., & Carpenter, K. M. (2016). The effect of tobacco cessation on weight gain, obesity, and diabetes risk. Obesity (Silver Spring, Md.), 24(9), 1834–1841. https://doi.org/10.1002/oby.21582.. Bei Kindern können organische Ursachen wie z. B. das Prader-Willi-Syndrom oder hormonelle Störungen Adipositas auslösen.
Adipositas ist eine komplexe Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Um das Entstehungsrisiko von Übergewicht zu verringern, ist es wichtig, sich bewusst zu ernähren, körperlich aktiv zu bleiben und die psychologischen und emotionalen Faktoren zu berücksichtigen, die zu einer übermäßigen Nahrungsaufnahme führen können. Dabei ist zu betonen, dass nicht jeder Faktor bei jedem Menschen gleichermaßen eine Rolle spielt. Die individuellen Bedürfnisse und Umstände jeder Person sind entscheidend, um gezielte Präventions- und Behandlungsmaßnahmen für Übergewicht und Adipositas zu ergreifen.
Übergewicht und Adipositas: Symptome und Folgen
Übergewicht und Adipositas gehen über das rein ästhetische Erscheinungsbild hinaus und kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit, das soziale Leben und das psychische Wohlbefinden haben. Die folgende Grafik veranschaulicht, die Auswirkungen auf verschiedene Dimensionen der Gesundheit:
Im Folgenden werden einige Folgen und Symptome von Übergewicht und Adipositas beleuchtet.
Gesundheitliche Risiken und Krankheiten
Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für eine Vielzahl chronischer Erkrankungen. Hierzu gehören Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einige Krebsformen, Gelenk-, Atemwegs- und Leberbeschwerden28Panuganti KK, Nguyen M, Kshirsagar RK. Obesity. [Updated 2023 Aug 8]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK459357/. 29Fruh S. M. (2017). Obesity: Risk factors, complications, and strategies for sustainable long-term weight management. Journal of the American Association of Nurse Practitioners, 29(S1), S3–S14. https://doi.org/10.1002/2327-6924.12510.. Zudem können Stoffwechselprobleme wie Insulinresistenz und erhöhte Blutfettwerte auftreten. Es ist zu beachten, dass Adipositas nicht nur als eigenständige Krankheit, sondern auch als Hauptfaktor für andere bedeutsame Erkrankungen wie Dyslipidämie und Bluthochdruck gilt30Purnell JQ. Definitions, Classification, and Epidemiology of Obesity. [Updated 2023 May 4]. In: Feingold KR, Anawalt B, Blackman MR, et al., editors. Endotext [Internet]. South Dartmouth (MA): MDText.com, Inc.; 2000-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK279167/.. Weitere Symptome von Adipositas können Schlafapnoe (Atmungsstörung bis zu Atemnot) und verstärktes Schnarchen sein, welches auch durch Übergewicht verursacht werden kann31Jehan, S., Zizi, F., Pandi-Perumal, S. R., Wall, S., Auguste, E., Myers, A. K., Jean-Louis, G., & McFarlane, S. I. (2017). Obstructive Sleep Apnea and Obesity: Implications for Public Health. Sleep medicine and disorders : international journal, 1(4), 00019.. Darüber hinaus kann Adipositas zu Nährstoffdefiziten führen, darunter Mängel an Mineralien wie Eisen und Vitaminen wie Folsäure32Guardiola-Márquez, C. E., Santos-Ramírez, M. T., Segura-Jiménez, M. E., Figueroa-Montes, M. L., & Jacobo-Velázquez, D. A. (2022). Fighting Obesity-Related Micronutrient Deficiencies through Biofortification of Agri-Food Crops with Sustainable Fertilization Practices. Plants (Basel, Switzerland), 11(24), 3477. https://doi.org/10.3390/plants11243477.. Ursachen sind falsche Ernährungsgewohnheiten und Stoffwechselveränderungen infolge von Entzündungen durch Übergewicht33Kobylińska, M., Antosik, K., Decyk, A., & Kurowska, K. (2022). Malnutrition in Obesity: Is It Possible?. Obesity facts, 15(1), 19–25. https://doi.org/10.1159/000519503..
