Wenn du schon eine Weile trainierst, aber nur langsam Fortschritte machst, kennst du das Problem: Du gehst regelmäßig ins Fitnessstudio, gibst dir Mühe, aber die Ergebnisse bleiben aus. Das Gefühl, trotz aller Anstrengungen irgendwie auf der Stelle zu treten, kann ziemlich frustrierend sein. Oft liegt das Problem in einem unstrukturierten und ineffektiven Training zum Muskelaufbau. Das heißt, es wird zwar regelmäßig, aber ohne klare Struktur, Zielsetzung und Intensität trainiert. Ein solches „Larifari-Training“ kann deinen Fortschritt bremsen, weil es einfach nicht die nötigen Reize setzt, die dein Körper braucht, um Muskeln aufzubauen.
Hier setzt dieser Artikel an. Er macht Schluss mit diesem ineffektiven Training und zeigt dir, wie du gezielt und effizient Muskeln aufbauen kannst. Dabei werden fundierte Prinzipien und Strategien vermittelt, die wirklich funktionieren und dir helfen, deine Trainingszeit optimal zu nutzen, um endlich sichtbare Ergebnisse zu erzielen. Egal, ob du gerade erst mit dem Krafttraining beginnst oder schon lange trainierst, mit der richtigen Herangehensweise kannst du viel mehr erreichen, als du vielleicht denkst. Es ist an der Zeit, das Training auf die nächste Stufe zu heben und erfolgreich Muskeln aufzubauen!
Das Fundament: Die richtige Einstellung
Es klingt vielleicht banal, aber die richtige Einstellung ist das A und O für einen erfolgreichen Muskelaufbau. Ohne eine positive Ausrichtung, kontinuierlichen Einsatz und mentale Stärke bleibt selbst das beste Trainingsprogramm hinter seinen Möglichkeiten zurück. Muskeln wachsen nicht von allein – sie brauchen beständige Anreize, und diese beginnen im Kopf. Mit einer starken mentalen Basis lassen sich nicht nur körperliche Herausforderungen leichter meistern, sondern auch langfristig Motivation und Fokus bewahren.
Zielorientierung
Ein klar definiertes Ziel ist der erste Schritt für einen erfolgreichen Muskelaufbau. Überlege dir daher zunächst, was du eigentlich erreichen möchtest. Wenn man nicht weiß, wohin man hin will, ist es schwer, die Richtung zu bestimmen und Fortschritte zu erkennen. Erst Ziele geben dem Training Struktur und Sinn. Egal, ob du mehr Muskelmasse aufbauen, eine bestimmte Körperpartie formen oder deine allgemeine Fitness steigern willst – das Ziel sollte präzise, messbar und realistisch sein. Mit einem klaren Ziel vor Augen kannst du den Trainingsplan zum Muskelaufbau gezielt darauf ausrichten, was den Weg zum Erfolg erheblich erleichtert.
Kontinuität und Einsatz
Wer erfolgreich Muskeln aufbauen will, muss vor allem eines haben: Ausdauer. Viele Trainierende scheitern bereits an diesem Faktor, da das Training nur halbherzig erfolgt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Regelmäßigkeit – selbst an Tagen, an denen deine Motivation vielleicht nicht auf dem Höhepunkt ist. Die Fortschritte kommen nicht über Nacht. Muskelaufbau ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und wiederkehrende Trainingsreize erfordert. Das regelmäßige Training gibt deinem Körper die nötigen Signale, um Muskeln wachsen zu lassen. Also, sei mit Freude und Engagement dabei, und du wirst sehen, dass sich Beständigkeit wirklich auszahlt.
Mentale Stärke
Nicht immer läuft alles nach Plan. In solchen Momenten sind Motivation und Durchhaltevermögen maßgeblich, um auf dem richtigen Weg zu bleiben, vor allem, wenn die Fortschritte langsam oder kaum sichtbar sind. Mentale Stärke spielt dabei eine wichtige Rolle. Es ist ganz normal, dass es während des Trainings Phasen gibt, in denen die Motivation nachlässt. Wer mental stark ist, bleibt aber auch in diesen Momenten konzentriert und findet immer wieder Wege, sich zu motivieren. Dazu gehört auch, sich über kleine Erfolge zu freuen und sich von Herausforderungen nicht entmutigen zu lassen. Mentale Stärke hilft dir, dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und mit Freude und Entschlossenheit durch jedes Training zu gehen.
Mit der richtigen Einstellung wird Muskelaufbau zu einem erfüllenden Prozess, bei dem Einsatz und Freude Hand in Hand gehen. Wenn du Spaß am Training hast, bleibst du motiviert und bleibst konsequent am Ball – und genau das führt langfristig zu den besten Ergebnissen.
Die Basics: Grundlagen des Muskelaufbaus
Muskelaufbau ist in der Sport- und Ernährungswissenschaft intensiv erforscht, aber dennoch ist das Ganze kein Hexenwerk. Die Prinzipien sind eigentlich ziemlich simpel und leicht verständlich. Es geht darum, dem Körper durch das Training die nötigen Reize zu geben und ihn mit ausreichend Energie und Nährstoffen zu versorgen, damit er die gewünschte Muskulatur aufbauen kann. Wenn man die Basics konsequent umsetzt, ist der Weg zu mehr Muskeln gut machbar.
Hypertrophie: Der Schlüssel zum Muskelwachstum
Unter Hypertrophie bzw. Muskelhypertrophie, versteht man die Vergrößerung des Querschnitts der Muskelfasern, was zu einer Zunahme des Muskelvolumens und der Muskelmasse führt. Einfach ausgedrückt bedeutet Muskelhypertrophie eine Zunahme der gesamten Muskelmasse und des Muskeldurchmessers. Diese adaptive Reaktion tritt auf, wenn der Muskel einer höheren Belastung als gewöhnlich ausgesetzt wird, wobei Krafttraining (Widerstandstraining) die primäre Methode ist, um diesen Wachstumsprozess zu stimulieren.
Muskelproteinsynthese > Muskelproteinabbau
Muskelhypertrophie tritt auf, wenn die Muskelproteinsynthese (MPS) den Muskelproteinabbau übersteigt. Dies führt über einen kumulativen Zeitraum zu einer positiven Nettoproteinbilanz und damit zu einem Muskelwachstum. Dieser Zustand wird sowohl durch Widerstandstraining als auch durch eine adäquate Proteinzufuhr erreicht, da beide Faktoren die MPS stimulieren und gleichzeitig den Muskelproteinabbau reduzieren. Beim Training zum Muskelaufbau spielen zahlreiche Variablen wie Intensität, Volumen und Frequenz, aber auch Übungsreihenfolge, Anzahl der Sätze und Wiederholungen, Geschwindigkeit der Bewegung, Pausen u. v. m. eine Rolle. Insbesondere die Intensität und das Volumen haben einen direkten Einfluss auf die Muskelanpassung. Hypertrophie tritt in der Regel nach etwa 4–12 Wochen konsequenten Widerstandstrainings auf1Hryvniak, D., Wilder, R. P., Jenkins, J., & Statuta, S. M. (2021). Therapeutic exercise. In Braddom's Physical Medicine and Rehabilitation (6th ed., pp. 291–315.e4). Elsevier. https://doi.org/10.1016/B978-0-323-62539-5.00015-1. 2Counts, B. R., Buckner, S. L., Mouser, J. G., Dankel, S. J., Jessee, M. B., Mattocks, K. T., & Loenneke, J. P. (2017). Muscle growth: To infinity and beyond?. Muscle & nerve, 56(6), 1022–1030. https://doi.org/10.1002/mus.25696..
Muskelhypertrophie: Arten und Mechanismen
Muskelhypertrophie, also das Muskelwachstum, kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Die häufigsten Formen sind die myofibrilläre Hypertrophie und die sarkoplasmatische Hypertrophie. Die folgende Tabelle zeigt wesentliche Unterschiede:
Hypertrophieart | Definition | Auswirkung | Training |
---|---|---|---|
Myofibrilläre Hypertrophie | Erhöhung der Anzahl der Myofibrillen, der kontraktilen Einheiten innerhalb der Muskelfasern. | Steigerung der Muskelkraft, da mehr Myofibrillen mehr Kraft erzeugen können. | Intensives, schweres Krafttraining mit geringer Anzahl an Wiederholungen und hohen Gewichten. |
Sarkoplasmatische Hypertrophie | Vergrößerung des Sarkoplasmas, das Organellen, Enzyme und Flüssigkeit enthält, die die Myofibrillen umgeben. | Zunahme des Muskelvolumens, jedoch nicht immer mit proportionaler Kraftsteigerung. | Volumenreiches Training mit höherer Anzahl an Wiederholungen und moderaten Gewichten, typisch für Bodybuilding. |
Für den Muskelaufbau bedeutet das, dass die Wahl der Trainingsmethode die Art des Wachstums beeinflusst: Schweres Krafttraining fördert vorwiegend die myofibrilläre Hypertrophie, die zu dichteren und stärkeren Muskeln führt. Im Gegensatz dazu führen volumenintensive Trainingsprogramme eher zu einer Vergrößerung des Muskelvolumens durch sarkoplasmatische Hypertrophie, bei der nicht-kontraktile Bestandteile wie das Sarkoplasma und gespeicherte Nährstoffe wie Glykogen zunehmen3Roberts, M. D., Haun, C. T., Vann, C. G., Osburn, S. C., & Young, K. C. (2020). Sarcoplasmic Hypertrophy in Skeletal Muscle: A Scientific „Unicorn“ or Resistance Training Adaptation?. Frontiers in physiology, 11, 816. https://doi.org/10.3389/fphys.2020.00816.. Wichtig: Beides geht Hand in Hand. Beide Trainingsansätze können sowohl die myofibrilläre als auch die sarkoplasmatische Hypertrophie fördern, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Wer vorrangig Muskelmasse aufbauen möchte, sollte ein höheres Trainingsvolumen mit mehr Wiederholungen bzw. Sätzen einer Übung bevorzugen, wobei das Training mit schweren Gewichten ebenfalls integriert werden kann, um die Kraftentwicklung zu fördern4Reggiani, C., & Schiaffino, S. (2020). Muscle hypertrophy and muscle strength: dependent or independent variables? A provocative review. European journal of translational myology, 30(3), 9311. https://doi.org/10.4081/ejtm.2020.9311. 5Mcleod, J. C., Currier, B. S., Lowisz, C. V., & Phillips, S. M. (2024). The influence of resistance exercise training prescription variables on skeletal muscle mass, strength, and physical function in healthy adults: An umbrella review. Journal of sport and health science, 13(1), 47–60. https://doi.org/10.1016/j.jshs.2023.06.005..
Progressive Overload: So erzielst du Fortschritte
Das Prinzip der progressiven Überlastung (engl. Progressive Overload) ist ein fundamentales Konzept im Training zum Muskelaufbau. Es besagt, dass der Körper kontinuierlich steigenden Belastungen ausgesetzt werden muss, um Muskulatur aufzubauen und die Kraft zu steigern. Durch diese progressive bzw. schrittweise Erhöhung der Belastung wird der Körper dazu gezwungen, sich anzupassen, was zu Muskelwachstum (Hypertrophie) und Kraftzuwächsen führt.
Bedeutung der Progressiven Überlastung für den Muskelaufbau
Die progressive Überlastung basiert auf dem SAID-Prinzip (Specific Adaptation to Imposed Demands). Dieses Prinzip besagt, dass der Körper spezifische Anpassungen vornimmt, um den Belastungen, denen er ausgesetzt ist, gerecht zu werden. Wird die Trainingsintensität allmählich gesteigert, kommt es zu Mikrotraumen in den Muskelfasern. Diese Mikrotraumen stimulieren den Körper, die Proteinsynthese zu erhöhen und die Muskeln zu reparieren, was schließlich zur Hypertrophie führt. Eine gut durchdachte und progressive Trainingsplanung ist daher entscheidend für einen nachhaltigen Muskelaufbau. Um Übertraining und Verletzungen zu vermeiden, solltest du die Belastung jedoch schrittweise und kontrolliert steigern.
Viele Wege, um im Training Fortschritte zu machen
Es ist nicht immer notwendig, das Trainingsgewicht zu erhöhen, um Fortschritte zu erzielen6Plotkin, D., Coleman, M., Van Every, D., Maldonado, J., Oberlin, D., Israetel, M., Feather, J., Alto, A., Vigotsky, A. D., & Schoenfeld, B. J. (2022). Progressive overload without progressing load? The effects of load or repetition progression on muscular adaptations. PeerJ, 10, e14142. https://doi.org/10.7717/peerj.14142.. Auch eine Erhöhung der Anzahl der Wiederholungen oder des Trainingsumfangs kann sehr effektiv sein. Progression hat viele Facetten7Schoenfeld B. J. (2010). The mechanisms of muscle hypertrophy and their application to resistance training. Journal of strength and conditioning research, 24(10), 2857–2872. https://doi.org/10.1519/JSC.0b013e3181e840f3.:
- Erhöhung der Intensität (Gewicht): Regelmäßige Steigerung der Trainingslast, um den Muskeln neue Reize zu setzen und das Muskelwachstum anzuregen.
- Erhöhung des Trainingsvolumens: Mehr Wiederholungen oder Sätze pro Übung, um die Gesamtbelastung zu erhöhen und den Muskel weiterhin zu fordern.
- Erhöhung der Trainingsfrequenz: Häufigeres Training der Zielmuskulatur kann zu einer größeren Anpassung führen und das Muskelwachstum beschleunigen.
- Variation der Übungen: Unterschiedliche Übungen oder Techniken, um den Muskel aus verschiedenen Winkeln zu belasten und das Wachstum in verschiedenen Muskelbereichen zu fördern.
- Verkürzung der Pausenzeiten: Kürzere Pausen zwischen den Sätzen, um die Intensität zu erhöhen und den metabolischen Stress zu steigern, was ebenfalls das Muskelwachstum unterstützt.
- Anpassung der Geschwindigkeit: Variation der Geschwindigkeit der konzentrischen und exzentrischen Phasen, um unterschiedliche Reize zu setzen und das Muskelwachstum weiter zu fördern.
- Optimierung der Bewegungsausführung: Sicherstellen, dass die Übungen mit vollem Bewegungsumfang (Range of Motion) und korrekter Technik ausgeführt werden, um die Zielmuskulatur effektiv zu beanspruchen.
Du hast also viele Möglichkeiten, im Training besser zu werden, sei es durch mehr Gewicht, mehr Volumen, kürzere Pausen oder eine bessere Technik. Kurz gesagt: Wenn du im Laufe der Zeit eine Variable optimierst und alle anderen Variablen zumindest konstant hältst, machst du echte Fortschritte beim Muskelaufbau.
Die Rolle der Ernährung: Mehr als nur Protein
Das Training ist die Basis für den Muskelaufbau, allerdings ist die Bedeutung einer sportgerechten Ernährung nicht zu unterschätzen. Dabei geht es nicht nur um Proteine. Die meisten scheitern an ihrem Vorhaben, mehr Muskulatur aufzubauen, weil sie einfach zu wenig essen. Dein Körper benötigt ausreichend Energie, um Muskeln aufzubauen, und die bekommt er durch einen Kalorienüberschuss8Slater, G. J., Dieter, B. P., Marsh, D. J., Helms, E. R., Shaw, G., & Iraki, J. (2019). Is an Energy Surplus Required to Maximize Skeletal Muscle Hypertrophy Associated With Resistance Training. Frontiers in nutrition, 6, 131. https://doi.org/10.3389/fnut.2019.00131.. Das heißt, du solltest mehr essen, als du verbrauchst.
Makronährstoffe
Proteine sind natürlich wichtig, weil sie den Baustoff für deine Muskeln liefern und die MPS anregen. Aber ohne ausreichend Kalorien nützt dir das beste Proteinpulver nichts. Kohlenhydrate sind deine Energielieferanten. Sie füllen die Speicher auf und geben dir die Power, im Training alles zu geben. Ohne genügend Kohlenhydrate können deine Muskeln schnell ermüden und du erreichst nicht dein volles Potenzial. Fette hingehen unterstützen die Hormonproduktion, liefern Energie, sind wichtige Bestandteile der Zellmembranen und fördern die Aufnahme fettlöslicher Vitamine.9Thomas, D. T., Erdman, K. A., & Burke, L. M. (2016). American College of Sports Medicine Joint Position Statement. Nutrition and Athletic Performance. Medicine and science in sports and exercise, 48(3), 543–568. https://doi.org/10.1249/MSS.0000000000000852.
Mikronährstoffe
Und dann gibt es noch die Mikronährstoffe – Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien. Beim Training werden viele Stoffwechselwege beansprucht, die Mikronährstoffe benötigen. Sie sind für optimale Stoffwechselfunktionen des Körpers wie Energiegewinnung, Muskelwachstum und Regeneration notwendig, die deine sportliche Leistung beeinflussen10Ghazzawi, H. A., Hussain, M. A., Raziq, K. M., Alsendi, K. K., Alaamer, R. O., Jaradat, M., Alobaidi, S., Al Aqili, R., Trabelsi, K., & Jahrami, H. (2023). Exploring the Relationship between Micronutrients and Athletic Performance: A Comprehensive Scientific Systematic Review of the Literature in Sports Medicine. Sports (Basel, Switzerland), 11(6), 109. https://doi.org/10.3390/sports11060109.. Wenn du also Muskeln aufbauen willst, reicht es nicht aus, nur auf Proteine zu achten. Eine ausgewogene Ernährung stellt sicher, dass dein Körper alles bekommt, was er braucht, und vor allem genug davon. Nur so kannst du wirklich das Beste aus deinem Training herausholen.
In unserem Artikel zur Muskelaufbau-Ernährung findest du ausführliche Infos, z. B. zur Makronährstoffverteilung und zum richtigen Timing. Da erfährst du alles, was du wissen musst, um deine Ernährungsstrategie effektiv zu gestalten.