Fruchtbarkeit und Komplikationen in der Schwangerschaft
Übergewicht und Adipositas können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen während der Schwangerschaft erhöhen34Dağ, Z. Ö., & Dilbaz, B. (2015). Impact of obesity on infertility in women. Journal of the Turkish German Gynecological Association, 16(2), 111–117. https://doi.org/10.5152/jtgga.2015.15232. 35Stubert, J., Reister, F., Hartmann, S., & Janni, W. (2018). The Risks Associated With Obesity in Pregnancy. Deutsches Arzteblatt international, 115(16), 276–283. https://doi.org/10.3238/arztebl.2018.0276.. Frauen mit erhöhtem Körpergewicht haben ein gesteigertes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Hypertonie, Makrosomie, Präeklampsie, Frühgeburten und operative Entbindungen36Kim J, Ayabe A. Obesity in Pregnancy. [Updated 2023 Aug 8]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK572113/.. Darüber hinaus können sie häufiger Schwierigkeiten bei der Geburt sowie ein erhöhtes Risiko für postpartale Depressionen erleben37Fitzsimons, K. J., Modder, J., & Greer, I. A. (2009). Obesity in pregnancy: risks and management. Obstetric medicine, 2(2), 52–62. https://doi.org/10.1258/om.2009.090009. 38Pavlik, L. B., & Rosculet, K. (2020). Maternal Obesity and Perinatal Depression: An Updated Literature Review. Cureus, 12(9), e10736. https://doi.org/10.7759/cureus.10736.. Es ist zudem dokumentiert, dass Kinder von übergewichtigen Müttern ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme und Adipositas im späteren Leben haben39Poston, L., Harthoorn, L. F., Van Der Beek, E. M., & Contributors to the ILSI Europe Workshop (2011). Obesity in pregnancy: implications for the mother and lifelong health of the child. A consensus statement. Pediatric research, 69(2), 175–180. https://doi.org/10.1203/PDR.0b013e3182055ede.. Es wird empfohlen, dass betroffene Frauen vor und während der Schwangerschaft engmaschig medizinisch betreut werden.
Soziale Auswirkungen und Stigmatisierung
Menschen mit Adipositas erleben häufig soziale Nachteile, die ihr Wohlbefinden erheblich beeinflussen. Aufgrund ihres Gewichts sind sie oft Ziel von Stigmatisierung, Vorurteilen und Diskriminierung40Fulton M, Srinivasan VN. Obesity, Stigma And Discrimination. [Updated 2023 Mar 13]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2023 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK554571/. 41Westbury, S., Oyebode, O., van Rens, T., & Barber, T. M. (2023). Obesity Stigma: Causes, Consequences, and Potential Solutions. Current obesity reports, 12(1), 10–23. https://doi.org/10.1007/s13679-023-00495-3.. Dies kann zu sozialer Isolation, verminderter Selbstachtung und emotionalen Herausforderungen führen. Im Berufsleben, in Bildungseinrichtungen oder in sozialen Gruppen können sie aufgrund ihres Gewichts benachteiligt werden. Das Erleben solcher Diskriminierungen kann sich langfristig negativ auf ihre psychische Gesundheit auswirken42Sarwer, D. B., & Polonsky, H. M. (2016). The Psychosocial Burden of Obesity. Endocrinology and metabolism clinics of North America, 45(3), 677–688. https://doi.org/10.1016/j.ecl.2016.04.016.. Zudem können solche negativen Erfahrungen das Aufrechterhalten eines gesunden Lebensstils erschweren. In vielen Gesellschaften werden übergewichtige Personen oft fälschlicherweise als faul, verfressen oder disziplinlos wahrgenommen, was zusätzliche soziale Hürden schafft43Phelan, S. M., Burgess, D. J., Yeazel, M. W., Hellerstedt, W. L., Griffin, J. M., & van Ryn, M. (2015). Impact of weight bias and stigma on quality of care and outcomes for patients with obesity. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 16(4), 319–326. https://doi.org/10.1111/obr.12266..
Psychische Belastungen und Auswirkungen auf das Wohlbefinden
Übergewicht und Adipositas können erhebliche psychische Belastungen verursachen und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen. Der Druck, gesellschaftlichen Schönheitsidealen zu entsprechen, kann Betroffenen ein negatives Körperbild vermitteln und ihr Selbstwertgefühl mindern44Weinberger, N. A., Kersting, A., Riedel-Heller, S. G., & Luck-Sikorski, C. (2016). Body Dissatisfaction in Individuals with Obesity Compared to Normal-Weight Individuals: A Systematic Review and Meta-Analysis. Obesity facts, 9(6), 424–441. https://doi.org/10.1159/000454837.. Eine negative Selbstwahrnehmung kann bei Betroffenen zu sozialer Isolation und einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen durch gesteigerten emotionalen Stress führen. Viele Menschen mit Adipositas leiden unter Depressionen, Angstzuständen oder Essstörungen, insbesondere der Binge-Eating-Störung45Sarwer, D. B., & Polonsky, H. M. (2016). The Psychosocial Burden of Obesity. Endocrinology and metabolism clinics of North America, 45(3), 677–688. https://doi.org/10.1016/j.ecl.2016.04.016. 46Faulconbridge, L. F., & Bechtel, C. F. (2014). Depression and Disordered Eating in the Obese Person. Current obesity reports, 3(1), 127–136. https://doi.org/10.1007/s13679-013-0080-9.. Die permanente Beschäftigung mit dem eigenen Gewicht, kombiniert mit den physischen und sozialen Herausforderungen, kann eine enorme psychische Last darstellen. Der Umgang mit diesen psychologischen Belastungen erfordert oft zusätzliche Unterstützung und Verständnis aus dem sozialen Umfeld.