Die Grundlagen des Muskelaufbaus lassen sich auf drei wesentliche Punkte reduzieren: Regelmäßiges Widerstandstraining, das deine Muskeln kontinuierlich fordert, eine ausreichende Kalorienzufuhr, um deinem Körper die nötige Energie zum Wachstum zu geben, und die stetige Steigerung der Belastung (Progression), damit deine Muskeln immer neue Reize bekommen und wachsen können. Wenn du diese drei Dinge konsequent umsetzt, ist das Fundament für effektiven Muskelaufbau gelegt.
Trainingsvariablen für effektiven Muskelaufbau
Während des Trainings sind mechanische Belastung, Muskelschädigung und metabolischer Stress die Schlüsselfaktoren für das Muskelwachstum11Schoenfeld B. J. (2010). The mechanisms of muscle hypertrophy and their application to resistance training. Journal of strength and conditioning research, 24(10), 2857–2872. https://doi.org/10.1519/JSC.0b013e3181e840f3.. Diese Faktoren können durch eine optimale Gestaltung der Trainingsvariablen und eine breite Palette von Trainingstechniken gezielt angegangen werden. Pauschal lässt sich sagen: Schwere Gewichte erzeugen eine hohe mechanische Spannung, intensives Training führt zu Mikrotraumata in der Muskulatur und hohe Wiederholungszahlen fördern den metabolischen Stress. Verschiedene Trainingsmethoden kombinieren diese Elemente auf unterschiedliche Weise, um die Hypertrophie optimal zu unterstützen. Vorteil für dich: Viele Wege führen zum Ziel.
Wichtige Trainingsvariablen im Überblick
Für ein effektives Training zum Muskelaufbau reicht es nicht, nur auf die Höhe des Gewichts und die Anzahl der Wiederholungen zu schauen. Grundsätzlich gibt es drei entscheidende Variablen: die Intensität, das Volumen und die Trainingsfrequenz12Wernbom, M., Augustsson, J., & Thomeé, R. (2007). The influence of frequency, intensity, volume and mode of strength training on whole muscle cross-sectional area in humans. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 37(3), 225–264. https://doi.org/10.2165/00007256-200737030-00004.. Diese bestimmen maßgeblich den Fortschritt und sollten im Fokus stehen. Daneben gibt es noch weitere Faktoren, um das Training zu optimieren und gezielt an deine individuellen Ziele anzupassen. Dazu zählen u. a. die Übungsauswahl, Reihenfolge, Pausenlänge und Geschwindigkeit der Bewegung13Schoenfeld, B., Fisher, J., Grgic, J., Haun, C., Helms, E., Phillips, S., Steele, J., & Vigotsky, A. (2021). Resistance training recommendations to maximize muscle hypertrophy in an athletic population: Position stand of the IUSCA. International Journal of Strength and Conditioning, 1(1). https://doi.org/10.47206/ijsc.v1i1.81. 14American College of Sports Medicine (2009). American College of Sports Medicine position stand. Progression models in resistance training for healthy adults. Medicine and science in sports and exercise, 41(3), 687–708. https://doi.org/10.1249/MSS.0b013e3181915670. 15Coratella G. (2022). Appropriate Reporting of Exercise Variables in Resistance Training Protocols: Much more than Load and Number of Repetitions. Sports medicine – open, 8(1), 99. https://doi.org/10.1186/s40798-022-00492-1. 16Bernárdez-Vázquez, R., Raya-González, J., Castillo, D., & Beato, M. (2022). Resistance Training Variables for Optimization of Muscle Hypertrophy: An Umbrella Review. Frontiers in sports and active living, 4, 949021. https://doi.org/10.3389/fspor.2022.949021. 17Androulakis Korakakis, P., Wolf, M., Coleman, M., Burke, R., Piñero, A., Nippard, J., & Schoenfeld, B. J. (2023). Optimizing Resistance Training Technique to Maximize Muscle Hypertrophy: A Narrative Review. Journal of functional morphology and kinesiology, 9(1), 9. https://doi.org/10.3390/jfmk9010009. 18Machado, W., Oliveira, C., Arantes, F., Matos, D., Maroto Izquierdo, S., & Moreira, O. (2022). Resistance training variables on muscle hypertrophy: A systematic review. Motricidade, 18(2). https://doi.org/10.6063/motricidade.27130.:
Zusammenhang zwischen Intensität, Volumen und Frequenz
Für die Hauptvariablen der Gleichung bedeutet dies: Wenn du die Intensität erhöhst, indem du schwerere Gewichte hebst, kannst du häufig das Volumen (Sätze und Wiederholungen) oder die Frequenz (Trainingstage pro Woche) reduzieren, um eine Überlastung zu vermeiden. Wenn du das Volumen oder die Frequenz erhöhst, musst du möglicherweise die Intensität verringern, um dich nicht zu überlasten und genügend Zeit für die Regeneration zu haben. Diese drei Faktoren sollten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, um einen optimalen Muskelaufbau zu fördern, ohne das Risiko eines Übertrainings einzugehen.
Intensität: Wie schwer sollten die Gewichte sein?
Die Intensität (d. h. die Belastung) hat nachweislich einen erheblichen Einfluss auf die Muskelhypertrophie und stellt die wohl wichtigste Trainingsvariable zur Stimulierung des Muskelwachstums dar. Sie ist der äußere Widerstand, dem der Muskel-Sehnen-Komplex ausgesetzt ist, und stellt den akuten äußeren mechanischen Reiz dar, der auf die Muskelstrukturen einwirkt.
Intensität und Wiederholungen
Die Intensität wird meistens als Prozentsatz des 1RM (One-Repetition-Maximum) ausgedrückt und entspricht der Anzahl der Wiederholungen, die mit einem bestimmten Gewicht ausgeführt werden können. Die Anzahl der Wiederholungen kann als die Häufigkeit angesehen werden, mit der die vom Muskel-Sehnen-Komplex erzeugte Kraft die äußere Belastung bewältigt. Dabei gilt: Je höher die Intensität bzw. Belastung ist, umso weniger Wiederholungen sind möglich und umgekehrt.
Die Wiederholungsbereiche lassen typischerweise wie folgt unterteilen:
- niedrig (≤ 7 Wiederholungen pro Satz mit ca. 80–100 % des 1RM)
- mittel (8–15 Wiederholungen pro Satz mit ca. 60–79 % des 1 RM)
- hoch (16–35 Wiederholungen pro Satz mit ca. 30–59 % des 1RM)
- sehr hoch (> 35 Wiederholungen pro Satz mit < 30 % des 1RM)
Jeder dieser Wiederholungsbereiche erfordert den Einsatz unterschiedlicher Energiesysteme und belastet das neuromuskuläre System auf unterschiedliche Weise, was sich auf das Ausmaß der hypertrophen Reaktion auswirken kann.
Training in der „Hypertrophiezone“ ein Muss?
Für den Muskelaufbau werden häufig mittlere Wiederholungsbereiche von 8–15 Wiederholungen empfohlen, die auch als „Hypertrophiebereich“ bekannt sind. Dieser Bereich punktet mit einer ausgewogenen Balance zwischen mechanischer Spannung, Muskelerschöpfung und metabolischem Stress, die entscheidend für das Muskelwachstum sind. Die Forschung zeigt jedoch, dass Muskelhypertrophie sowohl durch das Training mit höheren als auch niedrigeren Wiederholungszahlen erreicht werden kann, solange die Intensität und das Volumen ausreichend sind19Lopez, P., Radaelli, R., Taaffe, D. R., Newton, R. U., Galvão, D. A., Trajano, G. S., Teodoro, J. L., Kraemer, W. J., Häkkinen, K., & Pinto, R. S. (2021). Resistance Training Load Effects on Muscle Hypertrophy and Strength Gain: Systematic Review and Network Meta-analysis. Medicine and science in sports and exercise, 53(6), 1206–1216. https://doi.org/10.1249/MSS.0000000000002585. 20Schoenfeld, B. J., Grgic, J., Ogborn, D., & Krieger, J. W. (2017). Strength and Hypertrophy Adaptations Between Low- vs. High-Load Resistance Training: A Systematic Review and Meta-analysis. Journal of strength and conditioning research, 31(12), 3508–3523. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000002200. 21Refalo, M. C., Hamilton, D. L., Paval, D. R., Gallagher, I. J., Feros, S. A., & Fyfe, J. J. (2021). Influence of resistance training load on measures of skeletal muscle hypertrophy and improvements in maximal strength and neuromuscular task performance: A systematic review and meta-analysis. Journal of sports sciences, 39(15), 1723–1745. https://doi.org/10.1080/02640414.2021.1898094.. Schwere Gewichte führen i. d. R. zu größeren Zuwächsen bei der Maximalkraft (1RM), wobei die größten kraftbezogenen Vorteile durch die höchsten Lasten erzielt werden (Dosis-Wirkungs-Zusammenhang). Dennoch ist es möglich, die Kraft auch durch das Training mit leichteren Gewichten zu steigern22Carvalho, L., Junior, R. M., Barreira, J., Schoenfeld, B. J., Orazem, J., & Barroso, R. (2022). Muscle hypertrophy and strength gains after resistance training with different volume-matched loads: a systematic review and meta-analysis. Applied physiology, nutrition, and metabolism = Physiologie appliquee, nutrition et metabolisme, 47(4), 357–368. https://doi.org/10.1139/apnm-2021-0515.. Für den reinen Muskelaufbau ist dagegen ein breites Intensitätsspektrum zielführend, da ein vergleichbares Muskelwachstum in verschiedenen Belastungsbereichen ab etwa 30 % des 1RM erreicht werden kann23Schoenfeld, B. J., Grgic, J., Van Every, D. W., & Plotkin, D. L. (2021). Loading Recommendations for Muscle Strength, Hypertrophy, and Local Endurance: A Re-Examination of the Repetition Continuum. Sports (Basel, Switzerland), 9(2), 32. https://doi.org/10.3390/sports9020032..
Intensität und Muskelfaserrekrutierung
Wenn man mit leichten Gewichten trainiert (z. B. 30 % deines 1RM), werden zuerst die langsam zuckenden Typ-I-Muskelfasern („Slow-Twitch“) aktiviert, die für die Ausdauer zuständig sind. Im Verlauf des Satzes ermüden diese Fasern zunehmend, was dazu führt, dass der Körper nach und nach die schnell zuckenden Typ-II-Muskelfasern („Fast-Twitch“) rekrutiert, die normalerweise für schwerere Lasten benötigt werden. Am Ende eines solchen Satzes, wenn bis zur Erschöpfung trainiert wird, sind schließlich alle verfügbaren Muskelfasern aktiviert. Wenn man dagegen mit schweren Gewichten trainiert (z. B. 80 % deines 1RM), werden von Anfang an alle Muskelfasern, sowohl die für Ausdauer als auch die für Kraft, gleichzeitig aktiviert. Daher ist die vollständige Rekrutierung der Muskelfasern am Ende eines Satzes ähnlich, unabhängig davon, ob mit leichten oder schweren Gewichten trainiert wird.
Hohe und niedrige Lasten können für den Muskelaufbau gleichermaßen wirksam sein, vorausgesetzt, dass andere Faktoren (z. B. Training bis zum Muskelversagen) berücksichtigt werden. Dies könnte erklären, warum beide Ansätze zu einem vergleichbaren Muskelwachstum führen können.24Grgic J. (2020). The Effects of Low-Load Vs. High-Load Resistance Training on Muscle Fiber Hypertrophy: A Meta-Analysis. Journal of human kinetics, 74, 51–58. https://doi.org/10.2478/hukin-2020-0013. 25Grgic, J., & Schoenfeld, B. J. (2018). Are the Hypertrophic Adaptations to High and Low-Load Resistance Training Muscle Fiber Type Specific?. Frontiers in physiology, 9, 402. https://doi.org/10.3389/fphys.2018.00402.
Vor- und Nachteile höherer Wiederholungsbereiche
Das Training im höheren Wiederholungsbereich (> 15 Wiederholungen pro Satz) bietet einige spezifische Vorteile, die es zu einer sinnvollen Ergänzung oder Alternative zu traditionellen Trainingsmethoden machen können. Insbesondere für ältere Menschen oder Personen mit Gelenkproblemen ist das Training mit leichteren Gewichten vorteilhaft, da es die Gelenke schont und gleichzeitig eine effektive Muskelhypertrophie, insbesondere der ausdauerorientierten Typ-I-Muskelfasern, fördert. Diese Art des Trainings hilft, Verletzungen vorzubeugen und die Muskelgesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten. Tatsächlich kann ein Training mit geringerer Belastung bei älteren Menschen genauso effektiv, wenn nicht sogar effektiver sein, um das Muskelwachstum zu fördern26Straight, C. R., Fedewa, M. V., Toth, M. J., & Miller, M. S. (2020). Improvements in skeletal muscle fiber size with resistance training are age-dependent in older adults: a systematic review and meta-analysis. Journal of applied physiology (Bethesda, Md. : 1985), 129(2), 392–403. https://doi.org/10.1152/japplphysiol.00170.2020. 27Csapo, R., & Alegre, L. M. (2016). Effects of resistance training with moderate vs heavy loads on muscle mass and strength in the elderly: A meta-analysis. Scandinavian journal of medicine & science in sports, 26(9), 995–1006. https://doi.org/10.1111/sms.12536..
Ein möglicher Nachteil des Trainings mit höheren Wiederholungszahlen ist der ggf. höhere Zeitaufwand aufgrund des höheren Volumens (Wiederholungen) und die stärkere Wahrnehmung von Unbehagen und Anstrengung infolge der Ansammlung von Laktat („metabolischer Stress“)28Fisher, J. P., & Steele, J. (2017). Heavier and lighter load resistance training to momentary failure produce similar increases in strength with differing degrees of discomfort. Muscle & nerve, 56(4), 797–803. https://doi.org/10.1002/mus.25537. 29Schoenfeld B. J. (2013). Potential mechanisms for a role of metabolic stress in hypertrophic adaptations to resistance training. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 43(3), 179–194. https://doi.org/10.1007/s40279-013-0017-1.. Andererseits könnte das Training mit schweren Lasten mehr Sätze erfordern, um eine vergleichbare Hypertrophie wie bei moderaten Lasten zu erreichen, was zeitlich ineffizient ist und die Gelenke stärker belastet, wodurch das Risiko für Übertraining steigt. Zudem scheint es eine Mindestbelastungsschwelle zu geben, unterhalb derer das Muskelwachstum beeinträchtigt wird. Diese liegt bei etwa 30 % der 1RM, sodass ein sehr hoher Wiederholungsbereich für den Muskelaufbau weniger effektiv sein könnte. Allerdings ist noch weitere Forschung erforderlich, um fundierte Schlüsse ziehen zu können.
Die folgende Tabelle fasst die Vor- und Nachteile des Trainings mit höheren Wiederholungszahlen zusammen:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Schonung der Gelenke, besonders bei älteren Personen | Höherer Zeitaufwand durch mehr Wiederholungen (bei gleicher Satzzahl) |
Reduziertes Verletzungsrisiko | Erhöhte Wahrnehmung von Unbehagen und Anstrengung |
Effektive Muskelhypertrophie, insbesondere für Typ-I-Fasern durch längere Time under Tension | Geringere hypertrophe Zuwächse bei Intensitäten < 30 % des 1RM |
Vielseitigkeit in der Trainingsgestaltung | Höhere Belastung durch lange Time under Tension, was die Einhaltung beeinflussen kann |
Optimaler Wiederholungsbereich für den Muskelaufbau
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es keinen allgemeingültigen „Hypertrophiebereich“ gibt. Obwohl der Bereich von 8–15 Wiederholungen häufig standardmäßig für den Muskelaufbau empfohlen wird, kann ein Training mit höheren Wiederholungszahlen ab etwa 30 % des 1RM unabhängig von Alter und Trainingszustand ebenfalls effektiv sein. Wichtig ist, dass Intensität und Volumen im richtigen Verhältnis zueinander stehen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Zudem kann die Anzahl der Wiederholungen, die bei einem bestimmten Prozentsatz des 1RM erreicht werden, von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen. Diese Unterschiede sind nicht nur genetisch bedingt, sondern hängen auch von der Übung, der trainierten Körperregion und der Trainingsmethode ab. Aus praktischer Sicht könnte das Training mit moderater Intensität mehr Spaß machen und dadurch die langfristige Einhaltung eines Trainingsprogramms verbessern. Wer effektiv Muskelmasse aufbauen möchte, sollte daher mit unterschiedlichen Intensitäten experimentieren oder eine Mischung aus verschiedenen Wiederholungsbereichen in sein Trainingsprogramm integrieren, um die Vorteile beider Ansätze zu nutzen. Möglicherweise ist eine Kombination aus schweren und leichten Gewichten am besten geeignet, um die mit dem Widerstandstraining verbundenen Muskelanpassungen zu maximieren, indem eine optimale Hypertrophie sowohl der Typ-I- als auch der Typ-II-Muskelfasern gefördert wird30Schoenfeld, B. J., Wilson, J. M., Lowery, R. P., & Krieger, J. W. (2016). Muscular adaptations in low- versus high-load resistance training: A meta-analysis. European journal of sport science, 16(1), 1–10. https://doi.org/10.1080/17461391.2014.989922..
Um Muskeln aufzubauen, kannst du in einem breiten Spektrum von Belastungsbereichen trainieren, wobei die Schwelle bei etwa 30 % des 1RM zu liegen scheint. Das bedeutet, dass du sowohl mit leichteren als auch schwereren Gewichten Erfolge erzielen kannst. Aus praktischer Sicht ist das Training mit moderaten Intensitäten von etwa 8–15 Wiederholungen (60–80 % des 1RM) für viele angenehmer. Um dein Training optimal zu gestalten, kann es hilfreich sein, verschiedene Intensitäten zu testen und ggf. zu kombinieren.
Volumen: Ist mein Trainingsumfang ausreichend?
Das Volumen bzw. der Trainingsumfang zählt im Krafttraining ebenfalls zu den wichtigsten Variablen zur Förderung der Muskelhypertrophie. Es bezieht sich auf die Gesamtarbeit, die während einer Trainingseinheit geleistet wird und wird im Allgemeinen als das Produkt aus der Anzahl der Sätze, der Wiederholungen und der Last (in Kilogramm) definiert: Volumen = Sätze × Wiederholungen × Gewicht (kg). Du kannst das Volumen somit erhöhen indem du entweder die Anzahl der Sätze, der Wiederholungen oder das Trainingsgewicht steigerst.
Intensität und Volumen
Die Intensität eines Trainings, ausgedrückt in % des 1RM, bestimmt die Anzahl der möglichen Wiederholungen pro Satz und beeinflusst somit auch die Anzahl der Sätze und das gesamte Trainingsvolumen. Bei höheren Intensitäten (z. B. 80 % des 1RM) sind weniger Wiederholungen möglich, während bei niedrigeren Intensitäten (z. B. 30 % des 1RM) mehr Wiederholungen durchgeführt werden können.
Beispiel zur Verdeutlichung (WH = Wiederholungen):
Intensität | WH pro Satz | Sätze | Gewicht | Volumen |
---|---|---|---|---|
80 % 1RM | 6 WH | 5 Sätze | 100 kg | 5 Sätze × 6 WH × 100 kg = 3.000 kg |
30 % 1RM | 25 WH | 3 Sätze | 40 kg | 3 Sätze × 25 WH × 40 kg = 3.000 kg |
- Höhere Intensität (z. B. 80 % 1RM): Es sind weniger Wiederholungen pro Satz möglich, daher können mehr Sätze erforderlich sein, um ein ähnliches Volumen wie bei niedrigeren Intensitäten zu erreichen.
- Niedrigere Intensität (z. B. 30 % 1RM): Es sind mehr Wiederholungen pro Satz möglich, daher können weniger Sätze erforderlich sein, um ein ähnliches Volumen wie bei höheren Intensitäten zu erreichen.
Auch wenn das Gesamtvolumen (das Produkt aus Sätzen, Wiederholungen und Gewicht) gleich bleibt, führen unterschiedliche Intensitäten und Wiederholungsbereiche zu unterschiedlichen Anpassungen der Muskulatur. Höhere Intensitäten (mit weniger Wiederholungen) fördern in erster Linie die Entwicklung der Maximalkraft und der Muskelkraft, während mittlere bis niedrige Intensitäten (mit mehr Wiederholungen) eher die Muskelhypertrophie oder die Muskelausdauer unterstützen.
Einfluss des Trainingsvolumens auf den Muskelaufbau
Entscheidend für den Muskelaufbau ist das Gesamtvolumen, das sich aus der Anzahl der Sätze, Wiederholungen und der verwendeten Last ergibt. Der wöchentliche Trainingsumfang spielt oft eine größere Rolle als die reine Trainingshäufigkeit. Dabei scheint es eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Trainingsumfang und Muskelzuwachs zu geben – zumindest bis zu einer gewissen Schwelle31Schoenfeld, B. J., Contreras, B., Krieger, J., Grgic, J., Delcastillo, K., Belliard, R., & Alto, A. (2019). Resistance Training Volume Enhances Muscle Hypertrophy but Not Strength in Trained Men. Medicine and science in sports and exercise, 51(1), 94–103. https://doi.org/10.1249/MSS.0000000000001764. 32Schoenfeld, B. J., Contreras, B., Vigotsky, A. D., & Peterson, M. (2016). Differential Effects of Heavy Versus Moderate Loads on Measures of Strength and Hypertrophy in Resistance-Trained Men. Journal of sports science & medicine, 15(4), 715–722.. Während bereits geringe Volumina (≤ 4 Sätze pro Woche und Muskelgruppe) eine erhebliche Hypertrophie bewirken können, führen höhere Volumina häufig zu einem deutlich stärkeren Muskelwachstum. Zur Maximierung der Muskelhypertrophie wird daher ein moderates bis hohes Volumen empfohlen. Programme mit mehreren Sätzen pro Übung und einem höheren Gesamtvolumen sind i. d. R. effektiver als solche mit niedrigem Volumen. Wiederholte Muskelkontraktionen verstärken die intrazelluläre Signalübertragung und maximieren die anabole Reaktion. Außerdem führt ein höheres Volumen zu einem höheren metabolischen Stress, was die MPS stimuliert und den Muskelaufbau weiter unterstützt. Ein weiteres Ergebnis eines höheren Volumens ist die gesteigerte Ausschüttung von anabolen Hormonen wie Testosteron und Wachstumshormon (GH)33Kraemer, W. J., & Ratamess, N. A. (2005). Hormonal responses and adaptations to resistance exercise and training. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 35(4), 339–361. https://doi.org/10.2165/00007256-200535040-00004..
Optimierung des Trainingsvolumens für Muskelaufbau
Um einen effektiven Muskelzuwachs zu erzielen, werden mindestens 4 Sätze pro Woche und Muskelgruppe mit einem Wiederholungsbereich von 6–15 empfohlen. Bei einem Training bis zum Muskelversagen können auch 15–40 Wiederholungen eingesetzt werden, um ähnliche Effekte zu erzielen34Iversen, V. M., Norum, M., Schoenfeld, B. J., & Fimland, M. S. (2021). No Time to Lift? Designing Time-Efficient Training Programs for Strength and Hypertrophy: A Narrative Review. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 51(10), 2079–2095. https://doi.org/10.1007/s40279-021-01490-1.. Der optimale Umfang kann je nach Trainingszustand und Zielgruppe variieren. Studien zeigen beispielsweise, dass bei untrainierten postmenopausalen und älteren Frauen ein höheres Volumen (ca. 8 Sätze pro Woche und Übung), zu einer stärkeren Muskelhypertrophie führte als ein niedrigeres Volumen (ca. 6 Sätze pro Woche und Übung)35Nunes, P. R. P., Kassiano, W., Castro-E-Souza, P., Camilo, B. F., Cristina-Souza, G., Vieira-Souza, L. M., Cyrino, E. S., & Carneiro, M. A. D. S. (2024). Higher volume resistance training enhances whole-body muscle hypertrophy in postmenopausal and older females: A secondary analysis of systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials. Archives of gerontology and geriatrics, 124, 105474. https://doi.org/10.1016/j.archger.2024.105474.. Bei trainierten jungen Männern hingegen könnte ein Bereich von 12–20 Sätzen pro Woche und Muskelgruppe optimal sein, um das Muskelwachstum zu maximieren36Baz-Valle, E., Balsalobre-Fernández, C., Alix-Fages, C., & Santos-Concejero, J. (2022). A Systematic Review of The Effects of Different Resistance Training Volumes on Muscle Hypertrophy. Journal of human kinetics, 81, 199–210. https://doi.org/10.2478/hukin-2022-0017..
Um einen maximalen Muskelaufbau zu erreichen, scheint es im Allgemeinen notwendig zu sein, mindestens 10 Sätze pro Woche und Muskelgruppe zu absolvieren37Schoenfeld, B. J., Ogborn, D., & Krieger, J. W. (2017). Dose-response relationship between weekly resistance training volume and increases in muscle mass: A systematic review and meta-analysis. Journal of sports sciences, 35(11), 1073–1082. https://doi.org/10.1080/02640414.2016.1210197.. Die Verteilung dieser Sätze über die Woche kann dann je nach Trainingshäufigkeit flexibel gestaltet werden. Üblicherweise werden etwa 1–6 Sätze pro Übung durchgeführt. Grundsätzlich gilt: Für das Ziel Muskelhypertrophie sind mehr Sätze (2–6 pro Übung) besser als nur ein Satz38Krieger J. W. (2010). Single vs. multiple sets of resistance exercise for muscle hypertrophy: a meta-analysis. Journal of strength and conditioning research, 24(4), 1150–1159. https://doi.org/10.1519/JSC.0b013e3181d4d436. 39Currier, B. S., Mcleod, J. C., Banfield, L., Beyene, J., Welton, N. J., D'Souza, A. C., Keogh, J. A. J., Lin, L., Coletta, G., Yang, A., Colenso-Semple, L., Lau, K. J., Verboom, A., & Phillips, S. M. (2023). Resistance training prescription for muscle strength and hypertrophy in healthy adults: a systematic review and Bayesian network meta-analysis. British journal of sports medicine, 57(18), 1211–1220. https://doi.org/10.1136/bjsports-2023-106807.. Dabei ist mehr nicht immer besser. Beispielsweise zeigte eine Studie, dass hohe Satzvolumina (≥ 3 Sätze) bei untrainierten Personen nicht signifikant besser für die Muskelhypertrophie des Oberkörpers waren als niedrigere Satzvolumina40La Scala Teixeira, C. V., Motoyama, Y., de Azevedo, P. H. S. M., Evangelista, A. L., Steele, J., & Bocalini, D. S. (2018). Effect of resistance training set volume on upper body muscle hypertrophy: are more sets really better than less?. Clinical physiology and functional imaging, 38(5), 727–732. https://doi.org/10.1111/cpf.12476.. Summa summarum kann das optimale Trainingsvolumen je nach Alter, Trainingsstatus und spezifischer Muskelgruppe bzw. Übung variieren. Auch die Häufigkeit der Trainingseinheiten ist ein wichtiger Faktor, der bei der Planung berücksichtigt werden sollte.
Beispiel: Trainingsvolumen nach Trainingsstatus
Die folgenden Empfehlungen des American College of Sports Medicine (ACSM) zeigen exemplarisch, wie ein effektives Trainingsvolumen gestaltet werden kann, um die Muskelhypertrophie zu fördern41American College of Sports Medicine (2009). American College of Sports Medicine position stand. Progression models in resistance training for healthy adults. Medicine and science in sports and exercise, 41(3), 687–708. https://doi.org/10.1249/MSS.0b013e3181915670.:
- Anfänger und Fortgeschrittene: Ein moderates Volumen mit 1–3 Sätzen pro Übung bei 8–12 Wiederholungen und einer Intensität von 70–85 % des 1RM wird empfohlen, um einen effektiven Muskelaufbau zu erzielen. Pro Muskelgruppe und Trainingseinheit sollten etwa 40–70 Wiederholungen durchgeführt werden, wobei für Profis auch ein höheres Volumen angemessen sein kann42Helms, E. R., Fitschen, P. J., Aragon, A. A., Cronin, J., & Schoenfeld, B. J. (2015). Recommendations for natural bodybuilding contest preparation: resistance and cardiovascular training. The Journal of sports medicine and physical fitness, 55(3), 164–178..
- Profis: Ein höheres Volumen mit 3–6 Sätzen pro Übung und einem variablen Wiederholungsbereich von 1–12 Wiederholungen bei 70–100 % des 1RM ist ideal. Der Schwerpunkt sollte auf dem Wiederholungsbereich von 6–12 Wiederholungen liegen, während im Bereich von 1–6 Wiederholungen weniger trainiert werden sollte, um eine kontinuierliche Hypertrophie zu fördern.
Die Empfehlungen des ACSM sind ein typisches Beispiel für ein klassisches Hypertrophie-Training im mittleren Wiederholungsbereich. An dieser Stelle sei betont, dass es verschiedene effektive Ansätze zum Muskelaufbau gibt, die je nach individuellen Zielen, Präferenzen und Voraussetzungen angepasst werden sollten.
Volumen: Mehr ist nicht immer besser
Das Trainingsvolumen ist eine von vielen effektiven Stellschrauben, um den Reiz schrittweise zu steigern und die Muskelhypertrophie langfristig zu fördern. Dies kann durch die Erhöhung der Sätze, Wiederholungen oder der Last geschehen. Allerdings gibt es einen Punkt, ab dem zusätzliche Volumensteigerungen keine weiteren Fortschritte bringen oder sogar kontraproduktiv sein können43Amirthalingam, T., Mavros, Y., Wilson, G. C., Clarke, J. L., Mitchell, L., & Hackett, D. A. (2017). Effects of a Modified German Volume Training Program on Muscular Hypertrophy and Strength. Journal of strength and conditioning research, 31(11), 3109–3119. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000001747. 44Hackett, D. A., Amirthalingam, T., Mitchell, L., Mavros, Y., Wilson, G. C., & Halaki, M. (2018). Effects of a 12-Week Modified German Volume Training Program on Muscle Strength and Hypertrophy-A Pilot Study. Sports (Basel, Switzerland), 6(1), 7. https://doi.org/10.3390/sports6010007.. Eine progressive Volumenerhöhung über einen bestimmten Zeitraum kann zwar den Muskelaufbau maximieren, jedoch sollte dies kontrolliert erfolgen, um Übertraining zu vermeiden. Obwohl für den maximalen Muskelaufbau eine Mindestanzahl an Sätzen notwendig ist, führt eine weitere Erhöhung innerhalb einer Trainingseinheit nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen45Benito, P. J., Cupeiro, R., Ramos-Campo, D. J., Alcaraz, P. E., & Rubio-Arias, J. Á. (2020). A Systematic Review with Meta-Analysis of the Effect of Resistance Training on Whole-Body Muscle Growth in Healthy Adult Males. International journal of environmental research and public health, 17(4), 1285. https://doi.org/10.3390/ijerph17041285..
Ein moderates bis hohes Volumen kann effektiv sein, aber „mehr“ ist nicht immer besser. Statt die Anzahl der Sätze pro Übung übermäßig zu erhöhen, ist es oft vorteilhafter, die Trainingsfrequenz zu steigern oder das Training zu splitten. Eine Split-Routine, bei der jede Muskelgruppe in separaten Einheiten trainiert wird, kann das wöchentliche Volumen steigern und gleichzeitig die Erholung zwischen den Sessions verbessern. Dies ermöglicht höhere Trainingslasten pro Einheit und mehr Muskelspannung, ohne das Risiko von Übertraining unnötig zu erhöhen. Dabei ist es entscheidend, ausreichend Regenerationsphasen einzuplanen, da ein zu hohes Volumen ohne ausreichende Erholung den Fortschritt hemmen und das Risiko von Übertraining erhöhen kann. Übertraining ist schädlich für die Muskulatur und kann durch eine übermäßige Kombination von schweren Belastungen und hohen Trainingsumfängen verstärkt werden.
Zum Muskelaufbau solltest du im Training auf ein höheres Trainingsvolumen mit mehreren Sätzen setzen, da dies nachweislich zu mehr Muskelwachstum führt als ein einzelner Satz. Das optimale Volumen ist jedoch individuell verschieden und sollte an deinen Trainingsstatus, deine Regenerationsfähigkeit und deine Ziele angepasst werden. Achte auch darauf, dass intensive Trainingseinheiten nicht länger als eine Stunde dauern, um die Intensität und Motivation hochzuhalten und dein Immunsystem zu schonen46Kreher, J. B., & Schwartz, J. B. (2012). Overtraining syndrome: a practical guide. Sports health, 4(2), 128–138. https://doi.org/10.1177/1941738111434406..
Frequenz: Wie oft pro Woche trainieren?
Unter der Trainingsfrequenz versteht man, wie oft eine bestimmte Muskelgruppe in einem bestimmten Zeitraum (i. d. R. pro Woche) trainiert wird. Die Frequenz spielt eine zentrale Rolle bei der Planung eines effektiven Trainings zum Muskelaufbau, da sie einen direkten Einfluss darauf hat, wie das Gesamtvolumen pro Woche aufgeteilt und die Regeneration zwischen den einzelnen Trainingseinheiten optimiert wird.
Wie viele Trainingseinheiten pro Woche sind ideal?
Die optimale Trainingsfrequenz hängt von mehreren Faktoren ab, darunter der Trainingsstatus, das individuelle Ziel und die gesamte Trainingsbelastung. Die Forschung zeigt jedoch, dass das Training jeder Muskelgruppe mindestens zweimal pro Woche zu besseren Ergebnissen in Bezug auf das Muskelwachstum führt als einmal wöchentlich. Dabei ist jedoch keine klare Überlegenheit von drei gegenüber zwei Trainingstagen pro Woche nachweisbar47Schoenfeld, B. J., Ogborn, D., & Krieger, J. W. (2016). Effects of Resistance Training Frequency on Measures of Muscle Hypertrophy: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 46(11), 1689–1697. https://doi.org/10.1007/s40279-016-0543-8.. Zudem scheinen Unterschiede in der Trainingsfrequenz keinen signifikanten Einfluss auf das Muskelwachstum zu haben, wenn das Trainingsvolumen gleich bleibt48Schoenfeld, B. J., Grgic, J., & Krieger, J. (2019). How many times per week should a muscle be trained to maximize muscle hypertrophy? A systematic review and meta-analysis of studies examining the effects of resistance training frequency. Journal of sports sciences, 37(11), 1286–1295. https://doi.org/10.1080/02640414.2018.1555906. 49Grgic, J., Schoenfeld, B. J., & Latella, C. (2019). Resistance training frequency and skeletal muscle hypertrophy: A review of available evidence. Journal of science and medicine in sport, 22(3), 361–370. https://doi.org/10.1016/j.jsams.2018.09.223.. Das bedeutet, dass du bei gleichem Volumen die Frequenz nach persönlichen Vorlieben wählen kannst, ohne einen signifikanten Einfluss auf die Hypertrophie befürchten zu müssen.