Auswirkungen auf die Lebensqualität
Die Lebensqualität kann durch Adipositas erheblich beeinträchtigt werden47Abiri, B., Hosseinpanah, F., Banihashem, S., Madinehzad, S. A., & Valizadeh, M. (2022). Mental health and quality of life in different obesity phenotypes: a systematic review. Health and quality of life outcomes, 20(1), 63. https://doi.org/10.1186/s12955-022-01974-2.. Die körperlichen Einschränkungen, die mit Übergewicht einhergehen, können die Mobilität und die Fähigkeit zur Ausübung alltäglicher Aktivitäten beeinflussen. Schwierigkeiten beim Treppensteigen, längere Fußwege oder die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten können den Alltag zusätzlich erschweren. Zudem können psychische Belastungen, soziale Ausgrenzung und die Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderungen die Lebensqualität stark beeinflussen und zu einem eingeschränkten Wohlbefinden führen. Aktivitäten wie Fliegen oder einfaches Aufstehen vom Boden können zu Herausforderungen werden. Das Tragen von Übergewicht kann zudem zu häufigen Knieschmerzen führen, die die Bewegungsfreiheit weiter einschränken.
Langfristige Konsequenzen
Adipositas, insbesondere wenn sie in jungen Jahren beginnt, kann langfristige Konsequenzen haben. Studien zeigen, dass Menschen, die bereits in jungen Jahren übergewichtig oder fettleibig sind, ein erhöhtes Risiko haben, auch im Erwachsenenalter adipös zu bleiben48Sahoo, K., Sahoo, B., Choudhury, A. K., Sofi, N. Y., Kumar, R., & Bhadoria, A. S. (2015). Childhood obesity: causes and consequences. Journal of family medicine and primary care, 4(2), 187–192. https://doi.org/10.4103/2249-4863.154628. 49Simmonds, M., Llewellyn, A., Owen, C. G., & Woolacott, N. (2016). Predicting adult obesity from childhood obesity: a systematic review and meta-analysis. Obesity reviews : an official journal of the International Association for the Study of Obesity, 17(2), 95–107. https://doi.org/10.1111/obr.12334.. Darüber hinaus können anhaltende Adipositas und die damit verbundenen Erkrankungen dauerhafte Schäden an Organen und Körpersystemen verursachen, einschließlich Herz, Leber und Gelenken50Lopez-Jimenez, F., Almahmeed, W., Bays, H., Cuevas, A., Di Angelantonio, E., le Roux, C. W., Sattar, N., Sun, M. C., Wittert, G., Pinto, F. J., & Wilding, J. P. H. (2022). Obesity and cardiovascular disease: mechanistic insights and management strategies. A joint position paper by the World Heart Federation and World Obesity Federation. European journal of preventive cardiology, 29(17), 2218–2237. https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwac187.. Solche Schäden können die Lebensqualität beeinträchtigen und zu chronischen Krankheiten oder Behinderungen im späteren Leben führen. Die kontinuierliche Belastung des Körpers durch Übergewicht kann zudem zu vorzeitiger Zellalterung und damit verbundenen Alterserkrankungen beitragen51Frasca, D., Blomberg, B. B., & Paganelli, R. (2017). Aging, Obesity, and Inflammatory Age-Related Diseases. Frontiers in immunology, 8, 1745. https://doi.org/10.3389/fimmu.2017.01745.. All diese Faktoren erhöhen das Risiko für gesundheitliche Komplikationen und können die Lebenserwartung verringern52Abdelaal, M., le Roux, C. W., & Docherty, N. G. (2017). Morbidity and mortality associated with obesity. Annals of translational medicine, 5(7), 161. https://doi.org/10.21037/atm.2017.03.107. 53Xu, H., Cupples, L. A., Stokes, A., & Liu, C. T. (2018). Association of Obesity With Mortality Over 24 Years of Weight History: Findings From the Framingham Heart Study. JAMA network open, 1(7), e184587. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2018.4587. 54Ward, Z. J., Willett, W. C., Hu, F. B., Pacheco, L. S., Long, M. W., & Gortmaker, S. L. (2022). Excess mortality associated with elevated body weight in the USA by state and demographic subgroup: A modelling study. EClinicalMedicine, 48, 101429. https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2022.101429..