Allerdings könnte eine höhere Trainingsfrequenz bei gleichzeitiger Reduzierung des Trainingsvolumens pro Einheit, wie bei einem Split-Training, vorteilhaft sein, um möglicherweise eine effektivere Stimulation der MPS zu ermöglichen. Insbesondere für trainierte Personen kann es sinnvoll sein, die Frequenz schrittweise zu erhöhen, anstatt die Satzzahl pro Trainingseinheit zu steigern, um weitere Fortschritte im Muskelaufbau zu erzielen50Dankel, S. J., Mattocks, K. T., Jessee, M. B., Buckner, S. L., Mouser, J. G., Counts, B. R., Laurentino, G. C., & Loenneke, J. P. (2017). Frequency: The Overlooked Resistance Training Variable for Inducing Muscle Hypertrophy?. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 47(5), 799–805. https://doi.org/10.1007/s40279-016-0640-8.. Die konkrete Frequenz hängt davon ab, wie gut man sich vom Training erholt. Idealerweise sollten zwischen zwei Trainingseinheiten, die die gleichen Muskelgruppen beanspruchen, mindestens 48 Stunden Pause liegen. Bei älteren Personen können bereits zwei Einheiten pro Woche ausreichend sein51Kneffel, Z., Murlasits, Z., Reed, J., & Krieger, J. (2021). A meta-regression of the effects of resistance training frequency on muscular strength and hypertrophy in adults over 60 years of age. Journal of sports sciences, 39(3), 351–358. https://doi.org/10.1080/02640414.2020.1822595., obwohl mehr Einheiten zu einem größeren Muskelwachstum führen können, insbesondere wenn Volumen und Intensität gut aufeinander abgestimmt sind52Polito, M. D., Papst, R. R., & Farinatti, P. (2021). Moderators of strength gains and hypertrophy in resistance training: A systematic review and meta-analysis. Journal of sports sciences, 39(19), 2189–2198. https://doi.org/10.1080/02640414.2021.1924978. 53Borde, R., Hortobágyi, T., & Granacher, U. (2015). Dose-Response Relationships of Resistance Training in Healthy Old Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 45(12), 1693–1720. https://doi.org/10.1007/s40279-015-0385-9..
Empfehlungen zur Trainingsfrequenz
- Anfänger: Trainiere jede Muskelgruppe 2- bis 3-mal pro Woche. Diese Frequenz ist besonders effektiv, wenn du in jeder Trainingseinheit den gesamten Körper trainierst. So sorgst du für eine gleichmäßige Verteilung des Trainingsvolumens und eine optimale Regeneration.
- Fortgeschrittene: Halte dich an eine ähnliche Frequenz von 2- bis 3-mal pro Woche für das Ganzkörpertraining. Alternativ kannst du auch eine Frequenz von 4 Trainingstagen pro Woche wählen, wenn du ein Ober-/Unterkörper-Split-Programm nutzt. Damit trainierst du jede große Muskelgruppe zweimal pro Woche und erzielst optimale Ergebnisse.
- Profis: Wenn du bereits sehr erfahren bist, kann eine Trainingsfrequenz von 4–6 Tagen pro Woche empfehlenswert sein. Ein Split-Programm, bei dem du eine bis drei Muskelgruppen pro Einheit fokussierst, ermöglicht es dir, ein höheres Volumen pro Muskelgruppe zu erreichen.
Die WHO empfiehlt Erwachsenen, an mindestens zwei Tagen pro Woche muskelstärkende Aktivitäten mit mittlerer oder höherer Intensität durchzuführen, die alle großen Muskelgruppen einbeziehen54Bull, F. C., Al-Ansari, S. S., Biddle, S., Borodulin, K., Buman, M. P., Cardon, G., Carty, C., Chaput, J. P., Chastin, S., Chou, R., Dempsey, P. C., DiPietro, L., Ekelund, U., Firth, J., Friedenreich, C. M., Garcia, L., Gichu, M., Jago, R., Katzmarzyk, P. T., Lambert, E., … Willumsen, J. F. (2020). World Health Organization 2020 guidelines on physical activity and sedentary behaviour. British journal of sports medicine, 54(24), 1451–1462. https://doi.org/10.1136/bjsports-2020-102955.. Für den Muskelaufbau kann je nach Trainingsstatus und Zielen eine Trainingsfrequenz von 2–3 Tagen pro Woche sinnvoll sein. Je fortgeschrittener du im Training bist, desto flexibler kannst du die Trainingsfrequenz gestalten, um die optimale Balance zwischen Volumen, Intensität und Erholung zu finden.
Übungsauswahl und Reihenfolge
Beim Training zum Muskelaufbau kommt es nicht nur auf die richtige Intensität und das passende Volumen an, sondern auch die gezielte Auswahl und Reihenfolge der Übungen. Diese Faktoren haben einen großen Einfluss darauf, wie gut du deine Muskeln stimulieren und Fortschritte erzielen kannst.
Auswahl und Variation der Übungen
Die Auswahl der Übungen sollte darauf abzielen, alle Teile eines Muskels gleichmäßig zu trainieren. Unterschiedliche Übungen und ihre Variationen aktivieren unterschiedliche Muskelbereiche und können somit unterschiedliche Muskelaktivierungsmuster hervorrufen. Dies ist besonders wichtig, um eine gleichmäßige Muskelentwicklung zu fördern und Dysbalancen zu vermeiden.
Grundübungen vs. Isolationsübungen
Ein zentraler Aspekt der Übungsauswahl ist die Art der Übungen. Im Krafttraining wird zwischen Mehrgelenkübungen (Grundübungen) und Eingelenkübungen (Isolationsübungen) unterschieden. Beide Übungstypen sind eine Bereicherung für ein hypertrophie-spezifisches Trainingsprogramm, erfüllen jedoch unterschiedliche Funktionen und bieten spezifische Vorteile. In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten Unterschiede und Anwendungsbereiche zusammengefasst:
Merkmal | Grundübungen | Isolationsübungen |
---|---|---|
Beteiligte Muskelgruppen | Gleichzeitige Aktivierung mehrerer Muskelgruppen | Fokus auf eine bestimmte Muskelgruppe |
Beispielübungen | Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben | Bizepscurls, Kniestrecken, Trizepsdrücken |
Hormonelle Reaktion | Erhöhte Ausschüttung von Testosteron und Wachstumshormon | Schwächere hormonelle Reaktion |
Stabilisierende Muskeln | Erhöhte Aktivität der Stabilisatormuskulatur | Weniger Fokus auf Stabilisatoren |
Technischer Anspruch | Technisch anspruchsvoller, erfordert mehr Geschicklichkeit | Geringer technischer Anspruch, leichter auszuführen |
Gewichte | Ermöglicht das Heben schwerer Lasten | Normalerweise mit leichteren Gewichten ausgeführt |
Muskuläre Dysbalancen | Kann zu muskulären Dysbalancen führen, wenn nicht ausgewogen trainiert | Hilft, muskuläre Dysbalancen gezielt auszugleichen |
Neuronale Anpassung | Längere neuronale Anpassungsphase notwendig | Schnellere Anpassung möglich |
Der Mix macht´s: Für ein optimales Muskelwachstum sollten sowohl Grund- als auch Isolationsübungen in das Trainingsprogramm integriert werden. Während komplexere Mehrgelenkübungen die Grundlage des Trainings bilden sollten, um die großen Muskelgruppen zu trainieren und die allgemeine Kraft und Stabilität zu verbessern, dienen Isolationsübungen als Ergänzung, um gezielt Schwachstellen anzugehen und die muskuläre Symmetrie zu fördern.
Grundübungen (Mehrgelenkübungen)
Mehrgelenkübungen beanspruchen mehrere Muskelgruppen gleichzeitig und ermöglichen das Heben schwererer Gewichte. Dies führt zu einer stärkeren hormonellen Reaktion, insbesondere zu einer erhöhten Ausschüttung von Testosteron und Wachstumshormon. Da bei Mehrgelenkübungen wie Kniebeugen oder Bankdrücken viele Stabilisatoren beteiligt sind, ist das Training besonders effektiv und zeitsparend. Allerdings erfordern sie ein höheres Maß an Technik und Stabilität, was sie für Anfänger zu einer Herausforderung machen kann.
Isolationsübungen (Eingelenkübungen)
Im Gegensatz dazu konzentrieren sich Eingelenkübungen auf eine bestimmte Muskelgruppe. Dies ist besonders hilfreich, um unterentwickelte Muskeln gezielt anzusprechen und muskuläre Dysbalancen auszugleichen. Aufgrund der geringeren technischen Anforderungen eignen sich Eingelenkübungen gut für Anfänger und für ein gezieltes Muskeltraining. Sie sind besonders nützlich, um die Symmetrie der Muskulatur zu verbessern und im Rahmen eines ausgewogenen Trainingsplan alle Muskelgruppen gleichmäßig zu entwickeln.
Freie Gewichte vs. Maschinen
Beim Training zum Muskelaufbau haben sowohl freie Gewichten als auch das Training an Geräten ihre Vorteile. Maschinen gelten als sicherer und leichter zu erlernen, da sie den Körper stabilisieren und die Bewegung auf bestimmte Gelenke beschränken. Dadurch eigenen sie sich besonders für Anfänger oder für Übungen, die mit freien Gewichten schwieriger durchzuführen sind, wie z. B. Beinstrecker. Freie Gewichte hingegen fördern die intra- und intermuskulärer Koordination und aktivieren mehr Muskeln gleichzeitig. Eine Meta-Analyse von 2023 ergab keinen Unterschied zwischen dem Training mit freien Gewichten und Maschinen für die Muskelhypertrophie55Haugen, M. E., Vårvik, F. T., Larsen, S., Haugen, A. S., van den Tillaar, R., & Bjørnsen, T. (2023). Effect of free-weight vs. machine-based strength training on maximal strength, hypertrophy and jump performance – a systematic review and meta-analysis. BMC sports science, medicine & rehabilitation, 15(1), 103. https://doi.org/10.1186/s13102-023-00713-4.. Das deutet darauf hin, dass für den Muskelaufbau beide Methoden effektiv sind. Die Wahl sollte daher auf dem Trainingsniveau, der Vertrautheit mit dem Bewegungsmuster und dem primären Trainingsziel basieren. Wenn das Ziel darin besteht, die Muskelhypertrophie zu maximieren, sollten individuelle Vorlieben die Wahl bestimmen, wobei eine Kombination den größten Nutzen bringen könnte.
Abwechslung in der Übungsauswahl und -ausführung
Für einen effektiven Muskelaufbau solltest du verschiedene Übungsvariationen und -winkel nutzen, um alle Muskelpartien gleichmäßig zu trainieren. Unterschiedliche Übungen und Bewegungswinkel aktivieren spezifische Muskelpartien und Synergisten, was für einen gleichmäßigen Muskelaufbau unerlässlich ist. Muskeln haben oft unterschiedliche Ansatzpunkte, die bestimmte Bewegungen unterstützen. Beispielsweise können bestimmte Variationen des Bankdrückens unterschiedliche Teile der Brustmuskulatur ansprechen: Ein enger Griff beansprucht mehr den Trizeps und die vordere Schulter, während ein weiter Griff den Fokus mehr auf den großen Brustmuskel (M. pectoralis major) legt. Auch unterschiedliche Winkel (z. B. eine negative Neigung beim Bankdrücken), können bestimmte Muskelanteile des großen Brustmuskels, wie den Pars sternocostalis, gezielt stärker ansprechen. Die Übungsausführung aus verschiedenen Winkeln kann dazu beitragen, Muskelfasern zu stimulieren, die sonst weniger aktiviert werden.
Zudem sind Muskeln oft in verschiedene Bereiche unterteilt, die jeweils spezifische Bewegungen unterstützen. So hat der Trapezmuskel verschiedene Abschnitte, die unterschiedliche Bewegungen des Schulterblatts ermöglichen, und der Bizeps weist eine Unterteilung auf, bei der unterschiedliche Muskelbereiche je nach Bewegung aktiviert werden. Diese anatomischen Besonderheiten machen deutlich, dass ein vielfältiger Trainingsansatz notwendig ist, um alle Muskelfasern effektiv zu stimulieren. Regelmäßige Variationen in der Übungsauswahl können daher die Effektivität deines Trainings steigern. Um alle Muskelfasern gleichmäßig zu fordern, solltest du verschiedene Übungen und Variationen in dein Training einbauen, sei es durch unterschiedliche Griffe, Winkel oder Bewegungsmuster. Diese Abwechslung sorgt für eine ganzheitliche Muskelentwicklung, indem alle Muskelfasern umfassend aktiviert werden, was ein maximales Muskelwachstum ermöglicht.
Empfehlungen zur Übungsauswahl und Variation
- Grund- und Isolationsübungen: Kombiniere Übungen, die mehrere Gelenke beanspruchen (z. B. Kniebeugen, Bankdrücken), mit Übungen, die nur ein Gelenk beanspruchen (z. B. Bizepscurls, Trizepsdrücken).
- Freie Gewichte und Maschinen: Verwende sowohl freie Gewichte als auch Maschinen, um verschiedene Aspekte der Muskelkraft und -stabilität zu fördern.
- Regelmäßige Übungsvariationen: Baue regelmäßig verschiedene Übungen und Variationen in dein Training ein, um alle Muskelfasern gleichmäßig zu beanspruchen und die Hypertrophie zu maximieren.
- Übungswinkel und -positionen: Nutze verschiedene Übungswinkel und Körperpositionen, um unterschiedliche Muskelbereiche anzusprechen.
- Beidseitige und einseitige Übungen: Kombiniere Übungen, bei denen beide Körperseiten gleichzeitig (bilateral) oder nur eine Seite (unilateral) trainiert werden, um muskuläre Dysbalancen zu vermeiden und die Stabilität zu fördern.
- Stabile und instabile Trainingsbedingungen: Variiere zwischen stabilen und instabilen Bedingungen, um die gesamte Muskulatur umfassend und effektiv zu trainieren.
- Regelmäßige Übungsrotation: Rotiere deine Übungen regelmäßig, aber gezielt, um alle Muskelfasern effektiv zu stimulieren und so das Muskelwachstum zu maximieren. Achte darauf, dass die Rotation nicht zu häufig und ohne Plan erfolgt, da dies den Trainingseffekt beeinträchtigen könnte.56Kassiano, W., Nunes, J. P., Costa, B., Ribeiro, A. S., Schoenfeld, B. J., & Cyrino, E. S. (2022). Does Varying Resistance Exercises Promote Superior Muscle Hypertrophy and Strength Gains? A Systematic Review. Journal of strength and conditioning research, 36(6), 1753–1762. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000004258.
Reihenfolge der Übungen
Die Übungsreihenfolge beeinflusst, welche Muskelgruppen am meisten profitieren und wie effektiv das Training für den Muskelaufbau ist. Im Allgemeinen sollten komplexe Mehrgelenkübungen wie Bankdrücken, Kniebeugen und Military Press zu Beginn des Workouts ausgeführt werden, da die Leistung deutlich abnimmt, wenn sie nach anderen Übungen absolviert werden. Diese Übungen sind besonders effektiv für den Kraftzuwachs und sollten daher priorisiert werden. Für das Training zum Muskelaufbau kann es sinnvoll sein, die Reihenfolge je nach Ziel anzupassen. So gibt es beispielsweise spezielle Strategien, bei denen die Übungsreihenfolge umgekehrt wird, um eine gezielte Ermüdung herbeizuführen. Dennoch empfiehlt es sich im Regelfall, die wichtigsten, komplexesten und schwersten Übungen zuerst durchzuführen, um eine maximale Muskelkraft und -hypertrophie zu fördern.
Dabei kannst du dich an folgenden vier Prinzipien orientieren:
- Übungen für große Muskelgruppen vor Übungen für kleine Muskelgruppen
- Grundübungen vor Isolationsübungen
- Übungen mit höherer Intensität vor Übungen mit niedriger Intensität
- Übungen für obere und untere Körperpartien oder für agonistische und antagonistische Muskelgruppen abwechseln, z. B. Übungen für den Bizeps (Agonist) gefolgt von einer Übung für die gegenüberliegende Muskelgruppe, den Trizeps (Antagonist)
Diese Empfehlungen gelten für alle Trainingsstufen und können auf Ganzkörper-, Ober-/Unterkörper- und andere Trainingssplits angewendet werden. Allerdings zeigen Studien, dass die Übungsreihenfolge v. a. die Kraftentwicklung beeinflusst und dass unabhängig von der Reihenfolge eine ähnliche Muskelhypertrophie erreicht werden kann57Nunes, J. P., Grgic, J., Cunha, P. M., Ribeiro, A. S., Schoenfeld, B. J., de Salles, B. F., & Cyrino, E. S. (2021). What influence does resistance exercise order have on muscular strength gains and muscle hypertrophy? A systematic review and meta-analysis. European journal of sport science, 21(2), 149–157. https://doi.org/10.1080/17461391.2020.1733672.. Wenn dein Ziel also in erster Linie der Aufbau von Muskulatur ist, kannst du die Reihenfolge der Übungen auch flexibler gestalten.
Basisplan für den Muskelaufbau: 3er-Split
Der folgende exemplarische 3er-Split-Trainingsplan ist darauf ausgelegt, das Muskelaufbau durch gezieltes Training von Muskelgruppen an verschiedenen Tagen zu maximieren. Der Plan folgt dem bewährten Schema „Push, Pull, Beine“ mit einem Trainingsrhythmus von zwei Tagen Training, gefolgt von einem Tag Pause. Die Pause von 4–5 Tagen zwischen den einzelnen Trainings einer Muskelgruppe sorgt für eine gute Balance zwischen Belastung und Erholung
Push-Tag (Brust, Schultern, Trizeps)
Übung | Sätze | Wiederholungen |
---|---|---|
Bankdrücken (Langhantel oder Kurzhantel) | 4 | 6–8 |
Schrägbankdrücken (Langhantel oder Kurzhantel) | 3 | 8–10 |
Schulterdrücken (Kurzhantel oder Langhantel) | 4 | 6–8 |
Seitheben | 3 | 10–12 |
Trizepsdrücken am Kabelzug | 3 | 10–12 |
Overhead Trizepsdrücken (Kurzhantel) | 3 | 8–10 |
Pull-Tag (Rücken, Bizeps)
Übung | Sätze | Wiederholungen |
---|---|---|
Kreuzheben | 4 | 5–6 |
Klimmzüge (weiter Griff) | 4 | 6–8 |
Rudern mit Langhantel | 4 | 6–8 |
Latzug (enger Griff oder V-Griff) | 3 | 8–10 |
Face Pulls | 3 | 10–12 |
Langhantelcurl | 3 | 8–10 |
Konzentrationscurl | 3 | 10–12 |
Beintag (Beine, Gesäß, Waden)
Übung | Sätze | Wiederholungen |
---|---|---|
Kniebeugen (Langhantel) | 4 | 6–8 |
Beinpresse | 4 | 8–10 |
Beinstrecker | 3 | 10–12 |
Beinbeuger | 3 | 10–12 |
Ausfallschritte (mit Kurzhanteln oder Langhantel) | 3 | 8–10 pro Bein |
Wadenheben (stehend oder sitzend) | 4 | 12–15 |
Hinweis
Der obige Plan gibt den Grundübungen Vorrang vor den Isolationsübungen. In einigen Fällen kann es jedoch sinnvoll sein, vor den Grundübungen gezielte Isolationsübungen durchzuführen, um bestimmte Muskelgruppen besser zu aktivieren und die Technik zu verbessern. Wenn z.B. der Beinbeuger deine Schwachstelle ist, kannst du vor den Kniebeugen Beincurls machen, um die Muskulatur besser zu spüren und die Leistung in der Hauptübung zu optimieren.
Um ein optimales Muskelwachstum zu erreichen, sollte das Training aus ein- und mehrgelenkigen Übungen mit freien Gewichten und Maschinen bestehen. Regelmäßige Variation der Übungen, einschließlich unterschiedlicher Winkel, Positionen, bilateraler und unilateraler Übungen sowie stabiler und instabiler Bedingungen, fördert eine gleichmäßige Muskelaktivierung und maximiert das Muskelwachstum. Die Reihenfolge der Übungen scheint für den Muskelaufbau weniger entscheidend zu sein, kann aber die Kraftentwicklung beeinflussen.
Techniken zur Maximierung des Trainingsreizes
Um den Trainingsreiz zu maximieren und optimale Ergebnisse beim Muskelaufbau zu erzielen, kannst du zahlreiche weitere Variablen beeinflussen. Aber wie wichtig sind die richtige Technik, der Bewegungsumfang (ROM), die Zeit unter Spannung (TUT), der Kontraktionstyp und die Pausenlänge wirklich für den Trainingserfolg? In den folgenden Abschnitten gehen wir diesen Fragen auf den Grund und geben praktische Tipps, wie du sie in deinem Training gezielt einsetzen kannst.
Technik (Übungsausführung)
Für ein effektives Training ist eine solide Technik definitiv von Vorteil. Dazu gehören eine korrekte Körperhaltung, die passende Griffweite, Fußstellung und die richtige Positionierung von Geräten oder Gewichten. Eine gute Technik stellt sicher, dass die Übung sicher und gezielt ausgeführt werden. So wird beispielsweise bei der Langhantel-Kniebeuge empfohlen, das Gewicht gleichmäßig auf Ferse und Mittelfuß zu verteilen und Hüfte und Knie vollständig zu strecken, um den Zielmuskel optimal zu beanspruchen und Verletzungen vorzubeugen. Obwohl viele Technikrichtlinien auf bewährten biomechanischen Prinzipien basieren, gibt es bisher nur wenige wissenschaftliche Belege für ihren direkten Einfluss auf das Muskelwachstum.
Während unterschiedliche Fußstellungen oder Griffweiten die Muskelaktivierung beeinflussen können, ist ihr genauer Effekt auf die Hypertrophie noch unklar. Dennoch ist es in der Praxis oft sinnvoll, eine korrekte Technik anzuwenden, um die Zielmuskulatur möglichst effektiv zu trainieren. Dabei sollten individuelle Unterschiede berücksichtigt und die Technik entsprechend angepasst werden, um sowohl Sicherheit als auch Effektivität sicherzustellen. Eine „falsche“ Intensität, wie z. B. zu hohe Gewichte, Abfälschen oder unsaubere Bewegungsabläufe, kann nicht nur die Effizienz des Trainings verringern, sondern auch das Verletzungsrisiko erhöhen. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Bewegungsmuster passen und tatsächlich eine gute Kontraktion in der Zielmuskulatur erreicht wird.
Tipp: Versuche, beim Training mit möglichst wenig Schwung zu arbeiten und die Bewegung sauber auszuführen, damit die Belastung gezielt in der Zielmuskulatur ankommt. Lass deine Technik ggf. von einem Trainer checken, um effektiv und sicher zu trainieren und Verletzungen vorzubeugen.
Grad der Erschöpfung (Muskelversagen)
Muskelversagen tritt ein, wenn die Muskulatur während eines Satzes nicht mehr in der Lage ist, das Gewicht konzentrisch zu bewegen. Häufig wird angenommen, dass das Training bis zum Versagen notwendig ist, um einen maximalen Reiz für das Muskelwachstum zu setzen. Der Grundgedanke dahinter ist, dass das Erreichen des Muskelversagens zum einen eine vollständige Rekrutierung aller motorischen Einheiten erzwingt, einschließlich der schwer erreichbaren Einheiten mit der höchsten Schwelle, wodurch der hypertrophe Reiz maximiert wird. Zum anderen wird das Training bis zum Muskelversagen mit einem erhöhten metabolischen Stress in Verbindung gebracht, der die hypertrophe Reaktion ebenfalls verstärken kann.
„Bis zum Versagen“ – Ein Muss zum Muskelaufbau?
In der Praxis werden Wiederholungen bis zum Muskelversagen häufig eingesetzt, um die Gesamtzeit unter Anspannung (TUT) zu verlängern und möglicherweise das Trainingsvolumen zu erhöhen. Diese Methode wird oft angewendet, um einen zusätzlichen Reiz für das Muskelwachstum zu setzen, insbesondere wenn das Ziel darin besteht, die Muskeln maximal zu erschöpfen.
Eine Meta-Analyse von 2021 fand heraus, dass das Training bis zum Muskelversagen zu einer größeren Muskelhypertrophie führen kann, jedoch keinen signifikanten Vorteil gegenüber dem Training ohne Muskelversagen bietet, wenn das Volumen gleich ist58Vieira, A. F., Umpierre, D., Teodoro, J. L., Lisboa, S. C., Baroni, B. M., Izquierdo, M., & Cadore, E. L. (2021). Effects of Resistance Training Performed to Failure or Not to Failure on Muscle Strength, Hypertrophy, and Power Output: A Systematic Review With Meta-Analysis. Journal of strength and conditioning research, 35(4), 1165–1175. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000003936.. Ähnlich zeigte eine Meta-Analyse von 2022, dass es keinen signifikanten Unterschied in der Muskelkraft oder -hypertrophie zwischen dem Training bis zum Versagen und dem Training ohne Versagen gibt, obwohl bei nicht äquivalenten Volumenbedingungen größere Kraftzuwächse beim Training ohne Muskelversagen beobachtet wurden. Interessanterweise deutete die Analyse auch darauf hin, dass Training bis zum Muskelversagen für die Muskelhypertrophie bei trainierten Personen vorteilhaft sein kann59Grgic, J., Schoenfeld, B. J., Orazem, J., & Sabol, F. (2022). Effects of resistance training performed to repetition failure or non-failure on muscular strength and hypertrophy: A systematic review and meta-analysis. Journal of sport and health science, 11(2), 202–211. https://doi.org/10.1016/j.jshs.2021.01.007.. Eine Meta-Analyse von 2023 bestätigte diese Ergebnisse weitgehend und kam zu dem Schluss, dass das Training bis zum Muskelversagen keinen signifikanten Vorteil für den Muskelaufbau bietet. Wenn mit niedrigeren Lasten gearbeitet wird, muss das Training ggf. näher am Versagen durchgeführt werden, um vergleichbare Hypertrophieeffekte wie bei höheren Lasten zu erzielen60Refalo, M. C., Helms, E. R., Trexler, E. T., Hamilton, D. L., & Fyfe, J. J. (2023). Influence of Resistance Training Proximity-to-Failure on Skeletal Muscle Hypertrophy: A Systematic Review with Meta-analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 53(3), 649–665. https://doi.org/10.1007/s40279-022-01784-y.. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass das Training bis zum Muskelversagen nicht zwingend notwendig ist, um eine maximale Muskelhypertrophie zu erreichen, und dass Faktoren wie Trainingsvolumen und relative Last ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Allerdings scheint ein solches Training auch keine Nachteile für Kraft- und Muskelzuwächse zu haben.
Vorteile und Nachteile
Das Training bis zum Muskelversagen kann den hypertrophen Reiz verstärken, insbesondere bei leichteren Gewichten, bei denen die Muskeln vollständig erschöpft werden müssen. Gleichzeitig birgt es aber auch Risiken: Es kann zu Übertraining führen, das sich langfristig negativ auf den Hormonhaushalt und die Regeneration auswirken kann. Außerdem kann es bei weniger erfahrenen Trainierenden zu einer verlängerten Regenerationszeit und einem erhöhten Verletzungsrisiko führen.
Effektives Training auch ohne ständiges Muskelversagen
Für den Muskelaufbau ist es nicht notwendig, dass du jeden Satz bis zum Versagen trainierst. Oft ist es sogar effektiver, die Wiederholungen so zu gestalten, dass sie kurz vor dem Versagen enden. So verhinderst du, dass du dich übermäßig erschöpfst und kannst häufiger trainieren, was auf lange Sicht bessere Ergebnisse bringt. Eine periodische Trainingsplanung, bei der das Training bis zum Muskelversagen auf bestimmte Phasen oder Übungen konzentriert wird, kann insbesondere für fortgeschrittene Athleten sinnvoll sein. Dies maximiert den hypertrophen Reiz, ohne das Risiko von Übertraining oder Verletzungen zu erhöhen.
Tipp: Trainiere nicht immer bis zum absoluten Muskelversagen – höre bei den meisten Sätzen kurz davor auf, um langfristig bessere Fortschritte zu erzielen und deine Erholung zu unterstützen.
Range of Motion (Bewegungsumfang)
Die Bewegungsamplitude (Range of Motion, ROM) beschreibt den Bewegungsbereich eines Gelenks während einer Übung. Eine vollständige Bewegung, d. h. eine große ROM, wird traditionell als ideal für den Muskelaufbau angesehen, da sie eine vollständige Dehnung und Kontraktion des Muskels ermöglicht. Ein vollständiger Bewegungsradius sorgt für mehr Zeit unter Spannung (TUT) und eine umfassendere Muskelaktivierung. Allerdings könnte die Reaktion auf Variationen der ROM muskelspezifisch sein. Studien zeigen beispielsweise, dass das Training mit einer vollem ROM im Vergleich zu einem Training mit einer teilweisen ROM positive Auswirkungen auf die Muskelhypertrophie im Unterkörper hat61Pallarés, J. G., Hernández-Belmonte, A., Martínez-Cava, A., Vetrovsky, T., Steffl, M., & Courel-Ibáñez, J. (2021). Effects of range of motion on resistance training adaptations: A systematic review and meta-analysis. Scandinavian journal of medicine & science in sports, 31(10), 1866–1881. https://doi.org/10.1111/sms.14006.62Schoenfeld, B. J., & Grgic, J. (2020). Effects of range of motion on muscle development during resistance training interventions: A systematic review. SAGE open medicine, 8, 2050312120901559. https://doi.org/10.1177/2050312120901559.. Die Effekte der ROM auf die Muskulatur im Oberkörper sind hingegen weniger klar.
Doch nicht nur eine volle ROM, auch ein gezielter Einsatz von Teilwiederholungen, bei denen nur ein Teil des gesamten Bewegungsradius genutzt wird, kann ebenso effektiv sein63Newmire, D. E., & Willoughby, D. S. (2018). Partial Compared with Full Range of Motion Resistance Training for Muscle Hypertrophy: A Brief Review and an Identification of Potential Mechanisms. Journal of strength and conditioning research, 32(9), 2652–2664. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000002723.. Studien lassen darauf schließen, dass das Training mit nur einem Teil des Bewegungsumfangs, insbesondere über längere Muskellängen – also wenn der Muskel in seiner gedehnten Position belastet wird – in manchen Fällen sogar vorteilhafter für das Muskelwachstum sein kann64Kassiano, W., Costa, B., Nunes, J. P., Ribeiro, A. S., Schoenfeld, B. J., & Cyrino, E. S. (2023). Which ROMs Lead to Rome? A Systematic Review of the Effects of Range of Motion on Muscle Hypertrophy. Journal of strength and conditioning research, 37(5), 1135–1144. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000004415.. Besonders bei bestimmten Übungen und Muskeln kann es sinnvoll sein, verschiedene ROM-Varianten auszuprobieren, um die besten Ergebnisse zu erzielen65Wolf, M., Androulakis-Korakakis, P., Fisher, J., Schoenfeld, B., & Steele, J. (2022). Partial vs. full range of motion resistance training: A systematic review and meta-analysis. https://doi.org/10.51224/SRXIV.198.. Zusammengefasst: Eine vollständige ROM ist großartig, um den Muskel umfassend zu trainieren, aber auch gezielte Teilbewegungen bei gedehnten Muskellängen können wertvolle Beiträge zur Muskelhypertrophie leisten, wenn du sie richtig einsetzt.
Tipp: Nutze standardmäßig den vollen Bewegungsradius für eine umfassende Muskelaktivierung. Ergänze dein Training gezielt mit Teilbewegungen in gedehnter Position, da beide Ansätze das Muskelwachstum fördern können. Experimentiere mit verschiedenen ROM-Varianten, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert und deinen Zielen am nächsten kommt.
Time Under Tension (Zeit unter Spannung)
Die Zeit unter Spannung (Time Under Tension, TUT) beschreibt die Gesamtzeit, die ein Muskel während einer Übung unter Spannung steht. Sie setzt sich aus den verschiedenen Phasen einer Übung zusammen: der konzentrischen Phase (Verkürzung des Muskels), der exzentrischen Phase (Verlängerung des Muskels) und der isometrischen Phase (Halten der Position). Sowohl die Geschwindigkeit der Bewegung als auch die Anzahl der Wiederholungen haben einen direkten Einfluss auf die TUT und den Trainingsreiz, den deine Muskeln während des Trainings erfahren. Langsamere Bewegungen verlängern die TUT und erhöhen damit den mechanischen Stress und die metabolische Belastung, während eine höhere Anzahl an Wiederholungen die TUT insgesamt steigert.
Eine längere TUT ist eine effektive Möglichkeit, das Trainingsvolumen zu erhöhen und kann in der Erholungsphase zu einem signifikanten Anstieg der MPS führen, was das Muskelwachstum fördert66Tran, Q. T., & Docherty, D. (2006). Dynamic training volume: a construct of both time under tension and volume load. Journal of sports science & medicine, 5(4), 707–713. 67Burd, N. A., Andrews, R. J., West, D. W., Little, J. P., Cochran, A. J., Hector, A. J., Cashaback, J. G., Gibala, M. J., Potvin, J. R., Baker, S. K., & Phillips, S. M. (2012). Muscle time under tension during resistance exercise stimulates differential muscle protein sub-fractional synthetic responses in men. The Journal of physiology, 590(2), 351–362. https://doi.org/10.1113/jphysiol.2011.221200.. Darüber hinaus kann eine längere TUT auch aerobe Anpassungen wie eine erhöhte Kapillardichte, ein größeres Mitochondrienvolumen und eine verbesserte oxidative Kapazität fördern – Anpassungen, die normalerweise durch Ausdauertraining erreicht werden68Mang, Z. A., Ducharme, J. B., Mermier, C., Kravitz, L., de Castro Magalhaes, F., & Amorim, F. (2022). Aerobic Adaptations to Resistance Training: The Role of Time under Tension. International journal of sports medicine, 43(10), 829–839. https://doi.org/10.1055/a-1664-8701..
Tipp: Langsames Tempo, traditionelles Training und Dropset-Training sind effektive Methoden zur Verlängerung der TUT, die nicht nur die Muskelausdauer und Hypertrophie, sondern auch die Kraft fördern. Diese Trainingsansätze sind besonders vielseitig und wirkungsvoll, da sie gleichzeitig die muskuläre und aerobe Leistungsfähigkeit steigern.
Kontraktionstyp (konzentrisch/exzentrisch)
Die Art der Muskelaktivität ist eine wichtige Variable beim Training zum Muskelaufbau. Wie bereits im Abschnitt zur TUT erwähnt, gibt es drei Haupttypen von Muskelkontraktionen, die spezifische Auswirkungen auf unterschiedliche Trainingsparameter haben. Der Kontraktionstyp beeinflusst nicht nur die Muskelhypertrophie, sondern auch die Anpassungen der Muskelfasern und das gesamte Trainingsergebnis.
Übersicht der Kontraktionstypen
Kontraktionstyp | Beschreibung | Beispiel | Vorteile für Muskelaufbau |
---|---|---|---|
Konzentrisch | Muskel verkürzt sich gegen eine Last | Anheben der Hantel beim Bizeps-Curl | Steigert Kraft und Muskelmasse |
Exzentrisch | Muskel dehnt sich gegen eine Last | Absenken der Hantel nach einem Bizeps-Curl | Erzeugt mehr mechanischen Stress, führt zu größerer Hypertrophie |
Isometrisch | Muskel hält eine Position ohne Längenänderung | Halten der Hantel in der Mitte eines Bizeps-Curls | Verbessert Muskelstabilität und Kraftausdauer |
Exzentrisch vs. konzentrisch
Exzentrisches Training bietet im Vergleich zu konzentrischem Training einige spezifische Vorteile, insbesondere wenn es um den Muskelaufbau geht. Bei exzentrischen Kontraktionen, bei denen der Muskel während der Verlängerung gegen einen Widerstand arbeitet, können höhere Lasten bewältigt werden. Dies erzeugt eine größere mechanische Spannung, die zu einer stärkeren Hypertrophie führt, besonders in den schnell zuckenden Muskelfasern. Studien zeigen, dass exzentrische Bewegungen tendenziell effektiver für den Muskelaufbau sind als konzentrische69Schoenfeld, B. J., Ogborn, D. I., Vigotsky, A. D., Franchi, M. V., & Krieger, J. W. (2017). Hypertrophic Effects of Concentric vs. Eccentric Muscle Actions: A Systematic Review and Meta-analysis. Journal of strength and conditioning research, 31(9), 2599–2608. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000001983. 70Roig, M., O'Brien, K., Kirk, G., Murray, R., McKinnon, P., Shadgan, B., & Reid, W. D. (2009). The effects of eccentric versus concentric resistance training on muscle strength and mass in healthy adults: a systematic review with meta-analysis. British journal of sports medicine, 43(8), 556–568. https://doi.org/10.1136/bjsm.2008.051417.. Dies liegt daran, dass die erhöhte Spannung und Last bei exzentrischen Übungen spezifische Anpassungen in der Muskelarchitektur fördern, wie etwa eine Zunahme des Muskelquerschnitts und eine verbesserte Leistungsfähigkeit in Bezug auf Kraft, Power und Geschwindigkeit71Douglas, J., Pearson, S., Ross, A., & McGuigan, M. (2017). Chronic Adaptations to Eccentric Training: A Systematic Review. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 47(5), 917–941. https://doi.org/10.1007/s40279-016-0628-4.. Ungeachtet dessen können beide Kontraktionsmodi eine signifikante Muskelhypertrophie fördern.