Übergewicht und Adipositas bringen weitreichende gesundheitliche, psychische und soziale Herausforderungen mit sich. Sie erhöhen nicht nur das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern belasten auch das psychische Wohlbefinden und können zu sozialer Ausgrenzung führen. Die direkten körperlichen Auswirkungen erschweren zudem alltägliche Aktivitäten und mindern die Lebensqualität. Es ist daher essenziell, das Bewusstsein für diese Thematik zu stärken und präventive sowie therapeutische Maßnahmen zu fördern.
Prävention von Übergewicht und Adipositas
Angesichts der weltweit steigenden Prävalenz von Übergewicht und Adipositas ist die Prävention dieser Erkrankung von großer Bedeutung. Durch gezielte präventive Maßnahmen können gesunde Lebensgewohnheiten gefördert und das Risiko der Entwicklung von Übergewicht und Adipositas reduziert werden. im Folgenden werden verschiedene Ansätze zur Prävention von Adipositas betrachtet.
Gesunde Ernährungsgewohnheiten
Eine ausgewogene, bedarfsgerechte Ernährung ist ein wichtiger Faktor bei der Prävention von Übergewicht und Adipositas. Hierbei kann ein reduzierter Verzehr von Lebensmitteln mit hoher Energiedichte und ein erhöhter Verzehr von Lebensmitteln mit geringer Energiedichte sinnvoll sein. Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß ist (z. B. mediterrane Kost), kann helfen, das Risiko von Übergewicht und Fettleibigkeit zu verringern55D'Innocenzo, S., Biagi, C., & Lanari, M. (2019). Obesity and the Mediterranean Diet: A Review of Evidence of the Role and Sustainability of the Mediterranean Diet. Nutrients, 11(6), 1306. https://doi.org/10.3390/nu11061306.. Zudem sind eine Reduktion von zuckerhaltigen Getränken (z. B. Softdrinks), Alkohol, fettreichen Speisen und Snacks (z. B. Fast Food) sowie eine bewusste Portionenkontrolle wichtige Aspekte einer gesunden Ernährung56Dominguez, L. J., Veronese, N., Baiamonte, E., Guarrera, M., Parisi, A., Ruffolo, C., Tagliaferri, F., & Barbagallo, M. (2022). Healthy Aging and Dietary Patterns. Nutrients, 14(4), 889. https://doi.org/10.3390/nu14040889. 57Cena, H., & Calder, P. C. (2020). Defining a Healthy Diet: Evidence for The Role of Contemporary Dietary Patterns in Health and Disease. Nutrients, 12(2), 334. https://doi.org/10.3390/nu12020334.. Qualifizierte Ernährungsberater können unterstützend bei der Erstellung individueller Ernährungspläne wirken und eine Ernährungsumstellung begleiten.
Körperliche Aktivität und Sport
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein essenzieller Bestandteil der Adipositas-Prävention. Durch Bewegung und Sport (v. a. ausdauerorientierte Bewegungsformen) kann der Energieverbrauch erhöht und das Risiko von Übergewicht reduziert werden58Wareham, N. J., van Sluijs, E. M., & Ekelund, U. (2005). Physical activity and obesity prevention: a review of the current evidence. The Proceedings of the Nutrition Society, 64(2), 229–247. https://doi.org/10.1079/pns2005423.. Die WHO empfiehlt für Erwachsene mindestens 150–300 Minuten mäßig intensive oder 75–150 Minuten intensivere körperliche Aktivität pro Woche, um die Gesundheit zu fördern und Krankheitsrisiken zu mindern. Eine aktive Freizeitgestaltung, die Nutzung von Sportangeboten und die Integration von Bewegung in den Alltag sind wirksame Strategien, um Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Es ist auch hilfreich, sitzende Tätigkeiten und insbesondere hohen Fernsehkonsum zu begrenzen, da diese zur Gewichtszunahme beitragen können59Silveira, E. A., Mendonça, C. R., Delpino, F. M., Elias Souza, G. V., Pereira de Souza Rosa, L., de Oliveira, C., & Noll, M. (2022). Sedentary behavior, physical inactivity, abdominal obesity and obesity in adults and older adults: A systematic review and meta-analysis. Clinical nutrition ESPEN, 50, 63–73. https://doi.org/10.1016/j.clnesp.2022.06.001. 60Levine J. A. (2015). Sick of sitting. Diabetologia, 58(8), 1751–1758. https://doi.org/10.1007/s00125-015-3624-6.. Dabei ist es wichtig, die individuellen Vorlieben und Möglichkeiten zu berücksichtigen, um langfristig motiviert zu bleiben.