Relevanz für das Training zum Muskelaufbau
Da traditionelles Widerstandstraining routinemäßig sowohl konzentrische als auch exzentrische Phasen beinhaltet, bietet es bereits eine ausgewogene Mischung aus beiden Kontraktionsarten, was eine umfassende Muskelentwicklung begünstigt. Während exzentrische Kontraktionen durch ihre höhere mechanische Belastung ein größeres Muskelwachstum fördern können, tragen konzentrische und isometrische Kontraktionen ebenfalls effektiv zur Muskelhypertrophie bei, ohne die Muskulatur so stark zu belasten72Oranchuk, D. J., Storey, A. G., Nelson, A. R., & Cronin, J. B. (2019). Isometric training and long-term adaptations: Effects of muscle length, intensity, and intent: A systematic review. Scandinavian journal of medicine & science in sports, 29(4), 484–503. https://doi.org/10.1111/sms.13375.. Um den Muskelaufbau zu maximieren, ist es daher ideal, alle drei Kontraktionstypen in einem Trainingsprogramm zu kombinieren.
Dennoch kann es sinnvoll sein, das Training gezielt mit Phasen exzentrischer Überlastung zu ergänzen, um maximale Hypertrophie und Kraftzuwächse zu erzielen. Dies kann durch Techniken wie Negativtraining oder den Einsatz spezieller Geräte, die eine exzentrische Überlastung ermöglichen, erreicht werden. Für die Durchführung isolierter exzentrischer Übungen können jedoch spezielle Geräte oder externe Unterstützung erforderlich sein. Gleichzeitig ist auf eine ausreichende Regeneration zu achten, um das Risiko von Muskelkater und Übertraining zu minimieren und nachhaltige Fortschritte beim Muskelaufbau zu erzielen.
Tipp: Unabhängig vom Trainingsniveau sollten Anfänger, Fortgeschrittene und erfahrene Athleten alle drei Kontraktionstypen (konzentrisch, exzentrisch und isometrisch) in ihr Trainingsprogramm einbeziehen, um optimale Ergebnisse im Muskelaufbau zu erzielen.
Tempo (Geschwindigkeit der Ausführung)
Eine oft übersehene Variable, die sich ebenfalls auf das Muskelwachstum auswirken kann, ist die Wiederholungsdauer. Die Dauer entspricht der Summe der konzentrischen, exzentrischen und isometrischen Komponenten einer Wiederholung und hängt vom Tempo ab, in dem die Wiederholung durchgeführt wird. Sowohl schnelle als auch langsame Bewegungen haben spezifische Vorteile, die je nach Muskelgruppe und Trainingsziel variieren können.
Langsames Tempo
Langsame und kontrollierte Wiederholungen verlängern die TUT (Time Under Tension), was das Trainingsvolumen und den metabolischen Stress erhöht. Dies kann für den Muskelaufbau besonders vorteilhaft sein, da eine längere TUT zu einer höheren mechanischen Belastung und zu einer Muskelhypoxie (Sauerstoffmangel im Muskel) führt, die den hypertrophen Reiz verstärken kann. Gleichzeitig kann eine längere exzentrische Zeit unter Spannung die Muskelhypertrophie fördern und indirekt die Kraft erhöhen, ohne negative Auswirkungen auf die neuronalen Anpassungen zu haben. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass extrem langsame Wiederholungen (über 10 Sekunden pro Wiederholung) weniger effektiv sein können, da sie möglicherweise nicht ausreichen, um alle motorischen Einheiten zu rekrutieren, insbesondere die schwer aktivierbaren (hochschwelligen) Einheiten.73Schoenfeld, B. J., Ogborn, D. I., & Krieger, J. W. (2015). Effect of repetition duration during resistance training on muscle hypertrophy: a systematic review and meta-analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 45(4), 577–585. https://doi.org/10.1007/s40279-015-0304-0.
Schnelles Tempo
Schnelle und explosive Wiederholungen verkürzen die TUT, erfordern aber ein höheres Maß an neuronaler Kontrolle. Sie können durch die maximale Rekrutierung motorischer Einheiten das Muskelwachstum effektiv fördern und führen oft zu größeren Muskelschäden, was den hypertrophen Reiz zusätzlich verstärkt. Während schnellere konzentrische Geschwindigkeiten tendenziell besser für neuronale Anpassungen und größere Kraftgewinne sind, kann die Kombination aus einer schnellen konzentrischen Phase und einer langsameren exzentrischen Phase möglicherweise die besten Ergebnisse für die Muskelhypertrophie liefern, insbesondere bei Muskelgruppen wie dem Bizeps, der eine größere Anzahl schnell zuckender Typ-2-Muskelfasern aufweist74Wilk, M., Zajac, A., & Tufano, J. J. (2021). The Influence of Movement Tempo During Resistance Training on Muscular Strength and Hypertrophy Responses: A Review. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 51(8), 1629–1650. https://doi.org/10.1007/s40279-021-01465-2. 75Hackett, D. A., Davies, T. B., Orr, R., Kuang, K., & Halaki, M. (2018). Effect of movement velocity during resistance training on muscle-specific hypertrophy: A systematic review. European journal of sport science, 18(4), 473–482. https://doi.org/10.1080/17461391.2018.1434563..
Optimales Tempo zum Muskelaufbau
Für den Muskelaufbau kann eine Wiederholungsdauer von 0,5–8 Sekunden effektiv sein. Dabei gibt es keinen klaren Vorteil für eine bestimmte Dauer in diesem Bereich, wenn es nur um Muskelaufbau geht. Daher scheint es die beste Strategie zu sein, sowohl langsame als auch schnelle Tempi in dein Training einzubauen. Langsame exzentrische Bewegungen, die etwa 4–6 Sekunden dauern, erhöhen die Zeit unter Spannung (TUT) und fördern die Hypertrophie durch eine erhöhte mechanische Belastung. Im Gegensatz dazu sind schnellere konzentrische Bewegungen, die etwa 1–2 Sekunden dauern, besonders effektiv für neuronale Anpassungen und Kraftsteigerungen. Praktisch bedeutet das, dass du langsame exzentrische Phasen mit schnelleren konzentrischen Phasen kombinieren solltest.
Diese Mischung maximiert die TUT, ohne die Qualität der Übung durch extrem langsame oder schnelle Tempi zu beeinträchtigen. Die ideale TUT für einen Satz liegt zwischen 20–70 Sekunden und kann je nach Trainingserfahrung, Art der Übung und Ermüdungszustand angepasst werden. Dadurch lässt sich ein guter Kompromiss zwischen mechanischer Belastung und Muskelermüdung erreichen. Der spezifische Nutzen der Geschwindigkeit hängt jedoch auch von der Muskelgruppe, der verwendeten Belastung und den individuellen Trainingszielen ab, sodass du je nach Trainingserfahrung, Art der Übung und Ermüdung Anpassungen vornehmen kannst.
Tipp: Nutze sowohl langsame als auch schnelle Tempi im Training, um die Vorteile beider Geschwindigkeiten auszuschöpfen. Anfänger und Fortgeschrittene sollten den Fokus eher auf langsame bis moderate Tempi legen, während Profis je nach Gewicht, Wiederholungen und Zielen zwischen langsamen, moderaten und schnellen Tempi variieren können.
Erholungszeit (Pausenlänge)
Pausen sind die Erholungsphasen zwischen den einzelnen Sätzen oder auch zwischen den einzelnen Übungen während des Trainings. Die Länge der Pausen hat einen großen Einfluss auf die Muskelregeneration, die metabolischen und hormonellen Reaktionen und die Gesamtleistung während des Trainings, was sich direkt auf die Kraftentwicklung und die hypertrophe Reaktion auswirken kann.
Kurze Pausen
Kurze Pausen (≤ 30 Sekunden) erhöhen den metabolischen Stress, was einen hypertrophen Reiz auslösen kann, beeinträchtigen jedoch die Kraftleistung und können die Anzahl der Wiederholungen in den folgenden Sätzen verringern. Dies macht kurze Pausen weniger optimal, um maximale Hypertrophie zu erreichen.
Moderate Pausen
Moderate Pausen (1–2 Minuten) bieten einen guten Kompromiss, da sie eine ausreichende Erholung ermöglichen und gleichzeitig den metabolischen Stress hoch genug halten, um den anabolen Reiz zu maximieren. Diese Dauer wird häufig als optimal für das Muskelwachstum angesehen, da sie eine hohe mechanische Spannung und erhöhten metabolischen Stress fördert, was zu einer stärkeren hormonellen Reaktion und verbessertem Muskelwachstum führt.
Lange Pausen
Lange Pausen ( ≥ 3 Minuten) ermöglichen eine vollständige Erholung der Kraft und können ein höheres Trainingsvolumen erlauben, reduzieren jedoch den metabolischen Stress, was zu einer schwächeren hormonellen Reaktion führen kann. Dies könnte die anabole Reaktion und damit das Muskelwachstum abschwächen.
Empfehlungen zur Pausenlänge im Muskelaufbau-Training
Für den Muskelaufbau sind Pausen zwischen den Sätzen von mehr als einer Minute ideal, da sie ein höheres Trainingsvolumen ermöglichen, was die mechanische Spannung und somit die Muskelhypertrophie fördert76Grgic, J., Lazinica, B., Mikulic, P., Krieger, J. W., & Schoenfeld, B. J. (2017). The effects of short versus long inter-set rest intervals in resistance training on measures of muscle hypertrophy: A systematic review. European journal of sport science, 17(8), 983–993. https://doi.org/10.1080/17461391.2017.1340524.. Die optimale Pausenlänge kann jedoch von der Trainingsintensität, der Art der Übung und den individuellen Zielen ab. Beispielsweise gibt es Hinweise darauf, dass längere Pausen (> 2 Minuten) notwendig sind, um die Muskelkraftzuwächse im Krafttraining zu maximieren, während bei Untrainierten auch moderate Pausen von 60–120 Sekunden ausreichen können, um Kraftzuwächse zu erzielen77Grgic, J., Schoenfeld, B. J., Skrepnik, M., Davies, T. B., & Mikulic, P. (2018). Effects of Rest Interval Duration in Resistance Training on Measures of Muscular Strength: A Systematic Review. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 48(1), 137–151. https://doi.org/10.1007/s40279-017-0788-x..
Auch bei (nahezu) maximaler Belastung und komplexen Mehrgelenkübungen, wie Freihantelübungen, sind längere Pausen oft sinnvoll, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten und die Ermüdung zu reduzieren. Bei submaximalen Lasten und Maschinen bzw. Isolationsübungen können auch kürzere Pausen (60–90 Sekunden) effektiv sein, um den metabolischen Stress zu erhöhen, der ein Faktor für den Muskelaufbau ist. Fortgeschrittene Trainierende profitieren evtl. davon, die Pausenlänge zu variieren: Starte z. B. mit anspruchsvolleren Grundübungen und längeren Pausen, um das Trainingsvolumen zu maximieren und wechsle später zu Isolationsübungen und kürzeren Pausen, um den metabolischen Stress zu erhöhen.
Tipp: Für Anfänger und Fortgeschrittene sind Pausen von 1–2 Minuten gut geeignet, um Muskeln aufzubauen. Bei schweren Grundübungen im fortgeschrittenen Training können 2–3 Minuten sinnvoll sein, während bei moderater Intensität 1–2 Minuten ausreichen.
Fokus (Mind-Muscle-Connection)
Ein Begriff, der beim Training zum Muskelaufbau häufiger fällt, ist der „Fokus“, auch „Mind-Muscle-Connection“ genannt. Dabei geht es darum, während einer Übung bewusst an die Aktivierung eines bestimmten Muskels zu denken (interner Fokus) anstatt sich auf die gesamte Bewegung oder das Heben des Gewichts zu konzentrieren (externer Fokus). Ein interner Fokus kann dazu beitragen, die Muskelaktivierung zu erhöhen kann, was den hypertrophen Reiz verstärkt und zu größerem Muskelwachstum führen kann78Calatayud, J., Vinstrup, J., Jakobsen, M. D., Sundstrup, E., Brandt, M., Jay, K., Colado, J. C., & Andersen, L. L. (2016). Importance of mind-muscle connection during progressive resistance training. European journal of applied physiology, 116(3), 527–533. https://doi.org/10.1007/s00421-015-3305-7.. Es gibt nur begrenzte Hinweise darauf, dass ein interner Fokus einem externen Fokus überlegen ist, wenn das Ziel die Maximierung der Hypertrophie ist – zumindest in bestimmten Muskelgruppen79Schoenfeld, B. J., Vigotsky, A., Contreras, B., Golden, S., Alto, A., Larson, R., Winkelman, N., & Paoli, A. (2018). Differential effects of attentional focus strategies during long-term resistance training. European journal of sport science, 18(5), 705–712. https://doi.org/10.1080/17461391.2018.1447020..
Diese Erkenntnisse stützen teilweise die im Bodybuilding weit verbreitete Behauptung, dass eine „Mind-Muscle-Connection“ das Muskelwachstum fördert. Allerdings kann es für untrainierte Personen schwierig sein, während des Trainings eine „Mind-Muscle-Connection“ herzustellen, die sich jedoch mit zunehmender Trainingserfahrung verbessern kann. Zudem kann ein interner Fokus auch nachteilig sein und die muskuläre Ausdauer80Grgic, J., & Mikulic, P. (2021). Effects of Attentional Focus on Muscular Endurance: A Meta-Analysis. International journal of environmental research and public health, 19(1), 89. https://doi.org/10.3390/ijerph19010089. und Effizienz, einschließlich der Kraftleistung beeinträchtigen81Wulf, G. (2013). Attentional focus and motor learning: A review of 15 years. International Review of Sport and Exercise Psychology, 6(1), 77-104. https://doi.org/10.1080/1750984X.2012.723728. 82Grgic, J., Mikulic, I., & Mikulic, P. (2021). Acute and Long-Term Effects of Attentional Focus Strategies on Muscular Strength: A Meta-Analysis. Sports (Basel, Switzerland), 9(11), 153. https://doi.org/10.3390/sports9110153. 83Neumann D. L. (2019). A Systematic Review of Attentional Focus Strategies in Weightlifting. Frontiers in sports and active living, 1, 7. https://doi.org/10.3389/fspor.2019.00007. 84Chua, L. K., Jimenez-Diaz, J., Lewthwaite, R., Kim, T., & Wulf, G. (2021). Superiority of external attentional focus for motor performance and learning: Systematic reviews and meta-analyses. Psychological bulletin, 147(6), 618–645. https://doi.org/10.1037/bul0000335.. Auch wenn dies kein Problem darstellen könnte, wenn das primäre Ziel eine verstärkte Muskelhypertrophie ist, sollte der Fokus im Training immer bewusst auf das jeweilige Trainingsziel abgestimmt werden.
Tipp: Wenn du Muskelwachstum fördern möchtest, konzentriere dich bewusst auf den Muskel, den du trainierst. Diese „Mind-Muscle-Connection“ kann den hypertrophen Reiz verstärken. Passe deinen Fokus aber immer an dein spezifisches Trainingsziel an, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Erweiterte Methoden und Intensitätstechniken
Ein effektives Training zum Muskelaufbau kombiniert mechanische Spannung und metabolischen Stress, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Die wichtigsten Variablen haben wir bereits beleuchtet. Jetzt geht es um Intensitätstechniken – fortgeschrittene Methoden, die darauf abzielen, den muskulären Reiz zu maximieren und das Muskelwachstum noch weiter anzukurbeln85Krzysztofik, M., Wilk, M., Wojdała, G., & Gołaś, A. (2019). Maximizing Muscle Hypertrophy: A Systematic Review of Advanced Resistance Training Techniques and Methods. International journal of environmental research and public health, 16(24), 4897. https://doi.org/10.3390/ijerph16244897..
Blood Flow Restriction (BFR)
Blood Flow Restriction (BFR) ist eine innovative Technik im Training zum Muskelaufbau, die bereits bei den Intensitätstechniken kurz erwähnt wurde. Bei dieser Technik wird die Blutzufuhr zu den Muskeln durch eine externe Kompression, z. B. eine Manschette oder ein Tourniquet, eingeschränkt. Dadurch entsteht ein hoher metabolischer Stress, der das Muskelwachstum auch bei geringer Belastung fördert. Studien haben gezeigt, dass BFR in Kombination mit leichtem Krafttraining ähnliche Muskelzuwächse erzielen kann wie schweres Training86Lixandrão, M. E., Ugrinowitsch, C., Berton, R., Vechin, F. C., Conceição, M. S., Damas, F., Libardi, C. A., & Roschel, H. (2018). Magnitude of Muscle Strength and Mass Adaptations Between High-Load Resistance Training Versus Low-Load Resistance Training Associated with Blood-Flow Restriction: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 48(2), 361–378. https://doi.org/10.1007/s40279-017-0795-y. 87Centner, C., Wiegel, P., Gollhofer, A., & König, D. (2019). Effects of Blood Flow Restriction Training on Muscular Strength and Hypertrophy in Older Individuals: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 49(1), 95–108. https://doi.org/10.1007/s40279-018-0994-1.. Dies gilt insbesondere für längere Trainingsprogramme von mindestens 8 Wochen und einem Druck von über 150 mmHg88Slysz, J., Stultz, J., & Burr, J. F. (2016). The efficacy of blood flow restricted exercise: A systematic review & meta-analysis. Journal of science and medicine in sport, 19(8), 669–675. https://doi.org/10.1016/j.jsams.2015.09.005.. Das BFR-Training kann von Vorteil sein, wenn man die hohen Belastungen höherer Trainingsintensitäten nicht verträgt. Zu beachten ist, dass der Manschettendruck den Trainingseffekt und das subjektive Empfinden beeinflusst, wobei ein niedrigerer Druck häufig als angenehmer empfunden wird.