Regelmäßige Gewichtskontrolle
Eine regelmäßige Überwachung des eigenen Körpergewichts kann entscheidend dazu beitragen, mögliche Gewichtszunahmen frühzeitig zu erkennen. Durch das zeitnahe Erfassen von Gewichtsschwankungen können individuelle Anpassungen in Ernährung und Bewegungsverhalten vorgenommen werden. Hierbei bieten Waagen mit zusätzlichen Funktionen wie Körperfett- und Muskelmassenmessung eine tiefergehende Analyse. Dennoch sollte man sich nicht ausschließlich auf die Zahl auf der Waage verlassen, sondern auch auf andere Gesundheitsindikatoren berücksichtigen. In Kombination mit weiteren präventiven Maßnahmen kann die Gewichtskontrolle helfen, das Risiko von Übergewicht und Adipositas effektiv zu reduzieren.
Psychologische und soziale Unterstützung
Die psychologische und soziale Unterstützung sind essenzielle Bausteine in der Prävention von Übergewicht und Adipositas. Während psychologische Interventionen dabei helfen, tiefer liegende Gründe und Trigger für ungesunde Ernährungsgewohnheiten zu identifizieren, bietet das soziale Netz aus Familie, Freunden und Partnern eine wichtige Stütze im Alltag. Gemeinsam können negative Verhaltensmuster erkannt und modifiziert werden, wozu auch das Stressmanagement gehört, da Stress oft zu übermäßigem Essen führt. Mit einem Fokus auf gesundes Essverhalten, Bewältigung von emotionalem Essen und Stärkung des Selbstwertgefühls, wird das Ziel verfolgt, langfristige Veränderungen im Lebensstil zu fördern und die Entstehung von Übergewicht zu verhindern.61Olateju, I. V., Ogwu, D., Owolabi, M. O., Azode, U., Osula, F., Okeke, R., & Akabalu, I. (2021). Role of Behavioral Interventions in the Management of Obesity. Cureus, 13(9), e18080. https://doi.org/10.7759/cureus.18080. 62Kelley, C. P., Sbrocco, G., & Sbrocco, T. (2016). Behavioral Modification for the Management of Obesity. Primary care, 43(1), 159–x. https://doi.org/10.1016/j.pop.2015.10.004.
Gemeinschaftliche Maßnahmen und Umgebungsgestaltung
Um gesunde Lebensstile zu fördern, sind gemeinschaftliche Maßnahmen und eine bewusste Umgebungsgestaltung entscheidend. Dies beginnt mit der Schaffung einer Umgebung, die gesunde Entscheidungen erleichtert, beispielsweise durch eine gesunde Verpflegung in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen. Weiterhin kann die Errichtung von bewegungsfreundlichen Umgebungen, wie Radwegen, Spielplätzen und sportlichen Einrichtungen in Wohngebieten oder Arbeitsstätten, körperliche Aktivität gezielt fördern. Die Organisation von Gruppenaktivitäten kann zudem die Teilnahme an körperlichen Betätigungen zusätzlich stimulieren. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Öffentliche Aufklärungskampagnen können das Bewusstsein schärfen und die Bedeutung eines gesunden Lebensstils in den Vordergrund rücken.63Sallis, J. F., & Glanz, K. (2009). Physical activity and food environments: solutions to the obesity epidemic. The Milbank quarterly, 87(1), 123–154. https://doi.org/10.1111/j.1468-0009.2009.00550.x.
Die Prävention von Übergewicht und Adipositas beinhaltet Maßnahmen wie eine gesunde Ernährungsumstellung, die Förderung körperlicher Aktivität, psychologische Unterstützung zur Verhaltensänderung und gemeinschaftliche Maßnahmen zur Gestaltung einer gesundheitsfördernden Umgebung. Durch diese präventiven Ansätze kann das Risiko der Entstehung von Übergewicht und Adipositas reduziert werden und ein gesunder Lebensstil gefördert werden.
Therapie von Übergewicht und Adipositas
Die Behandlung von Übergewicht und Adipositas ist darauf ausgerichtet, gesundheitliche Risiken zu mindern und das Gewicht der Betroffenen effektiv zu reduzieren. Dabei stützt sich die Indikation zur Therapie auf den BMI, die Körperfettverteilung und berücksichtigt zusätzlich Komorbiditäten, Risikofaktoren sowie Patientenpräferenzen. Insbesondere bei einem BMI von ≥ 30 kg/m² oder bei Übergewicht in Kombination mit gesundheitlichen Komplikationen wird eine Therapie empfohlen. Die S3-Leitlinie "Adipositas - Prävention und Therapie" gibt hierzu detaillierte Therapieempfehlungen.
Lebensstilintervention ("Basisprogramm")
Das Basisprogramm stellt eine zentrale Säule in der Therapie von Übergewicht und Adipositas dar. Es umfasst sowohl den Prozess der aktiven Gewichtsabnahme als auch die anschließende Stabilisierung des reduzierten Gewichts. Das Programm setzt auf eine dreigeteilte Herangehensweise:
- Ernährungstherapie: Individualisierte Ernährungsempfehlungen, medizinische Beratung, und Information über Ernährungsumstellungen bilden den Kern dieser Komponente. Der Fokus liegt auf einer verminderten Energieaufnahme durch gezielte Reduktion von Fett, Kohlenhydraten und Zucker. Bei Bedarf kann auch auf Formula-Produkte zurückgegriffen werden.
- Bewegungstherapie: Mindestens 150 Minuten Ausdauertraining pro Woche wird empfohlen, wobei Menschen mit einem BMI über 35 gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Wassergymnastik wählen sollten. Zudem soll die alltägliche körperliche Aktivität gesteigert und auf die gesundheitlichen Vorteile von körperlicher Bewegung hingewiesen werden.
- Verhaltenstherapie: Angepasst an die individuelle Situation des Betroffenen beinhaltet sie Selbstbeobachtung, Kontrolle des Ess- und Bewegungsverhaltens, aktive Auseinandersetzung mit problematischen Situationen, kognitive Umstrukturierung und Einbindung sozialer Unterstützung.
Die Komponenten des Basisprogramms können je nach individueller Situation vorrangig in Kombination miteinander oder ggf. einzeln eingesetzt werden. Nach einer erfolgreichen Gewichtsreduktion besteht das Ziel darin, das erreichte Gewicht langfristig zu stabilisieren. Das Basisprogramm soll dabei helfen, einen gesunden Lebensstil zu etablieren und eine dauerhafte Gewichtskontrolle zu gewährleisten.
Gewichtsreduktionsprogramme
Strukturierte Gewichtsreduktionsprogramme bieten einen ganzheitlichen Ansatz zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas, wobei stets eine Orientierung an der individuellen Situation und den Therapiezielen wesentlich ist. Diese Programme sollten die Bestandteile des Basisprogramms, einschließlich Bewegungs-, Ernährungs- und Verhaltenstherapie, umfassen. Es gibt eine Vielzahl kommerzieller Angebote, wobei die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin ausschließlich Programme empfiehlt, deren Nutzen wissenschaftlich belegt ist. Dazu zählen u. a. "Ich nehme ab" (DGE), "Abnehmen mit Genuss" (AOK) und Weight Watchers. Neben traditionellen Programmen gibt es auch online- und telefonbasierte Angebote, die eine sinnvolle Alternative darstellen können, wenn eine persönliche Beratung nicht verfügbar ist. Unabhängig vom gewählten Ansatz ist der Erfolg der Therapie stark von der persönlichen Willenskraft und Motivation des Einzelnen abhängig.
Adjuvante medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie von Übergewicht und Adipositas sollte erst in Erwägung gezogen werden, wenn Lebensstiländerungen nicht die gewünschte Gewichtsabnahme erzielen. Medikamente zum Abnehmen sollten dabei stets mit einem Basisprogramm kombiniert werden. Sie sind besonders für Patienten mit einem BMI ≥ 28 kg/m² mit zusätzlichen Risikofaktoren und/oder einem BMI ≥ 30 kg/m² relevant, v. a. wenn diese innerhalb von sechs Monaten < 5 % des Ausgangsgewichts verlieren oder > 5 % zunehmen. Bei der medikamentösen Behandlung von Adipositas wird nur Orlistat empfohlen. Andere Medikamente wie GLP-1-Mimetika bei Typ-2-Diabetes sollten aufgrund potenzieller Risiken kritisch betrachtet werden. Die medikamentöse Therapie sollte nur fortgesetzt werden, wenn innerhalb der ersten vier Wochen eine Gewichtsreduktion von mindestens 2 kg verzeichnet wird. Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel mit unbekannter Wirksamkeit, besonders solche, die online verkauft werden, sollten gemieden werden.