Supersätze
Bei Supersätzen werden zwei Übungen ohne Pause hintereinander ausgeführt, entweder für die gleiche Muskelgruppe oder für antagonistische Muskelgruppen (z. B. Bizeps und Trizeps) oder abwechselnd für Ober- und Unterkörper. Diese Technik erhöht die Trainingsintensität und spart Zeit, da die Erholungsphasen verkürzt werden.
- Vorteile:
- Erhöht die Trainingsintensität und spart Zeit.
- Fördert die Ausdauer und kann das Trainingsvolumen erhöhen.
- Nachteile:
- Erhöhte Ermüdung kann die Leistung in späteren Sätzen verringern.
- Risiko der Überlastung, besonders bei komplexen Übungen.
Vorermüdung (Pre-Exhaustion)
Bei der Vorermüdung wird eine Muskelgruppe durch eine isolierte Übung ermüdet, bevor eine komplexe Mehrgelenkübung für dieselbe Muskelgruppe durchgeführt wird. Diese Technik wird häufig von Bodybuildern eingesetzt, um die Aktivierung des Zielmuskels zu erhöhen und seine Hypertrophie zu fördern.
- Vorteile:
- Ermöglicht eine gezielte Belastung und bessere Aktivierung des Zielmuskels.
- Kann die Hypertrophie des Zielmuskels fördern.
- Nachteile:
- Mögliche Reduzierung des Trainingsvolumens bei Mehrgelenkübungen.
- Ermüdung kann die Trainingsleistung insgesamt beeinträchtigen.
Dropsätze
Durchführung eines Satzes bis zur Erschöpfung, dann sofortiges Reduzieren des Gewichts und Fortsetzung der Übung.
- Vorteile:
- Erzeugt hohen metabolischen Stress, der das Muskelwachstum fördern kann.
- Ermöglicht das Ausschöpfen der Muskelkraft bis zur Erschöpfung.
- Nachteile:
- Kann zu Übertraining und erhöhter Erschöpfung führen.
- Erfordert längere Erholungszeiten zwischen den Trainingseinheiten.
Sarcoplasma-stimulierendes Training (SST)
SST besteht aus Sätzen von 70–80 % des 1RM bis zur Erschöpfung, gefolgt von einer kurzen Pause (ca. 20 Sekunden), dann wird das Gewicht um ca. 20 % reduziert und ein weiterer Satz ausgeführt. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt, oft mit einem bestimmten Tempo (z.B. 4/0/1/0) und einem statischen Halten am Ende.
- Vorteile:
- Erzeugt einen hohen metabolischen Stress, der zu einer akuten Zunahme der Muskelmasse führen kann.
- Besonders effektiv zur kurzfristigen Vergrößerung des Muskelquerschnitts.
- Nachteile:
- Erfordert genaue Kontrolle der Pausen und Lasten, was für weniger Erfahrene herausfordernd sein kann.
- Langfristige Auswirkungen auf das Muskelwachstum sind noch unklar.
Verlängerte exzentrische Phase (Langsame Negative)
Verlangsamung der Abwärtsbewegung (exzentrische Phase) einer Übung, um die Zeit unter Spannung (TUT) zu erhöhen.
- Vorteile:
- Kann durch verlängerte Spannungszeiten die Muskelhypertrophie fördern.
- Erhöht die Kontrolle über die Bewegung und fördert das Muskelgefühl.
- Nachteile:
- Erhöht das Risiko von Muskelkater durch höhere Belastung.
- Kann die Dauer des Trainings erheblich verlängern.
Cluster-Sätze
Sätze mit kurzen Pausen (20–60 Sekunden) zwischen den Wiederholungen, wodurch die Belastung aufrechterhalten wird, ohne die Intensität zu verringern.
- Vorteile:
- Erlaubt ein höheres Trainingsvolumen mit intensiven Belastungen.
- Reduziert die Ermüdung durch kurze Pausen zwischen den Wiederholungen.
- Nachteile:
- Komplex in der Anwendung und erfordert genaue Zeitsteuerung.
- Kann die Gesamttrainingszeit verlängern.
Exzentrisch akzentuiertes Training (Eccentric Overload)
Überladen der Muskeln während der exzentrischen Phase einer Bewegung durch den Einsatz von Zusatzgewichten, die nach der exzentrischen Phase entlastet werden.
- Vorteile:
- Erhöht den mechanischen Stress auf die Muskeln und fördert das Muskelwachstum.
- Nutzt die erhöhte Kraft bei exzentrischen Bewegungen effektiv.
- Nachteile:
- Erhöht das Risiko von Verletzungen durch höhere Belastungen.
- Erfordert oft spezielle Ausrüstung oder Unterstützung.
Low-Load-Resistance-Training (LLRT) mit BFR
Kombination von niedrigen Gewichten (LLRT) mit eingeschränkter Blutzirkulation (BFR), bei der eine Manschette verwendet wird, um den arteriellen Blutfluss zu reduzieren und den venösen Rückfluss zu begrenzen.
- Vorteile:
- Führt zu hohem metabolischem Stress und fördert die Muskelhypertrophie auch bei niedrigen Lasten.
- Kann das Training schonender für die Gelenke gestalten.
- Nachteile:
- Risiko von unangenehmen Gefühlen oder Taubheit durch die Manschetten.
- Erhöht das Risiko von Kreislaufproblemen, wenn es nicht korrekt durchgeführt wird.
Empfehlungen für den Einsatz von Intensitätstechniken
Wenn du dein Training auf das nächste Level bringen willst, kannst du verschiedene Intensitätstechniken nutzen, um deine Ziele effektiver zu erreichen. Hier sind ein paar Strategien, die dir helfen können, dein Muskelwachstum zu maximieren und Plateaus zu überwinden:
- Zeit sparen und effizient trainieren: Nutze Supersätze (Agonist-Antagonist oder Ober- und Unterkörper), Drop-Sätze und Cluster-Sätze, um dein Training zeiteffizienter zu gestalten und gleichzeitig den Trainingsreiz hochzuhalten.
- Mechanische Spannung maximieren: Setze auf ein akzentuiertes exzentrisches Training, um die Last in der exzentrischen Phase zu erhöhen und das Muskelwachstum zu fördern.
- Metabolischen Stress steigern: Verwende Drop-Sätze, SST und LLRT mit BFR, um den metabolischen Stress zu erhöhen und den hypertrophen Reiz zu verstärken.
- Plateaus durchbrechen und Abwechslung schaffen: Nutze diese Techniken, um Plateaus zu überwinden und Monotonie im Training zu vermeiden, wenn es nur begrenzte Belege für ihre Überlegenheit gibt.
- Kontrollierte exzentrische Phasen: Halte ein schnelles, aber kontrolliertes Tempo (~2 Sekunden) in der exzentrischen Phase ein, um den Trainingseffekt zu maximieren, ohne die Trainingsdauer unnötig zu verlängern.
Wenn du als fortgeschrittener Athlet neue Reize setzen möchtest, kannst du verschiedene Intensitätstechniken ausprobieren, um Plateaus zu überwinden und dein Training abwechslungsreich und effizient zu gestalten – das spart Zeit und bringt neuen Schwung in deine Einheiten. Setze z. B. BFR gezielt ein, um den metabolischen Stress bei geringerer Belastung zu erhöhen. Achte dabei auf den richtigen Manschettendruck, um Komfort und Sicherheit zu gewährleisten.
Trainingsplanung: Darauf kommt es an
Unsere körperliche Leistungsfähigkeit kann je nach Tageszeit schwanken, was viele von uns vielleicht schon bemerkt haben. Aber macht es wirklich einen Unterschied, ob wir morgens oder abends trainieren? Und wie beeinflusst die Planung unseres Trainings, auch Periodisierung genannt, den Muskelaufbau?
Tageszeit und Training
Die Tageszeit kann einen Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit haben, wobei viele Menschen ihre maximale Kraft abends erreichen89https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25645125/.. Interessanterweise zeigt die Forschung, dass sich das Kraftniveau bei regelmäßigem Training am Morgen so anpassen kann, dass es dem abendlichen Kraftniveau ähnelt. Trotz der Unterschiede in der Kraftleistung zu verschiedenen Tageszeiten bleibt der Zuwachs an Muskelmasse bei Trainingseinheiten am Morgen oder Abend ähnlich90Grgic, J., Lazinica, B., Garofolini, A., Schoenfeld, B. J., Saner, N. J., & Mikulic, P. (2019). The effects of time of day-specific resistance training on adaptations in skeletal muscle hypertrophy and muscle strength: A systematic review and meta-analysis. Chronobiology international, 36(4), 449–460. https://doi.org/10.1080/07420528.2019.1567524.. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die biochemischen Reaktionen im Muskel, die für das Muskelwachstum verantwortlich sind, zu verschiedenen Tageszeiten vergleichbar sind. Es scheint also weniger darauf anzukommen, ob man morgens oder abends trainiert. Stattdessen solltest du die Trainingszeit gemäß deinen individuellen Vorlieben so wählen, dass sie gut in deinen Tagesablauf passt und langfristig zur Aufrechterhaltung deiner Trainingsroutine beiträgt.
Periodisierung
Periodisierung ist eine systematische Methode zur Gestaltung von Trainingsprogrammen, bei der die Belastung gezielt über die Zeit variiert wird, um ein kontinuierliches Muskelwachstum zu fördern und Plateaus zu vermeiden. Trainingsvariablen wie Intensität und Umfang werden in festgelegten Intervallen angepasst, um den Trainingsreiz herausfordernd und effektiv zu halten, da sich der Körper schnell an gleichbleibende Reize anpasst.
Arten der Periodisierung
Es gibt verschiedene Periodisierungsmodelle:
- Klassische (lineare) Periodisierung: Diese ist durch ein hohes anfängliches Trainingsvolumen und eine niedrige Intensität gekennzeichnet. Im Verlauf des Trainings nimmt das Volumen ab und die Intensität allmählich zu. Dies dient der Verbesserung grundlegender Fitnessvariablen wie Kraft und Schnellkraft.
- Reverse (umgekehrte) Periodisierung: Zu Beginn ist die Intensität am höchsten und das Volumen am geringsten. Danach nimmt die Intensität über einen längeren Zeitraum ab und das Volumen mit jeder Phase zu. Dies ist besonders nützlich, um die lokale Muskelausdauer zu verbessern.
- Undulierende (nicht-lineare) Periodisierung: Intensität und Volumen variieren innerhalb eines Trainingszyklus, oft täglich oder wöchentlich. Die Belastung wechselt systematisch oder zufällig, z. B. zwischen schweren, mittelschweren und leichten Trainingseinheiten. Diese Methode ist flexibel und effektiv für verschiedene Leistungsziele.
- Blockperiodisierung: Das Training wird in spezialisierte Phasen oder „Blöcke“ unterteilt, die jeweils auf ein spezifisches Trainingsziel wie Hypertrophie, Kraft oder Ausdauer ausgerichtet sind. Diese Methode ermöglicht es, sich in jeder Phase intensiv auf einen bestimmten Leistungsbereich zu konzentrieren, um maximale Fortschritte zu erzielen, bevor zum nächsten Ziel übergegangen wird.
Ist eine Periodisierung sinnvoll?
Die Periodisierung des Trainings ist nicht immer mit Vorteilen verbunden, kann aber je nach Trainingsziel und Trainingsstatus von Nutzen sein. Studien zeigen, dass periodisierte Programme im Allgemeinen effektiver bei der Steigerung der Maximalkraft sind als nicht-periodisierte Ansätze, wobei trainierte Athleten häufig mehr von einer undulierenden Periodisierung profitieren91Williams, T. D., Tolusso, D. V., Fedewa, M. V., & Esco, M. R. (2017). Comparison of Periodized and Non-Periodized Resistance Training on Maximal Strength: A Meta-Analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 47(10), 2083–2100. https://doi.org/10.1007/s40279-017-0734-y. 92Moesgaard, L., Beck, M. M., Christiansen, L., Aagaard, P., & Lundbye-Jensen, J. (2022). Effects of Periodization on Strength and Muscle Hypertrophy in Volume-Equated Resistance Training Programs: A Systematic Review and Meta-analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 52(7), 1647–1666. https://doi.org/10.1007/s40279-021-01636-1.. Was die Muskelhypertrophie betrifft, können sowohl mit einem periodisierten als auch nicht-periodisierten Ansatz ähnliche Ergebnisse erzielt werden93Grgic, J., Lazinica, B., Mikulic, P., & Schoenfeld, B. J. (2018). Should resistance training programs aimed at muscular hypertrophy be periodized? A systematic review of periodized versus non-periodized approaches. Science & Sports, 33(3), e97-e104. https://doi.org/10.1016/j.scispo.2017.09.005.. Dies gilt auch für unterschiedliche Periodisierungsmodelle (undulierend vs. linear)94Grgic, J., Mikulic, P., Podnar, H., & Pedisic, Z. (2017). Effects of linear and daily undulating periodized resistance training programs on measures of muscle hypertrophy: a systematic review and meta-analysis. PeerJ, 5, e3695. https://doi.org/10.7717/peerj.3695. 95Evans J. W. (2019). Periodized Resistance Training for Enhancing Skeletal Muscle Hypertrophy and Strength: A Mini-Review. Frontiers in physiology, 10, 13. https://doi.org/10.3389/fphys.2019.00013..
Dennoch kann im Bodybuilding und bei erfahrenen Athleten eine gezielte Periodisierung sinnvoll sein, um Plateaus zu überwinden und Übertraining zu vermeiden96Alves, R. C., Prestes, J., Enes, A., de Moraes, W. M. A., Trindade, T. B., de Salles, B. F., Aragon, A. A., & Souza-Junior, T. P. (2020). Training Programs Designed for Muscle Hypertrophy in Bodybuilders: A Narrative Review. Sports (Basel, Switzerland), 8(11), 149. https://doi.org/10.3390/sports8110149. 97Helms, E. R., Fitschen, P. J., Aragon, A. A., Cronin, J., & Schoenfeld, B. J. (2015). Recommendations for natural bodybuilding contest preparation: resistance and cardiovascular training. The Journal of sports medicine and physical fitness, 55(3), 164–178.. Dabei wird das Training systematisch angepasst, um den Trainingsreiz aufrechtzuerhalten und eine kontinuierliche, progressive Überlastung zu gewährleisten. Bodybuilder strukturieren ihre Trainingsphasen häufig in intensive Off-Season-Phasen mit hohen Umfängen und wettkampfvorbereitende Phasen, in denen der Trainingsumfang reduziert und die Trainingsintensität variiert wird, um den Körperfettanteil zu reduzieren und die Muskulatur optimal zu präsentieren. Diese Flexibilität in der Trainingsplanung hilft, das Verletzungsrisiko zu minimieren und gleichzeitig maximale Fortschritte zu erzielen. Wer eine maximale Muskelhypertrophie anstrebt, sollte sich auf das Trainingsvolumen und eine progressive Überlastung konzentrieren, während die Verwendung oder Wahl eines Periodisierungsmodells eine Frage der individuellen Präferenz sein kann.
Cardiotraining neben dem Krafttraining
Regelmäßiges Cardiotraining ist hervorragend geeignet, um deine allgemeine Fitness zu verbessern. Allerdings besteht das Risiko eines „Interferenzeffekts“, bei dem das Ausdauertraining die Ergebnisse deines Krafttrainings, wie Muskelaufbau und Kraftzuwächse, beeinträchtigen kann98Wilson, J. M., Marin, P. J., Rhea, M. R., Wilson, S. M., Loenneke, J. P., & Anderson, J. C. (2012). Concurrent training: a meta-analysis examining interference of aerobic and resistance exercises. Journal of strength and conditioning research, 26(8), 2293–2307. https://doi.org/10.1519/JSC.0b013e31823a3e2d.. Wie stark dieser Effekt ist, hängt von verschiedenen Faktoren, wie der Art, Dauer, Häufigkeit und dem Timing des Cardiotrainings ab. Wenn du Cardiotraining in deinen Muskelaufbauplan integrieren möchtest, solltest du diese potenziellen Wechselwirkungen im Auge zu behalten.