Chirurgische Therapie
Bei extremer Adipositas und erfolgloser konservativer Therapie sollte eine chirurgische Therapie in Erwägung gezogen werden, um Komorbiditäten zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Die Indikation für einen chirurgischen Eingriff besteht bei Adipositas Grad 3 (BMI ≥ 40 kg/m²), Grad 2 (BMI 35–40 kg/m²) mit schweren Komorbiditäten sowie bei Grad I (BMI 30–35 kg/m²) bei Typ-2-Diabetes als Sonderfälle. Dabei zielen Eingriffe wie der Magenbypass, Magenband oder Schlauchmagen-Resektion auf die Reduzierung des Magenvolumens und Beeinflussung der Nahrungsaufnahme und -verdauung ab. Die Indikation zu einem solchen Eingriff sollte interdisziplinär gestellt werden und Patienten müssen über Nutzen und Risiken adäquat informiert werden. Vor einer Operation ist eine umfassende Evaluation der metabolischen, kardiovaskulären und psychosozialen Situation sowie der Ernährungssituation des Patienten erforderlich. Nach einem bariatrischen Eingriff sollte zudem eine lebenslange interdisziplinäre Nachsorge gewährleistet sein.
Die Therapie von Übergewicht und Adipositas basiert auf einem Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Das primäre Ziel besteht in einer Gewichtsabnahme und langfristigen Gewichtsstabilisierung. Evidenzbasierte Gewichtsreduktionsprogramme können den Prozess unterstützen. Unter Umständen kann eine begleitende medikamentöse oder chirurgische Therapie erwogen werden, um die Therapieziele zu erreichen. Die Behandlung sollte sich dabei stets an den individuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse des Patienten orientieren.
FAQ zu Adipositas und Übergewicht
Adipositas, auch als Fettleibigkeit bekannt, ist eine medizinische Erkrankung, bei der überschüssiges Körperfett gespeichert wird, das die Gesundheit beeinträchtigen kann. Sie wird oft anhand des Body Mass Index (BMI) gemessen.
Übergewicht wird anhand des Body Mass Index (BMI) definiert und liegt vor, wenn der BMI zwischen 25–29,9 kg/m² liegt. Adipositas beginnt ab einem BMI von 30 kg/m². Zusätzlich zum BMI wird der Bauchumfang als Indikator für das gesundheitliche Risiko betrachtet. Ein Bauchumfang von ≥ 80 cm bei Frauen und ≥ 94 cm bei Männern deutet auf ein erhöhtes Risiko hin, wobei Werte ≥ 88 cm bei Frauen und ≥ 102 cm bei Männern ein deutlich erhöhtes Risiko anzeigen. Das Bild zeigt (von links nach rechts) einen Mann mit Normalgewicht (Bauchumfang 84 cm), Übergewicht (114 cm) und Adipositas (152 cm).
Adipositas permagna, oft als morbide Adipositas bezeichnet, ist eine extreme Form des Übergewichts mit erheblichen gesundheitlichen Risiken, charakterisiert durch einen BMI von über 40 kg/m² (Adipositas Grad 3). Das Bild zeigt einen fettleibigen Mann mit einem BMI von 53 kg/m²: Gewicht 182 kg, Größe 185 cm. Alimentäre Adipositas verweist dabei auf die durch Ernährung und Essgewohnheiten verursachte Ursache dieser Erkrankung.
Übergewicht entsteht oft durch eine Kombination aus genetischer Veranlagung, Ernährungsgewohnheiten und mangelnder körperlicher Aktivität. Bestimmte Krankheiten, wie etwa Schilddrüsenunterfunktion, können ebenfalls zu Gewichtszunahme führen. Ein ineffizienter ("schlechter") Stoffwechsel kann ebenfalls dazu beitragen, dass der Körper Kalorien nicht effektiv verbrennt, was zu Übergewicht führen kann.
Während Übergewicht nicht direkt Kaliummangel verursacht, können Ernährungsgewohnheiten von Übergewichtigen zu solchen Mängeln führen. Omega-3-Mangel kann ebenfalls auftreten, wenn nicht genügend fetter Fisch oder andere Omega-3-Quellen konsumiert werden.