Effekte von gleichzeitigem Kraft- und Ausdauertraining (Concurrent-Training)
Die Forschung zeigt, dass gleichzeitiges Kraft- und Ausdauertraining i. d. R. keinen signifikanten Einfluss auf die Gesamtmuskelhypertrophie und die Maximalkraft des Ober- und Unterkörpers hat99Schumann, M., Feuerbacher, J. F., Sünkeler, M., Freitag, N., Rønnestad, B. R., Doma, K., & Lundberg, T. R. (2022). Compatibility of Concurrent Aerobic and Strength Training for Skeletal Muscle Size and Function: An Updated Systematic Review and Meta-Analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 52(3), 601–612. https://doi.org/10.1007/s40279-021-01587-7. 100Pito, P. G., Cardoso, J. R., Tufano, J., & Guariglia, D. (2022). Effects of Concurrent Training on 1RM and VO2 in Adults: Systematic Review with Meta-analysis. International journal of sports medicine, 43(4), 297–304. https://doi.org/10.1055/a-1506-3007.. Allerdings gibt es auf der Ebene der Muskelfasern, insbesondere der langsamen Typ-I-Fasern, Hinweise auf negative Effekte, besonders wenn Laufen als Ausdauerform genutzt wird. Dies führt jedoch nicht zwangsläufig zu Unterschieden in der Gesamtmuskelhypertrophie101Lundberg, T. R., Feuerbacher, J. F., Sünkeler, M., & Schumann, M. (2022). The Effects of Concurrent Aerobic and Strength Training on Muscle Fiber Hypertrophy: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 52(10), 2391–2403. https://doi.org/10.1007/s40279-022-01688-x.. Darüber hinaus könnte die Kombination von hochintensivem Intervalltraining (HIIT) mit Krafttraining weniger vorteilhaft für die Muskelfaserhypertrophie sein als ein reines Krafttraining102Monserdà-Vilaró, A., Balsalobre-Fernández, C., Hoffman, J. R., Alix-Fages, C., & Jiménez, S. L. (2023). Effects of Concurrent Resistance and Endurance Training Using Continuous or Intermittent Protocols on Muscle Hypertrophy: Systematic Review With Meta-Analysis. Journal of strength and conditioning research, 37(3), 688–709. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000004304.. Andere Studien zeigen hingegen, dass HIIT keine negativen Effekte auf die Muskelhypertrophie oder die Maximalkraft des Oberkörpers hat, obwohl die Kraft des Unterkörpers beeinträchtigt sein könnte, insbesondere bei HIIT auf dem Fahrrad103Sabag, A., Najafi, A., Michael, S., Esgin, T., Halaki, M., & Hackett, D. (2018). The compatibility of concurrent high intensity interval training and resistance training for muscular strength and hypertrophy: a systematic review and meta-analysis. Journal of sports sciences, 36(21), 2472–2483. https://doi.org/10.1080/02640414.2018.1464636.. Verschiedene Arten des Ausdauertrainings scheinen also unterschiedliche Auswirkungen auf die Muskelhypertrophie und die Kraftleistung zu haben, v. a. auf die Kraft der unteren Extremitäten. In diesem Zusammenhang könnte HIIT-Training in Form von Laufen dazu beitragen, potenziell nachteilige Interferenzeffekte auf Kraftleistung und Muskelmasse zu minimieren104Chen, Y., Feng, X., Huang, L., Wang, K., & Mi, J. (2024). Comparative efficacy of concurrent training types on lower limb strength and muscular hypertrophy: A systematic review and network meta-analysis. Journal of exercise science and fitness, 22(1), 86–96. https://doi.org/10.1016/j.jesf.2023.12.005..
Empfehlungen zur Kombination von Kraft- und Ausdauertraining
In der Regel kannst du neben dem Krafttraining auch ein Cardiotraining absolvieren, ohne dass sich das nachteilig auf deine Fortschritte beim Muskelaufbau und bei der Kraftentwicklung auswirkt. Das Trainingsvolumen sollte aber nicht zu hoch sein. Wenn möglich, ist es ratsam das Kraft- und Ausdauertraining zeitlich voneinander zu trennen – idealerweise durch mehrere Stunden oder, noch besser, durch Training an verschiedenen Tagen. So kannst du potenzielle negative Effekte auf die Kraft und Muskelhypertrophie minimieren. Wenn du keine andere Möglichkeit hast und beide Trainingsarten in einer Einheit kombinieren musst, starte immer mit dem Krafttraining. Dadurch wird die Kraftanpassung im Unterkörper gefördert105Murlasits, Z., Kneffel, Z., & Thalib, L. (2018). The physiological effects of concurrent strength and endurance training sequence: A systematic review and meta-analysis. Journal of sports sciences, 36(11), 1212–1219. https://doi.org/10.1080/02640414.2017.1364405.. Andernfalls kann es vor allem bei trainierten Personen zu negativen Auswirkungen auf die Kraftentwicklung kommen, insbesondere wenn zwischen dem Kraft- und Ausdauertraining keine ausreichende Pause (> 2 Stunden) eingehalten wird106Petré, H., Hemmingsson, E., Rosdahl, H., & Psilander, N. (2021). Development of Maximal Dynamic Strength During Concurrent Resistance and Endurance Training in Untrained, Moderately Trained, and Trained Individuals: A Systematic Review and Meta-analysis. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 51(5), 991–1010. https://doi.org/10.1007/s40279-021-01426-9.. Wer auf Nummer sicher gehen will, plant seine Trainingseinheiten so, dass genügend Zeit zwischen Kraft- und Ausdauertraining liegt oder diese an unterschiedlichen Tagen durchgeführt werden, um Interferenzeffekte zu minimieren.
Die Tageszeit spielt beim Muskelaufbau eine eher untergeordnete Rolle, solange du regelmäßig trainierst und das Training gut in deinen Alltag integrierst. Falls du jedoch Kraft- und Cardiotraining an einem Tag einplanst, empfiehlt es sich, das Krafttraining zuerst zu absolvieren oder die beiden Einheiten zeitlich zu trennen. Eine durchdachte Periodisierung, bei der du die Trainingsvariablen gezielt variierst, unterstützt einen kontinuierlichen Trainingsfortschritt und vermeidet Übertraining. Dadurch kannst du langfristig optimale Ergebnisse erzielen und dein Training effizient gestalten.
Regeneration: Der oft unterschätzte Faktor
Bisher haben wir uns ausführlich mit dem Training und den einzelnen Trainingsvariablen beschäftigt. Mindestens genauso wichtig ist jedoch die Regeneration – ein oft unterschätzter, aber elementarer Bestandteil jedes Trainingsprogramms, insbesondere im Hinblick auf den Muskelaufbau. Es ist nicht nur das Training, das deine Muskeln wachsen lässt, sondern v. a. die Erholung zwischen den Einheiten. Ohne ausreichende Regeneration kann selbst das härteste Training nicht seine volle Wirkung entfalten.
Schlaf und Erholung
Schlaf ist weit mehr als nur eine Pause zwischen den Trainingseinheiten. Während du schläfst, arbeitet dein Körper auf Hochtouren, um die durch das Training verursachten Schäden zu reparieren und die Muskeln wachsen zu lassen. In der Tiefschlafphase werden vermehrt Wachstumshormone ausgeschüttet, die für die Regeneration und das Muskelwachstum wichtig sind. Außerdem sorgt guter Schlaf dafür, dass du am nächsten Tag wieder voll leistungsfähig bist. Schlafmangel kann die Regeneration erheblich beeinträchtigen und den Muskelaufbau verlangsamen. Eine Studie hat z. B. gezeigt, dass akuter Schlafentzug die MPS um 18 % reduziert, den Cortisolspiegel um 21 % erhöht und den Testosteronspiegel um 24 % senkt – alles Faktoren, die den Muskelaufbau negativ beeinflussen107Lamon, S., Morabito, A., Arentson-Lantz, E., Knowles, O., Vincent, G. E., Condo, D., Alexander, S. E., Garnham, A., Paddon-Jones, D., & Aisbett, B. (2021). The effect of acute sleep deprivation on skeletal muscle protein synthesis and the hormonal environment. Physiological reports, 9(1), e14660. https://doi.org/10.14814/phy2.14660. 108Charest, J., & Grandner, M. A. (2020). Sleep and Athletic Performance: Impacts on Physical Performance, Mental Performance, Injury Risk and Recovery, and Mental Health. Sleep medicine clinics, 15(1), 41–57. https://doi.org/10.1016/j.jsmc.2019.11.005.. Deshalb sollte ein ausreichender und vor allem erholsamer Schlaf ein fester Bestandteil deines Trainingsplans sein – genauso wie das Training selbst.
Active Recovery
Aktive Erholung klingt vielleicht widersprüchlich, ist aber tatsächlich ein wichtiger Bestandteil eines effektiven Trainingsplans. Anstatt nach einem harten Training auf der Couch zu liegen, kann leichte Bewegung wie Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen die Durchblutung und damit den Abtransport der beim Training entstandenen Stoffwechselprodukte fördern. Diese moderate körperliche Aktivität hilft, Muskelkater zu reduzieren und die Muskeln wieder fit für die nächste Trainingseinheit zu machen. Auch Yoga oder Dehnübungen können in dieser Phase sinnvoll sein, um Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu erhöhen. Active Recovery trägt also dazu bei, dass du schneller wieder einsatzbereit bist, ohne den Körper zusätzlich zu belasten.
Übertraining vermeiden
Mehr ist nicht immer besser – das gilt besonders für das Training. Übertraining kann entstehen, wenn du deinem Körper nicht genügend Zeit zur Erholung gibst. Die Symptome sind vielfältig und reichen von anhaltender Müdigkeit und Leistungsabfall über Schlafstörungen bis hin zu psychischen Veränderungen und erhöhter Verletzungsanfälligkeit109Kreher, J. B., & Schwartz, J. B. (2012). Overtraining syndrome: a practical guide. Sports health, 4(2), 128–138. https://doi.org/10.1177/1941738111434406.. Wenn du feststellst, dass du dich trotz ausreichendem Schlaf und ausreichender Ernährung über Wochen und Monate ständig schlapp fühlst, kann Übertraining die Ursache sein. Hier ist es wichtig, auf die Signale des Körpers zu hören und gegebenenfalls einen Gang zurückzuschalten. Ein gut strukturierter Trainingsplan mit ausreichenden Erholungsphasen hilft, Übertraining zu vermeiden und deine Fortschritte langfristig zu sichern.
Viel hilft nicht immer viel und manchmal ist weniger mehr. Der Weg zu mehr Muskelmasse führt nicht nur über die Hantelbank, sondern auch über das richtige Maß an Erholung. Nur wer seinem Körper die nötige Zeit zur Regeneration gibt, kann langfristig optimale Ergebnisse erzielen.
Fortschrittsmessung und Plananpassung
Jeder, der ernsthaft Muskelaufbau betreibt, weiß, dass es nicht nur darum geht, im Fitnessstudio vollen Einsatz zu zeigen, sondern auch darum, die eigenen Fortschritte im Blick zu behalten und den Trainingsplan regelmäßig zu optimieren. Ohne eine klare Vorstellung davon, wo man steht und was man noch verbessern kann, ist es schwierig, die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Fortschritte richtig messen: Veränderungen dokumentieren
Um sicherzugehen, dass dein Trainingsprogramm die gewünschten Ergebnisse bringt, ist es wichtig, deine Fortschritte regelmäßig zu messen. Muskelaufbau lässt sich nicht nur an optischen Veränderungen wie der Zunahme der Muskelmasse festmachen, sondern auch an Leistungssteigerungen. Regelmäßige Fotos und Körpermaße, wie z. B. Umfänge und Körperfettanteil, können hilfreich sein, um die körperliche Transformation zu dokumentieren. Notiere auch Trainingsgewichte, Wiederholungen und Sätze, um genau zu sehen, ob du stärker wirst. Achte darauf, selbst subtile Fortschritte zu erkennen, wie z. B. eine Erhöhung der Wiederholungen oder des Trainingsgewichts. Regelmäßige Selbstreflexion und Dokumentation unterstützen dich dabei, deine Trainingsbelastung gezielt anzupassen und Übertraining zu vermeiden110Saw, A. E., Main, L. C., & Gastin, P. B. (2016). Monitoring the athlete training response: subjective self-reported measures trump commonly used objective measures: a systematic review. British journal of sports medicine, 50(5), 281–291. https://doi.org/10.1136/bjsports-2015-094758. 111Balk, Y., & Englert, C. (2019). Recovery self-regulation in sport: Theory, research, and practice. International Journal of Sports Science & Coaching, 15(2). https://doi.org/10.1177/1747954119897528. 112Helms, E. R., Kwan, K., Sousa, C. A., Cronin, J. B., Storey, A. G., & Zourdos, M. C. (2020). Methods for Regulating and Monitoring Resistance Training. Journal of human kinetics, 74, 23–42. https://doi.org/10.2478/hukin-2020-0011.. Diese Aufzeichnungen sind nicht nur dazu da, Erfolge zu feiern, sondern auch Rückschritte rechtzeitig zu erkennen.
Anpassung des Plans: Wann und wie optimieren?
Auch der beste Trainingsplan verliert seine Wirkung, wenn er nicht regelmäßig angepasst wird. Muskelaufbau ist ein Prozess, bei dem der Körper ständig gefordert wird. Sobald sich dein Körper an eine bestimmte Belastung gewöhnt hat, stagniert der Fortschritt113Kataoka, R., Hammert, W. B., Yamada, Y., Song, J. S., Seffrin, A., Kang, A., Spitz, R. W., Wong, V., & Loenneke, J. P. (2024). The Plateau in Muscle Growth with Resistance Training: An Exploration of Possible Mechanisms. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 54(1), 31–48. https://doi.org/10.1007/s40279-023-01932-y.. Hier kommt das Konzept der Progression ins Spiel: Wenn die Leistung stagniert oder die Muskelmasse nicht weiter zunimmt, ist es an der Zeit, den Trainingsplan zu überdenken. Das kann bedeuten, die Gewichte zu erhöhen, das Volumen anzupassen, neue Übungen einzuführen oder die Trainingsfrequenz zu verändern, um den Reiz effektiv aufrechtzuerhalten. Auch wenn ein periodisiertes Training für den Muskelaufbau kein Muss ist, kann eine gewisse Abwechslung eine kontinuierliche Anpassung von Kraft und Hypertrophie fördern, da sie gezielte Variationen und effektive Erholungsphasen ermöglicht114Fisher, J., Steele, J., Smith, D., & Gentil, P. (2018). Periodization for optimizing strength and hypertrophy: The forgotten variables. Journal of Trainology, 7(1), 10-15. https://doi.org/10.17338/trainology.7.1_10..
Die folgende Abbildung veranschaulicht kompakt verschiedene Möglichkeiten, um im Training Fortschritte zu erzielen und progressive Überlastung zu erreichen:
Training feinjustieren: Trainingsfrequenz & Co.
Ein Beispiel: Wenn bestimmte Körperpartien im Muskelwachstum zurückbleiben, obwohl du dort Kraftzuwächse erzielst, kann es sinnvoll sein, die Trainingsfrequenz zu erhöhen und den betreffenden Muskel öfter pro Woche zu trainieren, um ihm mehr Wachstumsreize zu geben. Bleibt der Kraftzuwachs jedoch aus, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass der Muskel sich nicht ausreichend regenerieren kann. In diesem Fall wäre es sinnvoll, die Trainingsfrequenz zu reduzieren. Dies ist besonders wichtig bei Muskelgruppen wie den Beinen, vor allem wenn man im Beruf schwere körperliche Arbeit verrichtet. Hier kann es sinnvoll sein, das Beintraining aufzuteilen und die einzelnen Muskelgruppen seltener, dafür aber gezielter zu trainieren, um eine Überlastung zu vermeiden.
Ernährung im Blick behalten
Achte darauf, dass du nicht nur deinen Trainingsplan, sondern auch deine Ernährung regelmäßig anpasst – beides muss stimmen, um kontinuierliche Fortschritte zu erzielen. Wenn dein Körper nicht genügend Kalorien und Nährstoffe wie Proteine, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine und Mineralstoffe erhält, kann er nicht optimal funktionieren. Dies führt zu einer verminderten Trainingsleistung und Regenerationsfähigkeit. Ohne eine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr kann auch der beste Trainingsplan nicht die gewünschten Ergebnisse liefern.
Eine regelmäßige Anpassung des Trainingsplans und eine konsequente Erfolgskontrolle tragen wesentlich zum langfristigen Erfolg beim Muskelaufbau sie. Sie ermöglichen es dir, immer wieder neue Reize zu setzen und deinen Körper dazu zu bringen, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das hält dich nicht nur auf Kurs, sondern stellt auch sicher, dass du stetig Fortschritte erzielst und mögliche Plateaus vermeidest oder überwindest.
Fazit: Dein Weg zum Muskelaufbau
Muskelaufbau ist ein individueller Prozess, für den es nicht den einen perfekten Plan gibt. Was wirklich zählt, ist die Kombination aus Konsequenz, Freude am Training und der Bereitschaft, den Plan bei Bedarf anzupassen. Regelmäßiges Krafttraining führt im Vergleich zu einem inaktiven Lebensstil immer zu mehr Muskelmasse, Kraft und Fitness. Allein die Entscheidung, aktiv zu werden und deine Muskeln zu fordern, bringt dich also einen großen Schritt nach vorne.
Individuell und vielseitig
Das Tolle am Training zum Muskelaufbau ist, dass du viele Möglichkeiten, deinen Trainingsplan individuell zu gestalten. Letztlich führen verschiedene Kombinationen aus Intensität, Volumen und Frequenz zum Ziel, und es liegt an dir, herauszufinden, was für dich am besten funktioniert. Eine grobe Orientierung könnte sein, 2–3-mal pro Woche mit moderaten bis hohen Gewichten zu trainieren, jeweils 3–4 Sätze pro Übung zu absolvieren und dabei Lasten von mindestens 30 % deines maximalen Gewichts (1RM) zu verwenden. Diese Methode fördert nachweislich sowohl die Muskelhypertrophie als auch die Kraftentwicklung115Weakley, J., Schoenfeld, B. J., Ljungberg, J., Halson, S. L., & Phillips, S. M. (2023). Physiological Responses and Adaptations to Lower Load Resistance Training: Implications for Health and Performance. Sports medicine – open, 9(1), 28. https://doi.org/10.1186/s40798-023-00578-4..
Mit Spaß zum Erfolg
Vergiss nicht: Widerstandstraining soll nicht nur effektiv sein, sondern auch Spaß machen. Trotz vieler Studien und Empfehlungen ist das Wichtigste, dass du dich beim Training wohl fühlst und es dir ein besseres Lebensgefühl gibt. Auch regelmäßige, weniger strukturierte Einheiten können Fortschritte bringen, insbesondere für Anfänger oder Menschen, die einfach nur aktiver werden wollen. Wenn du jedoch spezielle oder fortgeschrittene Ziele verfolgst, ist eine sorgfältige Planung oft der Schlüssel zu besseren und gezielteren Ergebnissen. Falls die Freude am Training nachlässt oder sich deine Regeneration verschlechtert, zögere nicht, Anpassungen vorzunehmen – sei es bei der Trainingsfrequenz, dem Volumen oder der Intensität. Dein Körper wird es dir danken.
Jedes Training ist besser als kein Training! Du brauchst keinen „perfekten“ Trainingsplan, um Muskeln aufzubauen – jede Trainingseinheit bringt dich weiter, solange du konsequent und mit Spaß bei der Sache bleibst. Bleib dran und genieße den Prozess – die Fortschritte werden folgen!