Übergewicht während der Schwangerschaft kann mit Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und Geburtskomplikationen in Verbindung gebracht werden. Die DGE empfiehlt Frauen, die schwanger werden wollen, sich vor Beginn einer Schwangerschaft dem Normalgewicht anzunähern. Während der Schwangerschaft ist eine übermäßige Gewichtszunahme nicht ratsam, und jegliche Gewichtsabnahme sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Die "Ernährungs-Docs" bieten eine Vielzahl von Rezepten und Empfehlungen speziell für Personen mit Adipositas. Die Rezepte sind darauf ausgerichtet, Übergewicht auf gesunde Weise zu reduzieren und den Stoffwechsel zu unterstützen. Ein besonderer Tipp aus ihrem Programm sind die "Hafertage", bei denen Hafer als Hauptbestandteil der Mahlzeiten dient, um die Verdauung zu fördern und das Sättigungsgefühl zu erhöhen.
Für Personen mit Übergewicht wird empfohlen, mindestens 150 Minuten wöchentliches Ausdauertraining zu absolvieren. Wer einen BMI über 35 kg/m² hat, sollte auf gelenkschonende Sportarten wie Walken (als Alternative zum Joggen), Radfahren (ggf. mit E-Bike), Schwimmen und Wassergymnastik setzen. Reines Krafttraining allein ist für die Gewichtsreduktion weniger effektiv.
In Deutschland sind zurzeit Orlistat und Liraglutid 3,0 mg zur Gewichtsreduktion zugelassen. Semaglutid 2,4 mg hat seit 2022 eine EU-weite Zulassung zur Behandlung von Adipositas und wird bald erwartet. Trulicity® (Dulaglutid) und Ozempic® (Semaglutid) sind in Deutschland für die Mono- oder Kombinationstherapie des Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen, jedoch gibt es einen zunehmenden Off-Label-Einsatz dieser Medikamente zur Behandlung von Adipositas ("Abnehmspritze"), der allerdings außerhalb der GKV-Verordnung und zugelassenen Indikationen nicht zulässig ist.
Die Adipositas-Chirurgie, auch bekannt als bariatrische Chirurgie, wird bei Therapieresistenz und extremer Adipositas empfohlen. Methoden wie Magenband oder Magenbypass, wie das Magenband, Schlauchmagen und Magenbypass führen zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und einer Gewichtsabnahme. Der Eingriff sollte in zertifizierten Adipositaszentren mit entsprechender Nachsorge erfolgen.
Adipositas und Übergewicht: Fakten in Kürze
Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas hat in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen und stellt heute eines der größten Gesundheitsprobleme dar. Beide Zustände resultieren aus einem Ungleichgewicht zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch, was zu einer übermäßigen Fettansammlung im Körper führt. Die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken sind vielfältig und weitreichend.
- Definition: Übergewicht und Adipositas bezeichnen eine übermäßige Ansammlung von Körperfett, wobei zur Klassifizierung der BMI herangezogen wird: Übergewicht (BMI 25–29,9 kg/m²) und Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m²).
- Ursachen: Genetische Veranlagung, Lebensstilfaktoren wie unausgewogene Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität, metabolische Faktoren und bestimmte Erkrankungen.
- Gesundheitliche Risiken: Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, bestimmte Krebsarten, reduzierte Lebenserwartung und verminderte Lebensqualität.
- Prävention: Gesunde, bedarfsgerechte Ernährung, regelmäßige körperliche Betätigung, Gewichtskontrolle und Bildungsmaßnahmen.
- Therapie: Ein Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. In schweren Fällen können medikamentöse Therapien oder bariatrische Operationen notwendig sein.
Adipositas und Übergewicht sind komplexe medizinische Zustände, die durch eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und verhaltensbedingten Faktoren verursacht werden. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung kann helfen, schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen abzuwenden. Dabei bietet ein ganzheitlicher Ansatz, der Ernährung, Bewegung und maßgeschneiderte Therapiemaßnahmen kombiniert, für Betroffene die besten Erfolgschancen.
Die Kenntnis über die Ursachen und Folgen von Übergewicht und Adipositas bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Prävention und Therapie. Durch proaktives Handeln und Bildung kann die negative Tendenz gestoppt werden. Mit dem nötigen Engagement, fundiertem Wissen und einer unterstützenden Umgebung kann jeder den Weg in ein leichteres, gesünderes Leben beschreiten. Dabei ist jeder Schritt in Richtung eines gesunden Gewichts gleichzeitig ein Schritt zu besserer Gesundheit.